Freitag, 30. Dezember 2011

Kuss, Schuss, Schluss und wech - 2011 verabschiedet sich!

Wie ich schon in der letzten Woche sagte: "Es ist viel passiert 2011!". Eigentlich ist zuviel passiert, wenn man sich all die Katastrophen und menschlichen Tragödien des Jahres anguckt. Nun, in anderthalb Tagen, ist alles vorbei. Zumindest in unseren Köpfen, denn seien wir ehrlich: die Umstellung auf ein neues Jahr zeigt keine revolutionären Neuerungen auf, die Zeitrechnung dient nur zur allgemeinen Orientierung. Und wenn ich jetzt jedem, der das hier lesen mag, erzählen würde, dass Zeit ohnehin relativ ist und alles Geschehen in einem gleichzeitigen Rhythmus abläuft, würden die Leser mich vielleicht für verrückt erklären. Also, bin ich mal wirklich verrückt und lasse mich ein auf die allgemein beim Menschen gültige Zeitrechnung und dem Ende des Jahres 2011 n. Chr.

Fragen stellen sich immer wieder, wenn man einen Schlussstrich unter das Jahr 2011 zieht. "Haben wir etwas dazugelernt?" wird in diesem Zusammenhang wohl die wichtigste Frage sein. Immerhin streben wir ein "neues Jahr" an, das alles verändern wird. Vermeintlich. Die ständige Hoffnung, dass sich alles ändern wird, führt die Menschen in eine allgemeine Euphorie, es gibt uns allen anscheinend Auftrieb, dass etwas Neues beginnt (und wenn es nur ein "neues Jahr" ist). Es werden Vorsätze geschmiedet für das neue Jahr, man nimmt sich Dinge vor, die man eigentlich theoretisch immer machen wollte, für die man aber einfach nie die Motivation hatte. Mit dem Rauchen am 27. Juli aufhören? Was ein Quatsch! Man hört am 1. Januar auf, weil das so viel besser klappt. Dass dem nicht so ist, lassen wir mal außen vor, wir möchten doch keine Illusionen zerstören. Es klingt einfach episch, am Jahresende kurz vor Mitternacht die letzte Zigarette zu rauchen und dann am 1. Januar mit einem Kater von zuviel Alkohol UND Nikotinentzug zu kämpfen. Wenn der Mensch zum Kämpfer wird, dann anscheinend richtig und mit solch einer starken Übertreibung, dass er scheitern muss. Denn machen wir uns nichts vor: wären wir im Alten Rom, wir würden auch nicht unbedingt untrainiert einem Profigladiator gegenübertreten - es sei denn, wir seien mal kurz so richtig lebensmüde. Der Punkt ist: Dinge, die man sich vornimmt, müssen gut vorbereitet sein. Wenn einem im Leben etwas nicht passt, dann wird es nach reichlicher Überlegung geändert.
Nun könnten Befürworter der Neujahrsvorsätze argumentieren, ihre Vorsätze lägen doch schon lange in der Schublade des Hinterkopfs und hätten dort schon so lange gelegen, dass es sich doch jetzt lohnen würde, diese Vorsätze endlich in die Tat umzusetzen. Dieser Einwand ist nicht falsch, aber warum klappt die Umsetzung der Vorsätze trotzdem nicht? Wahrscheinlich, weil die Vorsätze lange Zeit im Hinterkopf vor sich hingeschimmelt sind, aber darüber nachgedacht wurde nicht. Es wurde nicht richtig geplant, die meisten Vorsätze sind nicht einmal ernstzunehmen. Mehr Sport im neuen Jahr? Spätestens bei der ersten Laufrunde im Januar bei eisigen Temperaturen ist der Vorsatz über Bord geworfen. Mit dem Rauchen ist es ähnlich und den Vorsatz, weniger Alkohol zu trinken, hat keiner mehr, weil er in einer alkoholgesteuerten Gesellschaft eh nicht umzusetzen ist.

Zurück zur Frage: Was haben wir 2011 dazugelernt? Diese Frage müsste zu einer Flut von positiven Antworten führen, die uns auf die Schulter klopfen und sagen: "Weiter so, hast du gut gemacht!". Und wahrlich, wir haben doch viel gelernt, oder? Zum Beispiel haben wir spätestens im Sommer gelernt, dass in Ostafrika die Kinder immer noch an Hunger sterben, dass der jahrzehntelange Krieg in Somalia immer noch anhält. Eine Tatsache, die die Nachrichten in ihrer Selbstverliebtheit so lange vergessen hat, dass wir alle glaubten, es sei alles soweit in Butter in diesem trostlosen Fleck Erde. Und ja, dieses Land ist trostlos: eine Wüstenlandschaft durch Rodungen der Wälder, eine radikal-muslimische Miliz, die alle "Nichtgläubigen" vertreibt, wenn sie sie nicht gerade tötet oder verstümmelt. Millionen Menschen, die vor dem Tod durch die Waffe oder dem Hunger nach Kenia fliehen und dort tagelang auf Essensrationen warten (vorausgesetzt, sie halten vor Erschöpfung überhaupt noch so lange durch). Die Solidarität der Menschen im Westen hielt sich in Grenzen, schließlich ist diese Hungersnot, die 12 Millionen Menschen betrifft, eine schleichende Katastrophe, ganz ohne Fluten, Atomkatastrophen oder Erdbeben. Es geht "nur" um einen Krieg, "nur" um einen Konflikt des Glaubens und überhaupt "nur" um Afrika.
Aber (um mal einen positiven Aspekt in die Sache zu bringen) es gab auch viele Menschen, die sich durch diese Katastrophe zum Spenden animiert gefühlt haben. Und das (man beachte die Feinheit!) im Sommer, nicht zur Vorweihnachtszeit! Das Problem ist nur, die Nachricht über die Hungerkatastrophe ist aus den Nachrichten verschwunden, die Problematik existiert aber weiterhin. Nur, weil ein Zustand von "tödlich katastrophal" auf "katastrophal" heruntergesetzt wird, ist das noch lange kein "guter" Zustand. Die Flüchtlinge aus Somalia leben teilweise seit 20 Jahren (!) in Flüchtlingslagern wie dem in Dadaab, inzwischen ist sogar die Rede von getarnten muslimischen Milizkämpfern, die sich in die Flüchtlingslager einschleichen, um dort Essen abzugrasen (ein Krieger will schließlich auch bei Kräften gehalten werden!). Die Problematik in Somalia, allgemein am Horn von Afrika, ist weit tiefgreifender als eine einmalige, mehr oder weniger großzügige Spende. Die Politik im Ausland versagt, wenn es um solche Katastrophen geht; solange es nicht um wirtschaftliche Interessen geht, ist jeglicher Handlungsbedarf nicht gerechtfertigt. Und auch Angela Merkel, die dieses Jahr Afrika besuchte, um "wirtschaftliche Interessen" zu vertreten und im Wesentlichen unter anderen Qualitätswaffen aus Germany an den Afrikaner zu bringen, hat nicht wirklich Interesse am Beenden der Hungerkatastrophe in Ostafrika. Es gab eine einmalige humanitäre Hilfe, um den Rest müssen sich die Menschen dort wohl selbst kümmern. Aber (vielleicht kennen die vollgefressenen Industriemenschen das ja auch aus irgendwelchen Situationen im Leben): wo nix ist, kann auch nix hinkommen! Es ist wie im Sparwesen: wenn man ein Konto eröffnet und der Kontostand konstant bei Null Euro und Null Cent steht, kann auch nix dazukommen.

Aber es gab ja nicht nur Hungerkatastrophen in Afrika, eine ganz neue Bewegung tat sich zum Herbst hin auf: die Herbstrevolution in den Industriestaaten. Angefangen hatte alles mit dem "arabischen Frühling", bei der der westliche Zuschauer, der die Nachrichten sah, plötzlich dachte: "Hoppla! Die Leute dort können sich ja doch gegen diktatorische Regimes wehren!". Wie die Dominosteine fielen in der Folge Tunesien, Ägypten und (nach einem langen Hin und Her und Interventionen von Frankreich, den USA und Großbritannien) auch das Machtregime von Muhammar al Gaddafi in Libyen. Damit gab es ab dem Frühjahr in diesem Jahr nicht nur an dieser Stelle jeden Freitag einen neuen Blogeintrag, sondern in vielen arabischen Ländern Großdemonstrationen, in denen die Mensche für ihr Recht auf Freiheit und Demokratie kämpften. Was ist draus geworden bis zum Jahresende? Nun, Ägypten's ehemaligem Machthaber Mubarak wird der Prozess gemacht, Gaddafi wurde im Bürgerkrieg in Libyen doch irgendwann gefunden und öffentlich (inklusive einiger Mobiltelefone mit Videofunktion, die Zeuge waren) hingerichtet und es gibt/gab Neuwahlen in Ägypten und Tunesien. Gewinner dort wie dort: die muslimische Partei.
Ob das jetzt wirklich ein Sieg für diese Völker sein wird, muss die Zukunft zeigen (wofür sonst haben wir in anderthalb Tagen ein neues Jahr?). Mit der Zeit wird sich herausstellen, wie ergiebig der Protest in diesen Ländern war und auch, ob es den Menschen in Syrien gelingen wird, "Hitler 2.0", besser bekannt als Machtinhaber Assad, loszuwerden. Er hält sich hartnäckig, genauso hartnäckig wie der "Gartenzwerg Irans", Mahmud Ahmadinedschad und noch mehr haben beide gemeinsam, dass sie nicht müde werden, Opportunisten zu töten und dem Westen gleichzeitig zu drohen. Wahrscheinlich ist auch das der Grund, warum der Westen sich so furchtbar ungerne einmischt. Zwar gäbe es in diesen Ländern (im Gegensatz zu ostafrikanischen Staaten) viel Erdöl zu holen (was wirtschaftlich am Interessantesten ist für die westliche Welt), aber das Risiko, selbst ins Visier von Terror und damit Anschlägen zu geraten, ist dann doch ein wenig hoch.
Überhaupt hatten die westlichen Regierungen ab Sommer selbst allerhand zu tun: sämtliche Währungen brachen in sich anscheinend aus heiterem Himmel zusammen. Zumindest schien es so, als befänden wir uns inmitten einer Inflation; dem war zwar nicht der Fall, aber solange es Rating-Agenturen gibt, die so tun, als wären mit einem Schlag Staaten nichts mehr wert, dürfen Regierungen und Wirtschaft weiterhin zittern. Eine Frage wurde dieses Jahr durch Rating-Ageturen gewiss aufgeworfen: wieviel Macht steht (in wirtschaftlichen Fragen) der freien Wirtschaft (sprich: den Investoren) zu im Gegensatz zur Macht des Staates? Dürfen Investoren bzw. ihre Vertreter (= Rating-Agenturen) über das Schicksal ganzer Staaten und damit von Millionen Menschen entscheiden oder gehen sie damit schlichtweg zu weit?
Moralisch möchten Millionen Menschen sagen, sie gehen entschieden zu weit. Und genau aus diesem Grund wurde schnell aus dem "arabischen Frühling" der "Revolutionsherbst" im Westen der Welt. Dabei fing alles so harmlos an, in den USA, die plötzlich ein "Gewissen" bekamen. Die USA, das Vorzeigefohlen des Kapitalismus, das den Sozialismus in Europa als "Schwachstelle" abtat und den Europäern gleichzeitig gerne flächendeckenden Kommunismus vorwarf. Dieses Land ging plötzlich auf die Straße und demonstrierte gegen die 1% der Superreichen im Staat, die über den Großteil des Kapitals im Land verfügen und zulassen, dass der Rest gerade auf oder schon weit unter dem Existenzminimum vor sich hin vegitieren darf. Besonders schockierend die Entwicklung in New York, dem "Big Apple", der Stadt schlechthin, wenn es um Kapitalismus und Reichtum um jeden Preis geht, die Stadt, die alles, was mit viel Geld zu tun hat, zelebriert wie keine andere. Dort gingen die Menschen (die sich selbst die "99%" nennen) auf die Straße, direkt im Börsenviertel, der "Wall Street", und demonstrieren für mehr Fairness auf der Welt. Die Menschen wollen Jobs, sichere Jobs und damit genug Geld, um selbst überleben zu können. Ein Skandal für die 1% Superreichen, die sich plötzlich in ihrem Reichtum bedroht fühlten. Und die Politik? Die spielt natürlich wieder einmal brav den Reichen in die Hände, Demonstranten werden (ähnlich wie in arabischen Diktaturen) mit Knüppeln und Pfeffersprach in die Knie gezwungen, verhaftet und sämtlicher Versammlungsrechte mehr oder weniger beraubt. Ihnen ist plötzlich die Demonstration im Zucotti Park direkt bei der Wall Street nicht mehr erlaubt ist, doch wirklich in aufgeben wollen die Demonstranten nicht.
Schlimmer noch: plötzlich wird überall demonstriert, auch bei der "Frankfurter Börse" und in Berlin. Die Demonstrationen der Deutschen waren allerdings nur ein kleines Strohfeuer, der Deutsche ist nunmal nicht sonderlich stark, wenn es um das Durchhalten geht. Dort haben selbst die US-Amerikaner (denen man in den Vorjahren zugegebenermaßen in diesem Sinne nicht viel zugetraut hat) mehr Stärke bewiesen; Deutschland war zwar gut darin, sich die USA wieder einmal als Vorbild zu nehmen, aber an der Umsetzung hat es schlussendlich doch gemangelt. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass es uns Deutschen im Gegensatz zu den Amerikanern noch viel zu gut geht; ein zu stabiles Sozialsystem, durch das selbst Arbeitslose und Obdachlose nicht hungern müssen, sorgt im gleichen Moment für Trägheit bei den Menschen. Ein voller Bauch studiert nicht nur nicht gern, er demonstriert noch viel weniger gern. Also heißt es auch hier: wir haben nicht viel dazugelernt im Jahr 2011... nun, vielleicht wird das beim nächsten Mal (sprich: bis Ende 2012) was!

Was gibt es noch, was wir nicht gelernt haben in diesem Jahr? Ich gebe zu, ich bemühe mich gar nicht mehr, das bald vergangene Jahr noch positiv darzustellen. Es gibt zwar viele Dinge, die passiert sind, viele Einsichten, die geschehen sind in vielen Köpfen.... doch für eine flächendeckende Revolution scheint es nie auszureichen. Bester Anhaltspunkt: die Umweltpolitik. Der zuletzt grandios gescheiterte Umweltgipfel in Durban hat gezeigt, dass den Menschen die Umwelt doch ziemlich egal ist. Vielleicht nicht jedem Normalbürger (aber dort auch noch erschreckend vielen!), zumindest aber der gesamten Industrie, die den größten Ausstoß von CO2 verursachen. Allerdings... wenn CO2 wirklich unser einziges Umweltproblem wäre, ginge es uns verdammt gut! Massenhaft Verschwendung von Rohstoffen, das Abholzen der letzten Wälder auf diesem Planeten, die Verschmutzung der Weltmeere ohne Unterlass, dazu die Artenvielfalt, die täglich um 150 Arten dezimiert wird - man fragt sich, ob Mülltrennung oder die Sparsamkeit im eigenen Haushalt wirklich noch hilft, die Menschheit zu retten. Aber Halt! Stopp! Das heißt jetzt nicht, dass wir alle mit unserer eigenen Verschwendung noch hemmungsloser als ohnehin um uns werfen im Wissen, dass der Planet nicht mehr zu retten ist. Wo ist eigentlich die Einsicht, dass der kleine Beitrag von jedem Einzelnen einen großen Fortschritt bringt, hin? Wir lernen jeden Tag immer mehr und immer schneller dazu, aber ausgerechnet dieser Punkt geht uns nicht in den Schädel. Warum? Weil er nicht zum kapitalistischen Weltbild passt, dem wir uns so gerne hingeben? Nein, kein Kommunismus an dieser Stelle, aber ein wenig mehr Vernunft wäre angebracht. Experten schlagen seit Jahren Alarm, was den CO2 Ausstoß ALLER Nationen betrifft (nix mit "Die Chinesen/Inder/Brasilianer sind Schuld!") und trotzdem ändert sich am Verhalten der einzelnen Bürger sehr wenig. Jeder Weg zum Bäcker wird mit dem Auto erledigt, es muss mindestens zweimal pro Jahr ein Urlaub her (das bevorzugt per Flugzeug!) und im Verschwenden von Lebensmitteln sind wir (in Zeiten, wo 1 Milliarde Menschen weltweit unter Hunger leiden) eh Spitze!
Verzicht ist schmerzhaft, Verzicht bedeutet heutzutage, ein Verlierer zu sein... und deswegen verzichtet auch kein Mensch mehr. Wir brauchen alles - und das vorgestern! Vom besten Auto zum modernsten Tablet-PC, es muss alles da sein. Konnten wir vorher ohne leben? Ja sicher! Allerdings laut Apple-Werbung kommt gleich die Frage hinterher: Wie? Und dementsprechend benehmen sich die Konsumenten: es gibt keinen Grund, warum man ohne iPhone oder iPad weiterleben sollte, wenn das Leben mit doch "so viel schöner" ist. Wahrscheinlich war genau aus diesem Suchtkrüppel-Verhalten der Menschheit die Trauer auch so groß, als Steve Jobs dieses Jahr nach langer Krebserkrankung starb. Seitdem ist nur noch die Rede vom "Messias, der die Welt veränderte". Jesus wurde also tatsächlich reinkarniert - und zu Lebzeiten zum Messias gemacht! Schöne neue Kapitalismuswelt!

Scherz beiseite: was haben wir gelernt? Außer, dass wir alles brauchen und nix mehr hergeben wollen, dass Revolutionen nichts bringen, weil wir kein Durchhaltevermögen haben und wir uns am Ende des Tages nur für uns selbst interessieren? Wahrscheinlich wiedermal das Übliche: dass wir (heute mehr denn je) soziale Kontakte brauchen. Diese aber bitte bevorzugt über soziale Netzwerke, denn Kontakt zu realen Menschen in der realen Welt ist viel zu anstrengend und passt so gar nicht in die von Burnout und der gefühlten 60 Stunden Arbeitswoche geprägten Gesellschaft hinein. Wie gut, dass es für solche Fälle facebook, wkw und Co. gibt! Hier kann man die Stunden, die man eigentlich gar nicht hat, am Computer verbringen und mit Menschen chatten oder ihren Status kommentieren, die man entweder aus grauer Vorzeit (sprich: vor dem PC), nur sehr flüchtig oder überhaupt nicht kennt. Der Effekt: man fühlt sich diesen Menschen wesentlich verbundener, als würde man mit ihnen im wahren Leben reden. Warum? Weil man plötzlich geneigt ist, viel mehr von sich diesen Menschen preiszugeben als im wahren Leben. Sehr schnell redet man da von intimsten Details, weil man bei all der Tipperei denkt, man würde quasi mit sich selbst oder seinem persönlichen Therapeuten reden. Um so größer die Enttäuschung, wenn diese Menschen plötzlich all das gesammelte Wissen gegen einen verwenden. Immer wieder gibt es Fälle von Suizid durch soziale Netzwerke, aber das interessiert nur die Wenigsten. Mark Zuckerberg zum Beispiel am Wenigsten, der führt kurzerhand seinen neuen Clou, genannt "Timeline", ein, mit dem die Leute endgültig alles von sich preisgeben können, bis auf die Unterhose, die sie gerade an diesem Tag tragen. Aber keine Sorge: für dieses Problem wird es wohl auch bald eine Lösung geben.

Nun, das Jahr neigt sich dem Ende und auch ich frage mich, bei all der Schreiberei und allem anderen, was ich so erlebt habe: "Was habe ich dazugelernt?". Kleine, simple Weisheiten am Wegesrand, die ich aufgeschnappt habe; wie z. B. die Tatsache, dass die Rating-Agentur "Fitch" eigentlich eine Abkürzung für "Fucking Bitch" ist (Danke an Chin Meyer dafür! ;-)). Außerdem der endgültige Beschluss, dass soziale Netzwerke nutzlos, nutzloser und am Nutzlosesten sind. Und die Entdeckung, dass sich Veganer nicht nur von Rohkost ernähren (das MUSS an dieser Stelle auch mal erwähnt sein, denn die Erkenntnis, dass man ohne Fleisch fast besser leben kann als mit, glauben die Wenigsten... sie stimmt allerdings!). Ich habe festgestellt, dass die Menschen sich nur ungern ändern (mir inklusive!), den Meisten aber eine Änderung auch mal gut tun würde (mir inklusive!). Deswegen habe ich meine Neujahresvorsätze bereits jetzt in die Tat umgesetzt, mich von Menschen und Lebensweisen, die mir potenziell schaden, getrennt und mehr Zufriedenheit in mein Leben gebracht.
Sonst noch was? Ach ja, ich habe gelernt, dass ich mit Menschen, die mit der CDU was zu tun haben bzw. hatten, einfach nicht kann, egal, wie oft sie mir erklären wollen, die CDU sei eine "soziale Partei". Vielleicht stimmen die Vorurteile doch: Menschen unterschiedlicher Konfessionen können selten gut miteinander, genauso verhält es sich mit der Politik und Parteienzugehörigkeiten (dabei gehöre ich nichtmal einer Partei an!). Aber sagen wir mal so: solange diese Menschen von der CDU keine Heuchler sind, könnte ich theoretisch mit ihnen. Ich bin nur noch keinem Vertreter dieser Partei begegnet, der sich nicht als solcher entpuppt hätte! Aber dazu dient wohl das neue Jahr: damit wir wieder was Neues dazulernen! Und vielleicht wird die CDU im nächsten Jahr nicht zur "Partei non grata des Jahres" bei mir.

Ob man seine Vorsätze im neuen Jahr halten kann? Das kann ich kaum beurteilen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert - und eins weiß ich: indem ich meine Vorsätze jetzt schon umgesetzt habe, bin ich den Neujahrsvorsätze-Umsetzer einen ganzen Monat voraus. So viel zur Psychologie der Zeit.
Egal, ich wünsche allen Lesern (auch wenn es wenige sind) einen guten Rutsch ins neue Jahr, eine gute Zeit für 2012, viele Gründe zur Freude, viele zum Lachen (hab ich auf einem Kalender gelesen, den Wunsch finde ich besonders nett und übernehme ich einfach mal!) und allgemein Zufriedenheit, Demut und neue Einsichten, die dann hoffentlich auch zu Änderungen führen. Für Veränderungen ist es schließlich nie zu spät, an keinem Tag des Jahres!

In diesem Sinne, einen guten Rutsch und bis zum nächsten Freitag an gleicher Stelle.

LG Gene :-)

Freitag, 23. Dezember 2011

C.hristmette, D.urchfall, U.ntergang & der "F.luch D.er P.iraten" - Frohes Fest 2011!

Morgen ist es endlich soweit: wir werden beschenkt, besoffen, vollgefressen, aggressiv, depressiv, dann wieder fröhlich, gelassen und am 2. Weihnachtsfeiertag endgültig gelangweilt von so viel kollektiver Freizeit: Willkommen zur Weihnachtszeit 2011! Gleichzeitig mit dem größten Winterfest gibt es auch das besinnliche oder erschrockene, das fassungslose oder auch das nostalgische Zurückblicken auf das Jahr 2011, das in genau 8 Tagen der Vergangenheit angehören wird.

"Viel passiert ist dieses Jahr!", so hört man immer wieder und überall. Vor allem aber: man hört diesen Satz JEDES Jahr. Es ist ja nicht so, als gäbe es mal ein Jahr, von dem man behaupten könnte, es wäre rein gar nichts passiert. Zwar gilt 2011 insgeheim als Flopjahr, weil zumindest bei Großveranstaltungen nichts los ist, aber das hält das restliche Schicksal nicht davon ab, immer wieder ereignisreiche Geschichten zu entwickeln. Es gibt keine Olympischen Spiele oder Fussball-WMs oder -EMs? Zumindest für diese Lücke hatten sich die öffentlich-rechtlichen TV-Sender etwas ganz Tolles einfallen lassen: die Frauen-Fussball-WM! Eigentlich ein nett gemeinter Gedanke, der dann laut einhelliger Meinung direkt wieder "Blödsinn" war, als die deutsche Frauen-Nationalmannschaft frühzeitig ausschied. Japan hat's gefreut, die haben nämlich gewonnen - was dann auch so ziemlich das Einzige war, was sie dieses Jahr gewonnen haben. Nach dem Tsunami mit Atomkraftwerk-katastrophe in Fukushima und viel Mißmanagement der zuständigen Firma "Tepco" war das Einzige, was Japan noch ernten konnte, viel Mitleid, gefolgt von Unverständnis über das Verhalten der Politik und Tepco, die meinten, die "Fukushima 50" würden es im Alleingang schon richten, auch wenn sie dafür ihr Leben lassen müssen (und das eher auf kurzfristiger statt auf langfristiger Basis). Doch wie vieles im Leben ist die Katastrophe um Fukushima bei den meisten Deutschen aus den Köpfen verschwunden... was nicht weiter verwunderlich ist, immerhin ist Japan so weit entfernt. Weiter weg ist in den Köpfen wohl nur das lächerlich-hysterische Verhalten der deutschen Medien, die einheitlich unmittelbar nach dem Reaktorvorfall fragten, ob die nukleare Strahlung doch bis nach Deutschland reichen und uns alle dahinraffen könnte. Im Nachhinein kann man sagen: ja, wir leben alle noch - selbst die Deppen, die solch krude Gedanken entwickelt haben!

Krude Gedanken wäre wohl das nächstbeste Stichwort für den "Wahnsinnigen 2011", Anders Breivik. Die gute Nachricht für ihn wird wohl sein, dass er es bis zu einem eigenen wikipedia-Eintrag geschafft hat - und wahrscheinlich freut er sich sogar über den Grund: der Bombenanschlag in Oslo, den er zu verantworten hat und die Hinrichtung von 69 Menschen, meist Jugendlichen, auf der Ferieninsel Utoya. Ein Rassist, ein Terrorist allererster Güte - und wir dachten alle, das rechtsradikale Gedankengut wäre weitestgehend ausgestorben seit der Jahrtausendwende. Was haben wir uns in die Problematik "radikale Muslime" hineingesteigert, in den Glauben, das Böse trüge nur noch den Namen "Islam". Nach dem 22. Juli 2011 musste dieses Gedankengut neu definiert werden, denn nun glaubten alle, das rechtsradikale Problem bestünde zwar, aber weitestgehend nur in anderen Ländern. Es sind ja immer "die Anderen" in unseren Köpfen, wir selbst haben mit Problemen nicht viel zu tun und überhaupt: seit Hitler müssten die Menschen in Deutschland doch begriffen haben, dass rechtsradikales Gedankengut zu nix taugt.
Aber auch diesen Gedanken durften die Deutschen getrost über Bord werfen, als die Nachrichten um die "Zwickauer Terrorzelle" langsam Gestalt annahmen. Längst vergessene "Döner-Morde", die plötzlich vor der Aufklärung standen, der Mord an einer jungen Polizistin, der nie aufgeklärt werden konnte und plötzlich Teil eines rechtsradikalen Terrorpuzzles wurde. Plötzlich war Deutschland wieder im "braunen Dreck" gefangen, mit einem Mal gibt es das Problem "NPD" und "rechte Szene" wieder. Plötzlich? Das Problem war nie weg, wir haben es nur gut genug verdrängt, mussten uns keine Gedanken mehr machen und alles "passte" irgendwie wieder. Inzwischen passt nichts mehr, wir sind wieder die "Nazis", müssen uns nicht nur mit den rechtsradikalen Deppen des Landes, sondern auch mit dem eigenen Naserümpfen Ausländern gegenüber auseinandersetzen. Toleranz in einer Multikulti-Gesellschaft, ein schöner Gedanke, der wohl nie wirklich erreicht werden wird. Denn Toleranz von allen Seiten kann es nur bei allumfassendem Frieden geben, dieser ist allerdings eine Utopie wie Sagen um Vampire oder den Weihnachtsmann (wir wollen doch mal in der richtigen Jahreszeit bleiben!).

Viel schöner allerdings, als über politische oder menschliche Katastrophen zu sprechen, ist nur, alles zusammenzufassen und damit über die Finanzkrise zu sprechen. Wohlgemerkt: die globale Finanzkrise! Ich halte nichts von all dem Reden über die "Euro-Krise", denn die Krise um das Geld geht weitaus tiefer. Wer denkt, die USA seien (bei aller Klugverdauerei) besser dran, der weiß es spätestens seit dem Sommer, in dem die USA kurz davor standen, ihren Geldhahn zugedreht zu bekommen, dass die USA selbst tief im Schuldensumpf stecken. Was allerdings Barack Obama nicht davon abhält, vor den Europäern wichtige Reden zu schwingen, sie sollten gefälligst ihre "finanziellen Probleme" in den Griff bekommen. Ja, sehr weiser Rat, o Herr der zugedrehten Geldhähne! Man sollte meinen, er hätte dank der "Tea Party" und der verstrahlten Atombarbie Michele Bachmann genug Probleme, doch vielleicht geht Obama ganz andere Wege: wenn man ein Problem hat, sucht man sich einfach ein Problem, das einen gar nichts angeht und gibt dort Ratschläge. Nebeneffekt: keiner redet mehr vom Problem, das man selbst hat. Also: Mission erfüllt!
Ähnlich machen es die Chinesen, bei denen offensichtlich nur der Unterschied besteht, dass sie keine Finanzkrise haben und damit ihre Weisheitskanone auf Europa mit stärkster Munition abfeuern können. Doch selbst die Chinesen haben ihre Probleme mit faulen Krediten, die nichts taugen und eine riesige Finanzkrise, die aber dank cleverem Regime totgeschwiegen wird - ähnlich wie die Unterdrückung der Tibeter oder die Verletzung der Menschenrechte. Ai Weiwei wurde wieder einmal verhaftet (wegen Steuerhinterziehung, ganz kreativ!), dann dank Spenden von Unterstützern wieder rausgeboxt, damit ihm die nächste Anklage wegen Veruntreuung von Spendengeldern droht. Wenn es wirklich einen Teufelskreis gibt, hat er wohl sein Epizentrum in China.

Manipulation, faule Geschäfte, gelackte Menschen mit gegelten Frisuren und Prestigedenken, das über jeglichem Können steht - so ungefähr könnte man die Regierungsgeschäfte in... nein, nicht China, sondern Deutschland zusammenfassen! Willkommen bei der unfähigsten Regierung seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Gut, man könnte der jetzigen Regierung (CDU und FDP) zugute halten, sie würden ihre Arbeit doch noch ein wenig besser machen als das Regime der DDR. Aber das ist auch der einzige Punkt, den diese Regierung wohl im Regierungsquiz gewinnen kann.
Es sieht recht düster aus, schon von Anfang an. Wer indes Schuld ist am Scheitern der Regierung kann keiner sagen. Ob es wirklich an der FDP und ihrem Größenwahn liegt, man weiß es nicht. Immerhin hat der kleine Koalitionspartner bereits 2010 alles getan, um es sich so richtig mit dem Wähler zu verscherzen. Vor allem Gallionsfigur Guido Westerwelle und seine Hatz gegen Hartz IV-Empfänger und andere Stilblüten haben der Partei dauerhaft Schaden zugefügt. Obwohl ich nicht glaube, dass Deutschland auf einmal Solidarität für die Empfänger von Hartz IV empfinden. Gerade die Tatsache, dass FDP-Wähler mehrheitlich zur Oberschicht gehören, spricht dagegen. Auch arrogantes Auftreten der FDP-Politiker allgemein kann nicht der Grund gewesen sein, dass die Wähler von der Partei Abstand genommen haben, schließlich war diese Grundhaltung bereits vor den Wahlen 2009 vorhanden. Erklärungen gäbe es zuhauf, doch nur eine scheint plausibel: es wurde irgendwann jedem Wähler der FDP peinlich, überhaupt noch zu einer Partei zu stehen, die aus Mittdreißigern besteht, die von nichts aber auch gar nichts eine Ahnung haben. Wenn man schon wählen geht, möchte man das gute Gefühl haben, das Richtige (oder zumindest das Geeignete) zu wählen. Wenn sich Politiker allerdings als Dilletanten herausstellen, ist es nicht mehr vertretbar, T-Shirts mit Wahlsprüchen der FDP zu tragen.

Wer nun dachte, dass die FDP bereits 2009/10 für den politischen Tiefpunkt der schwarz-gelben Regierung gesorgt hat, hat nicht mit 2011 gerechnet, mit der CDU, der CSU, und dem Herrn zu Guttenberg. Doktor darf man ihn ja nicht mehr nennen, obwohl er das so gerne hätte. Ich sah mich schon versucht, nach meinem Artikel Er ist dann mal weg vom März 2011 vor ein paar Wochen die Fortsetzung "Er ist dann mal wieder da" zu schreiben - und das leider, leider viel früher als erwartet! Nach dem Desaster um seine "Doktorarbeit" mit fehlenden Fußnoten, von der er behauptete, sie sei "kein Plagiat" (das behauptet er im Übrigen immer noch!) und der Konsequenz (sprich: dem Rücktritt als Verteidigungsminister) gab es eine Welle von Sympathisanten, die ihm ihr Wohlwollen ausdrückten, facebook-Gruppen gründeten, damit er auch schnell wieder zurückkehren möge. Der Ruf ging wohl doch (dank Internet, dank geschärftem Gehör durch zu großes Ego, man weiß es nicht) weit genug, bis in die USA. Nicht einmal 8 Monate nach seinem Rücktritt und seiner selbst verkündeten "längeren Auszeit" ist er wieder hier und geht uns allen kräftig auf den Wecker (mit "uns allen" sind nur die gemeint, die nicht das von ihm halten, was seine Fans von ihm halten). Mal ehrlich, ich stelle mir immer noch die Frage, was dieser Mann für Deutschland konkret getan hat als Politiker, dass die Menschen so große Stücke auf ihn setzen. Er hat den Militäreinsatz am Kundus als Krieg bezeichnet... nennt sich das jetzt "ganz großes Kino", weil er eine Tatsache ausgesprochen hat? Reicht es wirklich, einfach mal ein paar Tatsachen öffentlich in den Raum zu stellen. Ganz ehrlich: wenn das der Fall ist, dann lasse ich mich bei der nächsten Bundestagswahl aufstellen, Ziel: Bundeskanzlerin, drunter tue ich es nicht!

Scherz beiseite! Die Magie um Karl-Theodor zu Guttenberg wird sich mir wohl nie erschließen, vor allem nicht die manipulative Kraft, die dieser Mann auszustrahlen scheint. Es ist plötzlich die Rede davon, diesem guten Mann eine "zweite Chance" zu geben, er selbst redet nur davon, wie unfähig sämtliche europäischen Politiker sind und dass innovative Politiker zur Zeit nicht Massenware sind. Hauptsache er ist solch eine Innovation! Im Dünnpfiff-reden ist er jedenfalls einsame Spitze. Wenn wir Glück haben, gründet zu Guttenberg (der sich sogar gegen seinen Busenfreund Horst Seehofer gewendet hat in seinem Wahn der Selbstüberzeugung) eine eigene Partei. Manche schlagen ihn ja als Parteivorsitzenden der Piraten vor, aber zu Guttenberg kann die Piraten doch auch einfach kopieren als "Piraten 2.0" oder "Piraten Copy & Paste" - DAS wäre doch mal Authentizität vom Feinsten und würde beweisen, dass zu Guttenberg sich in seinen Verhaltensmustern wirklich treu bleibt. Wetten, dass diese Partei bei der nächsten Bundestagswahl glatt die 20 Prozent-Marke knacken könnte? Mit Sorgen um die 5-Prozent-Marke fängt ein zu Guttenberg schließlich nicht an... "The world is not enough", wie schon ein Bond-Film hieß. Und wenn zu Guttenberg nicht der fleischgewordene James Bond der deutschen Politik ist, dann weiß ich es auch nicht.

Gelackte Typen gibt es allerdings nicht nur im CSU Lager, auch die große, nicht bayerische Schwester der CDU hat Vertreter dieser Spezies zu bieten. Gerade in diesen Tagen gibt es um keinen geringeren als den Bundespräsidenten persönlich hitzige Debatten: Christian Wulff, seines Zeichens Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat für sein "Einfamilienhaus" einen Privatkredit bei einem Unternehmerpärchen aufgenommen (über 500 000 Euro), außerdem hat er oft Urlaube bei verschiedensten Unternehmern verbracht... alles Luxus und Lotterleben in Reinkultur. Und das beim ersten Mann im Staat. Sowas gibt es wohl sonst nur in arabischen Totalitärstaaten. Einziger Unterschied: hier wird kein Kritiker umgebracht, der seine Stimme gegen das Staatsoberhaupt erhebt. Ansonsten werden die Kritiker hier auch nur sehr wenig Erfolg haben, denn Wulff ist (ähnlich wie zu Guttenberg) so überzeugt von sich, dass er die Kritik und die Rücktrittsrufe der Opposition einfach stur aussitzen wird. Nebenbei ist es auch fraglich, wie sehr sich Deutschland in Zeiten der Krise daran stört, dass Wulff dem Luxusleben gerne mal frönt... da die meisten Deutschen das Ganze selbst gerne hätten, werden sie wohl gönnerhaft darüber hinwegsehen. "Solange er seine Arbeit gut macht!", werden die Meisten dazu nur sagen. Aber Halt! Welche Arbeit eigentlich? Wie hat sich Wulff bemerkbar gemacht durch gute Arbeit? Es ist die gleiche Frage wie bei zu Guttenberg, man tausche einfach nur die Namen aus und fertig ist ein neues Ratespiel, ein großer Familienspaß für alle ab 6 Jahren. Was hat unser derzeitiger Bundespräsident getan, um solch ein Vertrauen beim deutschen Volk zu genießen? Diese Frage wird wohl nur Schweigen als Antwort zur Folge haben.
Die Sensation des "Rücktritts vor Weihnachten" bei Wulff bleibt dann wohl auch aus, es wäre ja auch zu schön gewesen! Die Merkel-Regierung und all ihre Strohmänner halten sich hartnäckig - übertroffen wird dieses Prinzip wohl nur durch Putin und seine derzeitige Scheinregierung in Russland, ein Platzhalter für die nächste Wahl, in der er wieder zum Präsidenten Russlands gewählt werden wird. Eins bleibt nur zu Wulff zu sagen: nicht er ist der eigentliche Fehler in der schwarz-gelben Regierung, das Problem an sich ist die Wahl der Schwarzen und Gelben zur "Biene Maja-Koalition" an sich. Wer hatte nur die bescheuerte Idee zu glauben, dass diese beiden Parteien zusammen ein besseres Deutschland schaffen würden? Mit einer Frau, die aussieht, als würde sie jeden Moment entweder in Unzufriedenheit zerfließen oder vor Müdigkeit einschlafen. Eine andere Frau, die mit knapp über 30 als Familienministerin über das Schicksal aller Generationen entscheidet und dabei aussieht, als bräuchte sie eine Zahnspange und die neueste Bravo als Toilettenlektüre, einen ehemaligen Verteidigungsminister mit Gel- und Doktorarbeitsproblemen... die Liste ist endlos. Getoppt nur durch die Unfähigkeit der FDP, ihrem Vorsitzenden Rößler, der alle anderen zurücktreten lässt (zuletzt Christian Lindner, der Fähigste unter den Unfähigen!), um seinen eigenen Posten zu erhalten. Kein Wunder also, dass die FDP inzwischen nicht mehr für "Freie Demokratische Partei" sondern für den "Fluch der Piraten" steht. Die Piraten, die bei den Parlamentswahlen in Berlin sensationelle 8,9 Prozent erreichten, sind wohl der wahre Schrecken der FDP. Nicht nur, dass die FDP dagegen alt aussah mit ihren knapp 2 Prozent, es war laut Presse eine neue Zeitrechnung im Parteiensystem Deutschlands angebrochen. Die Piratenpartei Deutschlands wurden die "Grünen 2.0", ihr Ruf nach "freiem Internet für Alle" zum Credo der iPhone-Generation. Natürlich macht es sich wunderbar, über Dinge zu reden, die gerade junge Menschen in ihrem Leben zu 80% beschäftigen, ob das allerdings politisch ein Land wirklich weiterbringt, ist eine andere Frage. Aber wer braucht schon politische Weiterentwicklung? Die Piraten bezeichnen sich ja selbst als eine "Partei des Volkes", die ausschließlich auf das Volk hört und ihren Willen im der Politik durchsetzen will. Ob das wirklich in Zukunft funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls scheint sich die anfängliche Euphorie um die Piraten inzwischen gelegt zu haben, laut bundesweiter Umfrage würden sie (wie die FDP) den Einzug in den Bundestag knapp (oder eher deutlich) verpassen. Also, abwarten und Tee (oder Whiskey, weil authentischer für Piraten!) trinken.

Vielleicht ist das überhaupt das Stichwort 2011: "Aussitzen". Der "Stresstest" wurde erst kürzlich zum "Wort des Jahres 2011" gewählt, wegen Stuttgart 21, der Eurokrise und allem anderen, was man Stress und einem gleichzeitigen Test unterziehen kann. Aber "Aussitzen" als Credo 2011 wäre viel passender - sämtliche Politiker sitzen die Kritik um ihre Person einfach aus, bis es nicht mehr geht. Zu Guttenberg und Koch-Merin sind wohl der einzige Gegenbeweis, aber bei denen ging es ja auch offensichtlich nicht mehr, die Katze um den Betrug um ihre Doktorarbeiten war aus dem Sack gelassen und daher der Rücktritt bei beiden die Konsequenz. Doch wer denkt, diese Leute würden hart auf dem Kopfsteinpflaster aufschlagen (am Besten Kopf voran!) der täuscht: Politiker haben wohl mehr als neun Leben und ihr Talent bezieht sich in erster Linie auf das Comeback, die Rettung der eigenen Haut. Wenn sie eins wohl von Geburt an haben, dann dieses Talent, plus die Rhetorik, die nichts aussagt, aber gut klingt.

Es gibt noch so viel mehr über 2011 zu sagen und (viel wichtiger!) über 2012, dem Jahr, in dem wir eh alle sterben laut Maya-Kalender (zumindest endet deren Zeitrechnung am 21. Dezember 2012). Aber all diese Theorien hebe ich mir doch lieber für das endgültige Ende des Jahres 2011 auf, nämlich am nächsten Freitag. Bis dahin wünsche ich allen Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest, viel Harmonie und Ruhe und eine gute nächste Woche... bis zum nächsten Freitag. Weil der nächste Blogeintrag kommt bestimmt!

LG Gene ;-)

Freitag, 16. Dezember 2011

Das "Fest der Heuchler" - Epilog zur Vorweihnachtsserie 2011

Der Vorweihnachtsstress bewegt sich langsam aber gewiss auf den Höhepunkt zu, es müssen Geschenke gekauft, verpackt, eventuell noch verschickt werden; hinzu kommen die xten Gedanken zur Frage, was man genau an den Festtagen macht, was gekocht wird und wie man das alles unter einen Hut kriegen soll. Nur (wie in jedem Jahr) macht sich fast keiner Gedanken darüber, wie er/sie das "Fest der Liebe" rumkriegen soll, ohne mindestens einmal den Impuls zu verspüren, die Verwandtschaft oder wahlweise sich selbst zu töten.

Das klingt zu makaber? Zugegeben, in der Vorweihnachtszeit gibt es jedes Jahr aufs Neue auch Menschen, sich ihrem eigenen und dem Leben ihrer Familie ein Ende bereiten, weil sie befürchten, dem Druck nicht mehr gewachsen zu sein. Wenn die Verschuldung so hoch ist, dass kein vernünftiges Weihnachtsfest zustande kommen kann ist es für viele anscheinend besser, aus dem Leben zu scheiden. Genau das richtet das Weihnachtsfest und der allgemeine Hype darum auch an: die Versagensangst, die so stark wächst, dass ihr Menschen nur noch durch den Tod entrinnen können. Es klingt dramatisch und übertrieben, aber jedes Jahr gibt es dieses Phänomen, vor allem zur Weihnachtszeit.

Weihnachten löst viele Gefühle aus, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass kein anderes Fest zu einer anderen Jahreszeit so viele Gefühle auslöst. Und wenn ich jetzt der Grinch wäre, würde ich anmerken, wie unnötig diese Gefühle eigentlich sind. Ich bin nicht der Grinch, aber die Bemerkung ist nicht ganz so verkehrt, wie die Menschen allgemein im Weihnachtsfieber vermuten.

In meinem Leben habe ich selbst einige Weihnachtsfeste erlebt, doch merkwürdigerweise hat der Gedanke an Weihnachten bei mir nicht diese gleichbleibend hohe Hysterie zur Folge. Die Unlust, Weihnachten zu feiern, ist bei mir Jahr für Jahr eigentlich gewachsen... allerdings nicht im Sinne eines kompletten Boykotts. Das einzige Bestreben, was der Werbe- und Konsumwahn bei mir auslöst ist, andere Wege für das Weihnachtsfest zu finden.

Es ist erschreckend, wenn man sich anguckt, zu was genau sich Weihnachten entwickelt hat: die meisten Menschen wissen nicht einmal, warum Weihnachten gefeiert wird, einzig der Gedanke an Geschenke beseelt sie, treibt sie in den Wahnsinn. Geschenke, Geschenke, Geschenke - dieses Wort, dreimal ausgesprochen, löst einen ähnlich Fluch aus wie bei Beetlejuice; wenn man ihn dreimal ruft, hat man ihn am Hals und wird ihn nie wieder los. Geschenke auch nicht, aber das ist nicht der Punkt... viel schlimmer ist das Fieber und die glasigen Augen, die die Menschen bekommen, weil sie sich wochenlang Gedanken darüber machen, was genau sie den Menschen denn nun schenken könnten. Es gab zwar noch nie in unserer Zeitrechnung so viele Möglichkeiten, einem anderen Menschen etwas zu schenken, die Auswahl an Konsumgütern ist groß wie nie, trotzdem tun sich die Menschen mit dem Schenken immer schwerer. Vielleicht ist das der einzige Teil der Subventionierung, die nicht klappt: die Menschen kriegen zwar etwas, ohne eine Gegenleistung dafür zu erbringen, aber dafür machen sie sich freiwillig auf, dem Anderen auch etwas zurückzuschenken. Und dann nimmt das Unheil seinen Lauf: die Zweifel, ob das, was man schenkt, auch wirklich das Richtige ist, treiben den Konsumenten in die tiefsten Abgründe des Wahnsinns. Also beginnt das gegenseitige "Sich-Übertrumpfen" mit Geschenken, es geht um Marken, um den höchsten Preis (oder auch um den niedrigsten, wenn man nur clever verhandelt), das beste Geschenkpapier, am Besten die beste Performance, um das Geschenk anzukündigen. Weihnachtszeit, schöne Zeit! Es wundert nur, warum die Psychiatrien in dieser Zeit nicht wachsenden Zulauf haben, denn bei diesem Treiben noch an nüchterne Geistesgesundheit zu glauben ist wirklich bekloppt!

Nun, es soll keinem das Vergnügen genommen werden, eifrig Geschenke zu kaufen für Leute, die man eigentlich nicht leiden kann in der Hoffnung, von denen dann Geschenke zurückzubekommen, die hoffentlich wesentlich mehr wert sind als das, was man selbst verschenkt hat. Schon wieder zuviel Zynismus meinerseits? Nun, erst kürzlich durfte ich lesen, dass unter 1025 befragten Kindern nur ein Bruchteil (nämlich 54) auf ihrem Wunschzettel Wünsche hatten, die nicht geschenk- oder geldorientierter Natur waren. Dabei kann man diesen Kindern nicht einmal einen Vorwurf machen, wenn sie unbedingt ein iPhone statt irgendeines Telefons oder eine XBox statt irgendeiner Spielekonsole zu Weihnachten wollen: wenn die Eltern in ihrem Markenwahn es so vormachen, macht es die nächste Generation einfach nach. Das Grundprinzip des "Höher, Schneller, Weiter" hat sich eben doch in mehr als nur bei den Olympischen Spielen durchgesetzt. Aber dann sollte doch bitte keiner heulen, wenn man sich auf einmal dem Anspruch nicht mehr gewachsen fühlt!

Leider tun immer noch viele Leute genau das, fühlen sich genervt und gestresst von der Hatz nach Weihnachtsgeschenke, leben in dem Trugschluss, sie hätten keine Freunde mehr, wenn sie dem Anspruch nach dem besten Weihnachtsgeschenk nicht gewachsen wären und benehmen sich, als hätte die ganze Welt (zumindest aber ihr gesamter Bekanntenkreis) nur auf ihre Geschenke gewartet. Natürlich, alle Geschenke sind potenziell wichtig... trotzdem erschließt sich mir einfach nicht der Grund, warum das alles mit so viel Stress verbunden sein muss und wieso die Leute zu Weihnachten in einen Geschenkewettkampf einsteigen, den sie sowieso nicht so befriedigend gewinnen können, wie sie es gerne hätten.

Doch nicht nur die Hatz auf die Geschenke ist für mich ein Grund, an Weihnachten einen Gang runterzuschalten, wo andere Menschen gnadenlos aufs Gaspedal treten. Die Entwicklung der letzten Wochen ist die gleiche wie in jedem Jahr: es wird immer dunkler in der kalten Jahreszeit (richtig kalt ist es allerdings noch nicht; wieder ein Grund für alle zu meckern, denn wir könnten eventuell keine weiße Weihnacht kriegen, oh Schande!) und passend dazu soll im Lichterglanz das Herz weit geöffnet werden - nicht unbedingt mit einem Rippenspreizer, mit ein paar Plätzchen und ein bißchen zuviel Glühwein lässt sich das Herz auch weiten (und mit ersterem auch die Taille). Und gerade hier, wo alles so besinnlich und friedlich wirken soll, wo alles scheinbar mit dem Gesang eines Knabenchors untermalt ist, egal, wohin man auch blickt, kommen sie: die Spendenaufrufe. Charity, der wohltätige Zweck, gemeinnützige Organisationen... man kann es nennen, wie man will, es kommt immer aufs Gleiche hinaus. Die Menschen freuen sich über Weihnachten und auf ihre Geschenke, gleichzeitig bekommen sie pausenlos ein schlechtes Gewissen gemacht, wie dreckig es einigen Menschen oder Tieren auf diesem Planeten geht. Denen geht es zwar das ganze Jahr schlecht, aber die Dramatik wird durch die Kälte des Winters und den eigenen Egoismus des Weihnachtskonsums schön in die Höhe getrieben. Plötzlich haben die Menschen ein Gewissen und einen offenen Geldbeutel zum geöffneten Herzen. Und keiner sagt, dass das verkehrt sei, moralisch verwerflich oder doch im Ende nur verdammt viel Heuchelei, wenn man bedenkt, dass im gesamten Jahr ansonsten fast kein Hahn nach Wohltätigkeit kräht.

Problematisch wird Charity erst, wenn man sich ansieht, WIE Charity zustande kommt. Denn statt einfach nur zu geben, damit die Menschen, die sonst nichts haben, plötzlich mal doch etwas haben, wird aus dem Zirkus um die Wohltätigkeit eine Riesenshow gemacht. Im Fernsehen türmen sich die Spendenshows wie beim Sandwich übereinander, alles wird dann wiedermal unter dem Prinzip des "höher, schneller, weiter" immer teurer, teurer und (man ahnt es!) nochmals teurer. Und im Ende gehen weit mehr Werbeeinnahmen bei den Privaten und Fernsehgebühren bei den Öffentlich-Rechtlichen für die Veranstaltung drauf als an Spendengeldern zusammenkommt. Schlimmer geht es da nur noch bei Charity-Veranstaltungen zu, bei denen prominente Gäste im privaten Rahmen geladen sind: roter Teppich, die teuersten Galabüffets (oder doch besser ein Fünf-Gänge,Sieben-Sterne-Menü vom Sternekoch Johann Lafer?), Weltstars als Live-Music-Acts... alles unter dem Deckmantel des "guten Zwecks". Super, wenn sich Prominente Champagner und sündhaft dekadente Häppchen zu Leibe führen und gleichzeitig Spenden für fast verhungerte Kinder in Afrika sammeln, die tagelang nichts zu essen sehen. Ironie des Schicksals oder doch schon auf dem besten Weg, dummdreist der Welt vorzuführen, wie sehr man eigentlich einen Scheiß auf die Welt der Armen gibt?
Es ist traurig, wenn man sieht, wieviel solche Veranstaltungen kosten und der werbeträchtige Stolz der A-, B- und C-Prominenz, wenn sie überdimensionale Pappschecks in die Kameras halten und medienwirksam ihre Großzügigkeit zur Schau stellen. Da soll man wirklich noch an das Gute im Menschen, vor allem aber an den Sinn von Weihnachten glauben?

Wohltätigkeit macht sich an Weihnachten eben besonders gut, wenn man überlegt, warum Weihnachten gefeiert wird. Die rührselige Geschichte um Maria und Josef, die nach einer Unterkunft suchten und in einem kleinen Stall den Heiland, das Jesuskind, zur Welt brachten. Wenn dieses Märchen schon die Menschen millionenfach zu Tränen rührt, können es auch locker verwaiste Kätzchen oder verhungerte Kinder in Ostafrika. All die Skepsis ist wie weggeblasen, wenn es doch nur unter dem Geist der guten Weihnacht geschieht. "Ebenezer Scrooge ist tot, es lebe Mutter Teresa!", dies wäre wohl ein noch wirksamerer Slogan für die Weihnachtszeit, wenn es um das Gute im Menschen und die Spendenfreudigkeit geht. Das Problem der Menschen ist nur, dass sie sich beim Spenden ähnlich viele Gedanken machen wie beim Sinn der Konsumgeilheit an Weihnachten... nämlich gar keine! Das Geld gibt sich aus und an Weihnachten noch ein bißchen schneller und lockerer. Wohin das Geld dann geht ist den meisten Leuten egal, denn wirklich um den guten Zweck geht es den wenigsten Spendern. Ähnlich wie bei der Prominenz mit den Kaviarhäppchen geht es dem Normalbürger um das gute Gefühl, den Bruchteil eines Moments nicht nur an sich selbst gedacht zu haben, sondern etwas ganz Uneigennütziges getan zu haben, bevor beim Kampf um das beste Geschenk wieder die Ellbogen ausgefahren werden. Und genau an diesem Punkt kriegen die Wohltätigkeitsorganisationen die Menschen, das ist die Archillessehne, an der sie gepackt werden: Solidarität mit den armen Menschen und gleichzeitig das erhabene Gefühl, ihnen geholfen zu haben. Ob nun für die Tafel oder für SOS-Kinderdörfer, wohin man sein Geld gibt ist relativ egal, Hauptsache man gibt.

Und auch dagegen ist nichts Schlechtes zu sagen, solange nicht mehr Geld bei der Sammelaktion für Bürokratie draufgeht als für den guten Zweck an sich. Wenn im Ende durch Bürokratieapparate und groß angelegte Parties, Werbegeschenke etc. mehr Geld ausgegeben wird als für den Zweck, für den die Spende gedacht war, dann stimmt irgendetwas nicht. Ab diesem Punkt sind Spenden dann genauso sinnvoll wie die Politik: mehr Geld für Unsinn ausgeben als für den Kern der Dinge sorgt nur dafür, dass irgendwer mit einer Spende unterstützt wird, aber bestimmt nicht der Bedürftige.

Da stellt sich noch die Frage, was von diesem Fest übrig bleibt außer das endlose Konsumieren von Essen, Alkohol und teuren Markengütern, Weihnachtsbäumen, die millionenfach sinnlos abgeholzt werden (obwohl wir in Zeiten des Klimawandels und immer weniger werdenden Waldbeständen leben) und schließlich heuchlerischen Werbestrategien aus dem Wohltätigkeitsbereich, die uns zusätzlich das Geld aus der Tasche ziehen. Wenn man Weihnachten mal ganz ohne Stress und richtig entspannt sehen würde, so ganz ohne Ellbogentaktik und der Hatz nach dem besten Stück Fleisch und dem größten Weihnachtsbaum, könnte man sehen, wie toll Weihnachten eigentlich ist. Plötzlich wird alles um einen herum ganz still, tausende von Lichtern glänzen (okay, sie wurden vorher gekauft... aber jetzt nicht die Romantik hier zerstören mit Konsumdiskussionen, bitte!!!) und man besinnt sich auf die Dinge zurück, die am wichtigsten sind: Familienbande (wenn man eine hat und sie leiden kann), Heimatgefühle (zumindest bei denen, die zu Hause bleiben oder zurückkehren) oder einfach Freunde, die einem am Herzen liegen. Selbst, wenn man das alles nicht hat, bleiben immer noch drei wunderbare Tage (weil Feiertage!), in denen mal im Einzelhandel nicht konsumiert wird und in denen das geschäftige Treiben des restlichen Jahres ein wenig zur Ruhe kommt. Dafür sollten wir alle dankbar sein, nicht für die XBox, die uns erwartet. Zeit, die einem geschenkt wird, ohne dass man Stress hat, DAS ist das Geschenk des Jahrtausends, gerade in Zeiten von Burnout und Depressionen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern dieses Blogs ein besinnliches Weihnachtsfest, wenig bis gar keinen Stress bei der Geschenkeauswahl und -jagd und hoffentlich die Erkenntnis, dass diese Zeit mehr Schönheit besitzt als Glühwein, mit dem man sich besaufen kann oder gutes Essen, das man sich zuhauf hinenstopft. Bis zum nächsten Eintrag am nächsten Freitag.

LG Gene :-)

Freitag, 9. Dezember 2011

Wie Clint Eastwood die Welt rettet - Punkt 4: Krisenmanagement

Krisen - es gibt sie wohl schon seit Menschengedenken, wahrscheinlich wird eine der ersten Krisen darin bestanden haben, dass die Steinzeitmenschen nicht wussten, wie sie sich vor jeglichem Wechsel des Wetters schützen sollen. Der Zustand der Krise hat sich immer mal wieder individuell oder flächendeckend in unser Leben geschlichen, alljährlich auch kurz vor Weihnachten. Selten sind die Menschen verzweifelter als zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich überlegen müssen, was sie ihren Liebsten schenken müssen. Es sind zwar noch gut zwei Wochen bis zum Fest, aber für die Panik, nicht mehr das Richtige für die Richtigen zu bekommen, ist es nie zu früh! Gerade in diesen Zeiten dürfte es dem Normalbürger nicht schwerfallen zu verstehen, was es bedeutet, in einer Krise zu stecken; und damit müsste auch das Verständnis für die Politiker europa- bzw. weltweit auf einem ganz hohen Level sein, wenn man sich anguckt, was diese in Krisenzeiten so alles stemmen sollen: die Welt soll vor allem gerettet werden, vor Finanz- wie Klimakatastrophen. Die Politik wird immer mehr zu dem Leim, der das wacklige Konstrukt unserer Gesellschaft zusammenhalten soll. Es gibt 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten und ein paar Tausend Politiker sollen das regeln, wofür eigentlich jeder einzelne von uns zuständig wäre - kann so etwas überhaupt funktionieren? Warum sollte nicht gleich ein Mann ganz allein das Kindchen schaukeln?

Nun, ich bin schon mehrfach für meinen Vorschlag, Clint Eastwood diese Welt (oder speziell Deutschland) retten zu lassen, kritisiert worden - was hat Clint Eastwood bitte mit Politik zu tun? Für alle Unwissenden: Clint Eastwood war bereits Politiker, zwar nur als Bürgermeister tätig, aber diesen Job hat er weitaus besser gemacht als Adolf Sauerland in Duisburg. Zugegeben, die Latte, die Herr Sauerland hingelegt hat, ist nicht sonderlich hoch und die Unverschämtheit, nach der Katastrophe bei der letzten Love Parade 2010 nicht zurückzutreten und auf dem Chefsessel kleben zu bleiben, ist derart unglaublich, dass man im Schockzustand nicht einmal mehr den Kopf darüber schütteln kann. Es gibt eben Menschen, die unverschämter sind als andere; meist sind das Menschen, die für die Politik so gar nicht geeignet sind. Wenn man das allerdings hochrechnet, sind rund 75% aller Politiker für ihre Jobs ungeeignet. Aber ob Clint Eastwood dazugehört, wage ich stark zu bezweifeln. Wenngleich er als Repräsentant der Republikanischen Partei Bürgermeister war und es meiner Meinung nach schon ein Kapitalverbrechen ist, diese Partei überhaupt zu sympathisieren. Im Ende kommt es immer darauf an (wie bei allen Dingen im Leben), was unterm Strich dabei herauskommt. Und an dieser Stelle hat Eastwood in seiner knapp zweijährigen Politikerkarriere seinen Job nicht schlecht gemacht. Aber genug der Erklärungen und der Schleichwerbung für Herrn Eastwood, es gibt Krisen von einem zum anderen Ende des Raumes zu schieben!

Diese Woche fand in Durban in Südafrika eine Klimakonferenz statt. Die Sorgen waren schon im vorneherein groß, da das Kyoto-Protokoll ausläuft und eine neue Lösung zur Rettung des ökologischen Gleichgewichts hermusste, damit die Erde überhaupt gerettet werden kann. Machen wir uns indes nichts vor: die Erde ist lange nicht mehr zu retten, denn eine Rettung à la Hollywood würde "...and they lived happily ever after" (auf gut Deutsch: und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage) bedeuten. Der Schaden, den die Menschheit in den letzten 150 Jahren allerdings verursacht hat, ist durch keine Kehrtwende mehr auszugleichen, keine Lösung kann den Planeten wieder so reinigen, dass er jungfräulich in neuem Glanz erstrahlt. Wie mit allem ist es auch hier: wenn die Unschuld erstmal weg ist, ist sie weg. Deswegen sollte man sich auch sehr gut überlegen, ob man die Unschuld aufgeben möchte. Und über die Unschuld der Erde wurde schon vor Generationen entschieden, vielleicht naiv und ohne an Morgen zu denken, aber es wurde entschieden. Zupf und weg war sie, die Reinheit und Unschuld des Planeten Erde! Und nun sitzen Politiker und Experten aus aller Welt in Durban und diskutieren... und diskutieren... und diskutieren. Die Frage ist nur: wohin? Und ist Gretchen nicht längst verloren, weil Faust den Pakt mit Mephisto lange geschlossen hat?

Das Problem des Klimawandels ist lange bekannt und vor allem flächendeckend bekannt. Jeder, der heute noch so tut, als gäbe es den Klimawandel nicht oder als hätte er vorher noch nie davon gehört, kann ohne Zögern als Lügner bezeichnet werden. Die Welt wird stetig wärmer, das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen wie das eigene Gefühl, wenn man aus der Haustüre tritt. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich beklagen, dass es zur Zeit trotzdem ar***kalt ist, aber... es müsste allen bewusst sein, dass wir Dezember haben, nicht Juni! Der Spätherbst an sich hat nunmal die Eigenschaft kalt zu sein... und nass! Obwohl, zweiteres ging im November ja mächtig daneben. Die Flusspegel sanken auf ein Rekordtief und kein Wettertief war in Sicht, die Regenschirme waren arbeitslos, es war einerseits traumhaft für alle Wasserphobiker und gleichzeitig katastrophal für die Umwelt. Freigelegte Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg waren da noch das kleinste Problem. Plötzlich war von Waldbränden die Rede, die es sonst nur im Hochsommer bei knapp 40°C Hitze gab. Passend dazu gibt es immer wieder aufs Neue die Diskussionen um die Wasserknappheit auf diesem Planeten. Laut WWF hatte sich der UN-Klimagipfel in Johannesburg 2002 das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu Trinkwasser haben, um die Hälfte zu reduzieren bis zum Jahr 2015. Nun, es ist bald 2015, aber hat sich etwas geändert? Leider erschreckend wenig. Das Wasserkonsumverhalten in den Industriestaaten hat sich nicht geändert, jeder Deutsche verbraucht immer noch im Schnitt über 120 Liter Trinkwasser am Tag, in anderen Ländern liegt die Zahl sogar noch höher. Geredet wird viel über diese Tatsache und alle sind sich einig, dass wir vorsichtiger mit dem Rohstoff Wasser umgehen müssen, da dieser sonst bald ähnlich umkämpft sein wird wie Erdöl. Aber passiert irgendetwas? Nee, warum auch? In einer Welt, in der man Überfluss gewohnt ist, fällt es sehr schwer, einen Gang zurückzuschalten. Damit ist der Effekt ähnlich wie beim Rasen auf der Autobahn: wenn man erst einmal die 200 km/h erreicht hat ist es für die Meisten nicht mehr erstrebenswert, langsamer zu fahren.

Damit wird dann auch klar, wieviel wert so eine Klimakonferenz eigentlich hat. Es ist schön, wenn sich kluge (oder vermeintlich kluge) Köpfe selbige zerbrechen, wie man den Klimawandel abbremsen kann (von aufhalten spricht keiner mehr!). Fraglich bleibt allerdings, wieviel dieses Kopfzerbrechen bringt, denn es gibt zu viele Uneinsichtige, die von den 200 km/h nicht runterkommen, sogar noch beschleunigen wollen. In diesem Fall sind die Inder und Chinesen wieder die beliebtesten Buhmänner - beide Nationen (plus Brasilien) zählen zu den Neumächten der Wirtschaft, beim Anblick ihres stetigen Wachstums können die Europäer in der Eurokrise nur mit den Ohren schlackern, aber es ist wohl klar, dass es bei diesem Wirtschaftsaufschwung mehr als ein Opfer gibt. Dabei handelt es sich nicht nur um menschliche Opfer wie Wanderarbeiter, die bis zum Letzten zum Wohl einiger weniger Superreiche ausgebeutet werden, sondern auch um umweltpolitische. Ökologie und Ökonomie gingen noch nie zusammen, auch wenn sie genauso ähnlich klingen wie die Namen Schmidt und Schmitt - es mag so gut wie gleich aussehen und trotzdem liegen Welten dazwischen. Umweltpolitik ist teuer, sie ist mühevoll und sie bringt im Drogenrausch der geputschten Wirtschaft nur sehr wenig. Deswegen verzichten viele Nationen auch auf sie; dass nun aber die Wirtschaftsneumächte China, Indien und Brasilien an allem Schuld sein sollen ist im Hinblick auf den Rest der Welt fast lächerlich.

Die United States of (wonderful!) America sind die Vorreiter der Umweltverschmutzung und Rücksichtslosigkeit, wenn man die Vergleichswerte der Industrienationen betrachtet. Schlimmer noch: die USA sind schon lange dabei, die Welt zu zerstören, ihre Gier nach Rohstoffen und ihre gleichzeitige Wegwerfgesellschaft sind das Schlimmste, was der Welt passieren kann. Einsicht? Fehlanzeige! Hört man den Experten dieser Länder zu, sind laut USA die Chinesen Schuld und laut Chinesen die USA. Alle sind Schuld, aber keiner will's im Ende gewesen sein. Aber liegt das wirklich nur daran, dass diese Politiker nicht wissen, was umweltpolitisch in den letzten Jahren geschieht? Man muss sich vor Augen führen, an dieser Konferenz nehmen hauptsächlich umweltpolitische Experten teil, also nicht Hintz und Kuntz aus Buxtehude. Doch es geht nicht nur um Expertenwissen, das Wichtigste bei solchen Konferenzen ist die Interessenvertretung der Bürger des jeweiligen Staates, sprich uns allen. Und wenn wir nicht bereit sind etwas zu ändern (jeder Einzelne!), dann werden die Experten einen Teufel tun, Dinge zu versprechen, die die Bürger des jeweiligen Landes nicht einhalten wollen. Gerade in diesem Gesichtspunkt liegt die Ignoranz der US-Amerikaner weit vor der der Chinesen oder Inder.

Durch das Verhalten jedes Menschen auf diesem Planeten wird auch erst deutlich, warum der Klimawandel nicht aufgehalten werden kann. Alle Menschen brauchen alles - und das am Besten vorgestern! Ein Haus, ein Auto, ein Pferd - nun, letzteres ist nicht mehr so dringend, trotzdem gerne gesehen. Zwar sind in Deutschland alle sehr bemüht, beim Auto und Haus auf erneuerbare Energien zu setzen, trotzdem vertraut der Konsument auch hier auf die Verpackung und die Werbung, die für diese Produkte gemacht wird. Eine trügerische Sicherheit, denn Werbung hat immer gewaltig viel mit Manipulation und nur sehr wenig mit Wahrheit zu tun - gerade, wenn sie aus politischem Hause kommt, sollte man bei Werbung sehr vorsichtig sein. Erneuerbare Energien sind gut für die Umwelt? Jein, denn Windräder in der Nord- und Ostsee richten auch Schaden an der Umwelt an, wenn auch in einem anderen Sinne. Es ist nicht klar, ob die Geräuschskulisse der Windräder auf Dauer den Meeresbewohnern schaden wird, es ist nicht abzusehen, inwieweit die Herstellung von Voltaikanlagen der Umwelt schadet. Tatsache ist, dass die Welt sich zu gerne auf die erstbeste Lösung verlässt, die ihnen über den Weg läuft, wenn es um das Thema Umwelt geht. Und wieso? Weil alle (Politik wie Wirtschaft) jahrzehntelang gepennt haben, als Experten Alarm schlugen und vor dem Klimawandel warnten, wenn die Entwicklung in den Industriestaaten so weitergehen würde.

Ähnlich sah es auch mit dem Rohöl aus. Es war allen lange bewusst, dass Erdöl als Energielieferant irgendwann nicht mehr vorhanden sein würde, dass die Erde ausblutet und (ähnlich wie ein menschlicher Körper) leergepumpt sein würde. Trotzdem haben Politiker wie Erdölmagnaten die Warnrufe zu gerne auf Kosten des schnellen Profits ignoriert. Schlimmer als die Profitgier ist in diesem Zusammenhang nur der Effekt auf die Umwelt, die von verseuchten Weltmeeren bis zu astronomischen CO2-Ausstößen reicht. Hinzu kommen andere Rohstoffe, die ohne Rücksicht auf Verluste beschafft werden (wie z.B. Holz). All das bringt die Erde an den Rande eines Herzinfarkts - alles bricht zusammen, zuerst sämtliche Landschaften wie Wälder und Meere, dann sterben pro Tag laut Artenschutzorganisationen täglich (!) 150 Tierarten aus. Das heißt, dass es diese Tierarten effektiv nicht mehr geben wird, viele davon sind bis zum heutigen Tag unentdeckt geblieben. An dieser Stelle würden Fortgeschrittene im Zynismus wohl sagen: "Was man nicht weiß, macht einen auch nicht heiß! Und eine Tierart, die keiner kennt, wird wohl keiner vermissen!"

Wenn man das Thema Klimawandel einmal von allen Seiten betrachtet und die Einstellung aller Menschen zu dieser Thematik sieht, wird man feststellen, wie festgefahren der Karren in Wirklichkeit ist. Die Konferenz in Durban lebt vom Optimismus, dass Abkommen geschlossen werden können, die die Länder zur Einhaltung von ökologisch sinnvollen Einschränkungen überreden. Die Wahrheit ist jedoch, dass das Problem Klimawandel weitaus tiefergehend ist als das der umweltverschmutzenden Wirtschaft. Sicher, wir leben alle von der Wirtschaft und der Verbrauch in der Wirtschaft durch Produktionen ist gigantisch - trotzdem leistet jeder Einzelne von uns seinen eigenen Beitrag, den Planeten zu zerstören, Tag für Tag. Doch heißt das jetzt, wir sollen uns aller bösen Übel entledigen und im Wald im Einklang mit der Natur leben? Um Gottes Willen, nicht doch! Das wäre katastrophal - für den Wald zumindest. Die Strukturen, die die Welt sich aufgebaut hat, sind im Ansatz richtig - trotzdem werden falsche Wege gegangen, ob nun aus Bequemlichkeit oder Sturheit. Vielleicht liegt es auch nur am "bockigen Kinde" in uns allen, dass gar nicht einsieht, dass Dinge zum Wohle des Planeten geändert werden müssen.

Hoffnungen wurden indes diese Woche geschürt, dass die Verschwendungssucht der Menschen noch belohnt werden könnte, als das US-Teleskop den erdenähnlichen Planeten namens "Kepler 22b" entdeckt hat. Man könnte nun bereits Gerüchte schüren, die ersten Milliardäre, die sonst nichts mit ihrem Geld vorhaben, haben bereits Grundstücke auf dem Planeten gekauft und sind schon beim Einwohnermeldeamt, um ihren Wohnsitz zu ändern. Es ist auch zu verführerisch, ein Planet, auf dem Leben möglich sein könnte, konstante 22°C und wahrscheinlich ähnliches Rohstoffvorkommen wie auf der Erde. Das passt doch zu gut in das Konsumdenken: wenn etwas verbraucht ist, trennt man sich davon und sucht sich etwas Neues. Und wenn eine Erde verbraucht ist, wird einfach eine neue gesucht. So einfach und doch so bescheuert, denn der Mensch lebt unablässig in dieser Hoffnung und wird sie wohl doch nicht erfüllt bekommen. Selbst wenn Leben auf einem anderen Planeten möglich wäre (und ich hoffe nicht, dass sich ein Planet wirklich einfallen lässt, uns als Bewohner haben zu wollen!), macht es das Unrecht, das wir diesem Planeten hier und jetzt zufügen nicht ungeschehen. Frei nach dem Motto "Two wrongs don't make a right" wird die Sache nicht besser, wenn man einfach noch mehr im Umweltschutz falsch macht in der Hoffnung, ein neuer Planet wird uns schon retten.

Allerdings, bei allem Predigen, es soll den Leuten nicht die Freude am Weihnachtsfest und dem damit verbundenen Konsum verdorben werden. Deswegen werden in Brüssel in der Eurokrise wie in Durban in der Krise um den Klimawandel nach Lösungen gesucht und unter Hochdruck Päckchen für den globalen Weihnachtsbaum geschnürt. Unterschied zu wirklich gewollten Geschenken ist hier nur, dass bei diesen Päckchen nichts rauskommen wird, worauf sich die Menschen freuen werden: Verzicht, um die Umwelt zu schonen... Geld sparen, um den Euro zu retten. Wer hat schließlich gesagt, es würde einfach werden, die Welt zu retten? Clint Eastwood hat nie gesagt, es würde einfach werden - vielleicht deswegen wollte er selbst seinen Bürgermeisterjob nach zwei Jahren nicht mehr. Es ist schlichtweg zu anstrengend, die Welt vor Unheil zu schützen. Selbst die höchste und flächendeckendste Bildung kann nicht verhindern, dass die meisten Menschen unwissend sind in Krisenzeiten, weil das Meiste dieser Bildung nicht in den Köpfen ankommt.

Krisen über Krisen - es gibt noch weitere Krisen, über die es sich zu Reden lohnen würde, außer die offensichtlichste des Klimawandels. Die Krise um den Euro beherrscht die Nachrichten schließlich weitaus mehr als sämtliche Umweltkrisen - es ist den Menschen immer noch wichtiger, Geld zu haben als das eigene Leben scheint es. Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass das Letzte, was der Mensch braucht, das Geld ist ... zumindest, wenn er kein Leben mehr hat!

In diesem Sinne, allen Lesern noch viel Vergnügen beim Vorweihnachtswahnsinn und Clint Eastwood hat jetzt endgültig Feierabend, der Mann arbeitet schließlich schon hart genug. Man sollte das Ganze nicht überstrapazieren und jede Vorweihnachtsserie hat auch mal ein Ende. Superhelden brauchen auch mal eine Pause, also sei sie ihm gegönnt.

Der Blog geht allerdings weiter; nächsten Freitag, gleiche Stelle, gleiche Welle. Damit allen ein schönes Wochenende und bis zum nächsten Freitag.

LG Gene :-)

Freitag, 2. Dezember 2011

Wie Clint Eastwood die Welt rettet - Punkt 3: Arbeitsrecht/-pflicht

Angekommen in der Adventszeit macht sich die "Vorweihnachtsserie 2011" gleich noch ein wenig besser als zuvor. Besser gesagt: die Weihnachtsstimmung steigert sich unweigerlich dem alljährlichen Höhepunkt und damit steigt auch der "gefühlte Rinderwahnpegel" deutlich an, wenngleich es bis jetzt noch relativ harmlos zugeht. Weihnachtsmärkte, dekorierte Schaufenster, blablabla... alles schon gesehen, im Westen nix Neues. Und wenn die Weihnachtsfront nichts spektakulär Neues zu bieten hat, dann zumindest dieser Blog, wenn auch nur mit einem neuen Eintrag.

Clint Eastwood hat ja schon einiges zu tun gekriegt in den letzten zwei Wochen - er soll die Integration endlich zum Funktionieren bringen (und ohne Zweifel traut man ihm das eher zu als Thilo Sarazzin), dann soll er sich noch um die Kinder und Alten kümmern... gleichzeitig! Als wäre er damit nicht schon überfordert genug, gibt es im Staatsapparat Deutschland viele weitere kleine und größere Problemgruppen, denen geholfen werden muss. Und wenn jede Hilfe nicht mehr fruchtet, kann "Harry Callahan" immer noch seine Waffe zücken. Aber wie gesagt, Callahan zieht seine Waffe nur im Kampf gegen das Unrecht, nicht gegen Volksgruppierungen, die die Eliteschicht gerne los wäre.

Eine Gruppierung, die in diese Kategorie eindeutig fällt, sind die Arbeitslosen. Über nichts wird sich so gerne echauffiert, wie über Menschen, die keinen Job haben. Eine Arbeit haben heißt schon immer nicht nur, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch einen Lebensinhalt zu haben. 8 Stunden des Tages allein damit verbringen zu arbeiten ist praktisch, immerhin muss man in der Zeit nicht darüber nachdenken, wie man die Zeit sonst verstreichen lassen sollte. Die Menschen mit Arbeit sehen dieses "Privileg" allerdings immer noch als Pein, es heißt immer, sie "müssen" arbeiten gehen, womit sie glatt so tun, als würden sie wie in einem Arbeitslager zur Arbeit gezwungen werden. Natürlich ist der Mensch in gewisser Hinsicht gezwungen zur Arbeit, allerdings weitaus mehr von sich selbst aus als von einem Zwang von außen.

Genau das macht es fast noch unverständlicher, warum Menschen als wesentliches Thema zum Zerfleischen von Mitmenschen die Arbeitslosen aussuchen. Keiner sagt, dass Arbeitslose ach so arme Menschen sind, die nichts dafür können, dass sie arbeitslos sind, wenngleich genau das auf viele dieser Bevölkerungsschicht zutrifft! Und gerade jetzt, in Zeiten des "wirtschaftlichen Aufschwungs", müssten die Menschen alle begeistert zu jedem x-beliebigen Arbeitgeber laufen und um einen Job betteln, auf Knien rutschend und flehend, sich an der Arbeitswelt beteiligen zu dürfen. Aber geschieht das? Nicht wirklich, der Enthusiasmus, arbeiten zu gehen, hat nicht gerade zugenommen, es ist fast umgekehrt. Doch woher kommt's?

Die Arbeitslandschaft, wie die Menschen sie vielleicht kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kannten, existiert nicht mehr. In Zeiten des Wirtschaftwunders kamen die Leute so schnell in die Vollzeitbeschäftigung, dass sie sich schon selbst kneifen mussten, um zu spüren, dass sie nicht träumten. Die Bezahlungen waren entsprechend gut und damit wurde der Konsum schön angekurbelt. Mit den Jahrzehnten gewöhnten sich die Wirtschaftswunderkinder an den reichhaltigen Konsum und damit war der Anfang der Katastrophe eigentlich schon vorprogrammiert. Den Menschen wurde immer mehr vorsuggeriert, sie bräuchten alle möglichen Konsumgüter zum Überleben in der Gesellschaft. Es zählte nicht mehr das rein physische überleben, sondern das Prestigedenken wurde in jedem einzelnen Menschen gezüchtet. Vorher war Prestige ein Luxusgut für Adelige oder die "oberen Zehntausend", später wurde daraus ein Massengut, dass sich sogar Lieschen Müller leisten konnte, wenn nicht gar musste oder sollte. Der Druck wuchs zwangsläufig bei all diesem Denken, ähnlich wie bei der Panik beim Weihnachtsgeschenkekaufen. Es geht schließlich nicht nur darum, irgendetwas zu kaufen, es soll das Richtige, das Beste und das Größte sein, was man kriegen kann. Irgendwas kann schließlich jeder und in unserem Individualismus sind wir immer danach bestrebt, uns von der grauen Masse abzuheben. Ähnlich ging es in der Arbeitswelt zu: gute Löhne wurden gezahlt, und sie mussten auch wieder ausgegeben werden. Der Kreislauf der Konsumgesellschaft! Problematisch wurde die Sache erst, als die Menschen plötzlich weniger oder gar keine Arbeit mehr hatten, in die Arbeitslosigkeit abrutschten aufgrund von Wirtschaftsflaute; da trennte sich dann die Spreu vom Weizen. Plötzlich war es "Glück" (oder schlicht "Können", wie die Betroffenen sagen würden!), wenn jemand Arbeit hatte und sich damit weiterhin immer mehr leisten konnte. Die Anderen hingegen (die Arbeitslosen) waren der Schandfleck der Gesellschaft, bekamen (dank einer Hardcorefront, die das lustig im Fernsehen vorlebte) Klischees aufs Auge gedrückt, die ihnen wie brandneue Lackpumps passen sollten.

Die Realität eines Arbeitslosen sieht jedoch weit anders aus als das, was die Schrottsender RTL oder Sat.1 uns auftischen wollen. In deren Welt sind Arbeitslose allesamt Messies, verschuldet bis zum Haaransatz und chronisch faul. Das diese Faktoren eigentlich Probleme aller Gesellschaftsschichten sind, sieht kaum noch einer; vielleicht ist es auch nur schlichtweg bequemer, den Arbeitslosen diese Probleme in die Schuhe zu schieben, weil es so wunderbar zu ihnen passt. Nichts arbeiten heißt also nicht nur nichts sein, es heißt sogar, dass man nur zum Schlechten zu gebrauchen ist. Als Arbeitsloser ist der Mensch nur dazu fähig, der Gesellschaft Schaden zuzufügen, wirtschaftlich und allein schon mit ihrer bloßen Anwesenheit.

Seit der Wirtschaftsmotor wieder auf voller Kraft läuft, ist dieses Denken sogar noch schlimmer geworden. Jeder Arbeitnehmer ist der Meinung: "Wer Arbeit will, der kriegt auch welche!" Wie wahr, wie wahr, dafür müssen sich die Weisen aus dem Morgenland doch verdammt angestrengt haben, solch eine Weisheit aus den Rippen zu schneiden. Es stimmt, wenn man wirklich unbedingt arbeiten möchte, kann man das. Andererseits: wenn man wirklich seinem Leben ein Ende setzen möchte, geht das auch. Und wenn man unbedingt an einem anderen Ort sein möchte, ist das auch möglich. Im Prinzip ist alles möglich, wenn man es nur möchte, denn den Möglichkeiten sind nicht nur in den USA keine Grenzen gesetzt. Die Frage ist nur: möchte man wirklich für einen Hungerlohn arbeiten gehen, damit man das gute Gefühl hat, dem Staat nicht auf der Tasche zu liegen? Und dazu bemerkt: klappt das überhaupt? Denn wenn es wirklich so einfach wäre, gäbe es noch viel weniger Grund zur Diskussion.

Der Arbeitsmarkt ist inzwischen weit komplizierter als je zuvor. Eine Arbeit haben heißt längst nicht mehr überleben, es heißt einfach, man leistet einen Beitrag - irgendeinen. Man tut quasi so, als wäre man ein vollständiges Mitglied der Gesellschaft. Fakt ist allerdings: von "2,7 Millionen Arbeitslosen" kann in diesem Land keine Rede sein. Es gibt so viele Menschen, die arbeiten gehen und weiterhin von Hartz IV und ähnlichem abhängig sind, damit sie überhaupt mit ihrem Geld hinkommen. Gehören diese Menschen auch zur Schmuddelgruppe, die zu faul zum Arbeiten ist? Warum entscheiden sich diese Menschen dazu, so wenig Geld zu verdienen? Die Antwort ist ganz einfach: weil die Entscheidung längst nicht mehr in ihrer Hand liegt! Jahrelang war die Politik so bemüht, die Arbeitslosen zu eliminieren, ohne sie in einer Fleischfabrik zu Industriefraß zu verarbeiten (wie im Film "…Jahr 2022… die überleben wollen" mit Charlton Heston gezeigt), dass ihnen jedes Mittel dazu Recht war. Mord ging wie gesagt schlecht, weil leider illegal, also mussten die Menschen zu Lohn und Brot kommen. Und frei nach der Prämisse "Besser irgendeine als gar keine Arbeit!" wurde die Arbeitsmodelle "geringfügige Beschäftigung" und "Zeitarbeit" ins Leben gerufen. Ausgerechnet der ehemalige "Superminister" Wolfgang Clement vertrat die Haltung, dass es noch mehr Zeitarbeitsfirmen und noch mehr geringfügige Beschäftigungen geben müsste, um die Menschen zum Arbeiten zu bewegen. Aus reiner Nächstenliebe hat er das nicht getan, auch nicht, um die Arbeitslosen aus ihrer Depression zu locken; es stellte sich nach dem Regierungswechsel und seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt schnell heraus, dass er in erster Linie im eigenen Interesse gehandelt hat. Inzwischen sitzt er im Aufsichtsrat des fünftgrößten deutschen Zeitarbeitsunternehmens "DIS"; seine Bewerbung muss für diesen Posten glänzend verlaufen sein, immerhin hat er doch die Lockerung der Gesetze zur Zeitarbeit herbeigeführt.

Der Fakt bleibt: Menschen sind nicht unbedingt aus dem Schneider, wenn sie Arbeit haben. Solange sie nicht Minister sind und ihnen damit jede Tür in der Wirtschaft offensteht, haben sie es schwer, überhaupt Arbeit zu finden, die sich noch lohnt. 400 Euro im Monat? Wie weit kommt ein Mensch mit 400 Euro? Wenn man aus dem Studentenalter raus ist und bereits Kinder hat, wohl nicht einmal über die erste Woche des Monats. Und am Ende des Geldes ist immer noch zuviel Monat übrig - was für ein weiser Spruch der Neuzeit, denn er trifft genau, wohin uns die Konsumgesellschaft und das Wirtschaftshoch führt, nämlich schnurstracks in die Pleite.

"Jedes Hoch führt zum nächsten Tief" wäre vielleicht noch ein schlauer Spruch in dieser Hinsicht. Die Eurokrise, die derzeit wie ein Geier über Europa fliegt, ist nur ein erstes Anzeichen für das nächste Wirtschaftstief. Keiner ist sich darüber wirklich bewusst, es redet zwar jeder darüber, aber die nächste Krise ist (wie der Weltuntergang oder der Klimawandel) noch so weit weg. Solange sich die Menschen noch alles, was sie "benötigen", leisten können, ist für sie die Welt eh in Ordnung, auch wenn sie längst am Auseinanderbröckeln ist. Nur die Niedriglöhner, die staatliche Unterstützung brauchen, um auf den Mindestsatz zur Lebensgrundlagensicherung zu kommen, kennen die Krise bereits. Für sie ist sie tägliche Realität.

Dann gibt es allerdings immer noch die 2,7 Millionen, über die sich Deutschland genauso aufregt wie vor einigen Jahren über die 5 Millionen Vollzeitarbeitslosen. Eine Abnahme der Zahl um knapp die Hälfte hat nicht dazu geführt, dass die Menschen über die restlichen Arbeitslosen eine bessere Meinung haben, das Gegenteil ist der Fall: die Gesellschaft ist beim Rest davon überzeugt, dass sie chronische Arbeitsverweigerer sind, die von astronomischen Gehältern fürs Nichtstun träumen. Zwei Dinge müssen dazu allerdings gesagt werden: 1. Wer sagt, dass diese Arbeitslosen wirklich unrealistische Vorstellungen von Gehältern haben? und 2. Selbst wenn sie diese haben, wer kann es ihnen im Zeitalter von astronomisch hohen Bonis für Banker und Manager eigentlich verübeln? Seit wir in einer Gesellschaft leben, in der Jeder alles erreichen kann, gibt es keine Gründe mehr für irgendeine Bevölkerungsschicht zu glauben, dass etwas unmöglich ist. Wir leben nicht mehr in Zeiten von Kasten oder von Geburt aus Privilegierten (zumindest ist deren Anzahl auf ein Minimum geschrumpft), also kann auch von niemandem mehr verlangt werden, dass er sich stumm in sein Schicksal einfügt. Das gilt sowohl für die Arbeitslosen wie für die Arbeitnehmer, die hemmungslos über Arbeitslose meckern.

Bei all dem Meckern muss nur eins bedacht werden: wir leben in einer Sozialgesellschaft, das heißt einer unterstützt den anderen, soweit es geht. Zumindest ist das die Meinung der Menschen, wenn es um Arbeitslose geht. Jeder denkt, er bezahlt mit seinem sauer verdienten Geld den Lebensunterhalt für alle Arbeitslose, die es gibt. Das stimmt allerdings nur zum Teil; in erster Linie gilt der Beitrag der Arbeitslosenversicherung als eigene Absicherung im Fall der Arbeitslosigkeit, nicht die der Menschen, die gerade arbeitslos sind. Diese werden zwar für den Moment aus diesem Topf bezahlt, doch wenn sie arbeiten gehen, müssen sie einzahlen für die nächsten Arbeitslosen - oder die, die es immer noch sind. Klar, wir sind uns alle einig, Arbeitslose, die wirklich zum Schrott-TV Klientel gehören und partout nicht arbeiten gehen wollen, sind uns allen ein Dorn im Auge. Wahrscheinlich weil wir wissen, wie hart es ist, für einen Lebensunterhalt aufzukommen und wir gar nicht einsehen, warum wir für diese Leute mitbezahlen sollten. Andererseits: wenn die Anzahl derer, die nicht arbeiten gehen will, so bleibt, wie sie heute ist, haben wir finanziell kein Problem. Es ist ähnlich wie mit der Rente: zur Zeit der Weimarer Republik hat die auch noch prima funktioniert, weil die Menschen nicht alt genug wurden und nur wenige wirklich Rente kassiert haben. Deren Rente musste dann von vielen Arbeitnehmern getragen werden, dadurch erschien es denkbar leicht, dieses Solidaritätsprinzip aufrecht zu erhalten.

Heute sieht das alles anders aus in der Rente (was wir ja schon letzte Woche erläutert haben!). Die Angst, dass es mit dem Arbeitslosensystem genauso gehen wird, ist nicht unbegründet... eine Wirtschaftskrise reicht und wir sind genau an dem Punkt angelangt, an dem nix mehr geht und die große Masse an Arbeitslosen von wenigen Arbeitnehmern finanziert werden muss. Allgemein liegt genau darin das größte Problem: die Masse der Menschen, die wirklich Vollzeit arbeiten geht (und vollen Steuersatz bezahlt!) liegt in Deutschland zahlenmäßig bei 27 Millionen Menschen. Zur Erinnerung: es leben 82 Millionen in diesem "gelobten Land", insgesamt sind rund die Hälfte überhaupt in Beschäftigung. Aber bei dieser Anzahl auf die Arbeitslosen zu gucken, die offiziell bei 2,7 Millionen liegen, ist nicht wirklich die Wurzel aller Probleme. Knapp 3 Millionen erklären nicht 40 Millionen, die nicht in Vollzeitbeschäftigungen oder fünf Teilzeitjobs gleichzeitig hängen. Sicher muss man viele Faktoren in diesen 40 Millionen berücksichtigen, was bleibt ist die Tatsache, dass zu viele Menschen vom Subventionsapparat sozialen Denkens in Deutschland abhängig sind, auch wenn sie nicht das Arbeitslosengeld I und II empfangen.

Also, was macht Clint Eastwood jetzt damit? Einmal die Schrottpresse anwerfen und alle Arbeitslosen munter reinwerfen? Wohl kaum der Stil, dem man ihm zutrauen würde. Es wäre wohl eher der Stil aus "The Good, The Bad and The Ugly" angebracht, der wortkarge Held, der aber immer Gutes tut, auch wenn andere noch so sehr versuchen, ihn übers Ohr zu hauen, gerecht, aber auch hart, wenn ihm jemand in die Quere kommt. Vielleicht braucht Deutschland etwas mehr Gerechtigkeitsdenken, nicht nur für sich individuell (wir sind ja schließlich keine Superminister!), sondern mehr solidarisches Denken zur Stärkung aller. Diese Solidarität sollte allerdings weniger als Subventionsspritze geschehen, sondern vielmehr durch Einbindung Arbeitsloser in die Gesellschaft. Nix mit Arbeitsmaßnahmen in Agenturen, die die Teilnehmer zum Muschelsammeln an den Strand schicken oder sinnlose Zeitarbeitstätigkeiten... es muss (gerade in einem wirtschaftlich gut dastehenden Land) nach Lösungen gesucht werden. Gerade die Wirtschaft muss in diesem Punkt härter rangenommen werden - es kann nicht sein, dass Firmen lieber 10 geringfügige Stellen ausschreiben als eine Vollzeitstelle, nur damit sie weniger Steuern bezahlen müssen. Die 10 Stellen bekommen sie meist eh nicht besetzt, aber Hauptsache das lästige Zahlen von Sozialversicherungen bleibt ihnen erspart! Welch ein großartiges Gedankengut, wird sich man einer denken und dabei die Frage aufwerfen, ob es nicht gerade die Wirtschaftsriesen sind, die die wahren "Zecken Deutschlands" sind.

Ein Mensch, der auf einem Existenzminimum von 710 Euro lebt mag nicht gerade zur Elite der Gesellschaft gehören und das "Prädikat wertvoll" erhalten. Fraglich ist jedoch, warum die Menschen, die ungerechtfertigterweise Millionen Euro an Gehälter und Bonis auf dem Rücken und der Arbeitskraft anderer verdienen, als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden. Gerade in puncto "sozialer Ungerechtigkeit" müsste viel stärker nachgehakt werden, auch wenn wir uns darin nichts vormachen dürfen: die Meisten würden ihr Maul nie gegen die "da oben" aufmachen - immerhin wollen sie selbst dort hin! Nur Menschen, die eine Gesellschaft und ihre Funktionsweise verstehen, sehen die Gefahren sozialer Ungerechtigkeit. Dafür muss man nicht einmal Miglied bei den "Linken" sein oder unrealistische Vorstellungen von sozialer Marktwirtschaft und Mindestlöhnen haben. Gesunder Menschenverstand reicht völlig aus zu erkennen, dass Mindestlöhne, die gesetzlich festgelegt sind, dringend ausgearbeitet werden müssten und die Beschäftigung in Deutschland sich wahrhaftig wieder lohnen muss (was allerdings nicht bei 405 Euro beginnt, wie die Politiker zur Zeit denken mögen!).

Viele Dinge, über die sich Clint Eastwood und wir alle Gedanken machen können... ich gebe allen Lesern hiermit genau eine Woche Zeit dazu. Bis zum nächsten Blogeintrag am nächsten Freitag, ein schönes Wochenende und eine gute neue Woche!

LG Gene :-)

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