Mittwoch, 28. Oktober 2009

Frauen und Mobiltelefone - oder "The Wannabe Dick"

Wer meinte, ich würde beim Thema "mobiles Telefonieren überall und an jedem Ort (oder Örtchen)" nur die Männer schelten, der sei sich anhand der Überschrift über Folgendes bewusst: Männer sind schlimm - und Frauen sind noch viel schlimmer!

Aber erst einmal zum Allgemeinbefinden. Wir haben nun die Bundestagswahlen überlebt (ich aus der Ferne, der Rest Deutschlands hautnah), heute wurde Kanzlerin Merkel vereidigt und freudenstrahlend hat sie wiedermal ihre Pflicht übernommen. Wir haben ein neues, halb altes Kabinett, in denen ein paar Kabinettsfiguren ähnlich wie beim Schach einfach umgestellt wurden. Einziger Unterschied: bei diesem Kabinett ändert sich für die Minister gleichzeitig die Zuständigkeit, wenn sie umgestellt werden, beim Schach wird ein Bauer nicht so schnell zum König. Das gibt es nur in der CDU, dass ein Guttenberg vom Wirtschaftsminister zum Verteidigungsminister wird, dafür Verteidigungsminister Jung zum Arbeitsminister wird und Innenminister Schäuble zum Finanzminister. Nun gut, Schäuble, der vorher für Inneres und jetzt für's Geld zuständig war, kann man akzeptieren. Guttenberg wechselt von der Wirtschaft in die Verteidigung? Ja, irgendwo logisch: Waffen kosten Geld, Krieg kostet sehr viel Geld, also wenn er Erfahrung im Geldausgeben gesammelt hat, kann er jetzt auch Waffen kaufen in dem Ressort. Irgendwo auch logisch.
Einzig der Sprung von Jung möchte sich mir nicht wirklich erschließen. Von der Verteidigung zur Arbeit? Gut, es ergeben sich daraus einige Kalauer, die ich hier verwenden könnte, es aber nicht tue. Fakt ist doch, dass das Verteidigungsministerium eher witzhaft gegen die Verantwortung des Arbeitsministeriums gerade in Zeiten von Weltwirtschaftskrise und drohender Massenarbeitslosigkeit ist. Ja, man muss auch gut überlegt in der Verteidigung handeln, nicht nur Schachspieler wissen, wovon ich rede. Aber ein wenig krude wirkt die neue Regierung auf mich dennoch, ein wenig zusammengeschustert, ein wenig "ich wusste nicht wirklich, wie ich es hätte anders machen sollen" (ich kann diesen Satz sogar mit Angela Merkel's Stimme im Kopf widerhallen hören!). Aber vielleicht sollten wir es positiv sehen: schwierige Zeiten erfordern noch schwierigere und kompliziertere Maßnahmen.

Und wo wir beim Thema kompliziert sind, sind wir doch gleich beim Thema "Frauen". Männer meinen ja allgemein hin, die Spezie Frau sei kompliziert. Nun, Fussball verstehen sie, die Männer, American Football und Eishockey, alles kein Problem. Regeln und Ausnahmen der Regel, alles kein Problem für den Mann. Aber wehe, er begegnet einer Frau, die auch noch (Kalauer!) einmal im Monat ihre Regel hat... dann ist alles zu spät und sie reagieren, als käme die Frau von einem anderen Planeten.

Nur wer jetzt denkt, der Kurzschluss käme nur bei dem dreibeinigen Geschlecht zustande, der hat sich wiedermal gewaltig getäuscht. Ich habe in meinem letzten Eintrag beschrieben, wie sehr der Mann durch die Technik und das Mobiltelefon abhängig gemacht wurde. Die Art, wie Er sein Handy behandelt, als wäre es der Ersatzpenis (inzwischen hat das Mobiltelefon sogar dem Auto den Rang abgelaufen!). Nun, wir Frauen ticken eigentlich (und das macht uns dann doch wieder alle menschlich) so ziemlich genau wie die Männer. Wir benutzen das Mobiltelefon wo wir nur können, nichts ist wichtiger, als zu telefonieren. Das war schon zu allen Zeiten so, der Chat mit der Freundin ist wichtiger als Haushaltsführung und Kindererziehung. Und diese Chats sind gewöhnlich laaaaaaaaaaaang, sehr sehr lang. Unter 5 1/2 Stunden geht nichts!
Dank des Mobiltelefons nun haben wir alle Freiheiten der Welt, wenn es ums endlose Reden über Nagellack oder die Krise um unsere Sexualpartner geht. Und jetzt können wir durch das Handy nicht nur auf der eigenen Toilette die Gespräche fortführen, nein - sogar die öffentlichen Toiletten sind nicht mehr sicher. Hat jemand von euch schon erlebt, dass er mal eine dieser Toiletten aufsuchen musste und neben sich plötzlich jemand gehört hat, der mit sich selbst geredet hat? Glaubt mir, es passiert, mitten unter uns! Frauen kennen uns im Chitchat mit ihren Freundinnen und jedem Telefonkontakt keine Grenzen mehr. Wenn Männer ihre Mobiltelefone als Zweitpenisse behandeln, dann behandeln Frauen ihre sicherlich wie Möchtegernpenisse. Nie war eine Frau so stolz auf ein Paar Manolo Blahnik oder manikürte Fingernägel, wie sie es jetzt auf ihr Mobiltelefon ist. Vor allem aber: diese "Liebe" zur mobilen Freiheit zieht sich nicht nur durch alle Altersklassen, sondern auch durch alle sozialen Schichten.

Die moderne Businesslady bis hin zur Hartz IV Rentnerin, wenn alle eins gemeinsam haben (müssen), dann ist es das Telefon, dass sie stolz in ihrer Tasche (die wahlweise von Louis Vuitton oder eben von Karstadt stammt) durch die Gegend tragen und bei der sich kleinstmöglich bietenden GElegenheit hervorzücken.

Aber mal ganz ehrlich, wenn ich wirklich angestrengt so darüber nachdenke: haben wir wirklich überhaupt über das Mobiltelefon etwas zu sagen, was wir uns nicht auch persönlich einige Minuten später erzählen könnten, wenn wir uns wirklich treffen? Muss jeder zweite Anruf in der Bundesrepublik aus Bussen, Autos, Taxis oder Bahnen stattfinden und im Kontext lauten "Ich bin in zwei Minuten da... ich bin in einer Minute da... du, ich glaube, ich bin fast da. Wir sehen uns gleich!" Welche Logik machen solche Gespräche, außer für die Anbieter des Services, die ihr Geld daran verdienen?

Vielleicht fühlen sich die Menschen einfach ungehemmter, wenn sie Dinge nicht Menschen in die Augen sagen müssen, sondern sie einfach irgendwo in ein Telefon hineinflüstern können. Dadurch meiden sie Augenkontakt und damit den direkten Blick in die Seele. Wenn es den Menschen weniger peinlich ist, jemand etwas über das Mobiltelefon im Bus zu erzählen, wo nur zwanzig weitere Menschen zuhören, soll mir das Recht und billig sein. Wirklich logisch ist es allerdings nicht, da finde ich die altmodische Variante weitaus weniger peinlich, wenn man sich begegnet und sich "unter vier Augen" (die der Spiegel zu zwei Seelen sind) unterhält.

In diesem Sinne, wie Franz Müntefering sagen würde, ein heiteres "Glück auf!" an die neue schwarz-gelbe Regierung und ich verabschiede mich bis zum nächsten Mal (dann auch wieder ein wenig ausführlicher!)

LG Gene ;-)

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