Freitag, 27. Januar 2012

"Ilse Aigner - Schlachtabfälle zum Frühstück"

Bevor ich zum dieswöchigen Blogthema komme, erst einmal eine kleine, feine Nachricht an den "Mann des Monats":

"Lieber Herr Wulff,

ich schreibe Ihnen in der Angelegenheit "Aussitzen und auf Vergessen hoffen". Es ist noch zu früh, eine Prognose in dieser Sache zu erstellen (Sie selbst haben diesem Projekt ja auch ein ganzes Jahr gegeben!), allerdings werden Sie feststellen, dass die Menschen derzeit bereits sehr gut im Vergessen sind. Die Geschichte um die "Costa Concordia" verschwindet langsam, aber sicher aus den Nachrichten und wenn es so weitergeht, wird es in zwei bis drei Monaten bei den Namen "Costa Concordia" und "Schettino" nur noch ein hilfloses Achselzucken geben.
Also, das Vergessen, es funktioniert, Sie haben Recht! Man muss wohl eine Sache nur lange genug auf sich beruhen lassen, dann werden sich die "Wellen der Empörung" auch wieder legen. Einen Haken an der Sache gibt es allerdings und da bitte ich Sie wirklich um Mitarbeit: bitte, lieber Herr Bundespräsident, ersparen Sie uns neue Skandale um Kredite, bezahlte Urlaube oder geschenkte Kinderautos! Vergessen funktioniert nämlich nur, wenn alle daran mitarbeiten, auch Sie!

Um zum Ende zu kommen: auf gutes Vergessen! Oder (falls Ihre Mitarbeit nicht erfolgen sollte): beten wir alle auf die rasche und fatale Ausbreitung von Altersdemenz auch für die Jungen!

Mit ganz lieben Grüßen & vielen Schicki Micki Küsschen - Gene Lewis"

Zugegeben, ich bin immer noch im Zweifel, ob ich diese Nachricht wirklich mit "Herr Wulff", "Herr Bundespräsident" oder doch wahlweise mit "Eure Hoheit" beginnen sollte. Zu diesem Thema könnte ich eine Umfrage bei Facebook starten, aber andererseits... ist das wirklich so wichtig? Nee, nicht wirklich. Deswegen weg von der Nachricht, noch weiter weg von unserem (Noch-)Bundespräsidenten Wulff und hin zum Thema der Woche. Dieses ist aber zugegebenermaßen entfernt mit dieser Mail verknüpft.

Wulff spekuliert in den Affären der vergangenen Wochen auf das Vergessen und wenn wir ehrlich sind, stehen seine Chancen auf Erfolg bei dieser Taktik gar nicht einmal schlecht. Nicht, weil diese Affären im Ende alle Pillepalle sind oder weil es unter anderem andere Nachrichten geben wird, die diese Schlagzeilen ersetzen (was der Fall sein wird früher oder später, bereits der Fall "Costa Concordia" hat schon so einiges dazu beigetragen). Das eigentliche Problem beim Erinnern ist der Wille, sich zu erinnern... und da hapert es bei den Meisten. Wir haben in der heutigen Zeit gar nicht mehr Raum, uns an alles zu erinnern, um damit ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Sich an die Vorfälle rund um Wulff zu erinnern dient eigentlich nur der Frage, ob wir solch einen Mann als Staatsoberhaupt brauchen bzw. wollen. Da Wulff einen Rücktritt verweigert und sämtliche Verantwortliche der Regierung ihm den Rücken stärken, wird es der Bevölkerung auf Dauer schwerfallen, sich an die Vorfälle auf lange Sicht zu erinnern. Kritiker und Journalisten behaupten zwar, das Image von Wulff als Bundespräsidenten sei auf Dauer beschädigt, aber mit der Zeit werden diese Sachen (zumindest zu einem viel zu großen Anteil) vergessen sein. Der Grund? Die Menschen sind zu sehr mit ihrem eigenen Leben und den kleinen und großen Katastrophen des Alltags beschäftigt. Von Existenzängsten bis Luxusproblemen ist da alles dabei - wen interessiert da noch Wulff? "Hä? Wer? Kenn ich nicht!" Wahrscheinlich wird das die Reaktion sein, die der Name in einem halben Jahr bei vielen deutschen Bürgern hervorrufen wird.

Zu negativ gedacht? Wenn die Affären einen Vorteil hatten, dann die, dass die Menschen in Deutschland endlich wissen, WER ihr Bundespräsident ist. Es ist ein wenig traurig, im Fernsehen Straßenbefragungen zu sehen und dabei zu erleben, wie Menschen (gerade im jugendlichen Alter) eher Menderes aus DSDS kennen als unseren Bundespräsidenten. Quintessenz dieses Beispiels: entweder dreht sich unser Planet schneller als früher (wobei jeder Physiker bestätigen wird, dass dem nicht so ist... zumindest nicht in einer gewaltigen Differenz zu früher) oder das Leben hält für uns alle inzwischen zu viele verschiedene Geschichten und Probleme bereit, die allesamt gelöst werden wollen - und das natürlich mit dem optimalen Ergebnis. In diesem Universum ist einfach kein Platz mehr für die Frage, wer unser Staatsoberhaupt ist - es ist uns sogar relativ egal, wer uns regiert. Verdruss hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgebreitet - und die Erkenntnis, dass man eh nix dran ändern kann.

An dieser Stelle sei allerdings ein großes, virtuelles "Stop!"-Schild aufgehängt, denn das mit der Machtlosigkeit des Einzelnen stimmt nicht ganz. Gerade, wenn man sich mit Problemen beschäftigt, die eigentlich alle betreffen. Wie gesagt, es geht heute nicht um Wulff (das sollte nur ein Einstieg sein zum Thema "Vergessen"), es gibt inzwischen viel wichtigere Probleme, die jeder einzelne von uns aktiv verändern könnte -und müsste. Die Frage, ob Wulff nun zurücktritt oder nicht, nun, die darf und muss man sich stellen und man sollte auch aktiv seine Stimme erheben, wenn man möchte, dass er geht. Aber ob das nun ein entscheidendes Problem unseres Planeten ist, wage ich zu bezweifeln. Dazu ist der Job "Bundespräsident" nicht wichtig genug - zumindest ist er der deutschen Bevölkerung nicht wichtig genug.

Ein anderes Thema (ein sehr tiefgreifendes) ist wohl in unser aller Leben das, was uns effektiv am Leben hält: die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken und das Essen, das wir zu uns nehmen. An dieser Stelle sei mal das Geld, das wir verdienen, außer Acht gelassen, immerhin ist das eine Sache, die man vom Grundsatz "Leben" bzw. "Überleben" nicht braucht (immerhin erhält Geld nicht unsere Vitalfunktionen, wir können damit nur sämtliche Sachen kaufen, die selbige erhalten).
Das Geld hat mit den drei vorher genannten Dingen (Luft, Wasser, Essen) eine Sache gemeinsam: wir können individuell beeinflussen, wieviel wir davon haben und welchen Stellenwert diese Dinge in unserem Leben haben. Wenn wir uns anstrengen und in einem Job mit guter Reputation arbeiten, erhalten wir mehr Geld. Wenn wir auf unsere Umwelt achten, können wir die Qualität unserer Luft und unseres Wassers beeinflussen. Der Unterschied zwischen Luft, Wasser auf der einen und Geld auf der anderen Seite liegt auf der Hand: wenn Luft und Wasser sauber und von guter Qualität sind, macht uns das auf Dauer glücklich. Ob es mit dem Geld genauso aussieht, steht auf einem anderen Blatt.

Nein, ich rede jetzt nicht gegen den Kapitalismus. Der Kapitalismus kann gute Seiten haben (die Betonung liegt wohl in diesem Falle auf "kann"), aber eine gepflegte, reine Umwelt würde jeden Menschen auf diesem Planeten aktiv glücklich machen. Glaubt ihr nicht? Nun, wer einmal in einer Umgebung war, in der es nicht gut gerochen hat oder in der man schlecht Luft bekam oder wer einmal Wasser getrunken hat, dessen Herkunft fragwürdig war, der wird meine Aussage bestätigen können. Alle anderen werden diese Aussage nicht nachvollziehen können, da die Luft sich nicht großartig oder spürbar verändert, obwohl sie es tut... es merkt nur niemand, weil der Qualitätsabfall so schleichend ist, dass es keinem groß auffällt.
Zum dritten Punkt (dem Essen) muss man wohl nicht mehr viel sagen, denn die Probleme sind vielerorts bekannt, werden nur fleißig und immer wieder totgeschwiegen.

Übermorgen endet die sogenannte "Grüne Woche", die weltweit größte Messe, wenn es um Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau geht. Allein der Name "Grüne Woche" klingt doch sehr romantisch, oder? Man stelle sich saftige Wiesen und glückliche Kühe vor, deren Kälber lustig durch die Landschaft springen. Dazu kommen noch Hühner und Schweine, die allesamt in Eintracht leben, hier und da ein Pferd auf der Koppel - schon haben wir das Allgemeinbild der Landwirtschaft zusammen! Zumindest ist das die Traumvorstellung eines jeden Menschen, wenn wir ehrlich sind, wenigstens bei denen, denen es nicht völlig egal ist, was da auf ihrem Teller liegt. Jedenfalls ist die Vorstellung, die Fleischindustrie bestünde aus allesamt glücklichen Tieren genauso utopisch wie das Bild der Japaner und Inder, die die Deutschen und Schweizer alle in Lederhosen durch die Alpen hopsen sehen. Es entspricht einfach nicht der Tatsache, allein das Wort "Industrie" in Fleischindustrie lässt erahnen, dass für Romantik nicht viel Platz ist. Ähnlich wie in der Porno- und allgemein der Filmindustrie, aber das steht ja alles auf einem anderen Platz. In der Autoindustrie werden Autos schließlich auch nicht mit Geduld und Spucke liebevoll in Einzelarbeit zusammengeschraubt, dahinter steckt auch ein durchgeplanter, organisierter Arbeitsablauf.
Effizienz lautet in diesem Fall wohl das Schlagwort, denn im Gegensatz zur "Effektivität" ist es wichtig, dabei möglichst wenig Aufwand zu betreiben. Das bedeutet in der Fleischindustrie: keine glücklichen Kühe, keine springenden Kälber, kein Alm-Öhi und keine Heidi mit dem Ziegenpeter. Massenabfertigung, künstliches Licht, laute Melkmaschinen und zum krönenden Abschluss Massenschlachtung in trostlosen Hallen, zuerst mit Bolzenschuss, dann mit sämtlichen Folterinstrumenten, die man sich als Mensch gar nicht vorstellen möchte.

Paul McCartney sagte einmal, wenn sämtliche Schlachthäuser dieser Welt Wände aus Glas besäßen, wären wir alle inzwischen Vegetarier. Das mag schon so sein, auch wenn ich glaube, dass mit den Jahren viele Menschen (vor allem Männer) so abgestumpft sind, dass es ihnen egal ist, was mit den Tieren passiert, solange ihr Steak auf den Teller kommt. Schlimmer noch: solange es billig und trotzdem lecker auf den Teller kommt. Wer sieht schließlich einem Steak für zwei Euro an, dass es aus einer Massentierproduktion kommt? "Alles Wurst, Hauptsache es schmeckt!"

Zurück zur "Grünen Woche", in der Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner nicht müde wird, mit Dauergrinsen auf den Messeständen das Beste an der Landwirtschaft zu propagieren. Alles kann so schön sein, wenn man sich diese Messe anguckt, alles lebt in Harmonie, es gibt keine schwarzen Schafe (oder sie sind angeblich nicht eingeladen zu solch einem heiligen Ort!) und das Essen wird in solch schönen Farben, Gerüchen und Facetten dargestellt, dass wir eigentlich alle kein Problem haben und Essen, ja, Essen ist die wunderbarste Sache, die sich ein Mensch vorstellen kann (neben Sex und Geld natürlich!).

Getrübt wurde diese Alpenidylle der "Grünen Woche" nur durch den Skandal um Antibiotika-verseuchtes Hühnerfleisch aus der Massenhaltung. Natürlich hat Frau A. auch hierauf eine passende Antwort: nun muss der Einsatz von Antibiotika schärfer überwacht und reguliert werden in der Hühnermast. Natürlich bekommt die Verbraucherministerin vor Nervosität feuchte Hände, wenn Menschen durch den Konsum dieses Fleischs antibiotikaresistent werden und dann sterben, weil im Krankheitsfall kein Gegenmittel parat ist (so geschehen erst in der vergangenen Woche).
Frage: Wen wundert es eigentlich noch, dass Hühnerfleisch mit Antibiotika vollgepumpt ist? Wer jetzt die Hand heben möchte, den frage ich direkt hinterher: Ernsthaft? Wenn Millionen und Millionen von Hühnern täglich in der Massenzucht gehalten werden, alle müssen (laut Effizienz) zum billigsten Preis groß und fett werden, damit der Verbraucher ein Hähnchen abgepackt im Supermarkt für 4 Euro kaufen kann, wie soll das bitte ohne den Einsatz von Antibiotika möglich sein? Wenn die Hühner in Massen gehalten werden in dunklen Ställen in Bodenhaltung, dicht aufeinander gepfercht, gleicht das der Situation in einer Großstadt-U-Bahn. Wenn in dieser Haltung nur einer oder zwei der Passagiere eine Grippe hat, ist es wohl gewiss, dass sich diese schnell unter den anderen Mitfahrern verbreiten wird - nicht heute oder morgen, aber spätestens nach einer Woche. Gerade, wenn das Immunsystem nicht zum Besten steht, sind die Chancen für eine Ansteckung besonders gut.
Ein Huhn aus der Massenhaltung wird naturgemäß nicht die Gene haben, sich jeder Krankheit natürlich zu wehren - denn (Überraschung!) es wird dazu gezüchtet, nicht sonderlich lange zu leben. Mit anderen Worten: jeder Schnupfen haut dieses Huhn um und schickt es in die Jagdgründe. Also braucht es (wenn der Verbraucher weiterhin billiges, immer verfügbares Hühnerfleisch möchte) ein künstliches Abwehrsystem für die Hühner, auch bekannt als Antibiotika.

Sind wir Menschen wirklich so blind (oder "blond") zu glauben, dass Fleisch billig UND gesund sein kann? Sehen wir es von der "Nährwertseite": Fleisch hat (und das ist inzwischen erwiesen) keine Nährstoffe, die nicht durch eine fleischlose Ernährung zu ersetzen wären. Verbiete ich jetzt den Konsum von Fleisch? Mitnichten! Jeder, wie er es braucht. Aber ein wenig mehr den Denkapparat anstrengen bei der Wahl dessen, was man sich in den Mund führt, wäre wünschenswert.
Natürlich ist auch hier Frau A. an vorderster Front, wenn es um "gesunde Ernährung" geht, propagiert ihre eigene gesunde Ernährung (plus Sport, weil die ist, Zitat, "lebensnotwendig") bei Jauch, Illner, Maischberger und weiß der Kuckuck bei wem. Damit steht sie aber auch in anderer Hinsicht an vorderster Front: sich selbst mit dem "Bio"-Label und Pseudoausgewogenheit in der Ernährung anlügen und die Augen vor der Realität zu verschließen.

"Bio" ändert nicht die Tatsache, dass immer noch viele Menschen auf tierische Lebensmittel aus Massenhaltung zurückgreifen. Dieses Label steht im Ende nur symbolisch für die Schaffung einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft", wenn es ums Essen geht. Dabei übersehen die meisten Verbraucher ebenfalls, dass man bei "Bio" nicht immer danach gehen kann, dass "Bio" wirklich für gute, gewissenhafte Produktion steht. Inzwischen macht es speziell bei Obst und Gemüse nur einen geringen Unterschied, ob man konventionell gezüchtete oder Bio-Ware kauft.

Ebenfalls in dieser Woche entstand in den Nachrichten ein neues Bewusstsein um die "Ei-Kultur" Europas. Seit nunmehr 12 (!) Jahren findet die Umstellung und damit Abschaffung der Käfighaltung in Europa statt, mit Beginn dieses Jahres sollte diese tierunwürdige Art der Haltung abgeschafft sein. An dieser Stelle sollten wir eigentlich ein gutes Gewissen haben, denn Deutschland hat seit Jahren die Käfighaltung abgeschafft, es gibt in den Supermärkten nur noch Eier ab der Stufe "Bodenhaltung" zu kaufen. Doch (der aufmerksame Leser wird das Wort "eigentlich" bemerkt haben), es ist nicht alles Gold, was als glänzt. Auch nicht jeder Eidotter aus Europa. Die Umstellung hat in vielen Teilen Europas "nicht geklappt" (wahrheitsgemäß ausgedrückt: es wollte keiner), aber auch wir Deutschen brauchen uns nicht damit zu brüsten, dass wir keine Käfighaltung mehr haben, immerhin unterstützen wir alle aktiv diese Haltung. Wie? Indem wir Produkte aus der Nahrungsindustrie kaufen, die Eier enthalten, die allesamt aus Käfighaltung aus Italien oder Polen stammen.

Der Leser mag sich nun fragen, was die Ernährung mit dem Vergessen zu tun hat. Nun, es steht fest: wir essen alle zu viel, haben zuviel zur Verfügung und essen trotzdem immer wieder das Falsche. Demenz und Alzheimer sind Zivilisationskranheiten der Neuzeit und trotz der Tatsache, dass die Ursache für diese Krankheiten noch nicht erforscht worden ist, steht wohl unser aller Ernährung im Zusammenhang mit diesen Krankheiten. Nicht nur, weil wir viel länger leben als früher und sich dadurch automatisch nie die Frage nach Alzheimer gestellt hat, sondern auch, weil wir viele Dinge in unserem Alltagsleben zu uns nehmen, die unserem Körper auf Dauer schaden. Fleisch essen bedeutet, toxische Stoffe zu sich zu nehmen (Stichwort: Leichengifte). Nur, weil Fleisch frisch ist heißt es nicht, dass es gesund ist. Außerdem tragen chemisch hergestellte Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe, die industriell hergestelltes Essen aus Schachteln attraktiv und lecker machen, zum Abfall der eigenen Gesundheit bei. Machen wir uns nichts vor: Antibiotika in Hühnerfleisch sind noch das kleinste Problem im Zusammenhang mit der eigenen Gesundheit.

Wir brauchen ein Gewissen, wenn es um die Ernährung geht. Heißt das, keiner darf mehr Fleisch essen? Quatsch! Auch wenn Fleisch für eine ausgewogene Ernährung nicht nötig ist, ist es utopisch zu denken, wir könnten alle von heute auf morgen komplett auf Fleisch verzichten, von Milchprodukten ganz zu schweigen. Außerdem will ich nicht darauf hinarbeiten, dass die Welt vegan wird (ich bin ja nichtmal selbst Veganer (auch wenn ich diese Esskultur gut finde!) und einen moralischen Zeigefinger besitze ich auch nicht!). Es wäre einfach schön, wenn die Menschen bereit wären, für ihr Essen (auch wenn sie arm sind) mehr Geld auszugeben, damit die Qualität der Haltung und Zucht gesteigert werden und die Menge der Produktion gleichzeitig gesenkt werden kann. Massenhaltung muss gestoppt werden, wir brauchen nicht einmal soviel Fleisch, es werden täglich Tonnen Lebensmittel, die nicht benötigt werden, vernichtet. Würde die ganze Welt unseren Lebensstil verfolgen, bräuchten wir die dreifache Fläche unseres Planeten zum Anbau und Zucht all der Lebensmittel.

Abschließend kann nur gesagt werden, wir brauchen eine Entschleunigung. In der gesamten Wirtschaft (wohin wollen wir denn bitte noch wachsen?), in der Produktion von Essen und in unserem ewigen Drang nach höher, schneller, weiter. Mahatma Gandhi sagte bereits, wir sollten "essen, um zu leben... nicht leben, um zu essen". Es ist schön, sich mit der Esskultur auseinanderzusetzen, aber das auch nur, wenn wir aktiv daran arbeiten, dass die Effektivität der Esskultur gesteigert werden kann - und das bedeutet: weniger, dafür teurer. Erst dann lernen wir das Essen richtig zu schätzen und können so zum wirklichen "Vorzeigebürger" werden. Auch Frau Aigner könnte sich daran eine Scheibe abschneiden, wenn sie sich nicht stark genug gegen den Import von Käfigeiern einsetzt. "Ich kann nichts verbieten, was illegal ist!". Ja, auch eine Einstellung!

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein schönes, kulinarisch und auch ansonsten qualitativ hochwertiges Wochenende und eine gute neue Woche. Bis zum nächsten Blogeintrag nächsten Freitag!

LG Gene :-)

Freitag, 20. Januar 2012

Das Kreuz (der Verantwortung), das keiner tragen will...

Wenn jemand nach dem "Thema der Woche" heute fragen würde, wäre das wohl entweder das Unglück der "Costa Concordia" vor der Küste der italienischen Insel Giglio oder (immer noch) das Hickhack um unseren guten Bundespräsidenten. Also befinden wir uns genau in der Mitte zwischen einem Schiff in Seitenlage mit bald drohender Umweltkatastrophe und geschenkten Bobby-Cars. Da ist doch wirklich die Frage, worüber man mehr heulen soll - über die Toten bei dem Schiffsunglück oder über die Stumpfsinnigkeit.

Okay, ich habe bereits in der letzten Woche genug auf der Dummheit der Menschheit gehackt. Es wird in diesem Sinne wohl Zeit für eine "neue Platte". Doch wie es nunmal im Leben und in der Musik so ist, alles ist eingeteilt in Genres - sei es bei Langspielplatten oder bei der Themenwahl. Und so lässt sich alles irgendwo irgendwie einordnen. Der folgende Beitrag? Wird sich wohl nahtlos an das Thema der letzten Woche anreihen... und das nicht einmal gewollt! Es ist einfach "Geschichte, die sich wieder und wieder wiederholt" und aus der irgendwie niemand etwas lernt. Aber es geht sogar noch schlimmer...

Das Unglück der "Costa Concordia" erschütterte (anfangs eher weniger, jetzt nach einer Woche umso mehr) die Menschen, wobei die erste Frage immer lautete: "Wie kann so etwas in der heutigen Zeit noch passieren?" Ehrlich, diese Frage ist wohl eine der dümmsten, die man in diesem Zusammenhang stellen kann. Es wird behauptet, bei all dem technischen Fortschritt dürfte es keine Schiffsunglücke mehr geben, die Menschen wären doch so weit, dass sich so etwas wie die "Titanic" unter keinen Umständen wiederholen könnte. Andererseits: Autos gibt es auch schon seit Ewigkeiten, sie wurden technisch immer weiter entwickelt, mit immer mehr Raffinessen ausgestattet - und, Überraschung! Es sterben immer noch Menschen durch Autos. Nicht nur die, die als Fußgänger überfahren werden, nein, es sterben Menschen doch tatsächlich noch in ihren Autos. Sie sind angeschnallt, Airbags sind auch vorhanden, dazu noch technische Spielereien, die am Besten jeden Unfall schon voraussehen bevor er passiert. Und trotzdem hilft es nicht zu 100%, Katastrophen zu verhindern! Genauso oder so ähnlich darf man sich das Unglück der "Costa Concordia" vorstellen: es geht nicht darum, dass so etwas dank technischem Fortschritt nicht passieren dürfte, es passiert einfach. Warum? Anscheinend, weil es immer noch geht - und es geht, immer und immer wieder... dank der menschlichen Dummheit und ihrem Hang zum Fehlverhalten.

Natürlich steckt hinter dem Unglück der "Costa Concordia" menschliches Fehlverhalten - schockierend ist für die Menschen wohl nur, wie verantwortungslos und dumm ein Mensch sein kann, das Leben von so vielen Menschen in Gefahr zu bringen.
Es war diesmal kein Eisberg, der kurz vor knapp gerammt wurde, dafür dachten die Verantwortlichen auf dem Schiff, es sei wohl besonders prickelnd, ganz dicht an der Küste des Ortes Giglio vorbeizufahren, bei voller Beleuchtung, damit sie persönliche Lobhudeleien vom Bürgermeister bekommen, was für ein "Wahnsinnsschauspiel" das doch war. Ja, ein Schauspiel gab es - gibt es immer noch... ob der Bürgermeister das so Bombe findet, ist wohl eher nicht der Fall. So viel Publicity (und dazu noch so viel schlechte) wünscht sich wohl kein Ort. Es sei denn, man ist Diktator und heißt Assad - dann ist einem jede Publicity recht.
Nun, wir sind hier (noch) nicht bei Diktatoren, eher bei selbstverliebten Kapitänen, die dann später behaupten, sie hätten alles menschenmögliche getan, um die Menschen an Bord zu retten. Merkwürdige Logik, denn wer das Schiff vorzeitig verlässt, kann keine Ertrinkenden mehr retten. Und wenn ein Kapitän erst als Letzter das Schiff verlassen dürfte, müsste Schettino heute noch an Bord des Schiffes sein - als Leiche! Wie wir aber alle wissen, ist das nicht der Fall. Der Mann ist in ein "Rettungsboot gestolpert", vielleicht ist er auch "versehentlich hereingesprungen" oder "die Götter haben ihm befohlen, von Bord zu gehen"... wer weiß das schon. Gut zu wissen, dass der Mann zum Unglückszeitpunkt mit einer 25jährigen Tänzerin beschäftigt war und ansonsten auch nicht viel Unrechtsbewusstsein hat, denn immerhin, er hat ja "alles Menschenmögliche getan".

Doch mal unabhängig von Schettino's Verhalten gibt es viel mehr, dass einem auffallen sollte in dieser Woche - und das auch gerade im Zusammenhang mit (ja, schon wieder!) dem Bundespräsidenten. Wenn Schettino und Wulff eins gemeinsam haben, dann die Tatsache, dass sie nicht so richtig gerne Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Gut, Wulff hat in dieser Woche (nach langem Zögern und viel "Übezeugungsarbeit" der Öffentlichkeit) den Fragenkatalog beantwortet und ins Internet gestellt. Andererseits: wenn ich mir einige Monate Zeit nehme, um Fragen zu beantworten, die mir unangenehm sind, kann ich mir auch schöne Antworten zurechtbasteln. Das käme einer Prüfungssituation gleich, in der man statt 2 Stunden 2 Monate Zeit hat, die Antworten aufzuschreiben. Am Besten zwischendurch noch ein wenig in den Unterlagen nachschlagen und sich mit einem Expertenteam beraten, dann klappt es auch mit der Bestnote in der Prüfung.
Natürlich ist es schwierig, einen unangenehmen Fragenkatalog zu beantworten, wenn man das höchste Amt im Staate inne hat. Da wäre doch der Ausspruch "L'état c'est moi" von Ludwig XIV. weitaus angebrachter für Wulff, immerhin könnte er damit die Affäre um Billigkredite und Gratisurlaube viel schneller unter den Teppich kehren. Und die neueste um geschenkte Bobby-Cars. Nun finden viele Menschen gerade diesen "Aufhänger" in den Nachrichten mehr als lächerlich, auf der anderen Seite wenn man die Summe aller kleinen Affären betrachtet, hat Wulff sich doch einen "Harem an Fehltritten" geleistet. Vielleicht ist genau das der Zündstoff selbst an der Sache mit dem Kinderauto für seinen Sohn.

"Schwamm drüber!" kann man da wohl nur sagen. Es ist wohl die Frage, ob die Menschen wirklich in einem Jahr alles vergessen haben, was nun über Wulff ans Tageslicht gekommen ist. Bis dahin lautet die Devise für ihn "tapfer aussitzen!". Und dieser Trend ist bei weitem nicht neu, er ist eher wiederauferstanden und ähnelt (traurigerweise) bester Diktatoren-Manier. Menschen, die in einem totalitären Staat die absolute Macht haben neigen auch häufig dazu, nicht zu wissen, wann sie zu gehen haben. Hitler hat es erfolgreich vorgemacht, Mao, Hussein, Gaddafi, Assad und Ahmadinedschad machen in diesem Reigen immer noch erfolgreich mit. Verständlich, dass sich demokratisch gewählte Volksvertreter denken, dass sie das auch könnten. Einziger Unterschied: sie nutzen die Demokratie, um an ihrem Stuhl festzukleben. Eine Waffe hat bis jetzt noch keiner von ihnen auf das eigene Volk gerichtet, die einzige Waffe, die sie auf das Volk richten, ist die Waffe des Gesetzes. Mit anderen Worten: solange sie nicht völlig gegen das Gesetz verstoßen, gibt es einfach keinen Grund zu gehen. Die Betonung sollte in diesem Fall wohl auf "völlig" liegen, denn gegen das Gesetz verstoßen sie schon irgendwie, allerdings nur in der Grauzone.

Den Hut nehmen, das kommt für Politiker heutzutage wieder erst dann in Frage, wenn es gar nicht mehr anders geht. Bestes Beispiel: Karl Theodor zu Guttenberg. Ja, der Arme, der wird auch für alles rangezogen. Nur, es stimmt: er legte erst alle seine Ämter nieder, nachdem einwandfrei bewiesen war, dass seine Doktorarbeit "technische Mängel" aufwies (er selbst spricht in dem Zusammenhang ja immer noch nicht gerne von einem "Plagiat"). Auch Noch-Außenminister Guido Westerwelle trat erst den Parteivorsitz ab, als die Umfragewerte weit unter die 5%-Marke rutschte. Einsicht über taktisch unkluge Äußerungen? Fehlanzeige. Und sein Nachfolger Phillip Rösler? Der sieht sowieso nix, trotz Brille! Andererseits: Brillen korrigieren nur Sehschwächen, keine Denkschwächen.
Und ähnlich wie Duisburg's OB Sauerland, der tapfer den Skandal um die "Love Parade 2010" aussitzt und sich immer noch im Amt befindet (obwohl der Großteil der Bürger in Duisburg ihn nicht mehr wollen!), so hofft auch der zumindest bei der Hälfte der Bevölkerung unbeliebte Wulff auf das "Schweigen der Lämmer" oder das Vergessen allgemein. "In einem Jahr redet kein Mensch mehr darüber!", so soll er auf einer Neujahrsfeier seine Mitarbeiter eingeschworen haben. Traurige Wahrheit: er wird wohl Recht behalten... und das, obwohl die meisten Journalisten das mit heftigem Kopfschütteln verneinen. Natürlich werden sie die Skandale um Wulff nicht vergessen, kluge Bundesbürger wohl auch nicht. Aber der Rest? Der Großteil der Bevölkerung, der sich mit gar noch trivialeren Dingen wie dem "Dschungelcamp" auseinandersetzt, wird wahrscheinlich sogar in drei Monaten die Skandale um Wulff vergessen haben, ganz im Gegenteil: ein paar Naturkatastrophen oder internationale Krisen später werden diese Menschen sogar froh sein, einen "so fähigen und ehrlichen" Bundespräsidenten zu haben.

Gerade dieses Phänomen haben wir in der Vergangenheit schon einmal erlebt - Stichwort: Stuttgart 21. So vehement, wie die absolute Mehrheit der Stuttgarter Bürger gegen den neuen unterirdischen Bahnhof der Stadt war, war es ihnen (als es endlich zur Volksabstimmung kam) erschreckend egal, sodass sie sich dann doch für das überteuerte Luxusprojekt entschieden. "Prinzip aussitzen!" hatte wieder einmal gewirkt. Widerstand gegen eine Ungerechtigkeit kann nur ausgesessen werden, dann sehen die Widerständler das Unrecht irgendwann als Recht und stimmen doch zu. So dachten es sich wohl auch die Verantwortlichen der Deutschen Bahn und es ist genauso eingetroffen, wie sie es sich gewünscht hatten: ob es jetzt bei der Volksabstimmung an der widersprüchlichen Fragestellung gescheitert ist oder doch an den Nerven, die die Bürger zeigten, es kann der Bahn relativ egal sein. Der Bahnhof wird gebaut, Mission geglückt und damit abgeschlossen! Und da dieses Prinzip so wunderbar funktioniert hat, geht es in vielen Alltagssituationen weiter. Sauerland tritt partout nicht zurück, gleiches gilt für Wulff - der Schleier der Vergessens wird es schon richten. Selbst wenn nicht: es scheint die Machtinhaber nicht groß zu kümmern - das Geld und die damit verbundene Macht setzen sich gegen jede Wehr der Massen entgegen, weil Geld so viel mehr zählt als alles andere auf dieser Welt.

Integrität und damit die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen (gerade dann, wenn's weh tut), ist der Politik (bis auf wenige Ausnahmen) scheinbar völlig abhanden gekommen. Nun, verwunderlich ist das indes nicht, wenn man sich den ganz "normalen Wahnsinn" anguckt, also das Leben, das sich um uns herum abspielt, fernab von jeglicher Politik. Kein Mensch übernimmt mehr gerne Verantwortung, wenn mal Mist gebaut wurde, es ist viel einfacher geworden, Fehler einfach unter den Teppich zu kehren, den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten oder (was wohl die beste Methode ist) die Schuld jemand anderem zu geben. Das Wichtigste dabei ist wohl nur, dass man selbst am Besten dasteht. Woran das liegt, ist fraglich. Vielleicht hat uns Hollywood ein paar Jahre zu lange vorgelebt, dass das Leben perfekt ist. Oder allgemein die Erfolgreichen, die immer behaupten, sie würden zumindest sehr viel richtig machen und hätten aufgrund dessen den Erfolg verdient.

Krasser Gegensatz hierzu ist wohl nur die Sucht, anderen beim Scheitern zuzusehen. Der Mensch scheint sich immer wieder gerne am Leid anderer Menschen zu ergötzen, das Versagen als Antrieb für den eigenen Erfolg zu nehmen, wenigstens aber zur eigenen Beruhigung. Wieso sonst sollten sich derzeit durchschnittlich 10 Millionen Zuschauer ansehen, wie B-Prominente, von denen sonst niemand redet, im Dschungel von Langeweile gequält sich gegenseitig die Augen auskratzen, aber wenigstens der Lächerlichkeit preisgeben? Das Phänomen "Ich bin ein Star! Holt mich hier raus" ist kein neu erfundenes, dafür gibt es die Sendung schon zu lange. Wenn wir ehrlich sind, gibt es die Sendung genau 8 Jahre zu lange, aber ... sie wird immer wieder ausgestrahlt und hat immer wieder bombigen Erfolg. Ekel und Trivialität zum Trotz. Also, woran mag es liegen? Dieses Mal können die Hartz IV-Empfänger wohl kaum Schuld sein, es gibt nämlich nicht so viele in diesem Land wie es Zuschauer dieser Sendung gibt. Es muss auch nicht zwingend am Niveauabbau in Deutschland liegen, denn vorher gab es "Big Brother" (ja, die gibt es immer noch, allerdings nicht mehr mit dem Erfolg wie in den ersten Staffeln!), davor gab es circa ein Dutzend Talkshows täglich (!) und davor gab es immerhin die "Lindenstraße".

Was diese Formate gemeinsam haben (bis auf die "Lindenstraße", ich geb's zu) ist die scheinbare Sucht des Zuschauers, Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich der Lächerlichkeit preisgeben, wie sie scheitern. Gleiches gilt für sämtliche Castingshows, in denen es in den ersten 10 Sendungen nur darum geht, wie Leute nicht singen können, wie Leute nicht wie Models aussehen und wie Leute eigentlich nichts können. Wenn das Fernsehen normal wäre (ja, ich weiß, guter Witz!), müssten diese Takes eigentlich gnadenlos der Schere zum Opfer fallen, der Zuschauer dürfte diese Peinlichkeiten nie zu Gesicht bekommen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: diese Kandidaten (die keine sein dürften!) sind die Aufhänger dieser Shows.
Aber warum macht es uns nur so ungeheuren Spaß, Menschen beim Scheitern zuzusehen? Um uns daran zu erinnern, dass wir alle scheitern und das eigene Scheitern eigentlich gar nicht so schlimm ist? Oder um uns allgemein besser zu fühlen, weil wir solch einen grauenhaften Mist nie verzapfen würden?

Es gibt wohl mehr als eine Antwort auf diese Fragen. Fest steht nur, wir können wohl nicht damit rechnen, dass der erste Mann im Staat Vernunft annimmt und zu seinen Fehlern uneingeschränkt steht, wenn wir das, jeder für sich, im wahren Leben auch nicht kann. Gleiches gilt wohl auch im Fall Schettino und der "Costa Concordia". Sobald das Schiff (endlich!) gesunken ist (auch das wieder eine Form der Zuschauer, auf das Scheitern zu warten... und wenn es nur um ein Schiff geht), werden die Menschen ein paar Wochen später auch dieses Unglück wieder vergessen. Dann gibt es wieder eine neue Katastrophe; einen neuen Fleischskandal; ein bis zwei neue Erdbeben irgendwo auf der Welt, die fatalen Schaden anrichten; vielleicht ein neuer politischer Skandal um Flugmeilen (hoffentlich dann mal nicht mit Wulff in der Hauptrolle!) und nach spätestens zwei Monaten wird keiner mehr den Namen Schettino in den Mund nehmen. Bis auf die Menschen, die unmittelbar von dieser Katastrophe betroffen sind... die werden wohl den Namen nie wieder vergessen.

Alles, worauf ich in diesem Zusammenhang noch warte, ist der Wandel bei den Menschen, dass sie dauerhaft aufstehen und sich zur Wehr setzen, dass sie lernen, bei begangenen Fehlern auch die Konsequenzen mitzutragen. Ansonsten darf wohl nur noch auf die Fußnote gewartet werden, in der Schettino vielleicht (oder auch nicht) wegen fahrlässiger Tötung zu einer Haftstrafe verurteilt wird. Doch selbst, wenn diese Fußnote kommt - wird bis dahin so viel Zeit vergangen sein, dass das Vergessen sich erfolgreich durch unsere Köpfe frisst.

In diesem Sinne, ein schönes Wochenende und eine gute neue Woche mit Dingen, die nicht so leichtfertig wieder vergessen werden. Bis zum nächsten Freitag zum neuen Blogeintrag.

LG Gene :-)

Samstag, 14. Januar 2012

"Wenn Dummheit eine Pein wäre": Resignation vor der Massenkultur

In dieser Woche hinke ich wieder einmal etwas hinterher mit meinem Blogeintrag und ich gebe zu, es liegt nicht nur an privaten Gründen, dass ich eine ruhigere Kugel schiebe. Irgendwann kommt die Zeit, da man nicht mehr weiß, was man erzählen soll, die Konstanz ist wohl das Schwierigste im ganzen Leben. Jeder, der sich einen Neujahrsvorsatz gefasst hat und ihn bereits wieder aufgegeben hat weiß, wovon ich rede.

Hier liegt der Fall allerdings etwas anders: in dieser Woche hat sich so erschreckend wenig Wichtiges ereignet, dass es schwer fällt, einen Kommentar dazu abzugeben. Es bleibt als einzige Antwort meist nur: "Ohne Worte!" übrig. Das Hickhack um Christian Wulff und das Bundespräsidentenamt? "Ohne Worte!". Täglich mehr Tote in Syrien wegen Assad, der partout sein Amt nicht aufgeben will? "Ohne Worte!". Das Dschungelcamp bei RTL, das gerade wieder angefangen hat? "Oh bitte, bitte!!! Ohne Worte, absolut ohne Worte!". Was ich damit sagen will: oft sind Worte überflüssig, es gibt Dinge, die so erschreckend sind (wie Syrien) oder so banal (wie das Dschungelcamp), dass man zu solchen Dingen besser schweigt. Trotzdem ist der wöchentliche Kommentar wichtig, notwendig, auch wenn ihn fast niemand lesen mag, da Kochrezepte und Strickmuster in Blogs so viel interessanter sind als gesellschaftliche Kritik.

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man resigniert, und zwar vor allen Dingen. Vor der Korruption, vor dem Unheil, der Ungerechtigkeit, den Katastrophen und allgemein (und da am Stärksten) vor der Dummheit der Menschheit. Nein, ich schließe mich in diesem Moment nicht aus, ich würde mich nie über den Rest der Gesellschaft stellen, um mit allumfassenden Wissen und Weisheit zu glänzen. Das steht so wenigen Leuten zu und die paar, denen das zusteht, die lehnen diese Position kategorisch ab. Noch so eine Sache, die Christian Wulff nicht verinnerlicht hat! Aber gut, mal weg von diesem leidlichen Thema, ich möchte auch nicht mehr ansatzweise andeuten, was für ein schlechtes Händchen Frau Merkel in ihrer Wahl mit dem Bundespräsidenten hatte (und das gleich zweifach, wenn man Horst Köhler mit einrechnet!). Bei diesem Thema kann man mehr über die Dummheit der Gesellschaft resignieren denn vor der Arroganz des Bundespräsidenten, der sein Amt irgendwie nicht richtig ausfüllen kann. Denn egal, wieviele Dinge noch ans Tageslicht über ihn kommen, laut Umfrage will die Hälfte der Bevölkerung immer noch an ihm festhalten. Nun gut, inwieweit Umfragen wirklich repräsentativ für das ganze Volk von 81,8 Millionen Bürgern ist, steht wieder auf einem anderen Blatt. Mal ehrlich: die Meisten interessiert das Thema ja nicht einmal, dafür gibt es doch viel zu viele andere Probleme (und überhaupt, sich mit sich selbst zu befassen ist viel schöner als mit der Politik)!
Es stellt sich mir immer wieder die Frage, warum die Menschen so leicht aufgeben, wenn es um Dinge geht, die eigentlich wichtig sind. Ist es wirklich wichtig, ob ein Bundespräsident integer ist und seinen Job ehrlich und gut macht? Ja, verdammt! Das ist wichtig, wichtiger zumindest, als sich über den nächsten Sommerurlaub Gedanken zu machen! Wir leben in einer Zeit, in der kaum einer mehr der Politik vertraut oder sich überhaupt für sie interessiert, dabei regelt die Politik das Geschehen der gesamten Gesellschaft - und das direkter, als die meisten Menschen denken. Plötzlich werden dann "Spaßparteien" wie die Piraten gewählt, weil es nur noch darum geht, mit der Wahl zu protestieren oder sich wirklich nur noch für die Legalisierung von Cannabis einzusetzen. Zugegeben, wenn wir alle leichter an weiche Drogen kämen, ginge es uns besser und dann wäre uns wahrscheinlich eh alles scheißegal, weil "Oh, ich sehe ein pinkes Einhorn in meinem Wohnzimmer!". Allerdings: wenn es in der Politik wirklich nur noch um Spaß geht und die wichtigen Themen so richtig schön auf Eis liegen, dann ist das Zähneknirschen und Heulen umso größer, wenn die Wirtschaft am Boden liegt und die Menschen gar nicht mehr wissen, wie sie finanziell überleben sollen.

Es ist kein Geheimnis, dass Reichtum hemmungslos verblödet. Ich könnte neben Paris Hilton mindestens ein Dutzend Beispiele innerhalb von 20 Sekunden nennen, die diese Theorie bestätigen. Zu behaupten, dass die Menschen, die reich sind, auch automatisch eine gewisse Intelligenz besitzen müssen, wäre wohl in dem Fall mehr als falsch. Ja sicher, Paris Hilton ist tief in ihrem Herzen eigentlich ein ganz kluges Mädel und wird nur unterschätzt, ist klar. Und Pornodarstellerinnen sind eigentlich sehr tugendhaft und sind die größten Verfechterinnen der Monogamie. Recht so!
Nun, die Prämisse "reich = doof" gilt nicht nur für das 1% der Superreichen, gegen die immer noch bei "Occupy Wallstreet" protestiert wird. Wir ALLE leben in solch einem Wohlstand (auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen), dass wir immer dümmer werden. Reichtum (zumindest Wohlstand) macht bequem, man lässt sich keine Lösung mehr für ein Problem einfallen, frei nach dem Motto: "Irgendwer wird's schon richten, nur bitte nicht ich!" Ein wirkliches Aufbäumen gegen die Politik existiert in unseren Breitengraden schon lange nicht mehr, wenn jemand wirklich gegen eine Regierung aufsteht, dann aus Hungersnot. Und die gibt es hier so gut wie nicht mehr.
Syrien ist eins der Beispiele, die zeigen, wann ein Volk gegen ein Regime aufsteht und sich versucht zu wehren: wenn die Bildungspolitik im Keller ist, die Menschen unterdrückt werden, kein Geld verdienen, unter Hunger oder zumindest Arbeitslosigkeit leiden und wenn sie ihre Meinung nicht frei äußern dürfen. In den letzten Monaten hört man so viel aus diesem Land, so viele schreckliche Meldungen, Demonstrationen, die aufgelöst werden, indem das Regime mitten in die Demonstrantenmenge schießt, dass es einem schwerfällt, überhaupt noch hinzugucken und dabei mit der Wimper zu zucken. Der Mensch gewöhnt sich in den Nachrichten verdammt schnell an eine Nachricht, vor allem, wenn sie ihn nicht unmittelbar betrifft. Wir hier in Deutschland sind viel zu reich, zu satt und haben zu sehr das Recht auf freie Meinungsäußerung (was wir in 75% der Fälle gar nicht nutzen), dass die Menschen hier kaum Mitleid mit dem Volk in Syrien empfinden. Es ist uns egal, wenn dort jeden Tag dutzende Menschen erschossen werden, wenn sie die Straße nicht mehr überqueren können, um Lebensmittel zu kaufen und stattdessen das Nötigste quer über die Straße werfen müssen, um nicht erschossen zu werden.

Vor 67 Jahren endete der letzte Krieg in Deutschland, der Zweite Weltkrieg. Und die Spuren von damals? Sie sind verblasst, kein Mensch, der vor 20 oder 30 Jahren geboren wurde, spürt noch, was es heißt, in Angst und Schrecken vor einem Regime zu leben, Hunger zu haben (und das unfreiwillig!) oder die Trümmer einer zerbombten Landschaft aufzuräumen. Die letzt "Ungerechtigkeit", die es in Deutschland gab, war die Teilung des Staates. Der Zerfall der DDR ist das letzte wirkliche Problem, das Deutschland mitbekommen hat, das uns alle irgendwo noch betroffen hat. Aber wer nicht gerade um die 30 ist, weiß davon auch nichts mehr. Alle anderen Dinge fanden immer in weiter Entfernung statt, man kennt den Schrecken des Krieges nur noch aus dem Fernsehen. Vom Kosovo, Tschetschenien, Afghanistan, dem Irak, bis zum "arabischen Frühling", der im letzten Jahr begann. Alles, was wir davon kennen, kennen wir aus dem Internet, dem Fernsehen, ein paar Interessierte vielleicht noch aus so "antiquierten" Dingen wie Büchern. Aber die Angst zu sterben kennen wir nur noch von schrecklichen Diagnosen beim Arzt oder beim Flug durch ein Unwetter.

Die Ereignisse jetzt in Syrien stehen im glatten Kontrast zu denen in Nordkorea, einem Staat, der aus der Diktator wohl für eine weitere lange Zeit nicht herauskommen wird, in dem der Hunger zwar allgegenwärtig ist (die Hungerkatastrophe dort ist ähnlich schlimm wie die in Ostafrika!), aber dort reicht die Kraft der Aufständischen anscheinend nie gegen das straff organisierte Regime der Diktatur an. Selbst jetzt, nachdem Kim Jong Il verstorben ist und man dachte: "Was ein schönes Weihnachtsgeschenk für Nordkorea!", kommt gleich der nächste Diktator in Gestalt seines Sohnes Kim Jong Un daher und will die ganze Diktatorensuppe weiterführen. Aus dem Begräbnis um Kim Jong Il wird eine Staatstrauerfarce, die Menschen weinen und werfen sich auf Knopfdruck im Schnee und wer nicht mitmacht, wird standrechtlich erschossen. Und in beiden Fällen, Syrien wie Nordkorea, fragt man sich, wer nun wirklich dumm ist: die Menschen dort, die wahlweise sich der Diktatur unterwerfen, um nicht getötet zu werden oder doch wir im reichen, satten, verwöhnten Westen, die nicht einmal ansatzweise einen Grund sehen, gegen diese Ungerechtigkeit (milde ausgedrückt!) vorzugehen.
Das Verbrechen im allgmeinen und speziell seine Bekämpfung liegt uns immer so am Herzen, jede Verfehlung gegen das Gesetz muss bestraft werden... zumindest in diesem Land! Deswegen ja auch der Aufruhr um den Bundespräsidenten: alles, was auch nur ansatzweise nach Unstimmigkeit und Verbrechen riecht, muss sofort bestraft werden. Doch im Ausland? Wenn dort etwas passiert und es offensichtlich ist, dass von außen eingegriffen werden muss, um zu helfen, sind wir alle von heilsamer Ignoranz umspült. Es ist plötzlich alles "zu teuer", "zu gefährlich" und überhaupt: "Würden die das Gleiche für uns tun?"

Der moralische Finger wird gerne in die Gegenleistungswunde gelegt, wenn es ums Helfen geht. Es wird zuerst gefragt, ob man selbst im Falle des Falles die gleiche, wenn nicht gar eine bessere Hilfe von der Partei bekommen würde, der man helfen soll. Aber ist das wirklich der Kern des Helfens an sich? Zu schauen, was man bitte schön zurückbekommt? Helfen ist (zugegeben) eine undankbare Sache, wenn man überhaupt ein "Dankeschön" bekommt, dann eins, das knapp durch die Zähne gepresst wird. Trotzdem hoffen wir alle, dass wir im Notfall Hilfe bekommen, unser ganzer Instinkt baut sich darauf auf. Wenn Karate und Weglaufen nicht mehr helfen, soll es ein anderer richten. Ähnlich geht es den Menschen in Syrien zur Zeit. Die Hoffnung durch die internationale Intervention in Libyen hat den Menschen in Syrien Mut gemacht, dass sich in ihrem Land auch was durch die Hilfe aus dem Ausland ändern würde. Warum indes nichts passiert, ist mir persönlich ein Rätsel. Zu teuer? Zu gefährlich? Oder ist es schlicht die Tatsache, dass wirtschaftlich nicht genug in dem Land zu holen ist, was einen Sturz des Regimes lohnen würde? Haben wir Angst, dass Assad seine Wut gegen uns richten könnte, ähnlich wie Iran's Ahmadinedschad, der stur seine Atomwaffen weiter aufrüstet und damit alle (inklusive der Supermacht USA) mit zitternden Knien zurücklässt?

Wir bilden uns in unserer pappsatten Arroganz ein, wir seien so frei, so unabhängig, so kultiviert und intelligent, dass uns nichts mehr in die Schranken weisen kann. Trotzdem beweisen Diktatoren wie Assad und Ahmadinedschad uns tagtäglich das Gegenteil. Unsere Angst, dass uns jemand gegen den Karren pinkeln könnte ist so groß, dass wir lieber schweigen und über Häkeldeckchen reden, statt eine Meinung zu haben und sie zu vertreten, schlimmer noch: diese Meinung mit aller Macht, die uns zur Verfügung steht, in die Tat umzusetzen. Wir wollen Freiheit für alle? Warum fällt es uns dann so schwer, diese Freiheit herbeizuführen? Es kann nur gegen, wenn wir uns einmischen, aktiv, auch auf die Gefahr hin, dass uns etwas passieren könnte.
Fast 70 Jahre gab es keinen Krieg mehr in Deutschland und Harald Schmidt sagte erst kürzlich in einem Spiegel-Interview, dass die Euro-Krise wohl der Nebeneffekt ist, mit dem wir für so viel Frieden leben müssten. Mit anderen Worten: wir mischen uns in nichts mehr ein und leben in Frieden, also verlieren wir früher oder später all unser Geld. Die Ratingagentur "Standard & Poor's" arbeitet indes schon fleißig an dieser These und senkt die Bonität von Frankreich und Österreich um eine Stufe auf "AA" ab (mit anderen Worten: das "Scheiß"-niveau). Wann wir dieses Niveau erreichen, ist nur noch eine Frage der Zeit. Im Prinzip befinden wir uns in unserer eigenen kleinen, privaten Diktatur, der Unterschied zu den Regimes wie Syrien und Nordkorea ist, dass wir kaum von Ratingagenturen standrechtlich erschossen werden, wenn wir das Maul gegen sie aufmachen. Dafür räumen sie uns dann durch Werteverfall einfach das Bankkonto. Wir zittern in Ehrfurcht vor Ratingagenturen, richten uns nach jeder Empfehlung der Agenturen (oder zumindest die Investoren, an die sich die Empfehlungen der Agenturen richten) und damit ist das gesamte Wirtschaftssystem in den Händen von nicht nur wenigen Menschen, sondern von noch weniger Menschen und ihren Spekulationsspielchen.

Vielleicht ist genau das der Grund, warum es immer schwerer fällt, sich noch Gedanken um diese Gesellschaft zu machen. So sehr ich auch auf Besserung hoffe, auf allumfassende Einsichten bei ALLEN Menschen, es geschieht viel zu wenig, die Menschen bleiben irgendwie auf dem gleichen Level hängen, tagein, tagaus. Es verändert sich zu wenig und wenn sich etwas ändert, dann eher mehr zur Trägheit als zum Aktiven. Wer möchte sich in der heutigen Zeit noch gerne bewegen, sowohl geistig als auch körperlich? Alles wird den Menschen vorserviert, vorgekaut und vorverdaut. Selbst beim Essen ist es fast noch zu anstrengend, die Nahrung überhaupt noch zu sich zu nehmen. Den Schritt des Essens würde man gerne auch noch abgenommen bekommen, damit man sich diese Aktivität am Tag auch noch sparen könnte.

Das alles wird auf Dauer nur dazu führen, dass wir alle in der Faulheit immer dümmer werden. Es wird am Bildungssystem geklagt und gemeckert, dass die Menschen nicht genug ausgebildet werden für ihre Berufe. Aber wohin soll all die Bildung führen, wenn am keine Zeit oder Lust mehr besteht, mit all dem Wissen etwas anderes anzufangen, als nur dem schnöden Mammon hinterherzujagen? Und was ist stattdessen die Lösung? Allem Reichtum und Wohlstand abschwören, in die Wüste gehen und dort die Erleuchtung finden?

Nein, so weit muss keiner gehen. Die Erleuchtung ist so nahe, an jedem Tag unseres Leben, sie läuft direkt vor uns her, unsichtbar, aber immer greifbar. Alles geht in diesem Sinne nur noch nach dem Motto: "Wir müssen nur wollen!", wie schon die Band "Wir sind Helden" sangen. Wer allerdings nicht will, der hat schon halb verloren und der wird auch weiterhin Christian Wulff als Bundespräsidenten dulden und jeden Tag desinteressiert zusehen, wie Menschen in Syrien sterben und in Nordkorea verhungern und unterdrückt werden. Eine schöne Welt, in der wir auch 2012 leben dürfen! Wenigstens auf Fastnacht und die Fussball-EM können sich die Deutschen in diesem Jahr noch freuen. Wenn es sonst keine Probleme gibt, dann ist ja gut. Mitgemacht, mitgelacht und alles Leid vergessen. Es ist doch so einfach und tut so gut! Gott sei Dank tut auch die Dummheit eher gut als weh, denn sonst würde man pausenlos das Schreien der an Dummheit erkrankten Menschen hören. Klagende Schreie aus sämtlichen Wohnungen und Einfamilienhäusern, in Bussen, Supermärkten, Bürogebäuden, ja, selbst im Schloss Bellevue in Berlin.

Nun, an dieser Stelle bin ich ausnahmsweise mal froh, dass Dummheit keine Schmerzen verursacht, denn bei all den Schreien wäre ich dann doch lieber taub.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende und eine angenehme neue Woche. Bis zum nächsten Freitag und dem nächsten Blogeintrag.

LG Gene :-)

Freitag, 6. Januar 2012

"Was wären wir nur ohne...?" - Neues Jahr, altes Spiel... viel Glück!

Der Beginn des neuen Jahres und schon ist (plump ausgedrückt) die Kacke wieder einmal so richtig am Dampfen. Ein Mythos, der glaubte, das neue Jahr 2012 würde irgendwie besser werden als das Vorjahr, dass sich die Dinge ändern würden, dass wir wirklich etwas aus der Vergangenheit gelernt hätten. Zumindest Politiker scheinen fast immun zu sein, wenn es um den Lernprozess im Allgemeinen gilt.

Nach den Schlagzeilen der letzten Wochen ist es fast müßig, überhaupt noch über das Thema "Kreditaffäre" und dem Bundespräsidenten Christian Wulff zu sprechen. Es wurde so viel kritisiert, dann gerätselt und schließlich wurde die erste richtige Stellungnahme von Wulff in dieser Woche erwartet. Hätten wir gravierendere Probleme, hätten wir gar nicht die Zeit, uns damit auseinanderzusetzen. Aber anscheinend sind wir im Wintertief, dass uns diese Affäre so wichtig ist. Nein, es ist nicht die Stelle, an der Christian Wulff verteidigt wird, wie es dieser Tage so viele Menschen tun. Es ist auch nicht die Zeit, Parolen wie "Jeder Mensch macht mal Fehler!" zu schwingen und alles zu verzeihen. Dafür ist die Affäre zu tiefgreifend, gerade im Zusammenhang mit einem Amt wie dem des höchsten Staatsmannes. Trotzdem stellen sich einem viel mehr Fragen als die, die die letzten Tage aufgeworfen werden. Eine Affäre um einen Mann, der gerne Luxusurlaube mit dubiosen Unternehmern wie Carsten Maschmeyer unternimmt und sich Privatkredite für ein "Einfamilienhaus" (ob man bei einem Wert von 500 000 Euro wirklich noch von Einfamilienhaus sprechen kann, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln!) unter günstigeren Konditionen besorgt, sorgt für Zündstoff in einer Zeit, in der Staaten von der Pleite bedroht sind und mehr denn je auf die Gleichberechtigung geachtet wird - oder werden sollte!

Den Menschen ist es heute, seit sämtlichen Ungerechtigkeiten der Vergangenheit, wichtiger denn je, dass in einer Gesellschaft die Menschen möglichst gleich behandelt werden und über die "Kasten" in den Köpfen hinweg gesehen wird. Bei "Kasten" denkt man gerne an Indien und die Ungerechtigkeit, in eine bestimmte gesellschaftliche Position hineingeboren zu werden und aus dieser bis zum Tod nicht mehr herauszukommen. Ein Außenstehender bezeichnet dieses Verfahren als absolut ungerecht und ist froh, in einer Demokratie ganz ohne hinduistischen Hintergrund und damit ohne Kastensystem zu leben. Wenn man sich das Konstrukt der Demokratie allerdings anguckt, sieht man mehr Geißeln der Gesellschaft vor sich, als man meinen könnte. Demokratie bedeutet Freiheit (nicht wortwörtlich, aber diese Staatsform wird vor allem mit diesem Attribut in Verbindung gebracht) und je mehr Freiheiten die Menschen genießen, desto mehr nehmen sie sich heraus. Wieder ein Beweis, dass der Mensch nicht wirklich dazulernt, denn genauso benehmen sich auch Kinder: je mehr man ihnen erlaubt, desto weiter gehen sie - und damit auch mal gerne über jede Grenze hinaus.

Ähnlich geht es den Bürgern in der Gesellschaft - präziser gesagt denen, die es sich leisten können. Denn Geld spielt die wahrscheinlich größte Rolle in der Frage, wie weit man in seinen persönlichen Freiheiten gehen darf und wie sehr man damit anderen auf die Füße treten kann/möchte/darf. Genau das hat die Demokratie mit dem Kastensystem gemeinsam: wenn du Geld hast, bist du einfach mehr Wert als die Anderen. Sicher, die Menschen in Indien genießen einen gewissen Standard (zumindest in den meisten Gebieten) aufgrund ihres Gesellschaftsranges, den sie von Geburt an besitzen. Trotzdem zeichnet sich in der Demokratie das gleiche Bild ab und das nicht erst seit gestern. "Geld regiert die Welt!" lautet die Plattitüde - und sie stimmt heute mehr denn je. Wahrscheinlich genau deswegen fühlt sich Christian Wulff auch so sehr vom Geld angezogen, immerhin ist es doch schöner, bei Luxusurlauben mit viel "Bling Bling" zu relaxen als das bescheidenere (wenn auch nicht ärmliche!) Leben eines Berufspolitikers zu führen.

"Den Ruhm eines Politikers (und jetzt Staatsoberhaupt) zu genießen ist toll, aber da geht wahrscheinlich noch mehr!", so oder so ähnlich muss der Herr Bundespräsident sich das wohl gedacht haben. Und was als kleine Schlagzeile im Dezember begann, hat sich inzwischen zu einer Krise im Land ausgebreitet. Keiner politischen, eher einer moralischen - der Graben zwischen den Befürwortern und Kritikern Wulffs ist wohl größer denn je zuvor. Dabei hätten wir es doch alle besser wissen müssen... schlimmer noch: wir wussten es alle besser! Bereits bei der Bundespräsidentenwahl im Jahr 2010 war die Mehrheit der Deutschen für Joachim Gauck als Nachfolger des zurückgetretenen Horst Köhler und eben nicht für Schnösel Wulff. Doch was nützt der Wille des demokratischen Volkes, wenn der Präsident "nur" von den Vertretern des Volkes gewählt wird? Und das will heißen: mehrheitlich von den Regierungsparteien, von denen die Mehrheit des deutschen Volkes bereits ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl im September 2009 nicht mehr überzeugt war. Die Tatsache, dass der Bundespräsident durch die Bundesversammlung gewählt wird ist schön und gut, doch wo das Volk nicht überzeugt ist, soll da wirklich der Wille der Politiker vor dem Willen des Volkes stehen? Anscheinend ja und genau deswegen wurde Wulff auch zum Staatsoberhaupt ernannt und eben nicht der vielleicht wesentlich fähigere, weil erfahrenere Joachim Gauck.

Doch, alles heulen und Zähne knirschen nützt nichts, es geht um die Ehre des Landes. Wenn Wulff zurücktreten würde wegen der Affäre (was er allein schon aus einem Übermaß von Selbstüberschätzung und Arroganz nicht tun wird), befände sich Deutschland inmitten einer politischen Krise. So schnell, wie Horst Köhler im Jahr 2009 von Kanzlerin Merkel aus dem Amt gejagt wurde, war es schon arg peinlich, überhaupt einen neuen Bundespräsidenten wählen zu müssen aus heiterem Himmel. Und jetzt, zwei Jahre später, wieder das gleiche Spiel? Darauf lässt sich zumindest die Politik nicht ein, selbst die Opposition nicht - und warum? Aus Angst, dass wir im Ausland als lächerlich gelten könnten, als instabil. Vielleicht auch aus Angst vor den Ratingagenturen, die der deutschen Bonität dann wiedermal einen Strick drehen könnte und die Aussichten direkt mal noch eine Stufe runterschrauben könnten. Genau aus diesem Grund wird Deutschland wohl den Luxus-Bundespräsidenten behalten und die Kritiker müssen zähneknirschend akzeptieren müssen, dass man im Leben doch etwas gleicher ist als die anderen, sobald man ein hohes Amt inne hat.

Doch das Thema "Wulff" ist in dieser Woche nicht mein zentrales Thema - es hat zwar verdammt viel damit zu tun, aber es geht mehr um eine Grundsatzfrage: "Was wären wir nur ohne...?" und diese Frage bezieht sich nicht nur auf Deutschland oder die USA, sondern mehr auf die ganze Welt. Wir befinden uns in einem ständigen Wandel und trotzdem wirkt es immer wieder, als würden wir auf der Stelle treten. Für Deutschland heißt das: wir haben eine schwarze Regierung, einen noch schwärzeren Bundespräsidenten (politisch gesehen natürlich!) und die schwärzesten Aussichten für die nächste Bundestagswahl. Mit anderen Worten (bzw. Buchstaben): CDU (oder CSU in Bayern). Der Glaube an den Konservatismus hüpft und freut sich des Lebens, nicht nur hier, auch in den USA, in denen in dieser Woche die Vorwahlen für den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner begonnen hat. Mitt Romney, der Inbegriff des Konservatismus, hat knapp die Wahl vor dem nahezu religiös fanatischen Rick Santorum in Iowa gewonnen. Der Hype um den Konservatismus ist auch in den Vereinigten Staaten in vollem Gange - und es wirkt (zumindest in den Medien) so, als würden sich die Menschen nach den "guten alten Werten" zurücksehnen. Schluss mit Liberalismus und Sozialismus (die in den USA eh mit dem Kommunismus gleichgesetzt sind), her mit der Tradition!

Tradition ist wohl das entscheidende Schlagwort, wenn man an den Konservatismus denkt. Den Konservativen ist es immer ganz wichtig, auf die "Erhaltung der traditionellen Werte" zu achten - hier heißt das in erster Linie: alle Menschen sind frei, soviel Geld zu horten, wie sie gerade möchten und es sich so tief in ihre Taschen zu stopfen, dass keiner mehr drankommt. In den USA heißt das: alles Neue ist schlecht! Homosexualität ist böse, Arme, die Unterstützung zum Überleben wollen, sind böse und schlecht für's Geschäft, Gleichheit von Rassen, Geschlecht und Religion ist am Allerschlimmsten! Es gibt nur einen Gott und der hilft nur den USA - Amen!

Gott ist in diesem Zusammenhang wohl das zweite wichtige Stichwort: der Konservatismus vertritt die Ansicht, dass "der Glaube an das Walten der göttlichen Vorsehung in der Geschichte und die Einsicht in die Unzulänglichkeit der menschlichen Vernunft" vorliegt (siehe auch hier). Was das heißt? Gott wird's schon richten und eigentlich sind wir nicht wirklich fähig, vernünftig zu sein, ohne, dass uns der liebe Gott dabei hilft. So oder so ähnlich sehen es auch die Konservativen in den USA, denn sie betonen, sie wollen einen Präsidenten, der "an Gott glaubt". Mehr als das: sie wollen einen Menschen als Staatsoberhaupt, der in einer Krise erst einmal kräftig betet, bevor er überhaupt eine Entscheidung trifft. Also: zurück zu George Dabbelju Bush jr., der ebenfalls zum Inbegriff des Konservatismusses wurde, indem er in dunklen Zeiten aufhörte zu trinken und den "Weg zu Gott" fand. Es ist erstaunlich, wieviel Wert die Konservativen auf die göttliche Kraft legen, wo wir in einer sehr irdischen Welt mit sehr irdischen Problemen leben, die allesamt (man ahnt es!) irdisch gelöst werden könnten. Die Menschen leben nicht ohne Grund auf diesem Planeten ohne die "Oberhand Gottes", die sie bei jedem Toilettengang begleitet, schließlich hat Gott den Menschen (in diesem Zusammenhang das ganze Natursystem) mit der Fähigkeit ausgestattet, die eigenen Geschicke zu leiten und zum Positiven (oder eben auch zum Negativen) zu verändern. Wäre dem nicht so, wäre Gott längst unter uns, würde bleiben und wäre schon längst über den Burnout hinaus bei all dem, was er zu tun hätte.
Trotzdem vertreten die Konservativen gerne die Parole: "Gott ist für uns alle da und wird uns retten!" Es ist fast grotesk, wenn man darüber nachdenkt, dass Gott uns alle aus der Scheiße retten soll, die wir selbst wissentlich und sehenden Auges verursacht haben. Doch wofür ist Gott denn sonst da?

"Was wären wir nur ohne... Konservatismus?" lautet also die zentrale Frage. Wo wären wir, wenn wir uns nicht auf die Tradition stützen würden, das Hochhalten der alten Werte und dem Spießbürgertum im Allgemeinen? Es ist witzig, wenn man darüber nachdenkt und sich umschaut, denn wir sprechen inzwischen von Traditionen, die es im eigentlichen Sinne gar nicht gibt. Traditionen sind Verhaltensweisen und Bräuche, die in alten Zeiten entwickelt wurden und die es wert sind, auch in der Neuzeit am Leben erhalten zu werden. 'Aber welche dieser Traditionen gibt es heutzutage überhaupt noch? Jeder Konservative beschäftigt sich mit den technischen und politisch neuesten Spielereien, es wird Flickschusterei an allen Ecken und Enden betrieben und die Traditionen alter Politikgenerationen werden über Bord geworfen - weil sie einfach nicht mehr in das Wirtschaftssystem 2012 hineinpassen. Mit anderen Worten: Tradition = ja, Wirtschaft = 2 x ja! Damit hat die Wirtschaft doppeltes Stimmrecht vor der Tradition. Und wenn eine Tradition nicht mehr passt, wie die modifziert... womit sie dann aber streng genommen nicht mehr zu den Traditionen gehört. Aber diese Verhaltensweise wird inzwischen überall angewandt, man sehe sich allein die Traditionen rund um "Weihnachten" an (solange ist das ja noch gar nicht her!). Weihnachten wird inzwischen so ausgelegt, wie es den Menschen gerade so passt: Hauptsache Geschenke, warum Weihnachten gefeiert wird, weiß eh kein Schwein mehr und wen interessiert es überhaupt? Das Wesentliche ist der Spaß an der Sache! DAS ist dann wohl die entscheidende "Tradition" (wenn nicht die einzige) die im Zusammenhang mit Weihnachten aufrecht erhalten wurde.

Also, der Konservatismus ist immer noch weit verbreitet in der Gesellschaft, obwohl die Menschen auf modern tun und denken, sie wären der Zeit einen Schritt voraus, wo sie gleichzeitig am Rückstand festhalten wollen. Man könnte auch behaupten, die Menschen versuchen, gleichzeitig vorwärts und rückwärts zu gehen. Zugegeben, das ist auch eine Herausforderung, sie ist bis jetzt nur noch keinem gelungen. Und wahrscheinlich deswegen scheitert der Konservatismus auch immer wieder an seinem eigenen Anspruch, die Tradition zu erhalten, auf Gott zu vertrauen und gleichzeitig für ständigen Wachstum zu sorgen. Wachstum. Auch so ein Wort, an dem ich mich jetzt schon (das Jahr ist gerade einmal 6 Tage alt!) zu Tode gehört habe. In allen Ecken und Enden (gerade bei den Konservativen) wird der Schwerpunkt der Wirtschaft und der gesamten Menschheit auf das Wirtschaftswachstum gelegt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob das Wachstum bei den Menschen ankommt (diesen Witz "Der Aufschwung kommt bei den Menschen an" gebraucht selbst unsere Kanzlerin nicht mehr!), sondern allein darauf, dass es aufwärts geht. Es spielt keine Rolle wohin oder wer davon betroffen ist, aber es muss weiter alles in der Wirtschaft wachsen. Woher das alles genommen werden soll, weiß keiner, aber die Konservativen werden nicht müde, genau auf diesem Kaugummi herumzukauen.

Die Feststellung, wie wichtig das Wirtschaftswachstum ist, geht vor jedem anderen Problem, das wir auf dieser Welt haben. Gleichzeitig müssen die Wähler der Konservativen bei guter Laune gehalten werden. Und das ergibt unterm Strich: die Wirtschaft muss weiter wachsen, die Reichen brauchen aber dafür keinen Cent auszugeben. Im Gegenteil: sie bekommen durch das Wirtschaftswachstum noch Geld hinzu.
Wer sich nun fragt, wie das funktionieren soll, dem sei gesagt, dass die Lösung denkbar einfach ist: das Geld für das Wachstum wird vom einfachen Volk erarbeitet, gleichzeitig wird der Arbeiter auf einem möglichst niedrigen Level gehalten, damit der Gewinn aus der harten Wirtschaftsleistung genau am richtigen Platz ankommt: bei den Wählern der Konservativen!
Vielleicht ist genau das die Tradition, von der die Konservativen immer sprechen: die Reichen haben alles und behalten es und die Armen arbeiten zwar hart, haben aber kaum etwas und sollen nach Möglichkeit auch nicht wirklich etwas dazubekommen.

Zuviel "Schwarzmalerei"? Zuviel kann es eigentlich nicht sein, immerhin reden wir von den politisch "Schwarzen". Aber Spaß beiseite, ein wenig Schwarz/weiß-Malerei war gerade schon im Spiel, die Konservativen sind immerhin nicht nur schlecht. Konservatismus an sich ist auch nicht verkehrt, leider geht genau der Teil des Konservatismus flöten, den die Menschen so dringend bräuchten.
Konservatismus steht im Zusammenhang mit der Tradition auch für menschliche Werte und Moralvorstellungen, die erhalten bleiben sollen. Aber in Zeiten von Internet, neuen Technologien, immer mehr Geld und immer mehr Auswahl in der Partnerwahl ist es schwierig geworden, untereinander respektvoll zu sein und mit Bedacht an die Dinge des Lebens zu gehen. Respekt, Toleranz, Wertschätzung der Menschen und der Natur scheinen in den Hintergrund gerückt zu sein, wichtiger ist das Geld und das Streben nach Macht. Das ist alles schön und keiner kann sich diesem Streben wirklich entziehen (auch ich nicht!), es bleibt nur die Frage, ob der Wegfall dieser "Traditionen" nicht früher oder später zum Zerfall des Konservatismus führen wird. Konservative, die ihre eigenen hochgehaltenen Traditionen nicht mehr leben, werden nicht mehr in der Lage sein, glaubwürdig zu sein. Damit werden dann alle Konservativen zu Christian Wulff, dem Vertreter des "neuen Konservatismus" mit dem Credo: "Entscheidend ist, was mir gut tut - ohne Rücksicht auf Kollateralschäden!".

Das mag dann auch der Grund sein, warum die Mehrheit der Wähler in Deutschland immer noch zufrieden mit der "Arbeit" des Bundespräsidenten ist (ich frage mich ja immer noch, was er bis jetzt großartig geleistet hat, aber Schwamm drüber!) und sagt: "Er ist auch nur ein Mensch, Menschen machen Fehler und jeder hat eine zweite Chance verdient!"
Wahrscheinlich denken die Menschen genau bei diesem Satz an den Haufen Fehler, den sie selbst begehen und die sie sich längst verziehen haben. Die Einsicht, Fehler zu begehen und dafür die Konsequenzen zu tragen scheint von der angenehmeren Variante, einfach die Fehler nur einzusehen und dann zu vergessen, abgelöst worden zu sein. Fehler begehen, ja - wegen einem Fehler gleich die Koffer packen? Auf keinen Fall, dafür haben wir alle zu hart gekämpft, um den Nischenplatz in der Gesellschaft zu ergattern.

Für den Rest des Jahres (ist ja noch eine Weile) bleibt abzuwarten, was passieren wird. Ob sich der Konservatismus auch in den USA (wieder einmal!) durchsetzen wird, ob hier in Deutschland Christian Wulff das Jahr politisch überleben wird oder nicht und wohin Deutschland politisch will. Die Politik ist zuversichtlich, immer gestützt auf das "Wirtschaftswachstum". Gleichzeitig bleibt zu bedenken: wer hoch steigt, erlebt die Höhenluft - und die ist verdammt dünn. Vielleicht hat die FDP in dieser Woche genau deswegen nur noch 2% bei den Umfragewerten - erfolgreiche Menschen (wie die Liberalen) haben oft das Problem, das sie die Realität verkennen und sich deswegen immer weiter einreden, sie seien für Erfolge verantwortlich, obwohl sie kurz vor dem gesellschaftlichen Tod stehen. "Glück auf!" kann man der FDP nur sagen und ihr viel Spaß beim "Drei Königs-Treffen" in Stuttgart wünschen.

Außerdem wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende und viel Spaß und Freude im Leben - bis zum nächsten Eintrag an dieser Stelle am nächsten Freitag.

LG Gene :-)

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