Mittwoch, 6. Mai 2009

Die Bierbauchkrankheit

Deutschland ist das Land, in dem durchschnittlich das meiste Bier getrunken wird. England überrundet uns zwar hie und da, immerhin begeben sich die Briten bevorzugt nicht nur auf Kneipen-, sondern im Urlaub auch gerne mal auf Komasauftour. Nicht, dass wir Deutschen nicht auch dazu imstande wären... im Gegenteil! Das haben uns die Nachrichten mal wieder knallhart vor Augen geführt: Über 20 Prozent der Jugendlichen nehmen mindestens einmal im Monat in erhöhtem Maße Alkohol zu sich (in etwa 5 Gläser hintereinander), jeder Zehnte zwischen 12 und 17 Jahren weist einen gefährlichen und riskanten Alkoholkonsum auf.
Will heißen: die Jugendlichen saufen, bis der Arzt kommt - nur leider kommt er immer öfter zu spät!

Liegt das nun am Unwissen der ugend, nicht zwischen dem, was gut ist und dem, was vermeintlich nur gut tut, unterscheiden zu können? Natürlich, wir leben heutzutage weit über die "Generation X" hinaus. Die damalige Null-Bock-Generation wirkt mit ihrem Faulheits- und Trotzprotest geradezu friedlich gegenüber denen, die heute auf Straßen sich innerhalb von dire Minuten an die 2 Promille-Grenze trinken und zur Maidemo nur Zerstörung im Sinn haben. Wobei: wirklich sinnvoll waren gewalttätige Maidemos noch nie! Der nterschied ist einfach, das die Maidemo mit dem Alter nicht weiser, sondern zunehmends dümmer und sinnloser zu werden scheint. Zerstörte Luxusautos, die dem Fahrzeugbesitzer unfreiwillig die Abwrackprämie ersparen, sind nur ein Phänomen des Ganzen. Wenn das Zerstören der Gegenstände aufgrund einer Massenerscheinung langweilig und monoton wird, schlagen die Menschen eben aufeinander ein. Denn keine Schlagzeile ist immer noch wirkungsvoller als die von Verletzten oder Toten.

Doch zurück zum Thema - Alkohol und Jugendliche. Wie wild wird wieder darüber diskutiert, was zu tun ist, warum die Jugend so verdorben ist und ist die Jugend überhaupt noch zu retten? Wie gesagt, diese Jugend ist so weit, dass sie sogar über die Generation Z hinaus ist. Aber Z ist doch der letzte Buchstabe im Alphabet, was soll da noch kommen? KANN da überhaupt noch etwas kommen? Wenn die Jugendlichen mit 12 Jahren alles durch haben, was selbst viele Erwachsene nicht durchgemacht haben, wenn sie schon Drogen ausprobiert, Alkohol zum lebenswichtigen alltäglichen Lebensmittel und Sex zu ihrer schlechten Angewohnheit gemacht haben, Zigaretten rauchen, als wären sie aus Schokolade statt aus Tabak (und oh ja, ich gebe zu - ich war seinerzeit noch naiv genug, auf Schokoladenzigaretten stolz zu sein!) - was soll dann noch bitte kommen? Wie weit kann die Jugend in ihrer Würde noch sinken, damit wirklich keiner mehr Respekt vor ihnen hat. Die Jugend hat vor den Anderen sowieso keinen Respekt mehr, da brauchen wir uns gar nichts mehr vorzumachen, leider machen die Erwachsenen den Kardinalsfehler, die Jugend noch für voll zu nehmen. Das grenzt wiedermal an eine ganz gewöhnliche Groteske.

In dieser Gesellschaft werden Drogensüchtige und Arbeitsunwillige grundsätzlich nicht ernst genommen. Ihnen wird Demotivation der übelsten Sorte vorgeworfen, sie werden aus dem Kreis der weißen elitären und schrecklich normalen Oberschicht erst erniedrigt, beschimpft und zum guten Schluss nochmal bespuckt. Und die Jugendlichen? Zweifelsohne, gemeckert wird über sie - aber was ist die Konsequenz? Werden die Jugendlichen aus unserem Gesellschaftsbild ausgeschlossen? Mitnichten! Das genaue Gegenteil tritt in diesem Fall ein: sie werden zum Mittelpunkt der Gesellschaft. Auf der einen Seite bestimmen sie, die vor lauter Alkoholkonsum und Sinnlosigkeit nicht mehr vernünftig aus der Wäsche gucken können, was wir tragen sollen, welche Musik wir gut finden sollen, welches Fernsehformate erfolgreich werden... auf der anderen Seite bemühen wir uns nach bestem Wissen und Gewissen, sie wieder auf den rechten Pfad zurückzuführen. Zumindest haben wir das bis jetzt immer versucht. Inzwischen habe ich allerdings das Gefühl, wir haben längst aufgegeben. Komasaufen? Wenn die Jugendlichen sich nicht davon abhalten lassen, wird das Saufen nach Masse einfach salonfähig. Neu ist das nicht - denn vorher sonst, wenn nicht von den Erwachsenen, sollten die Jugendlichen die Idee des maßlosen Trinkens nehmen?

Dort schaltet sich dann wiedermal die gute alte "Vorbildfunktion" ein. Leider sehen die Jugendlichen nicht die Konsequenz, auf die sie sich mit großen Schritten zubewegen. Die "Bierbauchkrankheit" wird in Zukunft wohl noch viel mehr Einzug in unserem Land nehmen. Denn je mehr die Jugendlichen trinken (und das gilt gerade für die Männer!) desto mehr werden sie zur Bierbauchbildung neigen. Nun werden viele sagen "Wenn das nur das größte Problem am Alkoholkonsum ist...!" Aber ja, das ist es! Denn was die meisten Leute wieder vergessen haben: das Bauchfett, dass durch den Bierbauch entsteht, ist maßgeblich für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko mitverantwortlich. Außerdem (und darauf achten die Jugendlichen doch angeblich immer!) ästhetisch schön ist ein Bierbauch noch nie gewesen. Und ich wage zu bezweifeln, dass er in Mode kommt.

Obwohl, schön kaschiert unter einem XXXL-T-Shirt und Hip-Hop Hosen mit Schrittlänge bis zum Knie... vielleicht hat das sogar was. Aber wenn sich der Trend zur hautengen Röhrenjeans bei Männern durchsetzen würde, wären alle Jungs, die zu gerne Alkohol trinken, sehr arm dran. Speziell die Biertrinker, die würden auseinandergehen wie die Hefeklöße. Leider wissen sie ja viel zu wenig über Alkohol und den Kaloriengehalt solcher Getränke.

Im Ende bleibt es wohl den Jugendlichen selbst überlassen, ob sie die Notbremse ziehen (das heißt, ob sie sie überhaupt finden!) und ob sie sie überhaupt ziehen WOLLEN. Denn wie lange werden die heutigen Jugendlichen ihr Verhalten toll finden? Ich weiß aus Erfahrung, in etwa 10 Jahren fängt man schon ein wenig an, sich für sein Verhalten in der Jugend teilweise zu schämen. Will heißen, man würde es in dem Alter nicht mehr unbedingt so machen wie damals. Aber was, wenn man nach 10 Jahren immer noch so sehr unter Alkoholeinfluss steht und sich so sehr daran gewöhnt hat, dass man Recht von Unrecht nicht mehr unterscheiden kann? Wir werden es wohl bald erleben, immerhin scheint sich die jetzige Entwicklung nicht mehr umkehren zu lassen, der süß-bittere Alkohol schmeckt der Jugend einfach zu gut. Vielleicht hat es nur den Vorteil, dass wir für dieses "Experiment" keine Laborratten quälen müssen. Der gesellschaftliche Schaden wird dafür wesentlich gravierender und schmerzhafter für alle Beteiligten, als der Kollateralschaden bei Maidemos oder der Verlust von gezüchteten Laborratten im Pharmalabor.

Eine schöne Restwoche an alle!

LG Gene

PS: Bevor ein falscher Eindruck entsteht (nur als kleine Randnotiz!): ich bin absolut gegen Tierversuche und damit auch gegen den Gebrauch von Laborratten in der Pharma- und Kosmetikindustrie.

Samstag, 2. Mai 2009

Gott ist kein Mexikaner!

Manchmal kommen sie wieder... zwar nicht immer, aber immer öfter. Und wer jetzt noch nicht genug von ausgeleierten Werbesprüchen und Floskeln hat, den darf man herzlich Willkommen heißen zum Geschehen der Woche.

Natürlich, ein Thema geht Keinem mehr aus dem Kopf, wenn man sich umhört (und sei es noch so oberflächlich!): die Schweinegrippe! Ja, die Schweine sind los und sie tragen den Tod in sich. Zwar hätte ich das schon den Meisten, die übermäßig viele Koteletts und Gegrilltes vom Schwein konsumieren, schon vorher sagen können... aber nun ja, die Menschen gehen nicht wirklich davon aus, dass sie von ungesunder Ernährung sterben könnten.

Aber nun - seit einer Woche, hat die Welt endlich wieder eine Seuche, vor der wir uns alle fürchten können. Ich hab schon bei der ersten Meldung, die ich zum Thema gesehen habe, nur gedacht: "Jawohl, wir haben eine neue Vogelgrippe! Nur diesmal kommt sie vom Schwein..."

Ich kann niemandem deutlich machen, wie sehr mir das Gerede um die Vogelgrippe schon auf den Wecker ging - die Leute warfen nur noch mit drei Ausdrücken im Zusammenhang mit der Vogelgrippe um sich: Pandemie, H5N1, und Tamiflu. Denn Tamiflu sollte uns alle im Ernstfall retten. Aber ist der Ernstfall wirklich eingetreten? Es gab ein paar Fälle in China, auch ein paar in Europa, aber wer ist in Deutschland eigentlich an der Vogelgrippe gestorben? Ein Mensch? Zwei? Naja, eine Epidemie von Tausenden von Toten war das ja nicht gerade...

Gut, damals waren die Vorzeichen auch ganz andere. Die Menschen hatten Angst, sie könnten erkranken, denn die Zugvögel bewegten sich (und das ganz ohne unseren Einfluss!) aus dem asiatischen Raum nach Europa zu. Spätestens da hatte jeder Depp kapiert: ja, Viren können fliegen. Und wie weit sie fliegen können. Wirklich passiert ist damals (Gott sei Dank für alle Panikgeplagten!) nichts passiert. Also sind die Vögel zwar ihre Routen geflogen wie jedes Jahr und es wurde auch verdammt viel Geflügel vernichtet, aber hat es uns Menschen getötet? Bei Verkehrsunfällen sind in diesem Jahr immer noch wesentlich mehr Menschen gestorben.

Diesmal sind es halt die Schweine - aber können Schweine fliegen? Die Krankheit ist in Mexiko ausgebrochen in ihrer aggressiven Form, die jetzt die ganze Welt beschäftigt. Alle haben Angst, an der "Fiesta Schweinegrippe" zu sterben. Aber ein Schwein mit Flügeln ist mir noch nicht begegnet. Dafür hat jetzt (endlich!) jeder Angst vor Schweineprodukten. Die Menschen mutieren schonmal vorsichtshalber zum Vegetarier, denn die "Krankheit Vegetarismus" tritt zielsicher immer dann ein, wenn der Mensch Angst bekommt, nicht an Herzgefäßerkrankungen, sondern an Virenerkrankungen oder Nervenkrankheiten zu sterben. Verständlich ist das schon: ein Herzinfarkt geht meistens schön schnell und sauber ab, man ist so schnell im Jenseits, dass man vorher sogar noch vergisst, die Toilettenspülung nach der Sitzung zu betätigen. Also werden die Menschen Vegetarier - wenn BSE die Runde macht, essen die Menschen kein Rind mehr; wenn die Maul- und Klauenseuche um sich greift, wird einfach gar kein Fleisch mehr gegessen, denn sicher ist sicher. Dann wird auch keine Wolle mehr getragen, weil die Krankheit vom Schaf ausgeht und selbst Kleidung kann potenziell gefährlich sein...

Und jetzt ist es neben der Vogelgrippe (zu jener Zeit wollte keiner mehr Geflügel essen!) die Schweinegrippe. Keine Schweinerippchen mehr, kein Kotelett, kein Nackensteak. Die Herzgefäße klatschen sich enthusiastisch in die Hände... nicht ganz! Denn wer sagt, dass saisonale Vegetarier konsequent sind? Da die Vogelgrippe ihren Ursprung in Mexiko hat, brauchen wir einfach nur keine Schweineprodukte mehr aus Mexiko zu verzehren und fertig. Dass wir sowieso nur eine sehr geringe Chance als Deutsche haben, jemals mit Schweineprodukten aus Mexiko in Berührung zu kommen, darauf kommt irgendwie niemand. Aber die Dramaturgie muss ja irgendwo her kommen - und wenn es nur aus Mexiko ist....

Das Land Mexiko, das wir eigentlich nur durch ein wenig Tex Mex Küche und Taco Chips kennen, ein wenig "Fiesta Mexikana" von Rex Guildo und - oh ja, ganz wichtig! - Tequilla! Ansonsten? Wer kennt schon Mexiko? Nun, inzwischen kennt jeder Mexiko, allein schon wegen der Schweinegrippe. Mexiko, die "arme Sau" des Jahres 2009! Obwohl, den Titel hätte sie fast schon im Jahr 2008 und 2007 verdient. Nicht nur die Schweinegrippe plagt die Leute in dem Land, auch ein Erdbeben am vergangenen Sonntag erschütterte einige Regionen. Dann noch der Mafiakrieg in Mexiko, der seit zwei Jahren herrscht und bei dem schon über 5000 Menschen ums Leben kamen. Dagegen ist die Schweinegrippe ein kleiner versteckter Nieser bei einer 5jährigen! Eigentlich hätte allein mit dem Drogenkrieg die Quote für Unglücke bei den Mexikanern erfüllt sein müssen, jetzt kommt noch schlechte Presse durch die Schweinegrippe hinzu. Wie gesagt, arme Sau...

Jetzt haben neben Mexiko (wo gut 120 Menschen ihr Leben durch die Schweinegrippe verloren haben) auch die USA, Canada und langsam aber sicher auch das gute alte Europa mit seinen ganzen Rissen und Falten Angst vor dem Tod durch die Mutation der Influenca. Manchmal habe ich das Gefühl, der Mensch sehnt sich seit der Pest im Mittelalter, wir mögen doch mal wieder eine spannende Krankheit haben, bei der die Menschen alle wie die Fliegen sterben, jeder 3. Verwandte, den wir eh noch nie leiden konnten, die ungeliebten Nachbarn - auf tragische Weise dahingerafft von der Schweinegrippe. Die Vorstellung wäre so schön! Aber die eigene Angst vor der Krankheit bleibt ... und was tut man dagegen? Man schützt sich! Was die Menschen beim Thema AIDS nur selten kapieren, wenn es um die Schweinegrippe geht, haben alle den Überblick.

Das hat man schon gesehen bei der Vogelgrippe - plötzlich beherrschte ein Impfstoff, einem Heiland gleichkommend, die Medien: Tamiflu! Selten hat die Pharmaindustrie so viel Spaß gehabt an kostenloser Werbung als zur Zeit der Vogelgrippe. Nun, Gott sei Dank wurde dieser Impfstoff im Zusammenhang mit der Schweinegrippe nicht erwähnt - NOCH nicht! Denn vielleicht denkt sich die Pharmaindustrie bald "Ein wenig kostenlose Werbung muss auch mal wieder sein!" und bringt genau dieses Mittel wieder auf den Plan. Ich sehe schon die ganzen Krankenkassenpatienten 60 plus in den Wartezimmern bei ihrem Arzt sitzen und auf ihre ganz persönliche Dosis Tamiflu warten. Denn wann sonst ist es wichtig, noch lange und gesund weiterzuleben, als in dem Alter? Keine Beleidigung gegen alte Menschen, aber die Panik vor dem Tod der Menschen, die zwei Drittel ihres Lebens mindestens hinter sich haben, hat sich mir noch nie offenbart.
Vielleicht hilft Tamiflu auch gar nicht gegen die Schweinegrippe. Immerhin mutiert das Virus immer wieder, feiert Feste in seinem Wirt, dem Schwein, kopuliert und erschafft damit eine neue Form des Virus. Fast schon wie bei der menschlichen Fortpflanzung. Und dann? Vielleicht erfinden die Wissenschaftler innerhalb der nächsten drei Wochen auch einen neuen Impfstoff. Der sollte dann aber namentlich eine große Verwandschaft mit Tamiflu haben... vielleicht Tumifla oder Tamufli, immerhin wäre das für den verkalkten panikgeplagten Deutschen leicht zu merken.

Wie es auch wird, ich kann schon jetzt eine Prognose machen zum Thema "Schweinegrippe": die Toten durch H1N1 wird NICHT die Todesfälle durch AIDS übersteigen. Und wenn man sich zwischen dem Gebrauch von Tamiflu (oder wie auch immer der neue Impfschutz heißen mag, der uns alle retten soll!) und Kondomen entscheiden muss, sollte man sich doch immer wieder gerne für's Kondom entscheiden. Glaubt mir: falls ihr die Schweinegrippe bekommt, seid ihr in ein paar Wochen tot. Wenn ihr euch allerdings HIV zuzieht, ist das mit dem "entspannten Abgang in ein paar Wochen" utopische Vorstellung. Auch wenn man bedenkt, dass selbst dieser Virus wesentlich aggressiver geworden ist in den letzten Jahren.

Mit diesem doch sehr belehrenden Appell zum Thema "Schutz vor HIV" (ich gebe es zu, man möge es mir verzeihen!) und dem Schweinekotelett und einem Tequillashot neben mir verabschiede ich mich ins Wochenende ;-)

LG Gene

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