Samstag, 9. Juni 2012

Twilight Zone Experiences pt. 12 179: Es grüßt aus dem Urlaub das Sommerloch!

Bereits im letzten Jahr schrieb ich, wie sich die Seuche "Sommerloch" immer weiter in unserer Gesellschaft ausbreitet. Während der Drang der Menschen nach immer mehr Urlaub bei gleichzeitig immer weniger Arbeit und das zu am Besten immer mehr Gehalt immer stärker wird, ist das Sommerloch wohl das symptomatische Sinnbild für genau dieses Dogma der Menschheit. Immerhin: es beginnt früher, um später zu enden. Während es vor rund 10 Jahren erst im Mai hieß "Ab ins Sommerloch!", geht es im Fernsehen und in sämtlichen Einrichtungen bereits im April los mit Wiederholungen oder der Attitüde "Besser heute nix mehr machen, wenn wir alles auf morgen verschieben können... oder (noch besser) bis in den Herbst!". Diese Mentalität kennt man sonst (wenn man wirklich eine böse Zunge wie ich haben will) nur aus Indien. Nein, kein rassenfeindliches Geschwätz, wer einmal in Indien war oder sich nur ansatzweise mit Indien auskennt weiß, dass dort alles etwas langsamer und gemütlicher angegangen wird. Trotzdem mag ich Indien - ich mag auch Frankreich (was für ein Frevel, wo ich doch in Deutschland lebe und Deutsche und Franzosen sich wie die Pest hassen). Franzosen sind auch nicht gerade die Fleißigsten, wenn es ums Arbeiten geht. Dort wird nach Lust und Laune wegen jedem Wattebausch gestreikt. Und bei uns? Naja, das Klischee vom pünktlichen und fleißigen Deutschen kann ich auch nicht wirklich bestätigen, zumindest habe ich immer öfter das Gefühl, dass gerade die Faulpelze in Deutschland (oder Nachbarland Luxemburg) in den besten und höchsten Positionen landen und dort das meiste Geld verdienen. Gut, in Luxemburg kann man es noch verstehen, da es zwischen Deutschland und Frankreich liegt und der französische Einfluss stärker ist als der deutsche. Sprich: französische Gemütlichkeit und lieber nicht arbeiten als doch! Aber hier? Nun, die Deutschen sind längst nicht mehr so fleißig, wie sie es vielleicht noch zu Zeiten des Wirtschaftswunders waren.

Der Geist des fleißigen Arbeiters ist wohl endgültig verschwunden. Aber woran liegt es? Die Wirtschaftskrise kann nicht daran Schuld sein. Gerne würden die Menschen genau diese für die scheinbare Lähmung der Menschen verantwortlich machen, die sich beim Thema "Schaffe, schaffe, Häusle bauen" breit macht. Aber mal ehrlich: wenn wir wirklich schon so tief in der Wirtschaftskrise stecken würden, wären wir dann nicht viel produktiver, um genau dieser entgegenzuwirken? Alle Menschen scheinen stattdessen nur noch über die Arbeit zu philosophieren und darüber, wie sie ihr Geld am schnellsten und günstigsten auf Seite schaffen können. Sorgen gibt es schon im Zuge der Wirtschaftskrise: was ist, wenn ich mal in Rente bin? Was werde ich dann überhaupt noch von meinem hart verdienten Geld haben? Wie ich schon einmal schrieb, ist dieses Denken mehr als fragwürdig, immerhin zahlt kein Mensch so viel in den Rententopf ein, wie er letztendlich ausbezahlt bekommt. Es wird sich stattdessen immer wieder Gedanken gemacht und kalkuliert, in welchem Alter man in Rente gehen kann, um noch "möglichst viel vom Leben als Rentner" zu haben. Andererseits (paradox!) will kein Mensch alt werden, weil alt werden so wahnsinnig unattraktiv ist mit all den Falten, den Zieperlein und überhaupt - das gesamte Image alter Menschen kotzt junge Menschen so sehr an, als könnten sie damit verhindern, selbst einmal alt zu werden. Machen wir uns doch nichts vor: wir werden alle alt und wir werden nicht in dem Saus und Braus leben, wie es uns die derzeitigen (reichen) Rentner vorleben. Nein, nicht alle aktuellen Rentner sind reich - andererseits empfand ich es schon immer als Skandal, wenn Frauen von Beamten als Witwe einen hohen Rentenanteil bekommen, allein weil ihr verschiedener Ehemann zu Lebzeiten Beamter war. Diese Frauen tragen dann die Nase besonders hoch, erzählen dem Rest der Welt, wie sehr sie ihre Rente doch verdient haben und wie hart sie dafür gearbeitet haben - indem sie in jungen Jahren irgendeinem Nebenjob nachgegangen sind. Zum Vergleich: jede Rentnerin, die Vollzeit gearbeitet hat und keinen Beamtenehemann hat, erhält nicht einmal ein Drittel der Rente, die diese Hochnasen bekommen. Schöne verrückte Welt, man kann es nur immer wieder sagen.

Na gut, es ist müßig, über die Rente oder über die Arbeitsmoral der Deutschen in Zeiten der europäischen Wirtschaftskrise zu diskutieren. Aber worüber soll man sonst diskutieren? Über das schlechte Fernsehprogramm habe ich mich schon ausgelassen (ich Nerd!) und die Fußball-EM nervt mich schon, ehe sie für Deutschland angefangen hat. Spontan fiel mir dazu nur ein, da die deutsche Mannschaft in den letzten Jahren keinen Titel mehr nach Hause gebracht hat, ob dieser ganze Massenrummel und dieser Hype um die Nationalmannschaft nicht eher kontraproduktiv wirkt. Okay, alle Fans aller Länder machen mit Public Viewings und groß angelegten Fußballpartys zu jedem Spiel einen Riesenhype um das und andere große Fußballturniere. Aber mal ganz offen gesprochen: braucht dieser Sport wirklich diesen Aufstand? Es ging vor zehn bis zwanzig Jahren auch, mit dem gleichen Enthusiasmus, aber dafür wesentlich ruhiger. Was bringt dieser Rummel wirklich? Geht es um den Sport oder wollen die Menschen sich wirklich kollektiv von ihren "Sorgen" ablenken?

Oft denke ich, dass wir doch eigentlich keine Sorgen haben. Gewinnen wir nun den Titel oder nicht? Luxusprobleme! Und die Leute begreifen nicht einmal, wie oberflächlich und einfältig sie damit rüberkommen. Menschen, die massenweise im Supermarkt sich um das Bier prügeln, obwohl so ein großer Nachschub eingekauft wurde, dass man damit drei Dörfer flächendeckend ins Koma tränken könnte. So können jetzt auch Tausende deutsche Fußballtouris nach Polen und in die Ukraine reisen und dort ihre überbezahlte Nationalmannschaft feiern, während Millionen Menschen dort im Elend leben, in Armut und Unterdrückung. Aber das interessiert den gemeinen Fußballfan nicht, er möchte nur ein gutes Spiel sehen und dann wieder nach Hause fahren, um von dort am Besten direkt in den Urlaub zu fahren (Stilblüte dazu neulich im Fernsehen, die Frage eines Reporters in Bezug auf die Reise ZU Urlaubszielen: "Wie komme ich auf Mallorca?" hmmm... ich lasse jedem mal Zeit, darüber in Ruhe nachzudenken!). Also geht es quasi aus einem Urlaub direkt in den nächsten - nahtlos, ohne Übergang - Massenproduktion und Billiganbieter dank Verschwendung von Ressourcen machen es möglich.

Ja, ich gebe es zu, ich rede mal wieder wie ein Öko - aber wenn nicht ich, wer dann? Die Menschen scheinen über ihre "political incorrectness" so glücklich und zufrieden zu sein, dass sie gar nicht merken, wie sehr sie sich damit früher oder später ins eigene Fleisch schneiden. Egoismus als Bekämpfung der Wirtschaftskrise? Hat noch nie funktioniert! Aber ich gebe zu: in Zeiten, in denen sich die Presse und die Wirtschaftsexperten mit Informationen und Meinungen gegenseitig totschlagen, kann es schonmal vorkommen, dass die Menschen kollektiv abschalten - zwar nicht die Fernsehgeräte, in denen im Moment eh nur Schrott läuft, aber mental, wenn es um die Lösungen für die Finanzkrise geht. Ich persönlich werde auch eher müde, über die Eurokrise zu philosophieren oder darüber nachzudenken, wie die finanzielle Katastrophe noch abgewendet werden kann. US-Präsident Obama und UK-Premierminister Cameron, die beide sagen, Europa soll sich gefälligst eine Lösung einfallen lassen, sind da auch nicht gerade eine Hilfe. Ein Witz, wenn man bedenkt, dass die USA selbst noch vor gut einem Jahr davor standen, überall den Saft abgedreht zu bekommen (sprich: Strom und andere existenziellen Kleinigkeiten) aufgrund einer kompletten Staatspleite, aus der sie bis jetzt immer noch nicht hinaus sind. Dann noch Großbritannien, die selbst Unterstützung von der EU wollen, obwohl sie so gar nichts zur Lösung des EU-Problems beitragen. Witzigkeit kennt eben auch im Sommerloch keine Grenzen!

Nun, was fangen wir nun mit diesem unsäglichen Sommerloch 2012 an, dem Pfuhl an Langeweile und erschreckend monotonem Gleichtritt? Wahrscheinlich nix, wie jedes Jahr! Die Menschen nehmen sich zu Silvester immer wahnsinnig viel vor, wenn es um das neue Jahr geht, aber in der Sommerpause mal wirklich was anzupacken (ganz zu schweigen von den guten Vorsätzen, die ein halbes Jahr zuvor geschmiedet wurden) ist wohl zuviel verlangt. Das Gehirn der Meisten ist leer, sämtliches Gedankengut hinweggespült von Schweini & Co. Da ich nun so gar nix mit Fußball am Hut hab (ich gucke eher die xte Bollywood Wiederholung (nee, gelogen, mach ich nicht!) oder die yste Wiederholung von NCIS (das ist nicht gelogen!)), habe ich mich gefragt, was ich nun gegen das Sommerloch tun kann. Die Politik schläft (außer in Berlin) ja nicht wirklich, das Chaos in Syrien geht immer weiter, es gibt (wie heute) weitere Anschläge gegen Truppen in Afghanistan und da wäre dann noch der Wahlkampf in den USA, der wohl bald so richtig ins Rollen kommen wird. Obama oder Romney? Wen interessiert's? Okay, es interessiert schon, andererseits bin ich inzwischen derart desillusioniert von der amerikanischen Politik (und ich hab noch nie auf rosa Wolken geschwebt, wenn es um dieses Thema ging), dass es mich fast gar nicht mehr interessiert, ob Obama bleibt oder Romney kommt. Außenpolitisch wird sich wohl nur wenig ändern, viel wichtiger ist da die Situation im eigenen Land. Im Übrigen steht die Analyse über die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten erst zu einem späteren Zeitpunkt an, erstmal muss Frau Merkel ihre Schwimmflügelchen und Wanderstöcke einpacken und ab geht's in den Urlaub.

Urlaub - den braucht die Politik wohl sehr dringend. Gerade, wenn man bedenkt, wie zahnlos die Politiker in Sachfragen geworden sind. Streitigkeiten über Betreuungsgelder, Pflegezusatzversicherungen und immer wieder Guido Westerwelle, der wohl aus seinen unqualifizierten Bemerkungen der letzten Jahre und dem Abstieg der FDP nix dazugelernt hat. Jetzt sagt er doch glatt, Assad solle als Staatsoberhaupt zurücktreten - prima Idee, Guido! Warum ist zu dieser Aufforderung eigentlich noch niemand vor dir gekommen? Bei deinen grünen (?) blauen (?) grauen (?) Augen (so genau hab ich mir Guido ehrlich gesagt noch nie angeguckt!) kann selbst ein Diktator und Schlächter wie Assad nicht widerstehen.

Somit wäre dann wohl ein weiteres Problem im Sog des Sommerlochs gelöst! Scherz beiseite, wir dürfen wohl weiterhin mit Hiobsbotschaften aus Syrien rechnen und Kompetenzgerangel der Vereinten Nationen, was alles nicht getan wird statt doch mal etwas zu tun. Der Unwille zur Arbeit ist eindeutig vom Volke auf die Politik übergegriffen - oder umgekehrt? Oder hängt in Wirklichkeit alles zusammen?

Wie dem auch sei, bei mir ist jedenfalls keine Untätigkeit angesagt, wäre ja noch schöner, wenn ich wie die Politiker werde. In diesem Jahr gibt es wieder eine Anti-Sommerloch-Serie und sie wird passend zu diesem Jahr verdammt sportlich - immerhin haben wir bald die Olympischen Sommerspiele in London ins Haus stehen.

Also, angeschnallt und ab geht's gegen die Langeweile im Sommerloch. Der regelmäßige Leser wird sich allerdings noch ein wenig gedulden müssen, ich will nicht zu früh mit der Serie anfangen, bis zu den Sommerspielen dauert es immerhin noch über 6 Wochen. Das heißt: gut Ding will Weile haben - zumindest aber den richtigen Zeitpunkt. Doch keine Sorge - wirklich langweilig wird es in diesem Blog nicht... solange es genug Aufreger, Fehlentscheidungen und Stilblüten gibt, auf denen man hemmungslos rumreiten kann.

In diesem Sinne - viel Spaß an alle Fußball-Freaks und alle Blog-Leser an diesem Wochenende und bis zum nächsten Eintrag am nächsten Samstag!

LG Gene :-)

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