Freitag, 29. April 2011

"Sarrazin und ein Dutzend dreckige Bohnenfresser" - Polemik trifft Multikulti

Der heutige Tag stand eigentlich ganz im Zeichen von Zweien, die in die Westminster Abbey auszogen, um den Bund für's Leben zu schließen - ja, "we are so froh" (dieser ZDF Jingle nervte rund zwei Wochen vorher bereits!), der Prinz William hat endlich seine Kate geheiratet. Wonderful! Marvelous! Bis dass der Tod sie scheiden mögen; das aber dann möglichst spät, die Beiden sollten ja was voneinander haben. Rund zwei Milliarden Menschen haben das Ereignis live mitverfolgt, die Zeremonie wurde groß aufgezogen, im Ende haben die Beiden sich schon fast zu brav auf dem Balkon geküsst (ich dachte erst an zwei Vierjährige, als ich das sah... andererseits, beim Adel gehört es sich einfach so: geküsst wird immer noch streng nach Protokoll schön anständig). Nun dachte ich zunächst, das wäre doch das IDEALE Thema für meinen wöchentlichen Blogeintrag: die Institution Ehe heutzutage - und wieviele Menschen diese in den Dreck ziehen. Aber ganz ehrlich: dafür bin ich zu wenig religiös, zu wenig verheiratet (nämlich gar nicht) und das Thema ist fast schon zu offensichtlich, als dass ich es jetzt ausschlachten würde.

Also, gab es noch andere Themen in dieser Woche? Schwer zu sagen, die royale Hochzeit hat alles überschattet, umrundet und ausgestochen, was es da an Themen noch gab. Der Rest war erschreckenderweise wohl nicht interessant genug. Auch wenn ich mich frage, warum die Tornados, die über den Süden der USA hinweggefegt sind (am Schlimmsten hat es Alabama getroffen) nicht das Mitleid der Menschen so in Beschlag genommen hat wie die Katastrophe in Japan. Wahrscheinlich ist die Antwort erschreckend einfach: Alabama hätte einfach auch ein Fukushima gebraucht, bei dem wir Deutschen uns dann gefragt hätten: "Treffen die atomaren Strahlungen durch Windströme auch uns?" Wie ich schon sagte, wenn es den Menschen nicht unmittelbar betreffen könnte, ist es relativ uninteressant. Auch wenn die Ausmaße für die Leute in Alabama genauso schlimm sind wie für die in Japan. Okay, sie werden wohl weiter in Alabama leben dürfen, die Menschen rund um Fukushima müssen sich ein neues Zuhause suchen. Verloren haben in beiden Fällen die Menschen alles, was ihnen lieb und teuer war. Und Menschen sind in beiden Fällen gestorben.

Oft frage ich mich, woran das liegt, dass Menschen immer nur betroffen sind, wenn sie selbst mitbetroffen sein könnten (aus welchen Gründen auch immer). Genauso die Frage, warum bei Anschlägen, bei denen Ausländer umkommen, immer noch erwähnt werden muss, ob Deutsche unter den Opfern waren. Wie gestern beim Anschlag in Marrakesch, wo zunächst die Rede von 14 Toten und mindestens 20 Verletzten war. Schrecklich und traurig genug. Dann hieß es, unter den Opfern seien 11 Ausländer. Und dann kam der wieder einmal entscheidende Satz: "Unter den Opfern sind keine Deutsche!"
Wut beschleicht mich, wenn ich solche Sätze höre. Macht die Tatsache, dass das Opfer eines Terroranschlags ein Deutscher ist, die Sache irgendwie wertvoller, als wenn es sich bei den Opfern um Kanadier und Niederländer handelt? Gibt es einen geheimen Börsenwert für Deutsche? Und wenn ja, was macht diesen Wert aus? Die deutsche allerseits gepriesene Qualität? Unsere Pünklichkeit? Macht vielleicht die Tatsache, dass wir angeblich immer pünktlich sind, uns um zwei Euro wertvoller als Niederländer, die eh nur an Tulpen und Gouda denken?

Natürlich macht es betroffen, wenn ein Deutscher Opfer eines Anschlags wird, mit dem Flugzeug abstürzt etc... und vielleicht werden solche Dinge in den Nachrichten erwähnt, damit die Angehörigen, die gerade jemand aus der Verwandtschaft zufällig in Marrakesch haben, ordentlich Sorgen machen und sich auf Spurensuche begeben, ob es nicht der Eine sein könnte, der beim Anschlag ums Leben kam. Irgendwo könnte man das als logische Erklärung einsehen, andererseits: wenn ein Deutscher bei einem Anschlag ums Leben kommt, finden Ermittler am Tatort Möglichkeiten, Anverwandte ausfindig zu machen (zumindest stelle ich mir das Ganze mal so leichtgläubig vor).

Einfacher wäre es (und vielleicht auch zutreffender), wenn man sagen würde, dass jedes Land (auch Deutschland) sehr nationalstolz ist. Und dadurch werden (im Positiven wie im Negativen) die eigenen Sachen hervorgerufen. Was Deutsch ist, ist für Deutsche nun einmal wertvoller als das, was z. B. Niederländisch ist. Aber keine Bange, wir sind hier nicht im "Hitlerreich Reloaded" angekommen: den Holländer geht es mit dem, was Holländisch ist, genauso. Es wird immer das erwähnt, was einen selbst betrifft, wo man lebt und sich entfaltet. Und bis auf wenige Ausnahmen, ist jedem Bürger auch das am Wichtigsten, was in seinem eigenen Land und mit seinen Mitbürgern geschieht. Über den Tellerrand gucken wir meist nur, wenn es um wirtschaftliche Aspekte oder die nächste Sonnenbräune geht. Sprich: für Handel, Wandel und Urlaub sind die anderen Länder auch ganz gut. Für den Rest aber sollte es doch bitte schön deutsch sein und bleiben. Und immerhin: wir Deutschen haben doch allen Grund, Stolz auf uns selbst zu sein. Vor ein paar Monaten erst wurden wir durch eine weltweite Umfrage zur sympathischsten Nation gewählt. Nicht die Amis waren die Besten, auch nicht die Kanadier oder Australier oder Franzosen, nein - Deutsch scheint das Non plus Ultra in Sachen "Sympathie" zu sein.

Da sollten wir doch heilfroh sein, Deutsch zu sein, oder? Wenn die Vergangenheit und die Gewissensbisse wegen gleicher uns nicht ständig einen Strich durch die Rechnung machen würden, wir wären die tollste Superman-Nation, die man sich vorstellen könnte. Wir arbeiten hart, unsere Produkte sind weltweit heiß begehrt, wir stehen für Integrität, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit. Mit anderen Worten: wir sind so nahe am perfekten Roboter wie keine gleichgeartete Erfindung der Japaner.
Doch, wie gesagt, die Vergangenheit, die lastet uns verdammt schwer an. Im Ausland (speziell in Amerika) sind wir immer noch die "Krautz", die allesamt auf Hitler stehen und immer wird mit Argwohn gesehen, wenn wir uns auch nur annähernd negativ über andere Kulturen äußern. Deswegen wurde Deutschland mit den Jahrzehnten (hauptsächlich, um alle Kritiker Lügen zu strafen - nebenbei auch, weil es viel Arbeit in unserem Land gab) immer mehr zu einer Multikultination. Gastarbeiter aus aller Herrenländer kamen zu uns, um mit uns und für uns zu arbeiten; und dann gefiel es ihnen gerade so gut hier, dass sie beschlossen zu bleiben. Kein Wunder: wenn eine Nation eine stabile Wirtschaft hat, will jeder was von dem Kuchen abhaben, nicht nur die, die zufällig in dem Land geboren wurden.

Irgendwann gab es dann doch die ersten vorsichtigen Versuche zu sagen: "Einwanderung schön und gut, aber wenn das so weitergeht, sind die Kapazitäten einfach ausgeschöpft!". Das war dann nicht der einzige Grund, warum Deutschland bis heute beim Thema "Fachkräfte" gewaltig hinterherhinkt. Mitte der 90er wollte Deutschland keine Computerinder und bis heute will die schwarz-gelbe Regierung die Schleusen für Arbeiter aus dem Ausland nicht aufmachen, die mehr drauf haben könnten als die Kräfte, die wir gar nicht haben. Es wird immer davon gesprochen, dass im Land selbst die jungen Menschen zu Fachkräften ausgebildet werden sollten - nur: wie soll das funktionieren, wenn trotz Wirtschaftshoch und zuviel offenen Arbeitsstellen nichts wirklich in die Gänge kommt? Der Aufschwung ist da, aber wo versteckt er sich nur?

Nun, ab dem 01. Mai 2011 (sprich diesen Sonntag) sollten wir diese Probleme ein für allemal gelöst haben: denn dann öffnen sich die sonst mit Beschränkungen versehenen Grenzen für 8 osteuropäische Staaten und die große Zuwanderung kann beginnen. Fachkräfte, schnappt euch eure Zeugnisse, auf geht's nach Deutschland... wirklich?

Wie gesagt, wir Deutschen dürfen kaum den Mund aufmachen, was Zuwanderung und Ausländer im eigenen Land betrifft, ohne als "Nazis" oder zumindest als "ausländerfeindlich" bezeichnet zu werden. Dann, letztes Jahr, kam er, der Ritter in schillernder Rüstung, wenn es darum geht, Immigranten zu kritisieren: Thilo Sarrazin, SPD-Politiker, ehemaliges Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank - und mit anscheinend einer verdammt großen Klappe, wenn es um das Thema Zuwanderung und Integration geht. Immerhin: er traute sich etwas, was sich sonst keiner traute, der ein paar Schläge mehr auf die Hände befürchteten: er kritisierte, dass laut Buchtitel "Deutschland sich selbst abschafft".

Vom Grundsatz hat er damit gar nicht mal so unrecht: wir leben inzwischen so multikulti und neudeutsch, dass wir a) nicht mehr wirklich wissen, wo wir herkommen, da wir immer mehr mit den Traditionen und Kulturen anderer Länder zwangszutapeziert werden und b) vor lauter neudeutschem Klugschwätzen gar nicht mehr wissen, was wir sagen. Auch einige Tatsachen, die Sarrazin aufführte, waren nicht so falsch, wie viele Kritiker sie gerne sehen würden. So ist es eine Tatsache, dass viele Immigranten sich scheinbar weigern, sich der neuen Kultur, in der sie leben, zu öffnen und ihre eigene dem unterzuordnen. Keiner verlangt, dass man seine Traditionen und seine Kultur aufgibt und in den Papierkorb wirft, nur weil man ein neues Land aufsucht, um wirtschaftlich sein Glück zu finden.
Gefährlich wird die "Ich gebe meine Traditionen nicht auf"-Attitüde erst, wenn man anfängt, denjenigen, die heimisch in einem bestimmten Land sind und ihre Traditionen haben, die mitgebrachten Eigenarten aufs Auge zu drücken, schlimmer noch: zu verlangen, dass die Einheimischen bitte akzeptieren, dass ein Ausländer sich nicht nur in einem Land breit macht, sondern sich auch noch fast bis aufs Blut damit behauptet.

Das klingt jetzt rassistisch? Ich selbst bin kein deutsches Reinblut, außerdem kenne ich die andere Seite der Medaille: für ein Jahr war ein anderes Land meine neue Heimat und auch ich musste viel lernen in dieser Zeit. WAs ich allerdings nie getan habe, war meine deutschen Überzeugungen jedem aufzudrücken, der nicht bei drei auf den Bäumen war. Ganz anders scheint es allerdings hier in Deutschland zu gehen (allerdings nicht nur hier, das kann ich zur Beruhigung aller Zuwanderer in Deutschland sagen: irgendwie ist das ein globales, kein deutsches Problem!).
Wichtig ist, dass durch die Öffnung aller Grenzen die Gemeinschaften immer stärker gemischt werden: reinrassisch ist endgültig eine Spinnerei aus der Nazizeit. Und Gott sei Dank ist das so! Es würde der Menschheit ohne die Mischung der Nationen so viel fehlen. Nun, vielleicht auch nicht, aber schöner ist es doch, wenn der Mensch mehr Auswahl hat als zwischen einer bis zwei Varianten entscheiden zu müssen.

Aber zurück zu Sarrazin: mit seiner Polemik zum Thema Zuwanderung und Integration von Immigranten hat er sich nicht gerade viele Freunde gemacht - einen Bestseller hatte er trotzdem. Es ist schon verrückt: jeder verteufelt das Buch, keiner will es gelesen haben - und trotzdem haben sich alle das Buch für ca. 23 Euro gekauft. Anscheinend haben viele Menschen in diesem Land doch noch zuviel Geld. Ich persönlich hatte dieses Geld nicht - oder besser gesagt, ich wollte dieses Geld nicht haben. Denn wer über bestimmte Gene spricht, die schädlich sind, im Zusammenhang mit Integrationsfähigkeit oder Schaffenskraft, der muss doch nicht ordentlich seine Laterne geputzt haben, oder?

Wie gesagt, er hatte nicht ganz unrecht, der Herr Sarrazin. Er hatte nur verdammt unrecht, wie er diese Thesen formuliert hat. Vielleicht hätte er Nachhilfe bei Herrn Luther nehmen sollen, er hätte glatt eine neue Religion unter diesem Thema gründen können. Was jetzt noch bleibt, ist die Tatsache, dass Deutschland als Zuwanderungsland auch durch die Aussagen Sarrazins unattraktiver denn je geworden ist. Und die immer noch offene Frage, wie man denn die immer noch nicht Integrierten endgültig davon überzeugen kann: "Yes, Deutschland is super!" Die Politik hat sich wortreich damit auseinandergesetzt, nachdem das Buch "Deutschland schafft sich ab" erschienen ist. Davon übrig geblieben ist jedoch wenig: es wird von türkischer Seite immer noch darauf gepocht, dass der Islam endgültig in Deutschland integriert wird, Muslime alles dürfen, was sie wollen und türkisch soll jetzt noch laut dem türkischen Präsidenten Erdogan Pflichtsprache an deutschen Schulen werden. Willkommen in der "Türkei Teil 2".

Und Sarrazin? Der soll aus der SPD ausgeschlossen werden, doch die Arbeiterpartei macht dabei einen Rückzug nach dem Anderen. Wirklich nützen wird das ihnen bei der nächsten Wahl nicht, aber die Demokratie steht ihnen wahrscheinlich wieder einmal im Weg: es herrscht Meinungsfreiheit, egal, was für ein Quark dabei unterm Strich rauskommt. Und damit hat Frau Nahles auch Recht, wenn sie das Bleiben von Herrn Sarrazin verteidigt.

Viel schlimmer als alles, was ich bis jetzt geschildert habe, ist in dem Zusammenhang "Zuwanderung" nur die Tatsache, dass wir jetzt zulassen, dass rund 140 000 Zuwanderer aus den osteuropäischen Ländern aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland zum arbeiten kommen, auf der anderen Seite die Regierung "Alarm!" schreit, wenn Italien um Hilfe bittet bei der Unterbringung von 30 000 Flüchtlichen aus dem nordafrikanischen Raum, die alle vor Krieg und Tod flüchten. Grund? "Unter die politischen Flüchtlinge könnten sich auch Wirtschaftsflüchtlinge mischen!".

Die Frage bleibt, welchen Wert jeder Bürger einer jeden Nation auf diesem Planeten hat. Wahrscheinlich ist ein Pole doch 1,80 Euro mehr wert als ein Libyer. Immerhin darf der Pole ab dem 1. Mai hierherkommen zum Arbeiten, ein Libyer noch lange nicht. Und dabei spielt es dann auch keine Rolle, wie weit sich ein Pole oder ein Libyer integrieren oder wer sich besser integriert: in einer funktionierenden Welt sollten politische Flüchtlinge Vorrang vor denen haben, die nur aus Wirtschaftsinteressen ins Land kommen. Andererseits: von einem Land, an dessen erster Stelle der Profit und das Funktionieren der Wirtschaft steht, kann man nicht erwarten, dass es die große Wandlung von Paris Hilton zu Mutter Theresa macht, oder?

So frei ist jeder Einzelne von uns doch nicht, wie er immer meint. Arbeiten, wo man will? Fehlanzeige! Jeder ist gleich? Nein! Die Einen sind gleich, die Anderen ein wenig gleicher. Alles abhängig von Druck, Temperatur und Sympathie. Wir versuchen, uns alle im gleichen Licht zu sehen, in Wirklichkeit sorgen wir alle selbst dafür, dass wir in der Masse am hellsten strahlen. Das gilt auch für uns als gesamte Nation: wir wollen die Besten sein und leider wollen das viele andere auch. Und um zu erreichen, dass wir die Besten sind, wägen wir einfach ab: welche Zuwanderung tut uns gut und welche schadet uns. Welche Entscheidung hilft unserem Land wirtschaftlich und macht es attraktiver und welche Entscheidung sorgt dafür, dass wir ins politische und wirtschaftliche Abseits geraten.

Solange wir nicht den Fehler machen und in großer Prozentzahl rechts zu wählen, wie es in letzter Zeit viele nordeuropäische Staaten getan haben, werden wir kaum Probleme bekommen. Einzig Menschen wie Thilo Sarrazin können (wenn auch ungewollt) an unserer Popularität sägen. Oder schlichtweg die Tatsache, dass wir (wie jede andere wirtschaftlich gut dastehende Nation) Zuwanderung nur wollen, wenn es darum geht, unattraktive Jobs zu machen. Und da spielen inzwischen auch die Polen nicht mit: denn die wollen laut eigener Aussage a) gar nicht kommen, weil sie eh nie die Toppositionen erreichen werden, die sie wollen oder b) nur kommen, wenn sie über einen bei Deutschen ungeliebten Job doch später an die guten Jobs drankommen.

An alle Zuwanderer (und alle Deutschen) kann man nur sagen: einen frohen Tag der Arbeit - auch wenn er dieses Jahr auf einen Sonntag fällt. Damit gibt es dann einen Feiertag weniger dieses Jahr - aber zugegebenermaßen war der Titel "Tag der Arbeit" selten passender als dieses Jahr.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende (bis nächsten Freitag!)

LG Gene :-)

Freitag, 22. April 2011

Ans Kreuz genagelt - Leben und Tod im Jahr 2011-2050!

Für den heutigen Tag gibt es wohl keinen passenderen Titel - und auch kein passenderes Thema. Am heutigen Tag steht wieder einmal die Welt (scheinbar) still: es ist Karfreitag, der Tag, der für viele Christen der höchste Feiertag ist. Heute auf den Tag jährt sich wieder einmal der Tag, an dem Jesus Christus (laut Glauben) per Kreuzigung hingerichtet wurde. Und an diesem einen Tag prallen gerade heute die Extreme aufeinander: es soll der Tod des Heilands betrauert werden, gleichzeitig wird das Leben gefeiert (spätestens am Ostersonntag, in dem durch Auferstehung klar werden soll, dass mit dem Tod nicht alles endet). Doch ich möchte hier und heute nicht religiös werden, das ist auch nicht der Sinn meines Blogs heute. Mehr Grund zum Nachdenken schafft die Tatsache, was wir heute vom Tod denken.

Noch nie war der Tod so nahe und so weit weg von uns allen wie heute. Wir sehen durch das Fernsehen (und Internet) alles, was wir wollen. Einerseits wird das Leben in den schillerndsten Farben abgebildet, in zahlreichen Variationen wird uns gezeigt, wie erstrebenswert es ist, mindesten 200 Jahre alt zu werden. Auf der anderen Seite dürfen wir den Tod in allen Facetten betrachten; das dann allerdings nicht auf einer philosophischen oder intellektuellen Basis, nein! Neue Sensationen braucht die Welt, in der wir leben. Und dabei benehmen wir uns (wie mit vielen) wie bei der Schraube im Holzbalken, die immer weiter gedreht wird, bis sie überdreht nur noch an einer Stelle munter zu Tode gedreht werden kann.

Wenn wir das Fernsehen und den Computer anschalten, sehen wir, wie Menschen sterben... und selten hat es uns so wenig gekratzt wie heute! Vielleicht ist es das "Verschleißprinzip": je öfter man etwas sieht, desto mehr gewöhnt man sich daran. Wenn man einen Menschen jeden Tag sieht, kann man sich nicht vorstellen, wie das Leben ist, wenn er mal nicht mehr da ist. Und dabei spielt es auch keine große Rolle, ob man diesen Menschen wirklich gerne sieht oder nicht. Die Routine gibt uns Sicherheit, sorgt aber auch für Resignation. Denn alles, was wir zu Hauf sehen, hat die Tendenz, irgendwann uninteressant zu werden. Egal, ob es da um Gesichter geht, die wir ständig sehen, das immer gleiche Fernseh-Programm, der nie wechselnde Sexpartner - alles bewegt sich sowohl auf einer positiven als auch auf einer negativen Seite.

Und genauso verhält es sich mit dem Leben insgesamt - je länger wir leben, desto mehr gewöhnen wir uns an das Leben und können uns gar nicht vorstellen, dass es irgendwann einmal vorbei sein wird. Wenngleich wir oft den Verdruss verspüren und uns tödlichst langweilen in unserem Leben. Je älter wir werden und je näher wir groteskerweise an den Tod herankommen, desto weniger verstehen wir, dass "Gevatter Tod" (wie man früher glaubte) wirklich einmal an die Tür klopfen wird.

Das Leben hat sich verändert in den vergangenen Jahrhunderten, diese Tatsache wird wohl kaum einen überraschen. Aber nicht nur die Technik und das reichhaltigere Essen (bei dem wir schon gefährlich nahe an den Film "Das große Fressen" von Marco Ferreri herankommen) sorgen dafür, dass wir anscheinend mehr als ewig leben. Wir helfen auch gerne nach, damit wir möglichst alt werden: wir treiben Sport, damit das Herz größer wird und kräftiger pumpen kann, wir ernähren uns so fanatisch selektiv gesund, dass wir bald nicht mehr wissen, wie wir noch mehr als das Maximum aus dem "täglich Brot" herausnehmen sollen. Und wenn das alles nicht mehr hilft und wir anfangen auch nur entfernt nach Alter auszusehen, wir alles auf Jugend umgekrempelt: von jugendlicher Kleidung als erste bis zur Schönheits-OP als letzte Instanz ist alles vertreten und wird (je näher wir an das Rentenalter kommen) mit immer größerer Überdrehtheit angewendet.

Noch nie haben wir mit mehr Sensation dem Voyeurismus nach Tod mehr Ausdruck verliehen - Hauptsache, wir sind nicht selbst diejenigen, die sterben! Zuletzt ist mir das bewusst geworden, als ich die Livebilder im Fernsehen mit ansah, als die Tsunamiflut auf das japanische Festland traf und alles mit sich riss, was sich ihr in den Weg stellte. Surreal erschienen mir damals diese Bilder, wie die zerlaufenden Uhren bei Salvatore Dali's Bildern und sich wirklich der Tatsache bewusst zu werden, dass dort Tausende von Menschen ihr Leben verloren haben, wird wohl nur eine geringe Minderheit verspürt haben. Woran das liegen mag? Vielleicht weil wir schon zu oft den Tod in Filmen gesehen haben - überall explodiert alles, was die Special Effects Technik hergibt. Wenn es in Filmen wie "Die Hard" 200+ mal kracht und explodiert, denkt keiner daran, dass bei diesen Explosionen Menschen sterben könnten. Kein Wunder! Bruce Willis überlebt ja immer - der Mann ist doch aus Stahl (oder hatte einfach ein verdammt gut auf ihn zugeschnittenes Drehbuch). Aber was hatten die Menschen in Japan? Die Bilder des Tsunamis verliefen im Gegensatz zu actionreich umgesetzten Szenen in Hollywoodfilmen wie ein wie in Zeitlupe verlaufendes Szenario, das entweder an den 50er Jahre Film "Der Blob" mit Steve McQueen oder an eine riesige überlaufende Badewanne erinnerte. Kaum einer misst dieser Katastrophe dadurch den Stellenwert bei, die sie eigentlich besitzt.

Unglaubwürdig, meint ihr? Nun, was war mit anderen Katastrophen, die wir "Live on Air" miterlebt haben? 9/11? Die Boxing Day Tsunami Flut, die 250 000 Menschen das Leben kostete? Wenn diese Katastrophen als Fiction im Kino anlaufen würden, wären diese Filme absolute Flops. Denn das Sterben vor laufender Kamera muss dem Zuschauer Spaß machen, die Menschen müssen vor der Linse in die Luft fliegen, erst dann schmeckt das Popcorn. Wie gesagt, so lange wir selbst nicht sterben, ist für uns alles in Butter, dann können wir den Tod als abendfüllende Unterhaltung genießen. Nicht bei 9/11 - bei Actionfilmen schon. Die Terroranschläge auf die Twin-Tower war eine der schrecklichsten Katastrophen der Neuzeit, keine Frage. Und ich möchte niemand wirklich unterstellen (oder sagen wir besser, der großen Masse nicht) dass wir uns an diesen Bildern ergötzt haben. Nur erinnere ich mich selbst, als ich damals die Livebilder im TV sah, dass die Vorstellungskraft nicht ausreichte um zu kapieren, dass bei den Anschlägen im Ende über 3000 Menschen ihr Leben verloren. Vielleicht hatten wir diese Szenarien einfach schon zu oft (und mit mehr Effekthascherei) im Kino gesehen. "Und überhaupt: was interessiert mich der Tod anderer, wenn ich ein Leben lang versuche, meinen eigenen in die dunkelste Ecke zu verbannen?" Dieser eine Gedanke mag vielen Menschen durch den Kopf gehen, die krankhaft nach Jugend und Ewigleben streben.

Zurück zum Film "Das große Fressen": In diesem wurde schon damals (1973) deutlich, auf welchen Abgrund wir zurasen würden (und immer noch zurasen, wenn wir die Zukunft in dieses Denken mit einbeziehen wollen): da wir alles haben und nichts mehr erreichen müssen versuchen wir alles, unser eigenes Leben herauszufordern. Wie weit können wir gehen, bis das Leben uns unsere Grenzen aufzeigt? Während wir heute an Gummiseilen Brücken hinunterspringen, waren die vier Hauptfiguren des Films ihr eigenes Leben so "satt", dass sie beschlossen, durch übermäßiges Fressen ihr Leben zu beenden. Der Film galt damals als Skandal, heute müsste dagegen unser Umgang mit dem Leben als Skandal gelten.

Natürlich möchte ich jetzt keine Predigt im Stil der katholischen Kirche abhalten, wie wertvoll das Leben ist. In vielen Fällen ist es das nämlich nicht! Es gibt so viele Faktoren, die das Leben vieler Menschen zur Hölle machen und irgendwie ist mir in dieser Woche diese Tatsache weitaus mehr aufgefallen als sonst. Das mag daran liegen, dass am Feiertag, an dem Jesus gekreuzigt wurde, mit bedacht Filme ausgesucht wurden, die sich spezifisch um Leben und Tod drehten. Oder es liegt daran, dass wir immer gleichgültiger dem Leben und dem Tod gegenüber sind. Das Leben ist für uns einerseits so schön in manchen Momenten, dass wir diesen einen Moment am Liebsten in der Dauerschleife erleben würden. Auf der anderen Seite leiden wir unter einer kollektiven Depression aufgrund von Übersättigung, dass unser Leben im nächsten Moment am Besten vorbei wäre. Wir sind in Massen das geworden, was Ferreri in "Das große Fressen" dargestellt hat: unzufrieden, von unserem Glück so überrannt, dass wir anscheinend große Schmerzen brauchen, um dann das Glück, das inzwischen in weite Ferne rückt, wiederhaben zu wollen. Erst, wenn wir uns die schlimmen Schicksale anderer vor Augen führen lassen, sind wir wieder zufrieden mit dem Leben. Es scheint, als bräuchten wir das Leid anderer wie einen Heroinschuss, damit wir uns wieder ganz high im Leben fühlen. Frauen werden in afrikanischen Ländern massenweise in Bürgerkriegswirren vergewaltigt, Kinder werden ebenfalls vergewaltigt, alle werden abgeschlachtet oder für's Leben verstümmelt. Das mag dazu führen, dass wir aus Mitgefühl und Mitleid Trauer in unseren Herzen fühlen. Im nächsten Moment sind wir aber direkt wieder froh, in unserer kleinen Spießbürgerwelt zu hausen. Ja, leider hilft es, wenn man das Elend anderer sieht, sich selbst besser zu fühlen. Keiner würde das zugeben (und ich glaube auch nicht, dass etwas Perverses dahintersteckt), wir führen uns halt nur nicht pausenlos vor Augen, wie schrecklich das Leben sein KÖNNTE, wenn wir an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten in bestimmten Konditionen wären. Wenn wir das täten, würden wir ja verrückt werden!

Am heutigen Tag sollte uns mal wieder bewusst werden, dass wir nur limitiert auf diesem Planeten bleiben werden. Manche (oder auch ein paar mehr, wenn man sich die Wohlstandsgesellschaften heute anguckt) wollen länger bleiben als die, die jeden Tag darum kämpfen müssen, regelmäßig Essen und Trinken auf dem Tisch zu haben und ein Dach über dem Kopf; oder auch diejenigen, die ihr Leben nus mit vielen Einschränkungen leben können. Denn nicht nur Mangel an Wohlstand lässt unser Leben erscheinen, als würden wir mit beiden Füßen tief im Morast stecken... auch eine Behinderung oder schwere Krankheit oder (bei alten Menschen) das Dahinvegetieren in Krankenbetten im Altenheim können bei uns den Wunsch ersticken, für immer hierbleiben zu wollen. Wenn wir schon ewig hierbleiben wollen, dann bitte als ewig 20jährige mit dem Verstand von 55jährigen (wenn die Intelligenz durch Demenz danach abbauen würde, wollen wir das natürlich auch nicht).

Wie Recht Oscar Wilde mit seiner Geschichte über "Dorian Gray" in Zukunft haben würde, hätte er im Leben wohl nicht für möglich gehalten. Oder es hat sich schlichtweg schon in der damaligen Zeit abgezeichnet, dass wir irgendwann gewaltig "ein Rad ab" haben würden. Schließlich vollzieht sich Größenwahn und Schizophrenie auch nicht von einem Tag auf den Anderen.

Jede Entwicklung beginnt klein und endet in der großen Katastrophe. Wie unser heutiges Verhältnis zu Jugend, Schönheit, Alter und Tod. Und genau in den Relationen denken wir: es gibt nur "Jugend" assoziiert mit "Schönheit", und "Alter" mit "Tod". Dazwischen werden Verknüpfungen erstellt, die nur in Einzelfällen zutreffen und nie auf die breite Masse anwendbar wären. Die Schraube dreht sich eben weiter: hin zu noch mehr Jugend, die noch schöner sein will, damit sie dank Photoshop zu Androiden modelliert werden und die Alten, die immer länger leben und nie alt werden wollen, geben sich immer mehr der Illusion hin, dass künstlich gemacht schöner ist als das, was man in der Jugend je hatte. Erst, wenn die letzte Lippe aufgespritz, das letzte Schlupflid weggeschnitten und die letzte Frauenbrust aufgepumpt wurde mag es passieren, dass sich ein ganz anderes Bild von der eigenen Schönheit präsentiert. Denn auch im Fall "ewige Jugend" gilt das Gleiche als das, was ich zuvor mit dem Leben an sich angesprochen habe: je länger alles immer gleich bleibt, desto mehr schleicht sich die Routine ein - und desto mehr wünschen wir uns, wir würden am anderen Ufer des Flusses Leben stehen.

Vielleicht lernen wir eines Tages doch wieder etwas aus den Traditionsgeschichten der Bibel. Nicht, dass wir uns Wort für Wort der Bibel zuwenden und in ihr das Seelenheil suchen sollten um jeden Preis; das würde wieder in den Fanatismus führen, den kein Schwein wirklich braucht, weil wir uns dann im gleichen Kreis nur um ein anderes Thema drehen würden. Alles, was wir eventuell zu verstehen lernen müssten ist, dass wir zwar in einer Welt leben, die von Konkurrenz dominiert wird, die uns allerdings zu keinem Zeitpunkt zwingt, diese Konkurrenz auszuüben. Sprich: schön für die, die meinen, 200 Jahre wie 20jährige aussehen zu müssen, aber müssen alle wirklich nachziehen? Haben wir wirklich den erhofften Vorteil, wenn wir uns alle benehmen, als wären wir bei "Deutschland sucht den Superstar" oder "Germany's next Topmodel"?

Das Leben ist mehr als nur Konkurrenz - und der Tod kommt schneller um die Ecke, wie wir alle einen Atemzug ziehen können. Es scheint, als sei der Tod (bis auf die Ausnahmen Suizid und Euthanasie) das Einzige, was wir nicht beeinflussen können, weder durch finanzielle noch emotionale Bestechung. Wenn er kommt, wird er bleiben - und wenn wir bis dahin unser Leben im Konkurrenzkampf verschwendet haben, werden wir uns ärgern, nicht wirklich etwas aus unserem Leben gemacht zu haben.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern erholsame Osterfeiertage mit einem kräftigen "Ja!" zum Leben, wo es angebracht ist und dem Freiraum für Zweifel am Leben, wo sie angebracht sind. Bis zum nächsten Freitag!

LG Gene ;-)

Freitag, 15. April 2011

"Nie wieder 40"... oder: Grünes Grobzeug aus deutschen Gärten, Teil 2: Frauen

Mein Blog feiert heute ein kleines Jubiläum: dieser ist der 40. Eintrag - insgesamt! Ja, ich weiß, Schande auf mein Haupt, immerhin gibt es diesen Blog schon einige Jahre. Aber angesichts der Tatsache, dass ich über ein Jahr gar nichts geschrieben habe (und es eigentlich auch nicht mehr vorhatte), ist dies ein kleiner Erfolg. Zumindest reicht es, dass ich damit diesen Eintrag heute betitele.

Vor einigen Wochen habe ich ja wiedermal mächtig gegen das männliche Geschlecht Dampf abgelassen. Und da diese Woche sich der Todestag von Simone de Beauvoir, DER Frauenrechtlerin schlechthin, zum 25. Mal jährt, wird es an der Zeit, sich der Weiblichkeit zuzuwenden. Dabei fällt es mir als Frau schwer, über Frauen zu schreiben, ohne als "Neidzicke" zu gelten. Denn wenn ich nun über die negativen Seiten der Frau schreibe, gelte ich sofort als Diejenige, die nur neidisch auf den Erfolg anderer Frauen ist.

Trotzdem muss die andere Seite des Geschlechterflusses auch mal beleuchtet werden. Über Männer wird ständig gesprochen, im Positiven, im Negativen. Und es dauert keine 5 Sekunden, bis sich die Frauen beschweren, sie kämen wiedermal zu kurz. Wie ich schon im ersten Teil über das "Grobe Grünzeug in deutschen Gärten" beschrieben habe, Frauen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Früher, ja früher... Nostalgiker würden ins Schwärmen geraten.... über die Talente der Frau als Hausfrau, dass sie damals immerhin noch Kochen, Waschen und die Kinder erziehen konnte Ein Engel in der Küche, eine (geheime) Hure im Schlafzimmer.

Sooo viel hat sich daran nicht geändert, die Huren sind nur nicht mehr so geheim wie früher. Nein, nicht jede Frau ist eine Hure. Doch man kann das Zitat Beauvoirs "Eine Frau wird nicht als Frau geboren, sie wird dazu gemacht" auch locker auf das Thema "Huren" anwenden. Keine Frau ist von Geburt an eine Hure, sie macht sich nichtmal selbst zu einer - sie wird immer noch dazu gemacht. Von wem? Die meisten möchten jetzt schreien "Von den Männern - die Schufte!"; so ganz stimmt das allerdings nicht.

Was schlimmer ist als jeder Mann für eine Frau, ist immer noch eine Leidens- und Geschlechtsgenossin. Wie man manchmal auch keine Feinde mehr braucht, wenn man Freunde hat, so verhält es sich mit dem Verhalten von Frauen untereinander. Seitdem wir durch Kriege und Geburtenknick dank Pille keine Männer mehr zu haben scheinen und die Hälfte derer, die übrig geblieben sind, sich intelligenterweise dem eigenen Geschlecht zuwenden, ist es hart für eine Frau geworden, "unter die Haube" zu kommen. Und selbst wenn sie einen Freund hat, geheiratet wird sie eh erst im Eventualfall nach 50 Jahren, wenn sie dann aber bitte noch äußerlich wie maximal 25 aussieht. Klingt utopisch? Leider ist das das Frauenbild, dass Männer von Frauen heute haben. Es gibt einfach zuviele Frauen... und zu viele, die verdammt gut aussehen. Warum sollte Er sich dann mit einer Sie zufriedengeben? Gehen wir einfach ins arabische Reich, werden alle Muslime und haben einen ganzen Harem Frauen. Immerhin: nur dadurch wäre der Überschuss an Frauen ausgeglichen.

Einzig der Traum jeder einzelnen Frau auf diesem Planeten, die Eine, die Göttliche, zu sein, steht diesem Männermärchen im Wege... und der zu kleine Geldbeutel der meisten Männer! Was Hugh Heffner kann, kann längst nicht der Klemptner aus Buxtehude. Es ist schließlich für einen Mann fast nicht mehr zu bezahlen, eine Frau zu unterhalten. Dabei leben wir in Zeiten, in denen die Frau selbst arbeiten gehen kann (und darf!) - das gab es vor fünfzig Jahren noch nicht. Von Chefpositionen war nicht einmal im Traum zu denken. Eine Frau auf den Chefsessel zu setzen war damals genauso utopisch, wie einen Schwarzen zum amerikanischen Präsidenten zu wählen. Die meisten Menschen können sich die Zustände der damaligen Zeit gar nicht mehr vorstellen - und den meisten Frauen ist gar nicht bewusst, was alles passieren musste, bis die Männer begriffen, dass Frauen die gleichen Denkfähigkeiten besitzen wie sie selbst.
Zurück zu Simone de Beauvoir: den meisten Menschen ist sie heutzutage gänzlich unbekannt, deswegen hier ein kleiner Umriss ihres Lebens: sie als Alice Schwarzer in Urform zu bezeichnen, würde de Beauvoir Unrecht tun. Sie war eine Intellektuelle und Schriftstellerin, die gemeinsam mit Satre das philosophische Weltbild der damaligen Zeit auf den Kopf stellte. Dazu gehörte auch (und das war für diese Zeit sehr gewagt) eine offene Beziehung, die beiden Parteien sämtliche Freiheiten zugestand.

Wer in dieser Beziehung die Verliererin sein würde, hätte eigentlich schon vorher klar sein müssen. Frauen sind nicht wirklich dazu geboren, Männer in die Pfanne zu hauen (außer bei "Familien im Brennpunkt" wahlweise als russisches Geldluder oder als alleinerziehende Mutter, die fünf verschiedenen Männern versucht, ihr Kind als leibliches anzudrehen). Dazu sind Frauen emotional einfach zu sehr Frau. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Politik gegen die Frauenquote für Chefpositionen ist. Eigentlich ist es Unsinn, überhaupt darüber zu reden, denn ob ein Penisträger Anführer des Rudels ist oder eben eine Frau, ist im Prinzip egal. Den Karren wahlweise gegen die Wand oder in den Graben fahren können beide Geschlechter gleichermaßen gut. In den meisten Fällen beherrschen es Frauen sogar wesentlich besser, ein Unternehmen zu führen als Männer (mal abgesehen von Angela Merkel, die dem weiblichen Geschlecht bei der Führung des Unternehmens "Deutschland" keinen Gefallen tut!). Doch wozu brauchen wir die Frauenquote, oder sollten wir lieber doch alles beim Alten lassen?

Diese Fragen zu beantworten bin ich nicht in der Lage, ich strebe keine Chefposition an in den nächsten Wochen und selbst wenn, will ich wirklich die Position ausschließlich WEIL ich eine Frau bin? Oder vielleicht doch lieber, weil ich verdammt viel drauf habe?
De Beauvoir hat in ihren Büchern mit der Zeit immer mehr für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft und wurde (freiwillig oder nicht) zur Symbolfigur der Gleichberechtigung. Und das (wie gesagt) auf für die Zeit doch recht fragwürdigen Methoden, die heute allerdings keine Sau mehr kratzen würde. Bisexualität? Für Männer ein Traum, wenn eine Frau lesbische Tendenzen zeigt... gerade, weil jeder Mann dabei zugucken will (beisteuern ist zu anstrengend!). Und Promiskuität in der damaligen Zeit war schon der Sargnagel auf der Ehre einer jeden Frau. Heute ist das anders.... denken die meisten Frauen zumindest! Wir schlafen mit vielen Männern, wenn's sein muss - Frösche küssen war gestern. Dafür sind die Schlüpfer heutzutage viel zu schnell ausgezogen. Sex ist getan, erledigt und vergessen - noch bevor die Beteiligten wieder angezogen sind.

Doch trotz anderslautender Meinung: Frauen gelten immer noch als Schlampen, wenn sie mit mehr als drei Männern in ihrem Leben Geschlechtsverkehr hatten. Damit kann man auch "Goodbye Gleichberechtigung!" sagen. Ein Mann wird erst zum Helden, wenn er mit mehr als 20 Frauen Sex hatte, eine Frau gehört ab dieser Anzahl Sexualpartner bereits auf die Müllkippe der Gesellschaft. Deswegen geben Frauen ihren Männerverschleiß auch so ungern zu - und schieben ihn lieber auf die ungeliebte Konkurrenz. Wie gesagt, eine Leidensgenossin ist der Tod einer jeden Frau, denn wenn Frauen eins beherrschen, dann die Kunst, andere Frauen in ein schlechtes Licht zu rücken. Und dabei geht es nicht nur um Falten oder einen zu dicken Hintern, in den meisten Fällen gehen die Frauen 2011 noch einige Schritte weiter. Erst, wenn die Konkurrentin als "DIE Schlampe der Stadt" ihren Ruf weg hat, dat sie gewonnen. Denn die Positionen als "Traumfrau zum Heiraten" wollen hart erkämpft sein - und die Uhr tickt. Nicht nur die biologische. Wir Frauen haben nämlich das Problem, das kein Mann auf diesem Planeten hat: wir werden alt - viel zu schnell! Eine Mann wird "erwachsener", "interessanter", "gebildeter"... eine Frau wird... "reif"... was genauso schmeichelhaft für die Frau klingt als würd sie grad wie überreifes Obst vom Baum fallen.

Machen wir uns nix vor: wenn eine Frau 30 ist, ist sie alt! Steinalt! Meine Güte, wie konnte es eine Frau nur so weit schaffen, ohne vom Blitz der Jugend getötet worden zu sein? Das Entsetzen kann sich nur steigern, indem eine Frau 40 wird... oder, noch schlimmer, wenn sie es schaffen sollte, ohne Gesichts-OP die 50 zu überschreiten. Einzig das Drama, dass immer mehr Frauen immer älter werden und nicht alle in Ghettos verfrachtet werden können, erklärt das Phänomen, dass sich in den "Gärten" sämtlicher Länder inzwischen breitmacht: Frauen über 50 werden Männer über 50. Nein, keine Geschlechtsumwandlung! Sie kleiden sich einfach im gleichen Macho-Anzug wie die Männer und machen einen auf "die neuen Macker in der Stadt". Sie treten mit dem Selbstbewusst sein auf, das ihnen schon vor Jahren zugestanden hätte: "Wir sind hier, wir sind genauso heiß wie die Männer in unserem Alter!" Und prompt machen sie den gleichen Fehler wie die Männer: denn nur weil eine Frau mit 50 gut aussieht, braucht sie dann wirklich einen 20 Jahre jüngeren Mann als Bestätigung, wie gut sie aussieht? Man möchte allerdings die 50+ Frauen in Schutz nehmen: denn wenn sich die Männer weiterhin benehmen, als wären Frauen ihres Alters Fallobst, dass nur noch zum Schnaps anrühren geeignet ist (was dann erweitert unter die Kategorie "sich jemand schönsaufen" fallen könnte!), wird es nur dazu führen, dass Frauen den Männern (wie üblich) alles nachmachen.

Männer holen sich 20 Jahre jüngere Frauen? Machen die Frauen der Generation "Reif" das eben mal grad nach. Das Rezept hat sich ja nur zu gut bewährt. Und für die verzweifelten Männer - wie Frauen - dieser Altersklasse gilt das "Twilight" Prinzip: wenn man die Jugend net mehr hat, saugt man sie einfach aus seinem Partner. Denn je älter wir werden, desto mehr Jugend brauchen wir. Bedauerlich für alle ist in dem Zusammenhang nur, dass Jugend kein nachwachsender Rohstoff ist und wir immer noch viel zu schnell altern. Ganz im Gegenteil: je mehr wir nicht altern wollen, desto schneller altern wir. Die Hast, nicht zu altern, treibt den Frauen derart viele Knitter auf die Stirn, dass sie bald wie menschliche Kopien von Knitterhunden gelten könnten.

In der nahen Zukunft wird sich zeigen, welche Auswirkungen der Jugendwahn auf uns alle haben wird - und wie wir Frauen uns noch weiter verändern werden. Die Weltherrschaft streben wir Frauen ja schon lange an. Im ewigen Glauben, wir machen alles besser als Männer - weil wir besonnener sind, weil wir emotionaler denken können und damit instinktiv die richtigeren Entscheidungen treffen würden. Ob das stimmt (und vor allem, ob das der Welt wirklich gut tut) bleibt abzuwarten.

Ich denke immer noch, die Welt wird individuell in den Graben gefahren - und nicht von Geschlechtern! Manche Männer treffen falsche Entscheidungen, andere Männer treffen richtige Entscheidungen... und für Frauen gilt das Gleiche. Ob wir in Zukunft eine Quote brauchen, um das zu begreifen, ist mehr als zweifelhaft. Es sollte weniger auf Geschlechtsmerkmale als vielmehr auf Qualifikation beim Einzelnen geachtet werden. Aber bis dahin ist es noch ein weiter weg.

Vielleicht werden wir auf diesem Weg in den nächsten sieben Tagen ein wenig weiter vorankommen.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende! :-)

LG Gene

Samstag, 9. April 2011

Neue Rattenfänger braucht das Land!

Und es ist schon wieder passiert: entgegen meiner mir selbst auferlegten Regel, jeden Freitag eien neuen Eintrag zu veröffentlichen, hat sich das Ganze jetzt doch wieder um 24 Stunden verschoben. Allerdings gehe ich davon aus, dass die doch sehr kleine und übersichtliche Leserschaft mir diese erneute Verspätung verzeihen wird. Die Deutsche Bahn hat schließlich mehr Verspätungen als ich in meinem Blog. Und von deren Pünktlichkeit hängt weitaus mehr ab als von meiner.

Womit wir eigentlich schon fast mitten im Thema wären für diese Woche - Führungskräfte. Vor zwei Wochen sprach ich über das Verhalten der Lemminge und darüber, dass wir dieser Spezies weitaus mehr gleichen, als uns lieb sein kann. Manch einer empfand diesen Vergleich als zu weit hergeholt und irgendwo stimmt es schon - denn im Gegensatz zu Lemmingen haben wir eine weitere Qualität, die unser Leben bestimmt: die Führung. Lemminge laufen nur in Scharen hintereinander her, aber ewig einem Trend hinterherlaufen ist für viele von uns doch wenig erstrebenswert. Denn wir wollen mehr - und am Besten wollen wir das Ganze vorgestern! Führungswillen und Führungswahn existiert ja nicht erst seit Hitler oder Cäsar (wenn wir mal in die weitere Vergangenheit blicken wollen). Es scheint, als wäre der Drang, eine Gruppe zu dominieren und zu leiten, läge uns im Blut. Angeborenes oder anerlerntes Verhalten, das ist in diesem Zusammenhang wohl die Frage.

Bei vielen Tieren ist die Sache klar: einer führt, die anderen folgen. Das funktioniert nicht nur bei Wölfen, auch z. B. Menschenaffen haben kein Problem damit, das, was der Eine, der Anführer ihnen sagt, auszuführen oder zumindest seinen Regeln brav zu folgen. Wir Menschen (die wir ja meinen, klüger zu sein als jede andere Tierart auf diesem Planeten), wollen natürlich wieder was ganz anderes. Warum sollten wir auf das Wort von nur einem hören? Manchmal scheint es, es gäbe mehr Chefs als Angestellte, mehr Häuptlinge als Indianer und im Ende mehr karrieregeile Gewinner als Hartz IV Empfänger. Die Leute meinen, das wäre auch gut so. Die Welt wäre ja auch wunderschön, wenn es mehr Gewinner als Verlierer gäbe. Nur im Ende KANN das ja gar nicht gutgehen. Jeder möchte Milliardär sein, aber allein die Geldsumme, die aufgebracht werden müsste, um das ganze Geld zu drucken, was wir alle bräuchten, wenn wir alle Milliardäre wären, führt ins Bodenlose. Also, wir können nicht alle Millardäre sein, wir können nicht alle Gewinner sein. Also ist es auch logisch, dass es im Ende auch viele Verlierer geben MUSS. So sehr wir auch über die angeblich allesamt arbeitsfaulen Arbeitslosen meckern, sie müssen existieren. Denn nur wo Verlierer sind, fallen Gewinner überhaupt auf!

Das Gewinnerprinzip ist auch eins der Gründe, warum wir alle gerne führen würden. Führung hat mit Verantwortung und Macht zu tun, und wer beides hat, ist (neben einem gut gefüllten Bankkonto) auch ein Gewinner. Deswegen möchte auch jeder "Der nächste beste neue Boss" im Land sein. Auch politisch scheint es sich so abzuspielen: erst diese Woche dankte eine Führungkraft ab (unser allseits so hoch geschätzte und verehrte Guido Westerwelle), damit wir dann direkt eine neue Führungskraft serviert bekommen (in Form von Philipp Rösler). Eigentlich wäre diese Nachricht gar nicht mal so wichtig, immerhin dümpelt die FDP in der Wählergunst bei 3-5%. Trotzdem scheint uns dieses Thema doch gewaltig zu jucken, immerhin war die FDP vor ein paar Jahren noch eine Art "Straßenzug für Gewinner". Unter der Führung von Guido Westerwelle, dem Charismatiker, der Steuersenkungen versprach, wurde die FDP drittstärkste Kraft im Land - da kam so schnell keiner mehr mit.... keine Grünen, die Linken schon gar nicht. Wer was auf sich hielt bei den Bundestagswahlen 2009, der wählte gelb. Allein, damit die große Koalition ein Ende hatte - und rot-grün als Alternative war in diesen Zeiten schier unvorstellbar. Das deutsche Volk wollte unbedingt schwarz (sprich CDU) sehen, die Kanzlerin sollte weitermachen, aber bitte nicht mit der SPD. Drum blieb ja keine Wahl außer seine Stimme diesen sympathischen Menschen der liberalen Partei FDP zu geben. 2011 hat sich alles verändert - die Erde wackelt an allen Ecken und Enden, Katastrophe reiht sich an Katastrophe - und was man gestern gewählt hat, möchte man heute am Liebsten in die Hölle schicken.

Und nun, nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz will Deutschland die FDP zur Hölle schicken. Um das zu verhindern, braucht es einen neuen Führer, einen neuen Rattenfänger. Wo wir schon bei Legenden über Lemminge waren, welche passt im Zusammenhang mit der FDP besser als die des "Rattenfängers von Hameln". Sich Herrn Rösler mit Flöte vorzustellen und den Wähler mit Ratten gleichzustellen ist ein wenig harsch, aber keineswegs zu weit hergeholt. Immerhin wurde der Führungswechsel ja vollzogen, damit die FDP Werte wieder schnell weit über die 5% steigen mögen - und wie ich die politische Folgerschaft Deutschland kenne, wird sie sich im Ende auch darauf einlassen. Die Schuld trägt laut der Masse eh nur Guido Westerwelle. Zugegeben, er hat auf ganzer Linie versagt. So sehr wollte er ein Gewinner sein, dass er unbedingt das Außenministerium als Amt anstrebte und die Chance verpasste, seine Wahlversprechen als Führer des Wirtschaftsministeriums einzulösen. Dieser Schachzug war nicht nur taktisch dumm, im Ende wurde ihm, dem vorherigen liberalen Heilsbringer, die gesamte Kompetenz abgesprochen; und eine ganze Partei wurde ins Unglück gestürzt.

Nun soll's der 38jährige Gesundheitsminister richten. Ein wenig besorgniserregend ist die Tatsache schon, dass ein so junger Politiker eine ganze Partei führen soll. Zwar meinen die Jungen in heutigen Zeiten, sie könnten alles schneller, effektiver und insgesamt eh viel besser als die Alten, doch stimmt das wirklich? Haben sie wirklich den Weitblick, politisch kluge Entscheidungen zu treffen?

Ist doch egal! Schon im Sandkasten möchte jeder führen. "Die Schippe, die Förmchen, das Eimerchen, und überhaupt der gesamte Sand - alles meins! Ob du was davon abkriegst, entscheide immer noch ich!" Wenn das dann allerdings jedes Kind macht, wird's schwierig. Denn dann muss jedes Kind doch für sich allein spielen. Und bei den Erwachsenen sieht es nicht anders aus: je weniger Dumme es gibt, die folgen könnten, desto kleiner ist die Gruppe, die die Leitenden leiten dürfen. Im Narzissmus gefangen kann man natürlich sich auch dafür entscheiden, einfach eine Gruppe zu führen, die gar keine Gruppe ist. Wenn man sein eigenes Königreich "Ich" führt, hat man ja auch nur sich selbst als Führer und gleichzeitig einziger Verfolger.

Ein Problem stellt sich dann allerdings doch, wenn man wirklich führen will: denn ein Führer muss (das haben die positiven wie die negativen Beispiele bewiesen) charismatisch sein. Charisma ist der Schlüssel eines erfolgreichen Chefs - egal, ob es nun um einen Firmenchef geht oder um einen politischen Chef: wer mit seiner Aura nicht zu überzeugen weiß, hat schnell verloren. Und darin mag der Knackpunkt liegen bei Philip Rösler: so "nett" er auch wirken mag, wir wissen doch alle, wer der Nachbar von "nett" ist. Rein charakterlich mag er nicht zu überzeugen, er wirkt nett, aber unspektakulär und nicht wirklich ein Mann politisch reifer, kluger und innovativer Ideen. Eher wie ein "Übergangsrattenfänger", bis der richtige, der Charismatiker, aus dem Urlaub zurückkommt. Wer das dann sein soll, weiß kein Mensch. Immerhin haben fast alle Parteien zur Zeit das gleiche Problem: Politiker wirken inzwischen so intellektuell attraktiv wie ein zu lange benutzter Spülschwamm: voll Wasser und Bakterien, aber wirklich sauber wird das Geschirr durch die weitere Benutzung nicht mehr. Kein Politiker in diesem Land (inklusive der Kanzlerin und des Bundespräsidenten) zählt zur Riege der "innovativen Denker", die nicht nur Deutschland, sondern auch die Welt mit dem kleinen Finger verändern könnten. Und somit dürfte klar sein, dass der Rücktritt von Westerwelle nicht das Ende, sondern erst der Beginn der Probleme für die FDP werden könnten. Wenn sie keinen Mann finden, der mit Sachverstand UND Aura die Partei führen kann, wird sie weiterhin im 3-5% Millieu dümpeln.

Und was nun, Hund? Wir werden wohl damit leben müssen, auch in unserem Alltagsleben, dass viel zu viele Menschen gerne führen möchten, wo sie eigentlich doch besser nur die helfende Hand wären, statt den Job des Kopfes anzustreben. Schließlich kann wird die Arbeit einer Hand auch gewürdigt - wenn auch nicht mit Unsterblichkeit, wie es den Führern gerne zuteil wird.

Doch wie wir gesehen haben, endet der Wunsch nach politischer Unsterblichkeit viel zu oft im Desaster - wie bei Guido Westerwelle, wie bei Karl Theodor zu Guttenberg. Die wahre Unsterblichkeit erreichen sowieso nur die, die es nie darauf angelegt haben, groß rauszukommen. Zum Führer wird man schließlich nicht geboren, sondern gemacht.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende und eine gute neue Woche... bis nächsten Freitag! ;-)

LG Gene

Freitag, 1. April 2011

FDP... Quo Vadis?

Wieder einmal war dies eine Woche, von der man ganz legal behaupten könnte, dass "viel passiert" ist. Eigentlich verhält es sich mit fast jeder Woche so in letzter Zeit (und wenn es keine Schlagzeilen gibt, dann werden einfach welche künstlich hochgeputscht, einige Revoluzzer oder Möchtegernpolitiker machen es auf dem Weg zur Macht schließlich nicht anders!). Inzwischen scheint es, die Welt ist komplett am Durchdrehen, zumindest könnte man die Vermutung anstellen nach den Geschehnissen der letzten Monate.

In 2011 kracht es - und zwar gewaltig! Nicht nur Japan beschäftigt die Menschen, auch die Revolutionen der Völker nordafrikanischer Länder ziehen den Zuschauer in den Bann. Mittlerweile hat sich Muhammar al-Gaddafi als DER Bösewicht in den ganzen Revolutionen herauskristalisiert. Ist auch eine verdammt Frechheit, wenn man 40 Jahre Diktatur und Schreckensherrschaft mit immer mal wieder terroristischem Eigengeruch, den er wie eine unkastrierter Kater über den Planeten verteilt, nicht mal seine Koffer packt und sagt: "So, gut ist mit Herrschaft - ich gehe in Rente!". Die Menschen unterschätzen einfach den Durst nach Macht - einmal gekostet werden Machtfanatiker zu "Machtalkoholikern", die ihre Dosis schon nach dem Aufstehen brauchen, immer mehr und das jeden Tag.

Das Thema Libyen hat sich nun immer weiter ausgeweitet - anfangs galten die Libyer einfach als "Nachmacher", die nach Tunesien und Ägypten einfach in den Reigen "Revolution" mit eingestiegen sind. Jetzt hat sich Libyen als hartnäckigste der Revolutionsnationen herausgestellt. Gaddafi will nicht gehen, man hat das Gefühl, neben dem absoluten Größenwahn Gaddafi's sind ihm seine Schönheits-OP's einfach nicht bekommen. Naja, die müssen ja auch nicht immer schöner machen - und Dummheit und Stolz wachsen grundsätzlich auf einem Holz. Das wiederum würde den Blut- und Machtdurst der Söhne Gaddafis erklären. Und was ist mit der Revolution? Die läuft inzwischen nur noch, weil die Vereinten Nationen den Luftraum kotrollieren und damit Gaddafi versuchen, in seinem Handlungsspielraum einzuschränken. Von Erfolg gekrönt? Jein, immerhin kommen die Rebellen mal voran, mal werden sie wieder zurückgedrängt. Es ist das Tauziehen um Zentimeter in Libyen, das ist die einzige Wirkung, die die Gefechte in letzter Zeit auf den Zuschauer haben mögen. Und (ähnlich wie Japan) wird auf Dauer dem verwöhnten deutschen Publikum (man könnte allerdings auch das amerikanische, kanadisch, britische, französische Publikum nehmen, es spielt keine Rolle) diese ganze Geschichte, die uns nichts anzugehen scheint, einfach zu langweilig. Deswegen werden diese Nachrichten (so dramatisch sie auch sein mögen) immer mehr in den Hintergrund gedrängt.

"Aber was nun?", werden sich die Nachrichtenredaktionen landesweit fragen. "Wie können wir das Publikum wirkungsvoll unterhalten?"

Naja, die Antwort ist schnell gefunden (und sensationell ist sie ja zugleich, immerhin betrifft es uns alle wiedermal nach langer Zeit). Der letzte GAU der deutschen Republik schien eh nur der Dioxin Skandal zu sein, aber jetzt, nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben wir wieder etwas, auf das wir uns alle stürzen können. Das Jubeln auf der einen (grünen) Seite ist groß, der Katzenjammer auf der anderen (schwarz/gelben) Seite ist groß. Korrektur: Der Jammer ist nur auf gelber Seite groß, die CDU lobt sich selbst trotz schlechter Ergebnisse selbst über den Klee, zumindest in Rheinland-Pfalz. Spitzenkandidatin Julia Klöckner ist stolz, mit der SPD "auf Augenhöhe" zu agieren, obwohl sie dadurch nicht viel gewonnen haben, da Kurt Beck trotzdem im Amt bleibt. Aber Schönreden ist eine Tugend, die Politiker allgemein gut beherrschen, und die CDU ist Weltklasse in dieser Tugend! Auch wenn sie nichts damit gewinnt, nirgendwo mitregieren darf (zumindest nicht in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) und eigentlich eher stumm bleiben müsste, haben die Politiker der CDU eins kapiert: wer am lautesten und effektvollsten schreit, hat irgendwann doch Recht!

Und so ist es auch nicht weiterhin verwunderlich, dass sie sich die abstrusesten Gründe dafür einfallen lassen, warum in Baden-Württemberg inzwischen ein Viertel aller Wähler sich für Bündnis 90/Die Grünen entschieden hat, die ehemals verhassten Ökofritzen, die niemand Mitte der 90er für Voll genommen hatte, weil sie für den Liter Benzin die damals astronomisch wirkende Summe von 5 DMark verlangen wollten. Natürlich kann es nicht daran liegen, dass der Wähler unbedingt Horrorsummen für seinen Sprit zahlen will, dass er jetzt grün wählt (immerhin ist das Auto der Deutschen liebstes Kind und das lässt man sich nicht so einfach wegnehmen!), also ist Japan Schuld. Da ist es schon wieder, Japan! Das Thema, dass man nicht umgehen kann, egal, wie man es auch versucht. Nicht das katastrophale Management der CDU zum Thema Stuttgart 21 ist Schuld. Auch nicht die Tatsache, dass dem Wähler, der monatelang zu Tausenden demonstriert und sagt: "Nein, wir wollen Stuttgart 21 nicht!" einfach über den Mund gefahren und entgegnet wird: "Stuttgart 21 gibt's trotzdem!". Nichts dergleichen ist Schuld, dass Frank Mappus jetzt nicht mehr regieren darf (und kleinlaut den Vorsitz der CDU in Baden-Württemberg abgegeben hat) - allein Japan ist Schuld! Wäre das alles nicht passiert, gäbe es den Vorfall Fukushima nicht, hätte die CDU natürlich haushoch gewonnen. Das ist dann wohl wieder ein weiterer Beweis für die Schrei-Theorie - nur mit dem Unterschied, dass nur die CDU (und ihre treuen Anhänger) den Grund "Japan" wirklich glauben.

Wer ein wenig "zwischen den Zeilen liest" (und das ganz ohne Legende wie letzte Woche), der merkt Deutschland schon an, dass es eine Art "Revolutionsstimmung" gibt. Nun will keiner Frau Merkel mit Herrn Gaddafi vergleichen, wenngleich Angela Merkel's Methoden seit dem Regierungsbündis mit der FDP von falsch auf falscher zugesteuert sind. Aber der Deutsche scheint einfach etwas anderes zu wollen als das, was die CDU und FDP Regierung ihnen im Moment servieren. Radikale Umbrüche in den verschiedensten Bereichen (von der erneuten Gesundheitsreform über Fehlentscheidungen in der Frage "Erhöhung für Hartz IV Bedürftige - Ja oder Nein?" bis hin zu Wahlversprechen, die weit davon entfernt sind, eingehalten zu werden) haben die Regierungsparteien ins Aus befördert. Und am übelsten erwischt es naturgemäß den kleineren der Koalitionspartner - der FDP.

Diese ist durch die Landtagswahlen endgültig so richtig abgewatscht worden. In Rheinland-Pfalz spielen sie gar keine Rolle mehr, in Baden-Württemberg eine "gerade-nochmal-Glück-gehabt"-5 Prozent-Rolle. Doch woran liegt's? An Japan? Haben die armen Japaner nicht schon genug Dinge, mit denen sie kämpfen müssen? Sollen sie sich wirklich gefallen lassen, dass sie Schuld sind an der Arbeitslosigkeit einiger FDP-Abgeordneter? Nein, so einfach, so profan kann das Ganze nicht sein. Der Untergang der FDP war schon lange abzusehen: die Steuersenkung, die uns aller Liebling Guido Westerwelle vollmundig versprochen und nie gehalten hat, die Gesundheitsreform von Herrn Rösler, die eher krank als gesund macht und die allgemein uneinsichtige Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand Nummer sämtlicher FDP-Politiker, das alles sind Faktoren, die der Partei so schlechte Umfragewerte beschert hat, dass sie jetzt nur noch den Linken im "Club der Verlierer" die Hand reichen dürfen.

Und nun (nachdem der Karren inklusive Gaul bis zum Anschlag im Moor festgefahren ist) ist Guido Westerwelle doch einsichtig und merkt, dass die Bounty "FDP" am Sinken ist. El Capitano hat ausgedient - und damit ist nicht Fidel Castro gemeint. Westerwelle hat sich verkalkuliert, immer darauf gehofft und vertraut, dass die Wähler ihn lieben, weil er einfach intellektuell und menschlich unwiderstehlich ist. Inzwischen muss er einsehen: "Pustekuchen! Nix ist mit Beliebtheit!" und ist doch tatsächlich bereit, den Vorsitz abzugeben. Allein dem Wähler zuliebe, schließlich will die FDP sie wiederhaben, am Besten alle und noch zahlreicher als vorher. Doch ist das überhaupt noch möglich?

Während sich die FDP einige Zeit lang auf Höchstniveau in den Schoß des Wählers geschleimt hat, war es schon fast abzusehen, dass eine Regierung mit Westerwelle als gelbes Zugpferdchen nicht funktionieren kann. Allein seine Machtgier und den für ihn wichtigsten Punkt, dass er unbedingt Fizekanzler werden musste, ließen erahnen, dass der Wähler wohl einen Fehler gemacht hatte. Die große Koalition konnte nicht funktionieren und da die Wähler mit Frau Merkel soweit zufrieden waren (die Betonung liegt inzwischen auf "waren"), dachten sie, eine Neuauflage von schwarz/gelb wäre die Lösung. Genau die Regierung, die 1998 mit einigem Krachen und Stöhnen mitsamt ihren Betonfüßen aus der Regierung rausgeschmissen wurden. Okay, die Akteure haben sich geändert, sogar die Einstellungen haben sich geändert. Doch wie gesagt: die sind nur von falsch auf falscher umgeschwenkt. Der Wille des Wählers wurde in den vergangenen anderthalb Jahren immer wieder unterdrückt und breitflächige Diskussionen mit fadenscheinigen Parolen aus dem Kanzleramt niedergewalzt.

Bis 2011 - es scheint, alles, was 2010 noch mit Zähneknirschen funktionierte, kommt jetzt mit einem mal ins Stocken. Es scheint fast, als wäre der Dieselmotor der Regierung einmal zu oft mit dem neuen Supersprit E10 betankt worden. Der Schaden ist irgendwann da - und irreparabel zugleich. Über den Schaden der FDP kann man indes nur noch lachen. Während im Januar Westerwelle noch allen versicherte, er werde "das sinkende Schiff nicht verlassen", sieht er jetzt doch einen Weg aus der Verantwortung. Den Parteivorsitz könnte er eventuell abgeben - solange klar ist, dass Guido Bonaparte weiterhin Vizekanzler und Außenminister bleibt. Wozu? Das weiß keiner so genau, wenn man sich seine Leistungen in der Außenpolitik anschaut, zuletzt die Feiglingshaltung im Libyenkonflikt. Vielleicht ist es aber auch die arrogante Haltung seinerseits, dass er immer alles, was die Regierung entscheidet und sagt, für "absolut richtig" hält und die Opposition in seinen Augen in allen Aspekten inkompetent ist, die ihm jetzt den Kopf kostet. Klar muss der Politiker einer Partei die Meinung anderer Politiker aus anderen Parteien ungespitzt in den Boden rammen. Alles eine Frage des Überlebens. Trotzdem haben die Regierungsparteien aufgrund vieler Fehlentscheidungen der letzten Zeit bewiesen, dass ihnen die Regierungsschuhe eine Nummer zu groß sind. Wer die Haltung der CDU und FDP zur Atompolitik genauer betrachtet weiß, was gemeint ist.

Vielleicht ist ein Politikwechsel nötig, damit wir wieder die Reise vom Norden zurück in den Süden wagen. Alles, was bisher politisch in den Osten ging, geht jetzt zurück in den Westen, alles, was mehr in den Norden neigte, wird jetzt von Rot-Grün wieder weiter südlich verbogen. Ein wenig erinnert das wiederum an Libyen - das Tauziehen um Zentimeter haben wir inzwischen auch. Nur mit Wort- statt Waffengewalt. Bis jetzt hat noch keiner eine Kalaschnikow gezogen, um seine politischen Argumente durchzufechten. Obwohl... im Tauziehen um den FDP-Vorsitz bleibt abzuwarten, welche Methoden Westerwelle einsetzt, um seine Rettungsweste auf der sinkenen "FDP Titanic" zu behalten.

Eine Frage bleibt allerdings im Raum: wird die FDP wirklich durch einen Machtwechsel gewinnen? Ist die grüne Revolution überhaupt noch aufzuhalten? Denn, so sehr feststeht, dass Guido Westerwelle nicht wirklich Führungs- und Charismaqualitäten besitzt, so sehr weiß auch jeder, der das politische Geschehen ein wenig verfolgt, dass die FDP personaltechnisch nicht wirklich mit einem Heilsbringer aufwarten kann. Christian Lindner? Phillip Rösler? Sabine Leutheusser-Schnarrenberger? Mehr als solides Kasperletheater können alle drei nicht bieten, zumindest haben sie nicht mehr zu bieten als der, der im Moment noch das Geschehen leitet. Also, quo vadis, FDP? In den absoluten Abgrund? Nun, vielleicht verhilft der FDP der Geruch der "Weniger-als-5%"-Grenze dazu, die Richtung von falscher wenigstens wieder auf falsch zu wechseln. Natürlich macht das das Parteiprogramm nicht richtig, falsch ist immernoch meilenweit weg davon, aber irgendwann muss jede Partei sich die Frage stellen, wie weit das Parteiprogramm noch am Wähler dran ist oder wie weit man schon auf dem Weg zum luftleeren Raum im All ist.

Falls die FDP lieber einen Kurs bei der NASA absolvieren möchte, kann man der Partei nur einen "guten Flug" wünschen. Ansonsten bleibt im Politkarrussell abzuwarten, was als Nächstes passiert.

Vielleicht sind wir nächste Woche in der Beziehung wiedermal ein wenig schlauer. Sieben Tage können schließlich helfen, die Welt zu verändern. Und selten haben wir das so gut gesehen wie die letzten drei Monate.

In diesem Sinne - ein schönes (und aufschlussreiches) Wochenende!

LG Gene ;-)

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