Samstag, 18. Februar 2012

Die Houston, der Wulff und die "Legende vom Erben und Sterben"

Zunächst einmal eine kleine Planänderung, die sich allgemein auf den Blog bezieht: ich hab die Nase voll! Ganz ehrlich, es ist mir einfach zuviel und ich mag nicht mehr... meine Blogs am Freitag veröffentlichen. Und deswegen werden die wöchentlichen Blogeinträge um genau einen Tag auf den Super-Duper-Samstag verschoben!

So, jetzt ist es raus, damit können wir uns wieder wichtigeren Dingen widmen. Der Blogheader wird natürlich auch noch entsprechend abgeändert. :-)

Also, zurück auf Anfang heißt es diese Woche. Gestern ist es (endlich, endlich!) geschehen: Christian Wulff hat seinen Rücktritt erklärt. Es war doch etwas überraschend, wenn man bedenkt, wie sehr er sich dagegen gesträubt hatte, sich dem Auftrag, das deutsche Volk zu vertreten, so sehr verschrieben hatte, dass es gar nicht in Frage kam, wegen Lapalien zurückzutreten. Nun, es ist ja nicht so, als wäre der Privatkredit von Frau Geerkens eine Lapalie gewesen (es sei denn, man ist in der glücklichen Lage, 500 000 Euro als "Peanuts" zu bezeichnen!), und so ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass er früher oder später nicht mehr im Amt bleiben konnte. Der Grund für seinen Rücktritt war allerdings alles andere als "ehrlich" (wo er es doch ansonsten so sehr mit der "Wahrheit" hatte); zurückgetreten, weil er "nicht mehr die Mehrheit des Volkes hinter sich hatte und deswegen sich nicht mehr in der Lage sah, seine Arbeit ungestört und ungehindert auszuüben". Okay, allerdings bestand dieser Zustand schon seit mehr als zwei Monaten, bleiben wollte er trotzdem. Immer wieder Kopfschütteln seinerseits, wenn die Unkenrufe lauter wurde, er solle doch bitte sein Amt niederlegen.

Was hat also nun die Wende um 180 Grad bewirkt? Nun, wenn nix mehr geht, muss die Justiz eben dafür sorgen, dass sich alles "zum Guten" wendet. Als die Staatsanwaltschaft Hannover am Donnerstagabend die Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten beantragte, wusste man spätestens, dass etwas im Staate Deutschland nicht mehr stimmte. Schuld an der Misere war nur die letzte der Reihe von Affären, die in den letzten drei Monaten ans Licht der Sonne gelangt waren: ein Urlaubsaufenthalt auf der Luxusinsel Sylt, bezahlte Übernachtungen in einem 5-Sterne Hotel von Filmproduzent David Groenewald, alles natürlich stets von Wulff zurückbezahlt - bar! Sowas wie ein Girokonto oder eine Kreditkarte, mit der man später diese Rückerstattungen nachweisen könnte, scheinen dem ersten Mann im Staate wohl fremd zu sein. Okay, man muss hinzufügen, alle Affären, die jetzt öffentlich wurden, geschahen vor Jahren, genau zu der Zeit, als Herr Wulff angesehener Landesvater von Niedersachsen war, nicht von der gesamten Bundesrepublik. Ob das jetzt die Sache wirklich besser macht, sei mal dahingestellt. Fest steht, er ist über sein Luxusleben letztendlich doch gestolpert, der ganze Glamour, den die "Deutschen so sehr lieben am Ehepaar Wulff" (O-Ton RTL... mein Kommentar: ???) war wohl doch ein wenig zuviel des Guten.

Nun also werden Ermittlungen gegen Wulff eingeleitet und unser Bundespräsident ist keiner mehr. Zurückgetreten mit sofortiger Wirkung nach nur anderthalb Jahren. Was nun beginnt, ist die Schlacht ums "Erbe", sprich: die Nachfolge für das höchste Amt im Staat. Bundestagspräsident Lammert will schonmal nicht, genauso wie Verfassungsrichter Voßkuhle, Gauck könnte, würde auch gewollt werden vom Volk, den will aber wiederum schwarz-gelb nicht. Wobei ich an dieser Stelle mich ehrlich frage, warum die Biene Maja-Regierung sich überhaupt noch aufbläht und große Töne spuckt, wenn es um die Nachfolge geht. Frau Merkel hat zwei Kandidaten berufen (Herr Köhler und Herr Wulff), beide sind in ihrem Amt gescheitert (der Zweite wesentlich früher als der Erste) und nun wollen sie also immer noch den ganz großen Hund spielen, das Beinchen verkrampft zum Himmel hin gestreckt. Wie das weitergeht, kann man wohl nur abwarten, denn wenn Gauck es nicht machen darf ebensowenig wie Ex-Umweltminister Klaus Töpfer, dann wird es schon eher unwahrscheinlich, dass der dritte Prinz von Frau Merkel im Bundespräsidentenamt erfolgreicher sein wird.

Ein Mensch, der sich gerne dem Sarkasmus hingibt (in einem Wort: ich) könnte nun das Geschehen der vergangenen Woche als doch recht passend zu dieser "verrückten Jahreszeit" bezeichnen. Denn wann sonst gibt es innerhalb einer Woche eine tote, weltberühmte Sängerin, einen zurückgetretenen Staatsmann und ein erneutes Hickhack um die Nachfolge, wenn nicht zur Fastnachtszeit? Um genau an dieser Stelle auch mal so schonungslos ehrlich zu sein wie Herr Wulff (ja, ich glaube, darauf könnte ich noch jahrelang rumhacken!): ich hasse Fastnacht! Nicht perse die Feierlichkeit, das Verkleiden und die fröhliche Stimmung sind eigentlich ein sehr positiver Aspekt an Karneval. An dieser Stelle hört das Pro allerdings auch schon auf und es geht steil bergab: verzweifeltes, notgeiles Verhalten vieler beteiligter Karnevalisten, Rudelbumsen und Kinderzeugen im Sekundentakt, Pöbeleien, Schlägereien, Dreck und Abfall ohne Ende... und all das dank (Trommelwirbel)... Alkohol! Natürlich, was sonst? Erst am Donnerstag auf der Heimfahrt durfte ich wieder einmal erleben, warum Karneval NICHT zu meiner persönlichen Lieblingsjahreszeit gehört, als auf der Zugfahrt nach Hause gleich zwei Personen neben mir gekotzt haben. Während die Erste noch den "Anstand" hatte, in ihren eigenen Rucksack zu kotzen (ich frage mich ja immer noch, wie man sowas je wieder da rauskriegen will!), ließ der Zweite in Käptn Blaubär Aufmachung bei Anfahrt des Zuges einfach alles "laufen". Komasaufen unter Jugendlichen scheint doch immer noch ein sehr beliebtes und weitverbreitetes Thema zu sein. Als ich mich in der Stadt umblickte, sah ich so viele Jugendliche, die anscheinend Karneval nur besoffen ertragen, dass ich mich ernsthaft für ein komplettes Verbot dieses Festes einsetzen wollte. Kann man inzwischen wirklich nur noch feiern und fröhlich sein, indem man seine Sinne durch eine Droge wie Alkohol benebelt? Ist das Leben für uns alle wirklich so schwer geworden, dass wir es nur noch im Rauschzustand ertragen?

Erstaunlich, dass überhaupt so viel getrunken wird, wenn man am letzten Sonntag erst die Nachrichten sah und vom Tod von Whitney Houston erfuhr. Mit 48 Jahren war ihr Leben zu Ende, woran es nun lag, keiner weiß es so genau. Fest steht nur, mit all den Drogen, dem Alkohol und den verschreibungspflichtigen Medikamenten im lustigen Ringelreihen hat sie sich keinen Gefallen getan. Wahrscheinlich wollte sie das aber auch nicht. Ein Mensch, der Drogen nimmt oder Alkohol in rauen Mengen konsumiert, wird wohl kaum zu den glücklichsten Menschen dieses Planeten zählen. Heute nun fand die Beerdigung der begnadeten Sängerin statt - leider wird genau diese Tatsache (ihr Talent) den Leuten wohl am wenigsten im Gedächtnis bleiben. Ob es an der Sensationsgier der Menschen liegt oder einfach daran, dass sie gerne anderen beim Scheitern am Leben zusehen, man weiß es nicht. Trotzdem muss in erster Linie hervorgehoben werden, dass sie eine talentierte Sängerin war, die im Ende an einem katastrophalen Partner und wahrscheinlich auch dem Erfolgsdruck zerbrochen ist.

Aber genug von Rührseligkeiten à la RTL. Rührseliger ginge es wohl an dieser Stelle nur noch, wenn auch ich die "Vorzüge" von Bettina Wulff als "tollste, weil jüngste und glamoröseste Bundespräsidentengattin aller Zeiten" hervorheben würde. Merkwürdig, wie die Presse direkt nach dem Rücktritt von Wulff gerade sie als so tolle Person hervorgehoben hat. Die arme Frau, die drei Jobs gleichzeitig unter einen Hut bringt, als PR-Frau, als Präsidentengattin und (nicht zuletzt!) als Mutter. Wunderbar, was diese Frau doch alles leistet! Die Tatsache, dass sie im Ende diejenige war, die mit ihren Ansprüchen am Leben mitschuld an den ganzen Affären von Christian Wulff trägt, wird natürlich tunlichst verschwiegen. Es ist komisch, unter seiner ersten Ehefrau brauchte Wulff so gar nicht dieses Luxuslotterleben, das ihm nun vorgeworfen wird. Diese Kiste fing erst mit "Supersauberfrau" Bettina an. Doch im RTL-Universum macht es sich wesentlich besser, von der "schönen" Frau als "strahlender Stern" zu berichten. Es scheint, als wäre die Medienwelt bereits so süchtig nach Prominenz, dass inzwischen krampfhaft irgendwo neue Prominente erfunden werden, wo eigentlich gar keine sind. Gut, eine Bundespräsidentengattin ist wohl prominent, weil sehr bekannt... aber ob Bettina Wulff nun wirklich glamorös ist, weil sie teure Klamotten trägt, die sie zu einem großen Teil nicht einmal selbst bezahlen musste, sei mal dahingestellt. Aber klar, Prominente bezahlen grundsätzlich nicht ihre Klamotten selbst, die werden gesponsert.

Was bleibt nun von der Ära Wulff übrig? Ach ja, er will als der "Bundespräsident für Integration" im Gedächtnis bleiben. Warum? Weil er die Feststellung machte, dass der Islam zu Deutschland untrennbar dazugehört. Daumen hoch, das sind doch mal Erkenntnisse, die die Welt schon lange benötigt hat. Das macht im Ende natürlich auch die Tatsache wett, wie sang- und klanglos er unterging, unser "Bundespräsident für Integration". Beim Thema Integration wäre vielleicht eine Nachfolge Wulffs schnell gefunden: machen wir doch einfach Bushido zum nächsten Präsidenten! Viel tiefer kann Deutschland mit ihm eigentlich auch nicht mehr sinken. Aber naja, das muss Frau Merkel im Ende ja entscheiden.

Also, was machen wir jetzt mit alledem? Dem Sterben und dem Abtreten und dem Erben? Wer wird das Erbe von Whitney Houston antreten? Wer die Nachfolge von Christian Wulff? Es kommt einer Seifenoper gleich, was gerade auf der Welt geschieht. Na Gott sei Dank redet keiner mehr von Assad, der darf jetzt in dem ganzen Getümmel doch ungestraft sein Volk umbringen, es juckt in Deutschland im Alkohol- und Bundespräsidentennachfolgerausch eh keinen mehr. Tote Menschen verkaufen sich einfach nicht gut, wenn man gerade im Karnevalsrausch feiern und lustig sein will. Es ist einfach schöner, "Hey Baby" von DJ Ötzi zum 100. Mal zu gröhlen, was man da singt, ist eh egal, einfach besoffen sein und Spaß daran haben. Was interessiert uns da die Probleme der Welt?

Ob man dann noch so viel Glück hat und sich zu Tode säuft... schaun mer mal! Es ist wohl schlimmer, den Rausch nach diesen "tollen Tagen" zu überleben. Denn dann schlägt die erbarmungslose Realität wieder zurück. Wir sind fast pleite, die Eurokrise lässt sich auch nach einem ganzen Jahr immer noch nicht so richtig lösen. Die Griechen protestieren gegen jegliche Sparmaßnahmen, verteufeln abwechselnd Sarkozy, Merkel, Schäuble (also jeder, der grad verfügbar ist) und fühlen sich von aller Welt ungerecht behandelt. Wirklich unrecht haben sie damit nicht, wenn die griechische Regierung bei Sparmaßnahmen nur die arme Bevölkerung des Landes zum "Blut abnehmen" schicken will. Hier in Deutschland ist das nicht anders: wir möchten auch lieber die Reichen des Landes zu einem größeren Beitrag zum Land zwingen, statt selbst immer mehr Steuern zu bezahlen. Da wir allerdings in einer offiziell ungerechten Welt leben, hat die Masse der Armen keine Chance gegen die Minderheit der Reichen. Verrückt, wenn man das Kräfteverhältnis betrachtet, ist es einfach nur noch verrückt. Karnevalsverrückt sozusagen.

Da in dieser Woche die Leser wohl eh nicht zum Lesen zu langer Blogeinträge in der Lage sind aufgrund von hohem Alkoholpegel oder Überforderung aufgrund so vieler Hiobsbotschaften in den Nachrichten, entlasse ich nun meine Leserschaft in die letzten "tollen Tage" dieser Saison. Auf ein friedliches und einigermaßen nüchternes Feiern und nicht zuviele Kopfschmerzen. Denn glaubt mir, die nächsten Kopfschmerzen durch die Katastrophen und noch schlimmeren Fehler in der Weltpolitik ereilen uns alle bestimmt.

In diesem Sinne, ein schönes Wochenende, Helau (!), Allaaf (!) , einmal in die Ecke gekotzt (!!!) - und bis zum nächsten Samstag!

LG Gene :-)

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