Montag, 27. Oktober 2008

Von Vögeln und Menschen - Vol. 1

Nein, der Titel ist nicht 18+. Jeder, der das denkt,
bitte nochmal genau lesen. Das erste Wort endet auf
einem N, nicht auf einem M! Deshalb geht es um die
Gattung der Flugtiere, und nicht um den Akt der
Fortpflanzung. Nun, zumindest nicht primär.

In letzter Zeit habe ich einige Erfahrungen hier im www
sammeln dürfen - um etwas präziser zu sein hier im wkw.
Und ich habe einige Kritik für meine Blogs erhalten,
das zumeist von Männern. Man stelle sich vor (und ich
als Frau habe da ganz schön mit den Ohren
geschlackert!): Männer wollen Liebe!
An alle Frauen, die gerade mit offenem Mund den letzten
Satz gelesen haben, es stimmt wirklich. Männer wollen
nicht primär Sex mit einer attraktiven Frau und dann
vergessen, nein! Sie wollen Zärtlichkeit, Geborgenheit,
ein wenig Kuscheln, ein wenig Heiraten, ein wenig
Häusle bauen - zumindest erzählen mir das die Männer,
denen ich hier bei wkw begegne. Ob es stimmt? Nun, kann
ich nicht wirklich beurteilen. Bis jetzt bin ich noch
keinem mit der Maurerkelle in der einen und einem
Verlobungsring in der anderen Hand begegnet.

Aber ich habe mir ein wenig Gedanken gemacht, gerade,
weil hier im wkw genau das gleiche "Balz- und
Begattungsverhalten" herrscht wie auch im wahren
Leben. Mal als kleiner Zusatz: zwar wird das Internet
immer als "realitätsfremd" bezeichnet, die
Verhaltensmuster der Menschen im Internet sind
allerdings alles andere als nicht repräsentativ
für's wahre Leben!

Nun zu den Vögeln (es geht immer noch um die Viecher
mit Federn statt Fell!). Die Schwäne und andere
Vogelarten bleiben sich ja ein Leben lang treu. Sie
treffen sich, verlieben sich, begatten sich - okay, es
kann auch umgekehrt gehen: erst begatten, dann
verlieben. Aber dann beschließen sie, für den Rest
ihres Lebens zusammen zu bleiben. Sie genügen sich ganz
einfach! Und ja, man lese und staune: auch einem
Schwanen-Männchen mögen mehrere andere Weibchen im
Leben begegnen. Heißt lange nicht, dass diese Männchen
dann das Weibchen, dem sie treu ergeben sind, den
Laufpass geben und mit einem der anderen Weibchen
glücklich werden.
Es scheint mir irgendwie, dass die Schwäne (oder auch
die Ara's, es gibt einige Beispiele in der
Vogelwelt) den Bogen darin raushaben, sich treu zu
sein. Als hätten sie das "Bis dass der Tod euch
scheidet!" auch ohne Priester wunderbar
verinnerlicht.

Was ist nun mit den Menschen? Der Mensch möchte dem
Schwan nacheifern, möchte den Bund für's Leben
eingehen. Natürlich muss dies geschehen mit einem
Riesenpomp, das ganze muss eine große Festivität sein
mit 250+ Gästen, einem sündhaft teuren Brautkleid, dass
die Braut nur einmal im Leben trägt. Die Feierlichkeit
findet dann entweder in einer großen Kirche oder auf
dem Standesamt statt - Hauptsache vor Zeugen, nur sich
gegenseitig die Treue schwören und sich dran halten,
das wäre zu simpel.
Nach der großen Feierlichkeit kommt die hohe Zeit der
Liebe. Will heißen: die Verliebten schweben im siebten
Himmel, planen, ihr gemeinsames Nest zu bauen (wenn sie
es nicht schon längst haben) und genießen die traute
Zweisamkeit. In den meisten Fällen werden noch Kinder
geplant.

Doch dann trennen sich die Wege der Schwäne und der
Menschen: denn in über 50 % der Fälle werden die Ehen
früher oder später wieder geschieden. Obwohl sie vor
Gott und Zeugen geschlossen wurden. Und an dieser
Stelle bin ich verwirrt: der Mensch schwört dem Partner
hoch und heilig, ihm treu zu sein, in guten wie in
schlechten Zeiten, bis dass der Tod sie scheidet. Aber
nach manchmal 5 Jahren, manchmal nach 15 oder 20
Jahren, heißt es plötzlich: "Ich muss dir was
sagen:..." und dann folgt

a) das Geständnis einer Affäre, aus der mehr geworden
ist,

b) das Geständnis, dass die Partner doch nicht so
zueinander passen, wie sie es sich vorgestellt haben
oder

c) der zweite Frühling (immer gerne gesehen bei
Männern), wenn der Mann die Frau nicht mehr so
attraktiv findet oder umgekehrt sie sich von ihm
eingeengt fühlt.

Merkwürdigerweise gehen die Schwäne den
"harmonischeren" Weg - sie kriegen Kinder,
sie bleiben zusammen. Die Jahreszeiten vergehen im
Zyklus, Frühling, Sommer, Herbst, Winter... wieder
Frühling... und die Schwanenpaare haben wenig Probleme,
miteinander zufrieden zu sein. Sie ziehen die nächste
Generation groß, jedes Jahr wenn es geht, so lange, bis
es eben nicht mehr geht.

Aber wieso haben wir Menschen solche Probleme, zusammen
zu bleiben, wenn wir uns schon die Monogamie auf die
Fahnen schreiben? Dank der Religion und damit auch dem
gesellschaftlichen Dogma müssen Paare monogam leben -
alles, was bigam ist oder darüber noch hinausgeht, ist
Gotteslästerung und nicht gesellschaftsfähig. Wir
schwören uns, dass wir dem Partner, für den wir uns
entscheiden, treu bleiben - aber dann, nach der Dauer
eines Bausparvertrages, haben wir es uns anders
überlegt? Liegt es daran, dass wir alles doch nur auf
Zeit sehen, dass wir uns nicht auf Dauer treu sein
können? Wie die Wohnung, die wir nicht auf ewig
gemietet haben, die Lebensversicherung, die irgendwann
dann doch ausläuft und ausbezahlt wird - oder in
manchen Beziehungen wie der Joghurt, der zweieinhalb
Wochen nach dem Einkauf abläuft.

Oder liegt das ganze an der Auswahl? Wir gehen in den
Supermarkt, um Waschmittel zu kaufen. Aber wenn eine
Frau ihren Mann zum Waschmittel kaufen schickt, ist die
Chance 200 000 : 1, dass er das falsche Waschmittel
nach Hause bringt. Warum? Zuviel Auswahl! Persil, Rei,
Omo, Frosch, Ariel - dann flüssig oder doch Pulver, mit
Fleckensalz oder ohne, umweltfreundlich oder nicht,
Konzentrat oder doch die Riesenpackung 15 kg? Kein
Wunder, dass Männer keinen Haushalt schmeißen können,
die Waschmittelindustrie ist Schuld.
Ähnlich wie die Waschmittelindustrie verhält sich nun
die "Fortpflanzungsindustrie": wir haben bald
8 Milliarden Menschen, viele Männer, leider noch mehr
Frauen. Dadurch können es sich die Männer aussuchen,
mit wem sie sich gerade lang legen wollen - oder wem
sie die ewige Treue schwören wollen.
Vielleicht gehen deswegen so viele Ehen kaputt -
irgendwann begegnet der Mann neben der eigenen Frau
immer einem Weibchen B und C, die meistens jünger sind,
irgendwie spontaner und so neu wirken. Kein Wunder,
wenn man dann den "Treueschwur" vor einem
Kirchenaltar irgenwann vor 15 Jahren vergessen hat.
Meine Güte, weiß ich schließlich, was ich am 16 Oktober
1992 zu Abend gegessen habe? Eben! Wer soll denn dann
noch an so einen Treueschwur denken?

Gut, ich gestehe, ich hatte nicht 200+ Zeugen und einen
Pfarrer bei meinem Abendessen am 16. Oktober 1992...
aber wahrscheinlich können sich die Männer 15 Jahre
später nichtmal mehr daran erinnern, wer genau bei der
Hochzeit zu Gast war. Ich wette sogar, den Meisten wird
es schwerfallen, auf Anhieb fünf Gäste ihrer Hochzeit
zu benennen. Immer vorausgesetzt, die Hochzeit ist
länger her als 10 Jahre. Wer gestern geheiratet hat und
fünf Gäste nennen kann... nun, der hat von mir noch
kein Lob verdient!

Okay, mal so gesagt: ich glaube, wir taugen nicht zum
Vögel sein. Nicht zum "Vögeln"... dazu taugt
wohl jeder Depp, so schwer ist das jetzt auch nicht!
Obwohl ich mich gerade fragen: warum wird der
Geschlechtsverkehr allgemeinhin als "vögeln"
bezeichnet? Ich versuche das gerade durchzudenken:

Vögel balzen - das heißt, das Vogelmännchen buhlt um
die Gunst des Weibchens. Deswegen haben die Männchen
auch das bunte Federkleid.
Bei uns ist das übrigens anders: in der Menschenwelt
buhlen die Frauen mit ihren optischen Reizen um die
Gunst der Männer. Allein ihre Kleider sind bunter, ihre
Kurven fantastischer - und natürlich (wie ich auch in
einem anderen Blog erst vor wenigen Tagen lesen musste)
müssen wir Frauen bis aufs letzte Haar getrimmt,
rasiert und beigeschnitten sein - inklusive Intimzone!
Und die Männer? Die lassen bevorzugt einen Bart stehen
- obwohl gerade durch Umfrage festgestellt wurde, dass
75% der Frauen gar keinen Bart bei Männern mögen. Doch
statt sich selbst zu rasieren, verlangen die Männer von
den Frauen die Rasur der Beine, der Achselhöhlen und
der Intimzone - am Besten zweimal täglich.

Tja, ich denke doch irgendwie, der Mensch hat nicht
viel gemein mit dem Vogel - der Vogel balzt wenigstens,
um wirklich mit dem Partner zusammen zu bleiben. Wir
balzen für körperliche Bedürfnisse... der Drang eines
Orgasmus sozusagen.

Ich denke, wir sind dann doch eher wie die Katzen: die
Frauen oft rollig und die Männchen? Pieseln in
sämtliche Ecken!

Na dann soll sich noch einer wundern, warum ich mir
nicht jeden Tag die Beine rasiere... das macht mich
zwar zur Emanze, aber wenigstens spare ich dadurch
jeden zweiten Tag zehn Minuten für die wichtigen Dinge
des Lebens. Mal was Gutes lesen zum Beispiel. Vertraut
mir, Leute - man muss nicht stundenlang lesen, um ein
wenig an Geist zu gewinnen. Auch der Intellekt will in
kleinen Dosen gefüttert werden. ;-)

In diesem Sinne - eine schöne Restwoche

LG Gene :-)

PS: Beim nächsten Mal mehr ausführliches über die
Männer und ihre Eigenarten im wkw. :-P

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