Montag, 27. Oktober 2008

Gott und die Welt - oder: Gott und Obama

Dieses Jahr ist es wieder soweit: es gibt die Fussball
Europameisterschaft (die Spanien gewonnen hat zur
Enttäuschung sämtlicher "public viewing"
Hupkonzertteilnehmer aus Deutschland), dann gibt's
die Olympischen Sommerspiele (die eigentlich ein
Zeichen für Frieden sein sollten, dann kamen die
Proteste in Tibet und China hat wiedermal gezeigt, was
eine menschenrechtsverachtende Harke ist) und dann?
Tja, dann kommt der heiße November in den USA. Es ist
wieder soweit: ein neuer US Präsident wird gewählt. Es
wird der 44. Präsident der Geschichte der Vereinigten
Staaten von Amerika gesucht.

Und seit nunmehr gut einem dreiviertel Jahr beschäftigt
selbst uns Deutsche das Thema: Wer ist der Nachfolger
von George W. (sprich: Dabbelju) Bush? Natürlich sind
sich im Vorfeld alle einig: 8 Jahre Regierung Bush sind
genug, es ist Zeit für einen Wechsel. Und anscheinend
bin ich die Einzige, die denkt: 8 Jahre sind genug? Ich
fand schon immer, der Typ hätte keinen einzigen Tag
regieren dürfen! Von wegen, 8 Jahre Bush sind genug...
wer zur Hölle hat diesen Mann überhaupt gewählt? Schon
einen Texaner zum Präsidenten der USA zu wählen kommt
für mich mit einer Todsünde gleich, aber dann auch noch
solch einen Cowboy? Einen Ex-Alkoholiker, der plötzlich
Gott findet und dadurch zum Saubermann wird? Wieso
sollte solch ein Typ, den Ölressourcen und das Geld,
das man damit verdienen kann, mehr bedeutet als die
rund 304 Millionen Einwohner der USA und ihr
Wohlergehen zusammen, das wirtschaftlich (noch)
einflussreichste Land des Planeten regieren dürfen? Ja,
ich weiß, Geld regiert die Welt - und da Bush ja quasi
die Welt regiert als mächtigster Mann der Welt ist er
wohl mit dem Geld nicht direkt auf einer Stufe, aber
zumindest in freundschaftlicher Beziehung zu sehen. ;-)


Nun, Bush soll weg - und damit kandidiert zum ersten
Mal seit 80 Jahren weder ein amtierender Präsident noch
ein amtierender Vizepräsident, da Dick Cheney
(großzügig und gütig wie er zu der Welt ist) auf das
Amt des Präsidenten verzichtet hat. Na Gott hab's
gedankt, dass wenigstens nach dem ersten Giftkelch mit
Bush, den wir alle schlucken mussten, die wirklich
tödliche zweite Dosis in Form von Cheney an uns allen
vorübergeht!

Damit hätten wir zwei neue Kandidaten für das Amt des
Präsidenten und nach einem Marathon an Vorwahlen, den
es in der Form noch nie gegeben hat, stehen sie fest:
John McCain für die Republikaner, Barack Obama für die
Demokraten.
Zusammenfassen lassen sich die Forderungen,
Wahlprogramme und Eigenschafter beider Kandidaten
folgendermaßen:

Barack Obama ist eigentlich schwarz, redet aber relativ
weiß, sprich, er spricht a) äußerst positiv über alles
(womit jeder nur noch "Yes We Can!" durch den
Saal brüllt... allerdings weiß bis heute noch keiner,
weswegen!, b) weil er zwar schwarzer Hautfarbe ist und
sich auch für Schwarze einsetzt und trotzdem werde ich
das Gefühl nicht los, er hätte die Arroganz eines
Weißen für sich gepachtet). John McCain hingegen redet
schwarz (sprich negativ für die moderne
Leistungsgesellschaft, konservativ, allerdings nicht
konservativ genug für alle Tiefkonservativen, denen ist
er nämlich schon zu liberal) obwohl er weiß wie ein
Bettlaken ist.

Hinzu kommen dann die neu ernannten Kandidaten für das
Amt des Vizepräsidenten: Bei Obama ist das John Biden,
ein Mann, er viel Erfahrung hat und mit dieser soll die
Unerfahrenheit Obamas ausgebügelt werden. Bei McCain
ist es Sarah Palin, so ultrakonservativ aber
unerfahren, dass es a) die Liberalität, die McCain
ausstrahlen könnte, im Keim erstickt und b) die
Erfahrenheit des ältesten Präsidentschaftskandidaten
der Geschichte wieder ins bodenlose fallen lässt.

Also hätten wir damit ein Ergebnis: dass Obama und
McCain beide auf gleicher Stufe stehen und gleich grau
wirken! Immerhin ergibt schwarz und weiß doch grau, und
wenn ein Schwarzer zuviel Weiß hat und ein Weißer zu
sehr zum Schwarzen tendiert, entsteht er: der
politische Einheitsbrei. Logisch, oder?

Nun mag sich der Leser dieses Textes fragen: und was
hat das mit Gott zu tun? Immer diese Gotteslästerei,
tsk tsk...!
Aber nein! Gott existiert... wirklich! Und zwar in
Beiden! Sonst wäre es doch kaum möglich, dass eine
derart große Glorifikation stattfindet, wenn es um die
Wahlen im November geht. Wir Deutschen bringen es
fertig, Obama zu empfangen wie einen Gott, ihm 200 000
Zuschauer in Berlin zu schenken, die keine Ahnung
haben, wovon der Mann eigentlich redet. Hauptsache
doch, wir haben den zukünftigen Präsidenten mal live
gesehen! Und wenn er's nicht wird? Ach ja, bis die
Wahlen vorüber sind, werden die Betreffenden wohl
vergessen haben, dass sie überhaupt dort waren an dem
Tag.

Außerdem, was im Wahlkampf noch viel wichtiger ist im
Zusammenhang mit Gott: der große Wählerkreis der
konservativen religiösen Wählerschaft. Nirgends wird so
sehr an Gott geglaubt als in den US of A. Und das nicht
ohne Grund. Bestimmt nicht! Bei dem, was alles in den
USA passiert und welche Männer zum US-Präsidenten
gewählt werden. Ganz ehrlich, als Bush zum Präsidenten
wurde im Jahr 2000 mussten doch alle anfangen zu beten.
Naja, anhand von 9/11 und den Kriegen im Irak und
Afghanistan, dazu die Konflikte mit China, dem Iran und
Russland, der Flut durch den Wirbelsturm Katrina etc pp
sehen wir alle: genützt hat das Beten wenig!

Aber an Gottes Kraft glaubt der gemeine Amerikaner
immer noch, fest und unerschütterlich. Und deswegen ist
es besonders wichtig, dass auch McCain und Obama der
Gemeinde beweisen: ja, auch wir können unsere Hände von
Zeit zu Zeit zusammenfalten und nicht nur vor dem
Gesicht verschränken in Scham und Trauer über uns
selbst - und Beten. Ja, wir glauben an Gott! Zumindest
glauben wir beide, dass er uns zum Präsidenten machen
wird. Wenn es nicht der Fall ist, werden wir uns dem
Teufel zuwenden und Gott verfluchen!
Es läuft nicht wirklich so, aber trotzdem glaube ich
nicht so sehr an die Religiosität der beiden
Präsidentschaftskandidaten. Es ist alles, wie der
gesamte Wahlkampf: eine riesige und sehr kostspielige
Show. Kostspielig im finanziellen Sinne - aber auch im
Sinne unser aller Nerven, die einer nach dem Anderen
durch zuviel Redenschwingen abgetötet werden.

Nun ja, wer auch immer gewinnen mag, was auch immer die
beiden Kandidaten wollen, logisch ist das alles nicht
wirklich. Man denke nur an den Irak Krieg: Obama will
den Krieg innerhalb von 16 Monaten beenden (wobei man
denkt: warum braucht der 16 Monate, wenn Bush keine 48
Stunden brauchte, den Krieg anzufangen?). McCain will
ihn fortsetzen, bis die USA gewonnen hat, obwohl ich
mich gerade frage, was es dort zu gewinnen gibt... Ich
hatte in meinem jugendlichen Leichtsinn immer geglaubt,
die USA haben bereits gewonnen. Immerhin ging es nur
darum, Hussein zu stürzen, die Demokratie des Iraks zu
erreichen und ansonsten? Da das mit den
Massenvernichtungswaffen eh nicht gestimmt hat, selbst
der Osterhase könnte dort suchen gehen und würde nix
finden, nichtmal verfaulte Eier, die
Massenvernichtungswaffen nahe kämen! Also, was kann man
genau dort gewinnen?

Allein durch dieses Thema wird für mich wird irgendwie
eins klar: ob schwarz, weiß, positiv, negativ,
Republikaner oder Demokrat... ich finde keinen von
Beiden sonderlich gut geeignet oder weniger geeignet,
das Land zu führen.
Es tut mir leid, Leute! Meine Favoritin wurde aus dem
Rennen gekickt. Hillary Clinton hätte meiner Meinung
nach das ganze Land gerettet und es so geführt, wie es
sich gehört. Mit mehr Verstand, weitaus mehr Ehrgeiz in
politischem Sinne und mehr Erfahrung als Barack Obama.
Und damit hätte sie McCain locker schlagen können.
Und an alle Kritiker von Merkel und jedem weiblichen
Politiker: mag sein, dass Frau Merkel für Deutschland
nicht viel erreicht hat - der Unterschied besteht
allerdings in Folgendem: Männer machen nix Richtig,
Frauen auch nicht - aber Männer machen vieles falsch
und irgendwie schaffen weibliche Politiker es, bis auf
einen verschwindend geringen Prozentsatz, nix falsch zu
machen. Schon wieder ein Punkt für die Frauen!

Aber jetzt haben wir den Salat - und noch gut zwei
Monate Wartezeit, bis wir wissen, wer die nächsten vier
Jahre das Land in den Graben fährt. Oder doch nicht?
Vielleicht irre ich mich sogar in Beiden. Vielleicht
haben sie ungeahnte Talente, die ich nur gerade nicht
sehe - auf jeden Fall: alles ist besser als Dabbelju.
Bin ja nur mal gespannt, wohin der sich im nächsten
Jahr verkriecht. Ob er sich hinter seinen Pferden
versteckt? Oder ob doch noch ein Wunder geschieht und
ihn eine Kuh einfach mal unter einem frischen Kuhfladen
begräbt - und der schlechteste Präsident aller Zeiten
nie wieder das politische Tageslicht erblicken wird.

In diesem Sinne - eine schöne neue Woche ;-)

Genevieve

PS: http://www.youtube.com/watch?v=v894vHM5L4M

^^ soviel zu Barack Obama als Erfinder des Spruchs
"Yes we can"... der Song stammt aus den 70ern
und handelt von... na? Natürlich! Dass wir Frauen
eigentlich die Welt bewegen. Und noch ein Punkt, warum
eigentlich Hillary Clinton die Sache hätte übernehmen
müssen :-(

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