Samstag, 26. März 2011

Die Legende der Lemminge und "Zwischendenzeilen-Lesern"

Dieses Mal bin ich spät an - was nicht daran liegt, dass ich mir keine Gedanken gemacht habe oder machen konnte über das Thema diese Woche. Die Verspätung ist nur darauf zurückzuführen, dass einem manchmal das "Wie" fehlt, die Art, wie man den Leuten eine bestimmte Thematik näherbringt.

Doch wieso geht es um die Legende der Lemminge und "Zwischendenzeilen-Lesern", wo jeder doch nur über Japan und Lybien in den letzten Wochen redet? Ein anderes Thema scheint es kaum zu geben, irgendwie steht alles im Zusammenhang mit der Dramatik, die sich auf unterschiedlichste Weise in diesen beiden Ländern abspielt. Nur was haben die Lemminge, diese putzige Art der Wühlmäuse, mit Japan zu tun? Dazu später mehr.

Zunächst einmal müssen wir uns einer Tatsache stellen: wir haben mehr als eine Gemeinsamkeit mit Lemmingen. Nicht nur, dass wir alle Säugetiere sind, nein, das wäre ein wenig zu einfach. Dann könnte ich (wiedermal) die Menschen auch mit Katzen vergleichen. Doch zu diesem Thema gibt es einen großen Unterschied. Denn Katzen sind zwar gesellschafts- und soszialfähig, andererseits sind sie genauso gute Einzelgänger; das wiederum fällt dem Menschen doch reichlich schwer. Sich mit sich selbst zu beschäftigen fällt dem Menschen meist schwerer, als eine Doktorarbeit zu schreiben (dass beides in direktem Zusammenhang steht, lassen wir mal beiseite!). Mir geht es mehr um die Tatsache, dass nicht jeder Mensch eine Doktorarbeit schreiben kann; dazu ist nunmal nicht jeder intellektuell fähig (und nein, ich hacke nicht wieder auf Dr. (sorry, ehemals Dr.) Karl Theodor zu Guttenberg herum) und mit dem Alleinsein verhält es sich genauso.
Beobachtet man das Verhalten der Menschen, dreht sich vieles nicht nur ums Geld, es geht vor allem darum, miteinander Kontakt zu haben. Darum dreht sich ja auch das ganze Internet - es geht schon lange nicht mehr darum, Geschäfte über das Internet zu tätigen oder sich Wissen anzueignen, zuallererst beschäftigen sich die User damit, mit anderen Menschen (die ihnen meist völlig unbekannt sind) in Kontakt zu treten. Facebook, Twitter, wer-kennt-wen, Lokalisten.de - sind nur einige Beispiele (die wahrscheinlich bekanntesten im deutschsprachigen Raum) und es gibt ja noch viel mehr, denn wir halten es nicht mehr wie früher, indem wir uns Brieffreunde hielten, wir brauchen mehr! E-mails an Menschen schreiben war gestern und ist fast schon zu anonym. Heute geht es darum, miteinander schnell und möglichst öffentlich befreundet zu sein. Denn Freundschaften sind mehr als der Versuch, die Einsamkeit aus dem Wohnzimmer zu vertreiben - es geht darum, der Welt zu zeigen, wie beliebt man ist. 100 Freunde? Das ist jawohl das Mindeste, wenn man unter 10 Freunden hat, ist man eh ein Loser. Mit mehr als 1000 Freunden gilt man zwar schnell als Spinner bei denen, die nichts von anonymen Freundschaften halten, aber die meisten Menschen möchten am Liebsten auch zu der Liste der 1000 gehören, die auf der Liste dieses einen Helden sind, der anscheinend mit allen kann: Geschlecht, Alter, Religion, Sozialstatus? Egal, Hauptsache rauf auf die Liste!

Und genau damit sind wir schon bei der entscheidenden Parallele zwischen Menschen und Lemmingen angelangt. Laut Legende ziehen Lemminge durch die Tuntra und begehen auch mal gerne auf ihren Wanderungen eine Art Massenselbstmord. Dies ist allerdings (Sensationsgier darf an dieser Stelle wieder ausgeschaltet werden!) eine Legende und nicht dokumentiert. Wahr ist allerdings, dass diese putzigen Tierchen in Massen durchs Land ziehen und auf der Suche nach neuen Lebensräumen sind, was viele der Tiere nicht überleben. Und wenn ich sarkastisch wäre, könnte ich glatt behaupten, dass in Japan das Gleiche zur Zeit der Fall ist: die Menschen mussten vor den Wassermassen des Tsunamis fliehen, Hunderttausende befinden sich zur Zeit in Notunterkünften und keiner weiß, wie lange dieser Aufenthalt dauern wird. Dazu kommt dann die Atomkatastrophe, die uns alle natürlich viel mehr interessiert als das Schicksal der Menschen, die ihre Häuser, ihr gesamtes geregeltes Leben und Teile oder die komplette Verwandschaft verloren haben. Mitgefühl ist in heutigen Zeiten eben ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. Und genau deswegen liegt der Fokus der Berichterstattung in den Nachrichten auf Fukushima I und nicht auf die Notunterkünfte, auf leidende Menschen und die Frage, wie diese Menschen ihr Leben wieder in den Griff bekommen sollen (wenn ihnen das je gelingen wird!).

Die Lage ist dramatisch in Fukushima und ich lese und höre viel von den "Fukushima 50", mit denen ich mich letzte Woche schon etwas beschäftigt habe. Dabei wird dann leider auch viel Blödsinn geredet, es wird davon geredet, diese Menschen würden das in Ahnungslosigkeit machen und nur für's Geld. Auf der anderen Seite kann man diese Kritiker auch fragen, was sonst getan werden sollte? Ich bezweifle, dass einer der Kritiker selbst nach Fukushima gehen und die Lage dort in den Griff kriegen will. Der Versuch dieser Menschen ist bewundernswert, auch wenn sie sich anscheinend nicht der Ausmaße bewusst sind, auch wenn sie nicht wissen sollten, dass ihre Lebenserwartung dramatisch sinkt. In dieser Thematik kann man sich auch fragen, ob wir wirklich alle 100 Jahre alt werden müssen? Es ist bekannt, in Japan werden die Menschen alt, sehr alt sogar (das wird hauptsächlich ihrer gesunden Ernährung zugeschrieben), aber muss deswegen automatisch jeder so alt werden? Und was nutzt es diesen Menschen, selbst wenn sie so alt geworden wären, in einer Welt so alt zu werden, die auseinanderbricht? Es wurde Mist gebaut, ganz schön viel Mist, dessen müssten sich doch eigentlich inzwischen alle bewusst sein. Das, was die "Fukushima 50" versuchen (zusammen mit vielen anderen Helfern, die im Übrigen fast gar nicht erwähnt werden!) ist, eine Katastrophe, die sowieso schon da ist, so weit wie möglich einzudämmen. Und es gibt doch weiß Gott genug Menschen, die jetzt schon über mögliche Spätfolgen krakehlen. Viele davon kommen (und das ist besonders traurig, wie ich schonmal gechrieben habe!) aus Deutschland. Dass wir uns immer noch über die Folgen für uns im Zusammenhang mit Fukushima I machen, ist nicht nur beinahe ein Skandal, es ist eine eigenständige für mich unbegreifliche Katastrophe.

Daraus entsteht dann unser eigenes, unser persönliches "Lemming"-Verhalten. Als ich diese Woche dann durch die Nachrichten sah, dass selbst die BRAVO, eine Jugendzeitschrift, die sich mit Themen beschäftigt, die noch banaler als die Jugend von heute sind, in dieser Wochenausgabe ein Poster mit dem Anti-Atom-Logo "Atomkraft? Nein Danke!" eingefügt hat, ist mir fast schlecht geworden. Natürlich denken die Menschen nun, die Jugend macht sich wenigstens Gedanken um die Umwelt, sie macht sich über die Versorgung des Landes mit Strom Gedanken. Aber stimmt das wirklich? Wenn man sich die Jugendlichen dann im Interview anhört, bekommt man nur Phrasen zu hören, die in jeder Nachricht laufen. Das soll eigenständige Meinungsbildung sein? Diese Meinungsbildung haben die BRAVO-Leser nur mit der BILD-Leserschaft gemeinsam: es geht darum, die Meinung der Massen zu vertreten, mit Individualität hat das, was von sich gegeben wird, sehr wenig zu tun. Der Aufkleber, Button, T-Shirt Aufdruck "Atomkraft-Nein Danke!" wird zum Modeaccessoire. Und wenn Karl Lagerfeld das geahnt hätte, er hätte diesen Trend wahrscheinlich bereits vor einiger Zeit aufgegriffen und auf den Laufsteg gebracht!
Das Ganze hat nichts mehr mit der Überzeugung zu tun, die Atomkraft abzuschaffen. Denn die, die diese Überzeugung schon immer hatten, haben auch immer für diese Überzeugung gekämpft. Eine Überzeugung hat nur wenig mit Nachrichten oder Aktualität zu tun, aber das wissen nur Diejenigen, die nicht dem Lemming-Verhalten verfallen sind. Die Masse liebt die Abwechslung, und die Abwechslung ist der Tod einer jeden Überzeugung, schlichtweg weil eine Überzeugung (und speziell ihre Vertretung) Ausdauer verlangt. Und Ausdauer ist das genaue Gegenteil von Abwechslung. Ausdauer ist genau das, was auch jeden Frühjahr Tausenden die Ambition, endlich Sport zu treiben, im Keim ersticken lässt. Wenn man sich wirklich dafür einsetzt, mehr Joggen zu gehen (oder, dass Atomkraftwerke abgeschaltet und durch alternative Energien ersetzt werden) bedeutet das, dass man einer Monotonie verfällt. Man propagiert immer wieder die gleichen Überzeugungen, gibt immer wieder die gleichen Parolen an verschiedenen Stellen von sich, bis man sich lächerlich vorkommt, schlimmer noch: man fängt irgendwann an, nicht mehr an das zu glauben, was aus dem eigenen Munde kommt.

Deswegen ist das Verhalten der Masse auch gestrickt, wie es gestrickt ist: heute Lybien, morgen Japan, übermorgen ein neuer Lebensmittelskandal, der beides wieder außer Gefecht setzt. Man redet immer gerne über das, was gerade so aktuell ist. Mitgefühl ist meist eine sehr geheuchelte Emotion in der heutigen Zeit, gerade, da alles sich immer schneller dreht, wie ein Kreisel, der besonders viel Antriebskraft erfährt. Es mag heute noch interessant sein, nach Fukushima zu schielen und der Welt inzwischen mit Hochgenuss zu erzählen, wie sehr man sich jetzt davor fürchtet, in einem in Deutschland ansässigen japanischen Restaurant Sushi zu essen, dessen Bestandteile allesamt NICHT aus Japan stammen - morgen ist diese Problematik für uns auch wieder vergessen.

Nur für die Menschen in Japan nicht. Die werden wahrscheinlich noch sehr lange in ihren Notlagern hängen und darauf warten, dass genug Hilfe eintrifft, die ihnen die Unterstützung bietet, die sie verdient haben. Der Rest ist Warten.

Gut, soviel zu den Lemmingen. Aber wir haben noch nicht über die "Zwischendenzeilen-Lesern" gesprochen, eine Gattung, die nur unter Menschen vorkommt und eigentlich nicht wirklich erkennbar ist. Sie wechselt auch ihr Erscheinungsbild, fast wie ein Chamäleon. Zwischendenzeilen-Lesern sind Indivualisten, das allerdings nicht ausschließlich. Sie können auch Opportunisten sein, wie sich gerde im Lybien-Konflikt zeigt.
Einerseits können Zwischendenzeilen-Lesern diejenigen sein, die gegen die Masse schwimmen und in Heuchelei auch das Unrecht erkennen. Es gibt aber auch die, die Zwischen den Zeilen lesen - und sich anschließend aus dem Staub machen! Zur zweiten Kategorie gehört wohl (wieder einmal) die schwarz-gelbe Koalition. Jetzt, da sich die Vereinten Nationen endlich mal dazu durchgerungen haben, gegen Gadaffi Maßnahmen zu ergreifen, die eigentlich ja schon fast wieder zu spät ums Eck kommen, sagt Madame Non wieder einmal "Nein" - bzw. diesmal ist es wohl eher Monsieur Non, Guido Westerwelle. Die schlimmste Krankheit, seit es FDP Politiker gibt, hat sich mal wieder die Ehre gegeben, gegen alles zu sein, wofür die breite Masse eigentlich wäre. Zumindest die breite Masse derer, die im Zusammenhang mit Lybien ein wenig ihren Verstand einschalten. Dass es an der Zeit ist, Gadaffi zu entkräften, ist wohl inzwischen vielen klar. Und trotzdem befürwortet die Mehrheit der Deutschen das "Nein" des Bundesaußenministers. Ob es die Angst vor Vergeltung von Seiten Gadaffis ist oder einfach die Faulheit, sich für jemand anderes als sich selbst einzusetzen, ist schwer zu sagen beim deutschen Volk. Auf der einen Seite haben wir keine Probleme, uns Buttons an die Jeansjacke zu stecken, die zwar eine politische Aussagekraft besitzen, aber nichts weiter bewirken, aber wenn wir uns dann politisch für etwas stark machen müssten - scheuen wir die Verantwortung gegenüber Menschen, die wir nicht kennen.

Schließt sich da wiedermal der Kreis? Es war auch schon oft zu hören, dass im Internet Selbstmorde auf Sozialnetzwerken angekündigt werden und keinen der Internetfreunde hat es interessiert. Es scheint, als wäre die Fürsorglichkeit mit dem "Accept"-Button unter eine geschlossene Freundschaft gestorben. Was danach ist, interessiert doch niemand. Was interessieren mich meine Internetfreunde, was interessieren mit die Menschen in nordafrikanischen Staaten, die ich nicht kenne? Die Angst ums eigene Leben (oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit jedes Einzelnen) ist doch zu groß.

Im Massenphänomen ist doch schlussendlich jeder für sich selbst verantwortlich. Und wenn es das Massensterben der Lemminge je gegeben hat - manchmal wünscht man sich, dieses Massensterben würde bei den Menschen stattfinden. Nicht im körperlichen Sinne - einfach das Bedürfnis, ständig dem neuesten Trend in jeglicher Form hinterherzuhetzen, könnte doch so langsam mal aussterben. Es wäre sinnvoller und besser für die Welt, als wir alle denken.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende

LG Gene ;-)

Freitag, 18. März 2011

"Big in Japan" - Eine Hommage an die Fukushima 50

Es fällt schwer, dieser Tage an dem Thema "Japan" nicht vorbeizukommen. Und so sehr ich mich persönlich davor ziehe, darüber einen Eintrag zu verfassen, es scheint, es gibt kein anderes Thema, über das man schreiben könnte derzeit.

Warum ich mich ziere? Dafür gibt es eigentlich mehrere Gründe, zunächst einmal haben mich mehrere Gefühle in der vergangenen Woche beschäftigt. Da war zuerst die Fassungslosigkeit zu sehen, wie eine ganze Nation aufgrund eines Erdbebens in die Knie gezwungen wird. Ist das neu? Mitnichten! Wir haben das alle schon in mindestens 100facher Ausführung erlebt. Auch in letzter Zeit. Wir sahen das Erdbeben in Neuseeland, die Flut in Pakistan, Waldbrände in Rußland, das verheerende Erdbeben auf Haiti. Doch wir machen immer wieder den gleichen Fehler: egal, wie oft wir von Katastrophen lesen, hören und sehen, am nächsten Tag dreht sich wieder nur alles um den eigenen Kosmos. In dem ewigen Glauben, wir seien die schlaueste Rasse auf diesem Planeten Erde reisen wir durch die Weltgeschichte, zwingen scheinbar die Natur in die Knie und fühlen uns jeder einzelne, als wären wir alle König. Zumindest im Königreich "Ich" ist man immer König. Was aber, wenn uns eine Macht, die stärker ist als wir, uns aufzeigt, wie falsch wir mit unserer Arroganz und Überheblichkeit liegen? Das ist wieder einmal die traurige Ursache auch der Umweltkatastrophe in Japan: das Unterschätzen der Naturgewalten und das daraus resultierende Gefühl, allein und klein wie eine Ameise dieser Übermacht gegenüberzustehen.

Jetzt zu behaupten, dass die Japaner allein zu doof waren, die Katastrophe kommen zu sehen, ist erneut ein Zeichen von absoluter Selbstüberschätzung. Denn das, was sich gerade in Japan abspielt, könnte theoretisch überall geschehen. Und das nicht nur aufgrund von Naturgewalten, die über uns hinwegfegen... die Katastrophe Tschernobyl, die viel zu schnell aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist, zeigt doch, dass wir nicht nur nicht gegen die Natur ankommen, auch von uns erfundene Spielereien der chemischen Elemente (so möchte ich die atomare Spaltung und ihre Folgen mal lapidar bezeichnen) hat Folgen, denen wir ohne Wehr ausgesetzt sind.
Was wir in der letzten Woche sehen, ist, dass die japanische Regierung in ihrer Panik einige Fehler begangen hat (und auch immer noch begeht). Sie wissen nicht, wo sie wann und was überhaupt kühlen sollen, wo die Brennstäbe offen liegen oder wo nicht... zumindest sind die Informationen, die an die Öffentlichkeit gelangen, sehr wage, teilweise widersprüchlich und kaum hat sich die breite Zuschauerschaft beruhigt, kommt schon die nächste Hiobsbotschaft. Wahrscheinlich weiß keiner so genau, was gerade los ist - nicht einmal die, die so hautnah dabei sind, dass sie wahrscheinlich das hohe Alter nicht erreichen werden. Es wird gekämpft an allen Ecken und Enden - aber wie auch in der Vergangenheit hat das Kämpfen gegen die Natur apokalyptische Ausmaße. Und meistens ist der Mensch der Verlierer.

Der Fassungslosigkeit der letzten Tage mischte sich bei mir schnell Wut mit hinzu. Nicht Wut auf die Japaner, die großzügig Hilfe aus dem Ausland weitestgehend ablehnen und in ihrer Panik so unorganisiert sind, dass Hilfsgüter nicht die Bedürftigen der Katastrophe erreichen oder einfach irgendwo vor leeren ehemaligen Rettungscamps stehen gelassen werden. Diese Fehler kann man schlussendlich nur darauf schließen, dass diese Katastrophe so unvorbereitet kam, dass jedes Katastrophenmanagement einen "Kurzschluss" im System hat.
Die Wut kam erst dann bei mir auf, als in den Nachrichten statt über die Opfer nur darüber geredet wurde, inwieweit sich eventuell die Katastrophe auswirken würde. Der erste Gedanke spontan kann da nur lauten: "Willkommen zurück im Königreich "Ich"!". Dass tausende von Menschen durch das Beben und den anschließenden Tsunami gestorben sind? Wen interessiert's? Die einzig wichtige Frage ist doch: Sterbe ich jetzt auch?

Jetzt werden in Panik in den USA und wahrscheinlich auch bald in Deutschland die Vorräte an Jodtabletten knapp, auch wenn die breite Masse eigentlich wissen müsste, dass wir a) gar nicht direkt von der Katastrophe betroffen sind (und es wohl auch nie sein werden!) und b) Jodtabletten als Prophylaxe mehr Schaden als Nutzen anrichten. Aber wird die Menschheit je klug werden? Wahrscheinlich nicht! Es scheint, als würden wir Nachrichten immer nur mit einem (oder vielleicht sogar nur mit einem halben) Ohr verfolgen. Interpretationen werden da nach Wahl gefasst und daraus irgendein Schluss gezogen, der weder stimmt noch hilfreich ist.
Gerade die Katastrophe in Japan zeigt das: der Fokus sollte eigenlich auf Japan liegen. Aber nach 7 Tagen wäre das doch zu langweilig. Was haben wir davon? Japan ist weit weg und überhaupt: wer kennt schon Japan? Wenn man noch nie da war, kommt einem dieses Land eh nicht geheuer vor. Was die essen, wie die aussehen, wie die sich benehmen - ist doch unnormal. Also: reden wir lieber wieder über uns. Frei nach dem Motto: "Enough about you - let's talk about me!" ("Genug von dir - lass uns über mich reden!).
Und das tut dann sogar unser auf Rang drei der Staatsoberhauptsfolge liegende Frau Merkel auch brav: erst heißt es, die Katastrophe würde Gott sei Dank uns wohl nicht betreffen und es gäbe keinen Grund, die Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten. So weit, so wahr. Dass, was in Japan geschehen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen, indem wir die AKW's abschalten. Dann vor ein paar Tagen die prompte Kehrtwende: die Opposition wettert, macht indirekt Wahlkampf auf dem Rücken Japans und nun kommt auch die Kanzlerin zu Verstand, weil eigentlich sind Atomkraftwerke ja nicht das, was wir für die Zukunft wollen. Und ein Zeichen setzen müssen wir auch. Also werden jetzt die 7 ältesten Kraftwerke abgeschaltet. Nach der Pressekonferenz am Dienstag stand man dann zwischen den Gefühlen "Endlich hat sie's eingesehen!" und "Alles Heuchelei wegen der Landtagswahlen!". Hinzu mischte sich schnell das Gefühl von "Eigentlich weiß die Frau doch selbst nicht mehr, was sie da tut!". Denn wirklich abgeschaltet wird hier ja gar nix - es wird alles nur mal runtergefahren, um mögliche Gefährdungen zu überprüfen und erst DANACH, wenn's wirklich nicht mehr geht, werden alte AKW's vom Netz geholt. Man möchte unserer Regierung doch glatt eine klatschen - aber Beifall bestimmt nicht.

Aber auch wenn es bei diesen ganzen Debatten und vom Abschalten der AKW's bis jetzt zum "Überprüfen, ob das überhaupt möglich und rechtlich erlaubt ist" hin und her geht wie bei einem drittklassigen Theaterstück, die Wut bleibt. Nämlich die, dass Japan zwar immer schön weiter voyeuristisch von allen Seiten beim Kampf gegen den GAU (dem Größten Anzunehmenden Unfall) beobachtet wird, getan wird nur herzlich wenig. Wie bei jeder Katastrophe: solange es uns nicht betrifft, macht es eine gewisse perverse Freude, verzweifelten Menschen zuzusehen. Aber Halt! Ich unterstelle nicht jedem Zuschauer, dass er gerne die Berichterstattungen sich ansieht und sich daran ergötzt. Erschreckend ist allerdings trotzdem, dass erst nach einer Woche zu Spenden aufgerufen wird, dass die Menschen viel zu spät auf den Gedanken kommen, dass allein das Erdbeben weitreichende Katastrophen hat. Was wir uns nur viel zu selten bewusst wird: Tausende Menschen haben nicht nur ihr Leben verloren - zigtausende stehen jetzt vor den Scherben ihrer Existenz. Das Dramatische daran ist obendrein, wieviele alte Menschen sich unter den Überlebenden befinden. Und da ist Mitgefühl gefragt, eine Eigenschaft, die leider viel zu wenige Menschen heutzutage besitzen: das Einfühlungsvermögen sich vorzustellen, wie sich ein Mensch fühlen muss, der von einem Tag auf den anderen alles verliert: sein Haus, seine Existenz, sein Hab und Gut ... und wenn er wirklich viel Pech hat, Teile oder vielleicht sogar die gesamte Familie. Und dann ist da das Nichts. Fast wie bei der "unendlichen Geschichte" von Michael Ende. Diese Menschen stehen da, wissen nicht, wohin sie gehen sollen, vielleicht wissen sie nicht einmal wer, woher sie kommen, weil um sie herum nur noch Trümmer sind, alles wurde niedergewalzt, es gibt keine Orientierung mehr. Wie soll man sein eigenes Haus noch suchen, wenn es keine Straßen mehr gibt, an denen man sich orientieren soll? Die einzigen Deutschen, die dieses Gefühl im Ansatz vielleicht einigermaßen authentisch nachempfinden können, sind die Überlebenden des Zweiten Weltkrieges.

Nachdenklichkeit liegt im Raum, wenn man an Japan denkt. Inzwischen weicht die Fassungslosigkeit und Wut nur noch dem Schweigen, dem Gedenken der Opfer, dem Bangen um den Rest Japans und das alles mal ganz selbstlos, mal ganz ohne das Denken an unsere Zukunft. Das Denken, wie sich Japan's Katastrophe auf die Weltwirtschaft auswirken wird, sollte auf den Zeitpunkt verschoben werden, an dem sich diese Probleme stellen. Im Moment stellen sich ganz andere Probleme, man blickt nur noch gebannt auf das AKW Fukushima und betet, dass die tapferen Männer, die dort noch ausharren, um das Schlimmste zu verhindern, etwas tun KÖNNEN, damit die Katastrophe nicht von Stufe 5 auf 7 steigt. Den "Fukushima 50", wie sie in dem Medien nur noch genannt werden (als wären es die "Inglorious Basterds"), gebührt der Respekt aller, denn sie stellen das Schicksal der Masse über ihr eigenes.
Während es in den letzten Tagen im deutschen Fernsehen teils lächerliche Berichterstattungen über Deutsche, die Japan panikartig verlassen, gibt, wobei diesen Deutschen dann noch Mitgefühl entgegengebracht wird und so getan wird, als wäre jetzt ein großer Dienst getan, weil ein paar Menschen aus dem Land fliehen können, während Tausende ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert sind, beweisen die "Fukushima 50", dass es auch anders geht. Solidarität liegt in der Luft, nicht nur radioaktive Strahlung. Leider reicht die Bewunderung für diese 50 Männer nicht weit genug, die Berichte im Fernsehen werden immer wieder mit Nonsense gespickt, der Sendezeit ausfüllt. Und die Ironie des Schicksals ist wieder einmal da: die Zeit, die diese Männer im Kampf gegen den Super GAU nicht haben, haben die Fernsehsender anscheinend reichlich. Immerhin ist Zeit ja nur etwas relatives - wir alle haben den gleichen Anteil zur Verfügung und was wir damit machen, ist uns überlassen. Ob wir nun verzweifelt unser Leben für andere geben oder uns doch lieber zu Tode langweilen. Die Extreme prallen mal wieder aufeinander... wie das Wasser des Tsunamis aufs japanische Festland.

Was bleibt? Das wird die Zukunft wohl zeigen. Es gibt keinen schlauen Spruch, den ich diesmal einfach so "raushauen" könnte, dafür ist die Situation zu ernst, die Folgen dieses schlimmen Ereignisses nicht absehbar. Und die Erde dreht sich weiter - wahrscheinlich auch (leider) in den Köpfen der Menschen. Japan wird bald in Vergessenheit geraten, wir werden uns wieder statt fast nur auf uns selbst wieder ausschließlich auf uns selbst besinnen. Den Menschen dort bleibt der Schaden - und uns? Wahrscheinlich wird die Arroganz, wir allein beherrschen die Welt, wieder zutage gefördert werden. Es gibt einfach diesen mentalen Vorschlaghammer nicht, deri n unseren Köpfen die Trümmer der Selbstsucht endgültig niederreißt.

Denn es hat wieder einmal jemand anderen getroffen - nicht uns. Die Meisten werden nur denken "Gott sei Dank hat's mich nicht getroffen!", statt zu denken "Das hätte nie passieren dürfen... zu keiner Zeit, zu niemandem."

Damit ein angenehmes Wochenende - mit hoffentlich ein bißchen weniger Selbstsucht ;-)

LG Gene

PS: Wer wirklich etwas tun möchte und nicht schon durch die endlosen Berichterstattungen mitgekriegt hat, wie's geht: Spenden für Japan ist denkbar einfach. Hier ein paar Links:


Deutsches Rotes Kreuz Spendenkonto

Caritas

RTL Spendenseite "Wir helfen Kindern e.V."

Freitag, 11. März 2011

Grünes Grobzeug aus deutschen Gärten - Teil 1: Männer

Zur Zeit gäbe es vieles, das einen Blogeintrag wert wäre: die Kriegszustände in Lybien, heute nun das verheerende Erdbeben in Japan. Aber wozu reden, worüber schon jeder redet? Einzigartigkeit ist gefragt, heute mehr denn je zuvor! Und einen Eintrag über die Katastrophe in Japan verkneife ich mir für ein anderes Mal. Viel mehr hat mich diese Woche wieder einmal die Beziehung beschäftigt, die existenziell die wichtigste für unser Fortkommen ist: die Beziehung zwischen Mann und Frau, der schon so viele Namen gegeben wurde. Eheähnliche Gemeinschaft oder dann doch Ehe, Liebesbeziehungen und aus die aus denen resultierenden Formen (von einfacher katholisch religiös geprägter Heililgenfamilie bis hin zur modernen Patchworkfamilie). Zugegeben, es hat sich einiges geändert in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten, der Fortpflanzungstrieb ist der gleiche geblieben.

Da diese Woche ja noch der "Weltfrauentag" war, bei dem einiger Staub wiedermal aufgewirbelt wurde (wie z. B. wozu es diesen Tag überhaupt gibt etc.), wurde ich in Bezug auf die heterosexuelle Beziehung der heutigen Gesellschaft nachdenklich. Ich nenne bewusst nur die heterosexuelle Beziehung, denn gleichgeschlechtliche Beziehungen mögen auch ihre Probleme mit sich bringen, allerdings spielen die Beteiligten sozusagen "im gleichen Team", während in einer laut katholischem Glauben "normalen" Beziehung (= hetero) die Spieler sich bewusst mit einem der gegnerischen Mannschaft paaren. Dass das nicht gut gehen kann, sehen wir eigentlich täglich.

Zunächst angefangen bei dem Zweifel, den speziell Männer am Weltfrauentag hegen. Nun: wozu ist er denn nun gut, der Weltfrauentag? Die meisten Menschen haben heutzutage vergessen, dass Frauen nicht immer kleine Tussis im Minirock waren, die Küche und Buro gleichermaßen "rockten" und all das machen, wovon wir schon bei Männern gesehen haben, dass es nicht gut für den Menschen sein kann: Rauchen, Alkohol trinken, fluchen, sich hemmungslos körperliche und seelische Pein zufügen, Sex mit wahllosen Partnern haben.
Frauen waren nicht immer so, sie DURFTEN nicht immer so sein! Die Frau galt früher in erster Linie schon ohne ein Kind bekommen zu haben als "Mutter der Nation", und zwar jede einzelne von uns. Wir waren früher nur dafür zuständig, nach der Eheschließung der Kitt einer guten Familie zu sein: Kinder kriegen, Kinder erziehen - und sich um IHN kümmern, den Ehegatten, der das Geld nach Hause bringt. Und damals waren die Gehaltsschecks der Männer derart gut, dass sie es sich leisten konnten, ihre Frau zu Hause zu lassen. Zumindest in den meisten Fällen, auch dort gab es Ausnahmen. Es gab Fälle, da mussten die Frauen auch beruflich ran, allerdings durften sie das nur (wenn überhaupt!) in sozial so schlecht angesehenen und bezahlten Berufen, dass er ohne mit der Wimper zu zucken sagen konnte: "Ja, ohne mich wäre die nix wert!"

Heute ist das ganz anders, Männer sind schließlich auch nicht das, was sie mal waren. Heute sitzen Männer bevorzugt auf der Couch, chatten neben der Partnerin, die in der Küche steht und die Kinder hütet, mit mindestens einer Chat-Freundin, die außerdem noch mindestens 3 Jahre jünger ist als die reale Partnerin (die natürlich auch mindestens 5 Jahre jünger ist als der Mann)... und in letzter Zeit frage ich mich nur noch: was ist los mit euch, Männer??? Wo seid ihr falsch abgebogen? Haben wir etwas derart Schreckliches angerichtet durch den Weltfrauentag, weil wir gleichberechtigt sein wollten, weil wir wählen wollten, weil wir das machen wollten, woran ihr schon so kolossal gescheitert seid, dass ihr nun meint, völlig durchdrehen zu müssen?

Verstehe einer die Logik der Männer! So denkt nicht nur Alice Schwarzer. Die versteht ja inzwischen eh nix mehr, was die Geschlechter betrifft und vergreift sich in ihrem Emanzipationswahn nur noch in den Vergewaltigungsprozess rund um Jörg Kachelmann, dem einzigen Mann, dem sie mittlerweile noch die Hölle heiß machen kann. Natürlich ist auch er ein Prototyp des heutigen Mannes: nicht nur eine, sondern gleich 14 Freundinnen zur gleichen Zeit, das heißt, alle 12 Stunden eine Freundin, damit kriegt man dann auch die Woche voll. Doch über Kachelmann zu sprechen würde zu weit führen, denn es geht hier ja noch um ein ganz anderes Thema als um das der Gleichberechtigung. Mehr als zwei Freundinnen gleichzeitig zu haben gilt eher als "männlicher Größenwahn"; und der herrschte schon zu allen Zeiten vor.

Zwischendurch in eigener Sache, um etwas klarzustellen: nein, ich bin keine Emanzipierte! Ich persönlich bin fast weiter weg von der Emanzipation als standorttechnisch von Japan. Natürlich möchte jeder Gleichberechtigung, ich auch, das allerdings nicht aus einer Geschlechterfrage heraus, vielmehr aus einer Frage des Menschen als Individuum. Du kannst etwas genauso gut als ein anderer? Warum solltest du nicht die Chance bekommen, das umzusetzen? Warum soll nur Kandidat A das tun dürfen, was du genauso gut, wenn nicht besser umsetzen könntest? Es gibt keinen Grund dafür, Diskriminierung findet nicht nur unter der Gürtellinie statt, sie beherrscht vor allem die Köpfe. Nicht nur beim Geschlecht werden zuviele Unterschiede gemacht, auch bei der Religion, beim Familienstand, bei der Herkunft (sozial und national), es gibt zu viele Methoden, die angebliche Spreu vom Weizen zu trennen (wobei im Ende weniger das getrennt wird, als die Spreu von der Spreu, die mir einfach grad besser gefällt!).
Aber worin liegt nun das Problem am "Mann von heute"? Ganz einfach: erst ist er gegen die Gleichstellung der Frau, dass sie arbeiten geht UND die Kinder erzieht (was im Übrigen ein Mythos ist, mehr dazu in einem anderen Blogeintrag!), dass sie alles so macht wie er. Dann ist diese Revolution nicht mehr aufzuhalten und inzwischen rächen sich die Männer. Was das bedeutet? Der Mann konnte die Gleichstellung nicht aufhalten, also nutzt er sie zu seinem eigenen Zweck: natürlich darf eine Frau arbeiten, dann aber bitte länger und härter als der Mann und dann gleich noch für weniger Geld. Das ist die Situation, mit der Frauen seit Jahrzehnten leben. Schlecht leben wir nicht damit, wirklich gut allerdings auch nicht. Nun brüllen die Frauen nach gleicher Bezahlung, der grundsätzlich zuzustimmen ist, wenn wir anfangen würden, Frauen und Männer als das zu sehen, was sie sind: zwei Varianten der gleichen Spezies und nicht zwei völlig verschiedene Spezies, wie es die Männer gerne hätten.

Wenn die schlechtere Bezahlung für mehr Arbeit oder dass Frauen nur wenige Führungspositionen einnehmen die einzigen Probleme wären, die die heutigen Männer verursachen würden, hätten wir eigentlich keine Probleme. Geld ist ja schließlich nicht alles. Es kommt allerdings viel schlimmer, wenn wir in die heutigen Schlafzimmer gucken: die Frauen machen sich selbst tagsüber zur Emanze, um nachts zur Hure zu werden. Und das im wahrsten Sinne! Frauen sind nicht mehr nur die Sexpartner, sie machen inzwischen alles, aber auch wirklich alles mit, was der Mann von ihr verlangt. Zu SEINER Befriedigung! Denn da hört die Emanzipation in vielen Fällen auf: dass eine Frau sagt, was sie sexuell anmacht, dazu kommt's noch! Nicht nur, dass die weibliche Befriedigung die kompliziertere ist (zumindest im Auge des Mannes), sie ist theoretisch auch noch verbunden mit Gesprächen der Partner. Und bis eine Frau ihrem Mann ihre Befriedigungszone erklärt hat, ist er schon längst eingeschlafen. Was allerdings nicht daran liegt, dass Sie zu kompliziert ist: Er schläft schlichtweg zu schnell ein!

Aber der Sex ist nicht das Einzige, worin die Frau sich in einer Beziehung unterbuttern lässt: eine Frau ist rein biologisch schneller verbraucht als der Mann. Das ist wieder einmal Seine Weltsicht. Ein Mann geht davon aus, dass er fast sein ganzes Leben lang für Nachwuchs zeugen kann, eine Frau hingegen ist für den Sondermüll, sobal sie die 50 erreicht hat. Nun denke ich nicht, dass eine Frau ab 50 sexuell begehrenswerter ist, weil reifer, erfahrener und sowieso besser aussehend.... es ist eine Tatsache, dass eine junge Frau besser aussieht, sich noch fortpflanzen kann und einfach etwas elfengleiches hat, was irgendwann mit dem Alter verschwindet. Trotzdem stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob jeder Mann ab 20 heutzutage eine mindestens 5 Jahre jüngere Freundin haben muss. Sind Männer wirklich in ihrem Selbstbewusstsein derart schwach, dass sie eine offensichtlich ihnen intellektuell unterlegene Freundin brauchen?

Es ist erwiesen: Männer sind in ihrer Entwicklung immer in etwa 4 Jahre ihrem Alter zurückentwickelt. Also ist ein Mann mit 30 vom Kopf her eigentlich 26. Logisch also, dass er eine Freundin hat, die maximal 23 ist (ein wenig Übertreibung muss an dieser Stelle erlaubt sein!). Anders betrachtet ergibt sich allerdings ein anderes Bild: zwar ist der Mann vom Kopf her erst 26 und der Fisch stinkt auch vom Kopfe her, aber die Realität sagt, dass der Mann immer noch 30 ist. Er hat 30 Jahre Lebenserfahrung, während eine wesentlich jüngere Freundin nur die Jahre auf dem Buckel hat, die in ihrem Personalausweis stehen. Also wozu brauchen Männer eine jüngere Freundin? Die Erfahrung hat ihnen wahrscheinlich gezeigt, dass eine gleichaltrige Freundin von ihren Interessen und ihrem Intellekt weit voraus trabt. Und der Preisgaul "Mann" so weit zurückliegt, dass die Wettquoten auf einen Sieg bei ihm so astronomisch hoch sind, dass sie nur noch sagen wollen: DER gewinnt nie! Also, was tut der Gaul? Er holt sich ein Fohlen in den Stall. Denn bekanntlich kann ein untrainiertes, naiv-junges Pferd nie und nimmer so gut und schnell laufen wie ein mittelklassiger alter Gaul. Und damit hat der Mann dann wieder gewonnen.
Wenigstens ist das die einzgie Erklärung, die man einem Mann noch zugestehen mag für das Syndrom "Freundin -5" (= Freundin 5 Jahre jünger). Kein Mensch glaubt doch einzig und allein daran, dass eine jüngere Freundin einfach nur besser aussieht. Irgendwann wird das Kalb ja schließlich auch zur Kuh, sprich: sie wird alt. Zwar gibt es konsequente Männer, die dann wieder eine jüngere Frau holen. Problem an der Theorie "Schönheit" ist nur, dass es auch durchaus Frauen gibt, die lange etwas von ihrer jugendlichen Schönheit haben. Warum werden die dann ausgemustert? Haben Männer etwa X-Ray Vision, den Röntgenblick, der ihnen verrät, dass die Frau irgendwann doch alt aussehen wird? Mitnichten, denn so klug sind Männer bei weitem nicht. Ihre Intelligenz in Ehren (und sie existiert, das haben Gerüchte zumindest schonmal angedeutet), aber so weit können nicht einmal Frauen blicken. Und Weitblick ist eher eine Stärke der Frau als die des Mannes. Sie halten sich wiedermal an das Prinzip des Fohlens, denn der Mittelklassegaul läuft zwar eine Weile gut neben dem erwachsen werdenden Fohlen, dann wird der Gaul allerdings zum alten Gaul, irgendwann zum verdammt alten Gaul... und das Fohlen ist auf der Stufe der Preisstute, die dem Gaul wiedermal davonläuft. Und deswegen ersetzt der Gaul jede Stute durch ein neues Fohlen, bis das "Ersatzlager Frau" immer mehr benutzt wird und das Karussell sich ähnlich schnell dreht wie eine überdrehte Schraube.

Allerdings: man kann an dieser ganzen Situation nicht nur dem Mann die Schuld geben. Er hat den Krieg nur provoziert, doch es ist wie die NRA zum Thema "Waffen" sagt: "Weapons don't kill people - People kill people!". Zwar stimmt der Leitspruch der NRA nicht, aber im "Krieg der Frauen" stimmt es schon: Die Männer liefern sich ihnen nur als die Waffe, wenn sich die Frauen damit gegenseitig über den Haufen schießen, haben die Männer zwar den Vorteil und fühlen sich gebauchpinselt... dass wir Frauen das alles allerdings tun, damit wir uns in einer vermeintlich "sicheren" Beziehung mit einem Mann der heutigen Zeit befinden (man vergleiche wieder einmal die wahre Sicherheit des Mannes von vor rund 50 Jahren!), zeigt nur, wie bekloppt das Wesen Frau eigentlich sein kann. Von wegen größerer Intelligenz, mehr Weitblick etc. Wenn Frauen einen Penis auf zwei Beinen sehen, drehen sie durch, gehen über Leichen (die sie natürlich vorher selbst in den eigenen Reihen produzieren!) und das alles dann nur, damit sie ans Ziel kommen.

Und wofür der Kampf? Damit sich die Frau in einer unsicheren Beziehung mit einem Mann wähnen können, bei dem sie Vollzeit arbeiten gehen müssen, damit das Geld entweder zum Überleben oder zum Leben in Überfluss reicht, sie müssen nebenher die Kinder erziehen (und hier nochmals angemerkt: das ist ein MYTHOS!), sie kümmern sich so aufopferungsvoll um ihre Männer wie immer, damit sie nicht bis ans Ende ihrer Tage verheiratet bleiben und geschieden und alleinerziehend wirklich ums Überleben kämpfen müssen, während Er mit der Nächsten in den Sonnenuntergang segelt. Unfair? Alles ein Produkt der "Gleichberechtigung" und nur das Alltagsbild, dass Frauen mit dem "Weltfrauentag" feiern.

Okay, das klingt jetzt wirklich unfair. Der Weltfrauentag ist die Ehrung der Frauen, die sich dafür eingesetzt haben, dass Frauen das Recht haben zu wählen, zu arbeiten etc. Es ist nicht alles schlecht am Weltfrauentag. Leider ist der Geist der Weltfrauenbewegung auf der Strecke geblieben. Denn statt aus mehr Potenzial mehr zu machen, verkaufen sich Frauen zu gerne unter Wert. Damit der arme Mann sich auch nicht benachteiligt fühlt. Wenn die Frau es mitmacht, ist sie selbst schuld. Und wird auch in Zukunft wohl immer die dumme Stute sein, während der wesentlich dümmere Gaul die Ziellinie als erster überquert.

Das klingt verbittert? Nicht wirklich. Es gibt genausoviel über die Stute zu meckern wie über den Gaul; dazu allerdings erst wieder etwas im nächsten Blogeintrag. ;-)

In diesem Sinne - erfolgreiche Fastentage!

LG Gene :-)

PS: Der Vergleich "Mann und Pferd" mag auf den ersten Blick weit hergeholt sein, doch eigentlich gibt es nur eine Sache, die (wenn man es sarkastisch auf die Spitze treiben möchte) die Beiden unterscheidet: einen Mann bei gebrochenem Bein zu erschießen ist immer noch illegal.

Donnerstag, 3. März 2011

"Er ist dann mal weg!"

Wer Böses sagen möchte, könnte diesen Titel den Geschehnissen der letzten Tage geben. Karl Theodor zu Guttenberg (inzwischen ehem. Verteidigungsminister und ehem. Halbdoktor) ist weg, hat den Hape Kerkeling gemacht und geht jetzt wahrscheinlich nicht den Jakobsweg entlang, aber Buße wird er wohl doch irgendwie tun.

Erst war der Doktortitel futsch, dann wurde der Druck immer größer und Rücktrittsaufrufe wurden so laut, man konnte nachts schon fast nicht mehr schlafen, derart Laut waren die Schreie der politischen Opposition und Moralisten. Und heute wurde er offiziell verabschiedet mit Pauken und Trompeten, dazu er zwischen aufrechtem Dandygang und hängendem Kopf wie bei einem, dem die ganze Sache furchtbar peinlich ist.

Man fragt sich nun so einige Dinge zu diesem "jungen Familienvater in der Quadratur des Kreises": wie ist das Phänomen "Zu Guttenberg" überhaupt zu erklären? Wird er nun das Gesicht einer neuen Krankheit, einer neuen Katastrophe? Aber vor allem: welcher Krankheit, welcher Katastrophe?

Nun, der gute Herr zu Guttenberg wurde vor allem dadurch bekannt, dass er einer der ältesten und teuersten Werte wieder zu Tage brachte: Ehrlichkeit, in dem Zusammenhang auch Geradlinigkeit. Was er genau damit meinte, ist mir ehrlich gesagt bis heute schleierhaft. Viel schlimmer noch: mir ist schleierhaft, wie dieser Mann zum beliebtesten Politiker Deutschlands avancieren konnte. Was hat er nur an sich? Zuviel Deo der Marke "Axe" aufgetragen? Das würde allerdings nur die Verherrlichung der weiblichen Anhänger erklären. Doch die Vergötterung zu Guttenbergs ist ein geschlechterübergreifendes Phänomen, das einer Erklärung bedarf, aber nicht erklärbar ist.
Als Politiker hätte zu Guttenberg theoretisch die Aufgabe gehabt, politisch etwas zu bewegen - aber was genau hat er bewegt? Er hat Opel mit seinem Insolvenzplan aus der Krise geholfen. Und damit ist er direkt in den Olymp aufgestiegen? Es gibt hunderte hilfreiche Aktionen von Politikern, die eingeführt werden und funktionieren. Von diesen Politikern hört allerdings heute keiner mehr etwas. Peer Steinbrück hat schließlich auch keinen schlechten Job als Finanzminister während der Krise geleistet, oder? Aber bei dem Namen werden die Meisten wohl nur sagen "Peer wer? Ist das der, der das Dschungelcamp gewonnen hat?"

Die Menschen sahen in zu Guttenberg wohl mehr als den Politiker. Vielleicht sahen sie in ihm den deutschen "Barack Obama", nur ohne "Yes we can!". Oder gerade damit? Etwas vorzuheucheln bringt ja bekanntlich weiter. Schon Obama hat viel versprochen und darf sich heute nur noch an seinen Worten von gestern messen lassen. Zu Guttenberg geht es ähnlich - er versprach uns Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, alte Werte, die einem Politiker das Vertrauen der Bürger zuspielen sollten. Dann der Absturz vor zwei Wochen, Gerüchte wurden laut, zu Guttenberg habe Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben (oder, um es korrekt zu sagen: er hat falsch bzw. nicht rezitiert). Dann war die Aufregung groß, hunderte, vielleicht sogar tausende Menschen konnten dank Internetveröffentlichung auf seine Doktorarbeit zugreifen und selbst erlesen, wieviel von der Arbeit nicht ordnungsgemäß deklariert worden ist. Fußnoten, das entscheidende Wort der darauffolgenden Woche. Wieviel stammt von ihm, wieviel aus den Büchern? Im Ende waren von rund 60% die Rede, die nicht von zu Guttenberg stammten. Nun bin ich kein Experte für Doktorarbeiten und möchte auch keiner werden, aber nicht umsonst sind Doktorarbeiten hart erkämpft: sie sollten schon bis zu einem gewissen Grad von einem selbst stammen, sonst könnte man sie auch bei ALDI zum Einkaufspreis erwerben.

Die Aufregung stieg allerdings erst durch zu Guttenberg's Verhalten in der Sache bis zum Siedepunkt: er tut er die ganze Sache als Hetzkampagne ab, ist sich keiner Schuld bewusst, verzichtet aber bis zur Klärung auf die Weiterführung des Doktortitels. Hätte er mal gewusst, dass er als junger Familienvater sein drittes Kind, den Doktortitel, an diesem Abend zum letzten Mal in seinem so jungen erfolgreichen Leben sehen würde. Wahrscheinlich hätte er es noch einmal auf die Stirn geküsst und ihm "Ich hab dich lieb!" ins Ohr geflüstert. Okay, Scherz beiseite! Es wurde danach nur noch dreckiger, dann gab er zu, handwerkliche Fehler begangen zu haben, weil es doch sehr anstrengend ist, einen Doktortitel zu erwerben, während man zwei Kinder wickelt, füttert und zu Bett bringt (oder auch wieder rausholt, je nachdem!) und eine Politikerkarriere anstellt und dabei von Tür zu Tür um Wahlstimmen rennt. Ach ja, schweres armes Politiker-/Doktorantenleben, ich weiß! Mein herzlichstes Mitleid!

Und nun? Nun ist er weg! Raus aus unser aller Leben, raus aus der BILD (naja, noch nicht... aber in ein paar Wochen wahrscheinlich) und raus aus den Köpfen (erst kurz nachdem die BILD ihn aufgibt!). Beliebt ist er immer noch, jaaa! Die Menschen schwören auf zu Guttenberg, den gutaussehenden, den wortgewandten, intelligenten, kompetenten Politiker mit Handwerkerschwäche (aber er hat ja auch Jura studiert, da darf man handwerklich unsauber arbeiten - und wenn's nur in der Doktorarbeit ist!).

Doch welche Krankheit repräsentiert zu Guttenberg nun? Ich kann dem Kind keinen Namen geben (ist ja auch keine Doktorarbeit), aber in den letzten Wochen gibt es so viele, die negativ aufgefallen sind in genau der gleichen Art und Weise. Die saubere Gesellschaft der "oberen Hunderttausend" (da die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinanderklafft, reichen 10 000 nicht mehr aus!), die die guten Werte vertritt und deswegen im Gegensatz zur restlichen Gesellschaft gewinnt - sei es finanziell, von der Anerkennung her...es könnte gar sein, dass diesen guten Werten sogar die bessere Gesundheit zugeschrieben wird (statt die der privaten Krankenversicherung zuzuschreiben!).

Die Krankheit schlichtweg als "Größenwahn" zu beschreiben wäre fast zuviel des Guten. Das würde noch auf Gaddafi zutreffen, der meint, er sei unersetzbar und sein Volk würde gerne und bereitwillig für ihn sterben. Auch auf Charlie Sheen passt es (und die Parallelen zwischen Gaddafi und Sheen herzustellen sind erschreckenderweise einfacher, als einem lieb sein kann!), er meint, keiner könnte ihn ersetzen, so wunderbar wäre er, und dass er pro Folge "Two and a half men" knapp 1 Millionen Dollar verdient, macht die Sache nicht gerade besser. Anders gesagt: diese Art Erfolg holt diese Leute nicht von der Palme runter, auf der sie gerade sitzen. Sogar auf John Galliano trifft nur noch der "Größenwahn" als Diagnose zu. Zwar ist er von seiner Palme abgestiegen, aber die antisemitischen Äußerungen sind ein Fels, der ihm für ewig auf den Rücken gebunden sein wird.

Doch was hat zu Guttenberg mit diesen Leuten gemein? Das Showtalent? Zumindest ist das eine Grundvorraussetzung, um in dieser Form bekannt, geliebt und dann gehasst zu werden. "Mit den Kameras spielen" heißt das wohl, was immer wieder gerne gesagt wird und wenn ein Prominenter das besonders gut kann, ist er schon am Gipfel des "Mount Worldpower" (zu Deutsch: Weltmacht) angekommen. Und wären wir jetzt alle Hindus und Buddhisten, könnten wir glatt der Annahme sein, die Reinkarnationen von Hitler und Napoleon weilen schon längst unter uns in Gestalt dieser Prominenz. Aber das wäre wohl zu einfach, diese Arroganz und Überheblichkeit mit geschichtlichen Dämonen der Vergangenheit zu entschuldigen.

Wahrscheinlich liegt die Krankheit "zu Guttenberg" in der Überheblichkeit von uns allen begründet. Wir möchten alles erreichen, am Besten vorgestern und natürlich wollen wir die Einzigen sein, die so etwas überhaupt ansatzweise erreichen können. Der Rest der Menschheit soll mit heruntergeklappten Kiefern vor uns stehen und denken: "Wie konnte er/sie so etwas überhaupt erreichen? Wie kann er/sie nur so wunderbar sein, so viel in so kurzer Zeit zu erreichen und damit auch noch diesen immensen Erfolg haben?" Das ist wohl auch, was die Anhänger zu Guttenbergs in ihren Köpfen herumspuken hatten. Ein Mensch, der jung und dynamisch ist, der auch noch weiß, wie man sich anzieht und der den Gebrauch von Pommade draufhat, der kann intellektuell auch noch so viele erstrebenswert schöne Dinge? Dass er es im Ende doch nicht so wundervoll einfach konnte, spielt keine große Rolle. Er hat es versucht, wie wir alle es versucht haben. Dass er dabei unsaubere Methoden angewandt hat, nun ja, die wenden wir doch alle an. Keiner hat immer die Wahrheit gesagt, keiner hat nie in seinem Leben geschummelt, um weiter zu kommen. Frei nach dem Motto: Wenn's keinem weh tut, nützt es doch nur.

Freilich jedoch schadet jede Aktion irgendwo - und wenn sie nur sich selbst schadet. Wie eben zu Guttenberg. Die Anhänger werden weiter zu ihm halten, seine Biografie verschlingen, auf ein politisches Comeback und dass er doch irgendwann Bundeskanzler wird hoffen. Und die Gegner? Die werden jetzt erstmal beruhigt sein, denn er ist dann mal weg (für den Moment) und zittern, wann er denn nun und mit welcher Mediengewalt wieder zurückkehrt. In unsere Tageszeitung - in unser aller Wohnzimmer - und per Gehirnwäsche in unser aller Herzen. Wie er das anstellen wird? Lassen wir uns doch einfach überraschen!

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende.

LG Gene :-)

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