Donnerstag, 12. Februar 2009

Über Leerräume und Lehrräume

Mittwoch, die Woche wurde geteilt, also haben wir
wiedermal 50% hinter uns. 50% der Woche, 50% des
Lebens... wohl eher nicht. Zumindest die meisten Leser
werden hoffen, dass noch mindestens 50% ihres Lebens
noch vor ihnen liegt, eher mehr.

Nun, im ganzen Jugendwahn hat sich natürlich in dieser
Woche eine Nachricht besonders hervorgetan:
Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg ist unser
neuer Wirtschaftsminister und löst damit (den in den
vergangenen Jahren sehr ergrauten und deswegen nicht
mehr jugendlich genug wirkenden) Michael Glos ab.
Debatten zu dem Thema gibt es genug, fast mehr als zu
Guttenberg an Vornamen hat (das werde ich uns allen
jetzt ersparen!): wurde Glos ausgebootet, weil er zu
alt ist? Ist es wirklich ratsam, in Zeiten einer der
größten Wirtschaftskrisen aller Zeiten einen quasi
unerfahrenen 37jährigen Politiker zum
Wirtschaftsminister und damit hauptverantwortlich für
die Geschicke der Gesellschaft zu machen?

Mich beschäftigt eher die Frage: wie zur Hölle hat er
das geschafft? Der Mann ist 37, hallo!!!! Ich konnte
Bill Clinton als Präsident akzeptieren mit 46 Jahren,
auch Barack Obama, der mit 47 Jahren das wichtigste Amt
der Welt bekleidet, kein Thema. Damit kann man leben,
immerhin befanden/befinden sich beide Männer in der
Mitte ihres Lebens.
Aber mit 37? Das wäre ich in zehn Jahren und ich muss
gestehen: Okay, das schaffe ich in meinem Leben wohl
nicht mehr! Vielleicht kann ich mir auch einfach sagen,
wenn ich mich mit von Guttenberg vergleiche:
"Gegen den Mann hab ich nix erreicht!"
Nicht, dass ich gar nichts erreicht habe, aber
Politiker bin ich noch nicht. Andererseits: ich könnte
mich auch mit Britney Spears vergleichen und lobend
hervorheben, dass ich nicht tabletten- und
drogenabhängig war und nicht zwei Kinder habe, die ich
durch meine Unachtsamkeit an meinen Ex-Mann verloren
habe.

Gut, ich schweife wiedermal ab, wir befinden uns doch
in weit wichtigeren Krisen! Da wäre zunächst einmal die
Weltwirtschaftskrise, die sich inzwischen durch
sämtliche westliche Länder frisst, dann noch mehr durch
die Wirtschaftsneuwunder Indien und China, deren
Wirtschaft aber immer noch wächst, aber nicht so
explosionsartig wie sonst.

Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen den
Zeiten mit und den Zeiten ohne Wirtschaftskrise? Wenn
ich die Nachrichten gucke, kann ich keine Unterschiede
feststellen: an Feiertagen wird immer noch viel Geld
ausgegeben für Geschenke (siehe Weihnachten), Alkohol
(siehe Fastnacht) und Pralinen und Blumen (siehe
Valentinstag) ausgegeben. Und keiner kann mir erzählen,
dass irgendwer an Ostern auf Eier,
Schokoladenosterhasen und Lammfilet verzichten wird.
Klar, Hartz IV Empfänger, aber die zählen in dieser
Gesellschaft sowieso nichts mehr.

Welcher Hartz IV Empfänger dagegen bei mir protestieren
möchte, sollte sich nur angucken, wieviel Hetze gegen
die Menschen gefahren wird, die vom Sozialstaat
abhängig sind.
Da heißt es immer, diese Leute liegen auf der faulen
Haut, diese Leute lassen es sich von "unseren
Steuergeldern gut gehen". Dass den Leuten, die
Steuern bezahlen, diese Steuern auch so nicht viel
bringen würden weil es sich um Kleinbeträge handelt,
wird ihnen nicht bewusst. Nein, für diese 3,17 Euro
könnte der Steuerzahler sich einen großen Eisbecher im
Sommer leisten. Also, was tun die Hartz IV Empfänger?
Sie gönnen dem Steuerzahler keinen großen Eisbecher mit
Sahne bei brütender Hitze! Ist das nicht skandalös? Das
gleicht dann schon fast dem Bananenstreit zwischen
Giulia Siegel und Ingrid van Bergen.
Frauen gönnen einander ja auch nichts - weder den
Penisträger, den Frau A hat und Frau B nicht, oder die
Banane, die die Vegetarierin essen will, die die
Fleischfresserin aber auch gerne hätte.

Und so ähnlich geht es auch in der Wirtschaftskrise zu,
nie wird soviel über das Geld ausgeben und Steuern
abdrücken gemosert wie jetzt. Die gleichen Steuerzahler
geben zwar mehrere hundert Euro für Geschenke aus, die
eigentlich (wenn wir mal kleinlich sind) für Jesus
Christus bestimmt wären... doch wenn sie Geld für das
Funktionieren des deutschen Staates abdrücken müssen,
stöhnen sie, als lebten wir alle in der Wüste Gobi.
Sicher, man möchte mit seinem Geld machen, was man
selbst für richtig hält. Dabei bedenken die meisten
Menschen aber nicht, wieviel Geld gebraucht wird, um
alltägliche Dinge im Gang zu halten. Menschen mit
Kindern brauch öffentliche Einrichtungen, um ihr Kind
unterzubringen - erst der Kindergarten, später die
Schule. Mal ehrlich: welches Elternpaar möchte denn zu
100% die Lehrer, die Lehrräume, die Instanthaltung der
Lehrräume etc finanzieren?
Oder (für alle, die keine Kinder haben) die Straßen,
auf denen wir immer noch trotz Finanz- und Umweltkrise
mit Benzinschleudern durch die Gegend fahren. Was wäre,
wenn die Straßen nur noch aus Schlaglöchern bestehen
würden, es keine Ampelsysteme gäbe (ja, für Raser wäre
das eine Wonne! Aber hier ist realistisches Denken
gefragt), wenn es keine Gehwege mehr gäbe und kein
geregeltes Straßenverkehrssystem. Und das nur, weil wir
ein paar Euro Steuern sparen wollen?

Es gibt noch viel viel mehr, was aus Steuern finanziert
wird, ich hab jetzt eher lapidare Beispiele genannt.
Aber alle, die meinen, die Steuern, die an die
Sozialkassen fließen, seien verschwendet seien an
dieser Stelle hier mal an eins erinnert: es kann jeden
treffen! Krebs, ein Kriegsbomber - oder die
Arbeitslosigkeit. Ich hüte mich davor, Parolen gegen
Arbeitslose zu schwingen, denn ich bin viel zu froh,
Arbeit zu haben!

Soviel dazu, nun zurück zum Jugendwahn: wohin soll die
Entwicklung gehen mit einem 37jährigen
Wirtschaftsminister? Was wäre denn zum Beispiel mit der
nächsten Familienministerin? Da die Kinder heutzutage
schon locker mit 14-15 Jahren ihr erstes Kind kriegen,
könnte nicht eine von denen die Geschicke der modernen
deutschen Familie demnächst treffen? Eine
Familienministerin, die etwa 23 wäre, wäre doch schick.
Zumindest wäre sie "was für's Auge",
denn darauf kommt es anscheinend inzwischen mehr an als
auf die politischen Kompetenzen.
Okay, von Guttenberg ist nicht gerade optisch
ansprechend - typischer Versicherungsvertreter. Und was
er jetzt besser machen soll als Michael Glos, dessen
bin ich mir auch noch nicht schlüssig.

Manchmal frage ich mich, ob wir durch den Jugendwahn
dazu neigen, einfach alles Alte über Bord zu werfen
(inklusive aller unnützen Rentner in Deutschland!) und
einen Staat aus jungen, dynamischen Menschen schaffen,
die nicht einmal bis drei zählen können. Erinnert mich
auf makabere Weise an Stephen King - vielleicht hatte
der Mann schon damals prophetische Vorahnungen, als er
"Manchmal kommen sie wieder..." schrieb,
indem es um ein Volk ging, dass alle Kinder, die älter
als 14 waren, tötete.
Und ein wenig erinnert das heutige Verhalten der jungen
dynamischen Generation um die 35-45 daran, wenn sie
immer wieder von den "lästigen Alten"
sprechen. Wenn ich es realistisch betrachte, sehe ich
ja auch ein, dass ein älterer bis alter Mensch
körperlich stark abbaut, dass sich die Sinneskräfte
abschwächen, das Denken vielleicht langsamer wird und
dass sie sich nicht mehr dynamisch schnell auf dem
Laufband dreimal die Woche die Seele aus dem Leib
schwitzen können.

Damit sind alte Menschen unvollkommen und der modernen
Stylinggesellschaft nicht mehr würdig - ähnlich wie
Übergewichtige und Behinderte. Und was soll darauf
jetzt folgen laut der "ab 1968er Generation"?
Erinnert fast an die Wiederauferstehung des Holocaust.
Alle, die nicht ins Raster passen, ab in die Gaskammer!
Bevor aber jetzt alle laut "Ja!" schreien,
sollte sich die Generation 35-45 Folgendes überlegen:
das Jahr 2030 ist nicht weit weg. Und dann seid IHR
dran. Ich kann schon deutlich hören, wie alle dann
wieder "NEIN!" schreien. Schließlich wollen
wir doch alle 90+ werden. Ich nicht, aber die Meisten.
Das Groteske am Jugendwahn ist ja, dass die Jungen
nicht alt werden wollen, andererseits aber auch nicht
früh sterben wollen.

Worum es geht? Zeit. Zeit, die wir alle irgendwo haben,
aber sie zu wenig nutzen. Und deswegen meinen wir immer
mehr, wir bräuchten noch mehr Zeit, in der Annahme, die
Zeit würden wir besser nutzen als die vorher. Ist
genauso wie bei einem Kind, dass einen Euro geschenkt
bekommt und davon Bonbons kauft. Die Bonbons enthalten
Zucker, was nicht gut für die Zähne ist. Daraufhin
verspricht das Kind: "Beim nächsten Euro wird
alles anders!" Sobald der Euro allerdings im
Kinderhändchen blitzt, sind die Bonbons wieder so
verführerisch, so bunt, so süß... ähnlich verhält es
sich mit der Zeit. Wir versprechen uns insgeheim immer,
wir würden unsere Zeit besser nutzen - doch im Ende
wird die Zeit eher zum Leerraum als zum Lehrraum. Statt
etwas zu lernen bevorzugen wir, uns der unerträglichen
Leichtigkeit des Nichtstuns hinzugeben. Verdummung auf
Zeit sozusagen. Fast schon wie ein Bankkonto, auf das
wir einzahlen und das nicht nur keine Zinsen abwirft,
sondern auch noch das Kapital langsam aber sicher
schrumpfen lässt.

Vielleicht sollten wir alle uns einer Initiative
anschließen: "Lehrräume statt Leerräume!" Wir
bezahlen von unseren hart erarbeiteten Steuern
Schuleinrichtungen schön und gut. Aber was tun wir noch
für uns? Ich würde ja sagen: "Vernichtet die
Leerräume in euren Köpfen und füllt sie mit Bildung und
ein wenig Wissen auf!". Schließlich kann es so
einfach sein: schon 10 Minuten lesen am Tag, oder mal
einen interessanten Artikel lesen und sich merken kann
viel dazu beitragen, nicht mehr den Leerräumen im Kopf,
den "schwarzen Löchern" des Hirns, Freiraum
und damit die Macht zu geben. ;-)


Okay, das war jetzt wiedermal alles sehr unstrukturiert
als Blogeintrag. Aber da ich schreibe, wie ich es für
richtig halte, kommt es so raus. Alle, denen es nicht
passt, mögen mich, wie in Dr. Faust "im A****e
lecken!" ... naja, wem's schmeckt! ;-)

LG und eine schöne Restwoche - Gene

Dienstag, 3. Februar 2009

Der Stolz, die Dummheit... und Convenience Food

"Gut Ding ...." wer sich mit Sprichwörtern auskennt, der weiß, dass wiedermal ein Blogeintrag meinerseits ansteht. Und er versteht auch, dass die Dinger nicht am Fließband produziert werden. Denn, obwohl ich in den letzten Wochen des öfteren Zuschriften bekommen habe mit Inhalten wie "Warum schreibst du soviel?" "Ein Autor muss ja nicht alles zerschreiben" (okay, so eine intelligente Zuschrift gab's von der Seite nicht, aber egal; hab ich die halt dazugedichtet!), so redselig bin ich gar nicht. Wenn ich nämlich wirklich so redselig wäre, würde hier alle drei Tage ein neuer Eintrag stehen. Aber da haben manche schon recht mit ihren Zuschriften, wenn sie mir sagen "Ist doch eigentlich vergebene Liebesmüh!"

Da wir (das heißt ich und meine mindestens fünf verschiedenen mir angedichteten Persönlichkeiten!) immer noch an das Gute im Menschen glauben, schreibe ich weiter. Auch wenn es mir doch so manches Mal Kopfschmerzen bereitet.

Nun befinden wir uns am Anfang des zweiten Monats im Jahre 2009. Und damit befinden wir uns mitten in der "fünften Jahreszeit", die auch allgemeinhin heutzutage als "Fortpflanzungsjahreszeit ohne Fortpflanzung" gesehen wird. Ja, liebe Leute! Wir haben Karneval, Fastnacht, Fasching. Helau, Alaaf... Hesse lacht zur Fassenacht, Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht.

Und alle, die meinen, bei mir vielleicht doch auf einen Fastnachtsfreund getroffen zu sein (allein schon wegen Bollywood, denn das gilt ja für jeden Deutschen als 365 Tage im Jahr Fasching), den muss ich leider leider enttäuschen. Wenn Fastnacht ist, bin ich für niemand mehr zu sprechen! Das ist mein Ernst! Kein Helau, kein Alaaf - und schon gar kein "Zu dir oder zu mir Süße!". Denn nie sind die Deutschen so enthemmt wie zur Fastnachtszeit. Frei nach dem Motto: nach Karneval wird gefastet und vorher lassen wir die Sau raus.

Dann werden nicht nur allerhand Süßigkeiten gegessen, sondern auch in schön rauen Mengen Alkohol konsumiert. Und der Kondomverbrauch steigt. Korrektur: er steigt nicht wirklich! Das Problem ist ja immer wieder, dass Menschen, die Sex haben und meistens vorher sich einen angetrunken haben, für's Verrecken keine Verpackungen mehr aufkriegen. Also sind das Szenen, die an die Werbung mit dem HB-Männchen erinnern und im Ende? Fliegt das ungeöffnete Kondom in die Ecke, bevor die Errektion sich komplett verabschiedet hat.

Ich will gar nicht wissen, wieviele Kinder unfreiwillig in der "5. Jahreszeit" entstehen (und auch nicht, wieviele davon überhaupt auf die Welt kommen! ich glaube, da ist schon viel früher Endstation). Was mich weitaus mehr beschäftigt ist, warum wir diese 5. Jahreszeit überhaupt brauchen???

Der Winter ist dunkel. Er ist auch kalt. Damit habe ich jetzt zwei Tatsachen in den Raum gestellt, die jeden nur gähnen lassen, weil das jeder selbst weiß. Aber was passiert dann? Wir haben von der Dunkelheit und Kälte soviel Langeweile und Depressionen, dass wir uns etwas einfallen lassen, damit es ein wenig mehr an Karibik und camparirote Sonnenuntergänge erinnert. Also verschieben wir die Geburt von Jesus (die angeblich im Sommer stattgefunden haben soll laut neuesten Erkenntnissen) mitten in den Winter hinein, wo die Tage am Kürzesten sind. Damit haben wir dann wieder eine Ausrede, bunte Lichtchen anzuzünden und viel Alkohol zu trinken. Wenn's schon nicht warm ist, bilden wir uns dank Glühwein wenigstens ein, es wäre warm.

Und ähnlich verläuft das Prinzip "Fastnacht": wir verabschieden uns damit vom Vielfraß und von der Völlerei in jeder Hinsicht, indem wir es nochmal richtig krachen lassen. Fast wie bei einem Junggesellenabschied. Aber das Fest hat sich in den Jahren doch sehr gewandelt: vor zehn bis fünfzehn Jahren ging es doch primär um die Verkleidungen, es ging um Kamelle Kamelle, vom Bogen bis zur Elle (oder so ähnlich!) und ja, ums Trinken auch. Vielleicht sind auch des Öfteren Unbekannte miteinander ins Bettchen gegangen, aber heute? Die gleichen Unbekannten gehen nicht mehr ins Bettchen, das ist denen schon zuviel Arbeit. Die gehen irgendwo aufs Herren- oder Damenklo oder in die nächste Gasse und lassen es da krachen. Dass das in Zeiten von HIV und anderen leckeren Geschlechtskrankheiten nicht gerade verantwortungsvoll ist, das können sich alle denken. Aber ich bin ja auch nicht verantwortlich für den Rest der Welt, also bitte, die die es machen wollen, können es gerne so tun.

Aber eins zeigt mir dieses Verhalten - die Menschen leben stolz, dumm - und verdammt gefährlich! Die Wegwerfgesellschaft hat nicht nur ihre tollen Seiten. Natürlich ist es toll, wenn Menschen etwas kaufen, es eine Zeitlang benutzen und wenn es dann nicht mehr interessant ist einfach wegwerfen - egal, ob es noch benutzbar ist oder nicht. Sobald der Gebrauchsgegenstand entweder nicht mehr im eigenen Interesse oder in der gesellschaftlichen Mode ist, wird er entsorgt. So einfach kann's gehen. Und dank China, Indien und Co. werden Gebrauchsgegenstände in solch heftigen Mengen hergestellt, dass es auch nicht weiter schwerfällt, sich von liebgewonnenem Gut zu trennen.

Leider greift diese Wegwerfmentalität nicht nur auf materielle, sondern auch auf ideelle Güter über - auf Werte und sogar auf Menschen selbst. Man kann es überall sehen, im Internet wie in der Realität: wenn dir ein Mensch nicht passt, wird er weggeworfen. Kann ein männliches Internetmitglied ein weibliches nicht schnell genug für eine reale "schnelle Nummer" überreden, wendet er sich sogleich den fünf nächsten potenziellen Kandidatinnen zu.

Und auch wenn es ums Überleben geht, greifen die Menschen eher zur Dose als zur frischen Zucchini. Manchmal habe ich gar das Gefühl, wenn ich die Leute mit ihren Dosen, Tüten und TV-Dinner Packs betrachte, dass etwa 65% nicht einmal wissen, wie eine Zucchini aussieht. Das Essen aus der Dose oder der fertigen Verpackung ist doch einfach zu verführerisch, weniger Arbeit, mehr Zeit für... ja für was eigentlich? Wie nutzen die Menschen die Zeit, die sie sparen, indem sie nicht frisch kochen. Angeblich spart man ja rund eine halbe Stunde Zeit ein, wenn man nicht selbst kocht, sondern die Packungen brutzeln und köcheln lässt. Wären also (wenn wir theoretisch zwei warme Mahlzeiten einrechnen) eine Stunde am Tag.

Was machen die Leute nur in dieser Stunde, die sie übrig haben? Verschlafen? Im Internet chatten? Fernsehen gucken? Irgendwie mag ich nicht wirklich daran glauben, denn alle drei Dinge würden bedeuten, die Leute würden die Zeit sinnvoll für Bildung verwenden.

Nun kann sich ja jeder mit mir streiten, was Bildung ist. In erster Linie ist Bildung meiner Meinung nach Interesse, und zwar egal an was! Wenn jemand Interesse an Briefmarken hat, dann hat er wenigstens an etwas Interesse. Er beschäftigt sich mit den teuersten Briefmarken und warum ausgerechnet die und nicht andere die teuersten sind. Sie beschäftigen sich mit der Geschichte der Briefmarke und wie Briefmarken in verschiedenen Ländern aussehen.

Ein Anderer hat vielleicht Interesse an Fussball. Dann weiß er über das Spiel an sich Bescheid, er weiß über die Spieler der Bundesliga Bescheid, wo sie spielen, wie erfolgreich sie sind... es bedarf schon ein wenig Intelligenz, um in seinem Interessensgebiet genug Wissen sich anzueignen. Aber bei vielen Menschen vermisse ich Interessensgebiete. Die einzigen Hobbies, die sie haben, sind ausgehen... mit Freunden Party machen... Sex... oder Computerspiele. Gut, Computerspiele können wieder das Gehirn in Fahrt bringen, ab und zu muss man da auch denken. Aber muss man denken, wenn man Parties feiert? Oder wenn man Sex hat? Sicher, viele Männer müssten anfangen zu denken beim Sex, um eine Frau wirklich zu befriedigen. Aber sie tun es nicht wirklich!

Was ich damit sagen will? Nun, es ist einfach nur mein Unmut, über die Wegwerfgesellschaft, die vermeintlich bequem ist, aber nicht genutzt wird. Dieser Unmut richtet sich aber nicht nur gegen Jene, die sich mit nichts beschäftigen und sich vor Langeweile ein drittes Loch in die Nase gebohrt haben. Was mich viel mehr ärgert als die, die gelangweillt durch's Leben gehen und sich damit wohl fühlen sind diejenigen unter uns, die meinen, sie wären intelligent, obwohl sie es nicht sind.

Okay, ich kann nicht immer 100%ig beurteilen, ob ein Pseudointellektueller wirklich pseudo ist oder nicht. Aber allein die Tatsache, dass sich die Leute, die meinen, sie seien so intelligent, weil sie mehr als drei Bücher im Jahr lesen und gleichzeitig Menschen diskriminieren, weil sie ihrer Meinung nach nicht die richtigen Dinge im Leben tun, ist für mich ein blanker Hohn! Keiner kann dem anderen vorschreiben, so zu leben wie er selbst. Das würde auch gar nicht funktionieren, denn "was für mich funktioniert, funktioniert für dich noch lange nicht." Diese Aussage trifft weitaus mehr zu als "ich weiß, wie das Leben läuft... wenn du es nicht so machst, wie ich, wundere dich nicht, wenn dein Leben schief geht!"

Und solche Aussagen sind für mich eine Sache, die inzwischen auf immer mehr Menschen zutrifft. Sie nennt sich (kurz zusammengefasst) Selbstüberschätzung. Diese Selbstüberschätzung bringt Tausende dazu, sich bei "Germany's next Topmodel" oder "Deutschland sucht den Superstar" zu bewerben. Diese Selbstüberschätzung bringt Menschen dazu, im Betrieb die vermeintlich Schwächeren zu mobben und ihnen vorzuhalten, wie toll ihr Leben doch ist. Und diese Selbstüberschätzung bringt viele Menschen im Internet dazu, Bilder von sich in allen möglichen Positionen und Lebenslagen zu zeigen. "Guckt her, letztes Jahr war ich in Ägypten!"... "Und hier bin ich mit meinem Schatzi... und es hat eh keiner einen schöneren, intelligenteren und erfolgreicheren Schatzi als ich!"

Jetzt wirft sich die Frage auf, ob ich neidisch bin darauf? Nach wirklichem Innehalten und ernsthaft darüber nachdenken sag ich dazu nur: NEIN! Und warum nicht? Weil jeder im Ende sein Leben so gut oder schlecht lebt, wie er kann - und jeder ruiniert und blamiert sich, so gut er kann. Vielleicht schreibe ich auch deswegen Blogeinträge, wer weiß das schon... ;-)

Nun, das Schönste an der fünften Jahreszeit für mich ist inzwischen, dass sie bald vorbei ist. Am 11.11. hat der "Spaß" (wie jedes Jahr) angefangen. Von daher, haben wir doch schon allerhand überlebt, oder? Die dunkle Jahreszeit wurde jetzt so hell wie möglich gefeiert und bald ist ja auch Frühling wieder da. Es wird wieder Sonne geben und da ja jeder im Zeitalter von elektrischer Beleuchtung so tut, als könnten wir nicht ohne Sonne, sagen wir "Na endlich!". Und dann kommt Ostern, wieder mit viel bunt und viel Kitsch.

Aber dazu beim nächsten Mal mehr... ich weise nur nochmal auf den Anfang hin (diesmal in kompletter Ausführung!): "Gut Ding... will Weile haben!" Also keinen neuen Eintrag mehr vor dem Valentinstag von mir erwarten.

Wünsche allen, die es feiern wollen, närrische Festtage vom Feinsten. Und denen, die Fastnacht gar nix abgewinnen können (wie mir!) ein starkes Nervenkostüm. Oder genug Platz unter der Spüle, um sich dort zu verstecken ;-)

LG Gene

Das Schlimmste...

Das Schlimmste...

03.01.09, 21:45

... haben wir schon hinter uns! Nur noch 361 Tage und
ein paar Stunden und schon ist dieses Jahr auch
überstanden...

Naja, das mal als Einstieg für alle die, die 2009 nicht
mehr sehen können. Kann ja sein, das ist wohl so wie
beim Anblick von Frauen: an der einen kann man sich
nicht sattsehen, bei der anderen ist man mehr als
dankbar, wenn sie um die nächste Ecke verschwunden
ist...

Aber, bis jetzt will ja noch keiner klagen (ich erst
recht nicht, mir ist noch nichts Schlimmes dieses Jahr
passiert!), also beschäftigen wir uns mal mit den
schönen Dingen des Lebens. Zum Beispiel wkw. Okay, das
war eher sarkastisch gemeint, ich geb's zu. Nach
meiner angekündigten und tapfer durchgezogenen
"Winterpause", blieb die Frage nach einem
vernünftigen Comeback für 2009.
Und da wir uns ja hier im Internet befinden, wird sich
die dieser Blog mit den merkwürdigsten Regelmäßigkeiten
hier im Internet befassen. Besser gesagt: die
merkwürdigsten Dinge, die einem in einem Forum
passieren können.

1.Thema: Die Profile

Es wird ja allerhand gemeckert, täglich erlebe ich neue
Dinge, die der Allgemeinheit an einem Profil nicht
schmecken können. Man sehe das Profil wie ein Menü:
manche Profile sind eher Fast Food (=schnell
gelesen/konsumiert und noch schneller wieder
vergessen), die Feinschmecker Profile (= selbst
gekocht, schön rustikal gestaltet mit persönlichem
Touch und eigener Beschreibung) und die
Industriefrass-Profile. Diese zeichnen sich besonders
durch kopierte Binsenweisheiten aus, die zwar viel
Lesestoff geben, im Ende aber mehr oder weniger sinnlos
sind, wenn man etwas über die Person hinter dem Profil
erfahren will.

Naja, es geht ja nicht nur um die Beschreibung und das
Ausfüllen des Profils. Die Königsdisziplin lautet im
Profil für 90% der Leute immer noch... das FOTO. Nun
ist ein Profilbild für diese 90% anscheinend der
Indikator für den gesamten Menschen, der hinter dem
Account im Internet steckt. Es geht nicht darum, ob
derjenige gute Ansichten hat oder Hobbies eventuell mit
dem Interessierten teil, nein! Es geht nur um das Foto
des Betroffenen. Vielleicht erhoffen sich dadurch
einige, sie könnten den Menschen besser durchschauen.
Ja, ich weiß, nun werden einige sagen: "Am
Profilbild kann man die Sympathie sehen, die der
Profilinhaber ausstrahlt." oder "Man
beurteilt im wahren Leben ja auch einen Menschen erst
nach dem Aussehen."

Problem an der Sache ist ja nur, dass ein Foto eine
ganz andere Ausdruckskraft hat als die reale Person.
Ein Foto repräsentiert den Bruchteil einer Sekunde,
festgehalten in Pixeln. Man kann weder die reale Gestik
des Menschen sehen, noch die gesamte Bewegung, nicht
einmal das Glitzern in der Augen des Menschen. Aber für
die Mehrheit im wkw geht es nur um eine Frage:

Ist das Profilfoto ein eigenes oder ein geklautes?

Hier im wkw wird man dann gerne als "Fake"
bezeichnet, wenn man nicht ein naturgetreues Bild von
sich selbst vom letzten Discobesuch oder Urlaub auf
Teneriffa hat.

Nun gibt es auch eine Reihe von Menschen, die nicht ihr
eigenes Bild verwenden, dafür gibt es dann verschiedene
Gründe. Die einen möchten einfach lieber einen
Sonnenaufgang als Bild in ihrem Profil haben, die
anderen mögen es lieber, Bill Kaulitz von Tokio Hotel
als Platzhalter zu verwenden.
Dann gibt es noch einige Spaßmacher, die stattdessen
einen frechen, meist sehr übertriebenen Spruch oder
eine Comicfigur verwenden. Und dann diejenigen, die
"Modelbilder" verwenden.

Aber selbst da frage ich mich, worüber sich die Männer
aufregen? Wenn eine Frau beschließt, statt ihrem
eigenen Bild einen Platzhalter zu verwenden, ist die
Situation genau die Gleiche wie die Tokio
Hotel-Platzhalter Situation.
Dies ändert sich erst, wenn die Motivationen
auseinanderlaufen. Denn es gibt ja genug
"Frauen", die meinen, wenn sie hier ein sehr
attraktives Bild hineinsetzen, können sie die Männer
auf Teufel komm raus mit Flirtattacken auf die Schippe
nehmen. Meist endet das dann in teuren SMS-Chats oder
dem Aufruf, einem anderen Forum - natürlich einem
kostenpflichtigen! - beizutreten.

In diesen Momenten sage ich mir, ich kann jeden Mann
gut verstehen, der solch schlechte Erfahrungen gemacht
hat und diese Erfahrungen nicht wiederholen möchte!

Nun frage ich euch alle aber mal eins: ist es wirklich
verwerflich, wenn man keine Hintergedanken hat, wenn
man nicht auf Partnersuche im Internet ist, wenn man
nicht plant, sein Gegenüber für dumm zu verkaufen und
keine Werbung für Seiten oder geschäftliche Chats
macht, wenn man all das nicht tut und trotzdem nicht
ein eigenes Bild, sondern das eines attraktiven
Platzhalters verwendet, ist man dann ein
"Fake"?

Darf man als Person nicht selbst entscheiden, WIE man
sich präsentiert? Ich sage: JA, auf jeden Fall!

Und eine kleine Zwischeninfo für alle FAQ Fanatiker...
in den FAQ's von wkw steht zum Thema
"Bilder" das Folgende:

"Welche Bilder darf ich nicht hochladen?

Bilder, die urheberrechtlich geschützt sind,
pornografisches Material enthalten oder gegen das
Jugendschutzgesetz verstoßen, dürfen nicht hochgeladen
werden. Weitere Informationen stehen in den AGB."

Man darf einen Platzhalter als Bild verwenden, wenn man
seine Privatsphäre schützen möchte. Vor allem, weil es
im Internet immer mehr Menschen gibt, die Bilder von
Privatpersonen stehlen und für eigene Bedürfnisse
verwenden.
Wenn man dann das Bild einer öffentlichen Person
verwendet, ist das kein Betrug; nicht, wenn man dieses
Bild nicht verwendet zum Flirten oder zum
"hinter's Licht führen". Immerhin, man
könnte das Bild von xy stehlen aus dem Internet, einer
Person, die attraktiv aber nicht öffentlich ist, und
einfach damit andere Personen zum Flirt animieren. Dass
das Gegenüber dann wirklich nicht dem auf dem Foto
entspricht, ist in diesem Falle viel schlimmer!

Vielleicht sollten wir alle hier im Internet mal
lernen, dass ein Forum, wenn nicht groß
"Singlebörse" drauf steht, keine Singlebörse
ist! Will heißen, man KANN vielleicht einen Partner
finden. Da aber nicht alle die gleiche Intention haben
(wie es in einer Singlebörse der Fall ist!) kann man
nicht von jedem Gegenüber hier Wunder erwarten. Man
kann auch keine Ehrlichkeit bezüglich Fotos erwarten -
denn das ist keine Voraussetzung, dass man im wkw
bleiben darf. Denn jeder für sich muss entscheiden
dürfen, wem man seine eigenen Bilder zeigt, WENN man
sie denn zeigen will. ;-)

Schlussendlich sollte jeder sehr vorsichtig damit
umgehen, welche Leute man auf seine Liste nimmt. wkw
(für alle, die es noch nie bemerkt haben sollten!)
heißt ja schließlich: wer kennt wen.
Wer kennt wen setzt voraus, dass man sich wirklich
kennt, wenn man in Kontakt miteinander tritt. Nun, seit
diesem Grundgedanken ist das Ganze ganz schön aus dem
Ruder gelaufen. Aber damit ist auch die
Eigenverantwortung gestiegen!

Wenn die Leute hier im wkw meinen, sie müssten mit
Leuten in Kontakt treten, von denen sie 100%ig wissen,
dass sie sie aus der Realität nicht kennen, dürfen sie
sich nicht wundern, wenn sie auf nicht ehrliche
Menschen "hereinfallen". Denn die
verschiedenen Motivationen jedes Einzelnen hier im wkw
kann man nicht so schnell durchschauen.

Nun ja, soviel zum ersten Eintrag von mir für's
neue Jahr. Ich hoffe doch, ich habe den Zorn der
"Göttlichen" im wkw nicht allzu sehr auf mich
gezogen mit meiner Ehrlichkeit. Wenn doch - manches tut
halt auch weh. Auch eine Sache, die hier m wkw noch
gelernt werden muss!

In diesem Sinne, nochmal an alle der Wunsch, dass ihr
ein erfolgreiches, gesundes und schönes neues Jahr 2009
haben werdet. Und falls das Jahr euch jetzt schon nicht
gefällt? Immer dran denken: sind nur noch 361 Tage und
ein paar Stunden bis 2010.

There's hope! ;-)

LG Gene

PS: Wahrscheinlich folgt eine Fortsetzung - wkw ist
einfach zu komplex für einen Blogeintrag ;-)

Gruppendynamik - oder: Der Krieg der Nerven

Sonntag, 18. Januar 2008, 18:45: die Nation steht
"Kopf" - oder die Politik hätte es gerne so!
-, denn Hessen hat gewählt.
Hessen hat gewählt und ... Überraschung! Koch ist
wieder im Geschäft und "Chef im Haus".
Ypsilanti ist zurückgetreten, Schäfer Gümbel kennt in
zwei Wochen kein Mensch mehr und die FDP ist die neue
"Superfuck"-Partei des Landes.

Und was tue ich, wenn solch eine Situation eintritt?
Richtig - ich schreibe einen neuen Blogeintrag. Denn
das Jahr ist nichtmal drei Wochen alt, schon hat es
mehr als nur einmal heftig gerumst im Land. Wenn die
Hessenwahl wirklich unser einziges Problem wäre, dann
hätten wir alle wohl keine. Denn eigentilch ist für 15
Bundesländer nichts uninteressanter als die Wahl im 16.
Bundesland. Interessiert mich als Rheinland-Pfälzer,
was in Hessen abgeht? Interessiert den Sachsen, was in
Bayern geschieht? Wohl eher nicht. Über den eigenen
Tellerrand guckt man doch nur sehr ungern hinaus. Denn
dort befinden sich meist die runtergefallenen
Brotkrumen, die man im Eifer des Genusses auf der guten
Tischdecke verstreut hat. Sprich: eigentlich ist für
uns das, was uns nicht direkt betrifft, Sondermüll.

Doch eigentlich geht es heute um ganz andere Dinge,
wenngleich die Politik in diesen Eintrag verknüpft ist.


Ich hatte vor zwei Wochen versprochen, zum Thema
Internetkommunikation gäbe es eine Fortsetzung. Da wir
uns hier im wkw befinden, nun der zweite Teil. Ich
denke, über Profilfotos habe ich mich nun genug
ausgelassen.

2. Gruppen

Nun, Gruppen gibt es hier (platt ausgedrückt!) wie Sand
am Meer. Jedes Sandkorn von Waikiki Beach steht wohl
für eine Gruppe in wer-kennt-wen. Eigentlich geht es im
wkw bei Gruppen darum, über gemeinsame Interessen sich
auszutauschen oder einfach über den Beitritt in eine
solche Gruppe kundzutun.

Dabei geht der wirkliche Sinn solcher Gruppen weit
auseinander. Während es echte Interessensgemeinschaften
gibt, in denen es darum geht, sich auszutauschen und
auch kennenzulernen (da man ja das gemeinsame Interesse
hat), gibt es viele Gruppen, die sind wie einige ihrer
Gründer - auf Listenfang!

Dann geht es nur noch darum: "Wie bekommme ich in
kürzester Zeit 10 000 Mitglieder in eine eigentlich
vollkommen sinnfreie Gruppe?" Dann geht's um
Parolen wie "Ich liebe Sommer!" oder
"Ich hasse Winter!". Oder -auch eine sehr
beliebte Gruppe! - namens "Ich bin sensibel du
Arsch". Wobei ich mich dann frage, ob man wirklich
sensibel ist, wenn man andere Leute als
"Arsch" tituliert. Sicher klar, kann
natürlich auch sein, dass das gekonnt gewollter
"Sarkasmus" in sich ist bei dem
Gruppentitel... manchmal glaube ich allerdings, in
solchen Fällen bin ich relativ humorfrei.
Immerhin: worum geht es dann in solchen Gruppen? Wer
als Letzter sich den Personen gegenüber wie ein
"Arsch" benommen hat? Oder wann eins der
Mitglieder weinen musste, weil es zu sensibel für diese
Welt ist?

Ähnlich sinnvoll oder sinnlos sind Gruppen über's
Sternzeichen, Beschwerden über GEZ-Gebühren oder
Tempolimit 130 km/h.

Über Sexgruppen will ich mich ja gar nicht auslassen,
das überlass ich jedem, inwieweit er sich mit solchen
Gruppen und dem Beitritt blamiert. Interessiert es mich
denn wirklich, ob ein Mitglied in wkw schon mit einem
anderen wkw Mitglied geschlafen hat? Ich denke, in dem
Punkt ist es genauso wie im Büro - nicht unbedingt! In
dem Fall seh ich dann auch keine Brotkrumen auf der
Damasttischdecke ;-)

Was mich persönlich nur wirklich stört an Gruppen (so
schön der Grundgedanke auch ist) sind nicht der tiefere
Sinn einer Gruppe, sondern was dann unterm Strich bei
solchen Gruppen rauskommt.
Machen wir uns nichts vor: etwa 85% der Gruppen im wkw
liegen lahm, keiner schreibt, keinen
interessiert's, man ist irgendwann beigetreten und
seitdem herrscht Stimmung, die sogar die Stille einer
öffentlichen Bibliothek noch unterbietet. Das ist dann
wohl nur vergleichbar mit den Millionen Ideen und
Projekten weltweit, die irgendwann mal gestartet wurden
und nie ein Ende fanden.

Naja, vermissen tut wohl keiner diese Gruppen
(inklusive die Gründer!), immerhin gibt es noch 15%, in
denen ab und zu (oder öfter) mal was los ist. Und dann
geht's schon los - nicht mit angeregten
Diskussionen zum Thema! Weit gefehlt! In erster Linie
geht es um Gruppenwerbung für andere Gruppen (und diese
Gruppen zählen dann wiederum zu den oben beschriebenen
85%), dann geht es um "Wer findet,
dass...???" also Fragen, die eher als a) Parolen
oder b) als schlichte Meinungsfrage nach dem Motto
"Magst du oder hasst du?" gelten.

Was mich allerdings wirklich ein wenig stört am
Phänomen "Gruppen im wkw" ist nichts von
alledem, denn damit könnte man ja gut leben. Im Ende
geht es darum, welcher Ton in Gruppen angeschlagen
wird!
Dass der Ton in Privatnachrichten oft auch in einen
ruppigen Unterton umschlagen oder schon von Anfang an
anklingen kann, ist nichts Neues. Hat wohl schon Jeder
hier erlebt im wkw; zumindest kann ich mir kaum
vorstellen, dass ein wirklich aktives Mitglied davor
gefeiht ist.
In einer Gruppe hingegen nimmt dieses Phänomen
ungeahnte Dimensionen an. Es wirkt dann oft geradezu,
als würden Männer und Frauen gleichermaßen im
Dauerzustand unter ihrer "geistigen Periode"
leiden. Da wird gestritten, gekämpft und mit harten
Bandagen geschossen. Um Themen, die eigentlich den
Stellenwert der Frage "Esse ich heute Suppe oder
Steak?" haben. Gut, diese Frage mag auch zu
Diskussionen führen, aber ich habe noch nie davon
gehört, dass diese Frage zum Auslösen eines Krieges
beigetragen hätte. Von daher sind solche Fragen wie die
Themen in den Gruppen zwar diskutierbar, aber eher
unwichtig. Keiner stirbt, wenn die eine Meinung nicht
mit der anderen übereinstimmt.

Leider benehmen sich Gruppenmitglieder oft so. Eine
traurige Tatsache, bei der ich oft bezweifle, inwieweit
wir in wkw noch Gruppen brauchen. Geschlagen wird
überall schon genug und dann noch über Gruppen? In
diesen Sachen denke ich genauso wie beim Streit über
PN: wenn man einander nicht kennt, hat man mit Respekt
aufeinander zuzugehen. Wenn man einander nicht kennt,
dann behält man vornehmlich a) seine Meinung für sich
oder b) bringt seine Meinung nur ein und erwartet nicht
vom Gegenüber, dass sie ihren Lebensstil übernehmen.

Was mich dann noch wundert am Phänomen "Gruppen
gründen" ist die vermeintliche Aktualität, mit der
an die Sache herangegangen wird.

Und hier versuche ich (auf zugegeben kontroverse und
sehr trauriger Weise) den Kreis zu schließen. Ich
sprach am Anfang davon, dass dieses Jahr schon ganz
schön viel passiert ist. Nun, die Hessenwahl ist der
zweite Aufguss von etwas, was eigentlich ein Jahr nur
genervt und nicht wirklich unterhalten hat.
Das Zweite war (gerade in dieser Woche passiert) die
spektakuläre Landung eines Airbus im Hudson River in
New York. Wo die Mehrheit der Leute beim ersten Lesen
der Meldung mit Toten gerechnet hat, hat es ein
erfahrener Pilot geschafft, alle Insassen zu retten und
die Maschine sauber im Hudson River zu landen. DAS muss
ein 35jähriger erstmal einem 60jährigen nachmachen! ;-)

Das Dritte war der Fall Kardelen. Der Mißbrauch und
Mord an diesem wunderbaren Mädchen (und zweifelsohne
war sie eins, denn jedes Kind ist kostbar!) beschäftigt
uns alle wohl mitunter am Meisten. Und genau da fängt
er an: der Wahn der wkwler! Der zum "Krieg der
Nerven" führt.
Denn seitdem das junge Mädchen tot aufgefunden worden
ist, schießen Gruppen "Gegen Kinderschänder",
"Höchststrafen für Kinderschänder" oder mit
ähnlichem Titel wie Pilze aus dem Boden. Löblich sind
solche Gruppen immer vom Ansatz her, kaum einer wird
Pädophilie befürworten und die meisten Menschen sind
natürlich erschüttert über solche Verbrechen.

Das Problem an der ganzen Sache sind gleich mehrere
Dinge. Wenn es in solchen Gruppen darum ginge, über
jede mögliche Form die Kripo zu unterstützen und
Phantombilder zu veröffentlichen oder dergleichen,
könnte eine Gruppe zu einem Fall wie dem aktuellen
sogar nützlich sein! Denn nichts ist so verrückt und so
überraschend wie die Zufälle, die sich im Leben
ergeben!
Leider Gottes dienen diese Gruppen aber keinem Zweck!
Es geht nicht einmal um die Kinder = Opfer an sich.
Vielmehr werden diese Plattformen für purer Populismus
benutzt! Anders kann ich es inzwischen nicht
bezeichnen...

Dort wird dann über Zwangskastrationen oder die
Todesstrafe für Pädophile diskutiert und zwar mit
allem, außer guten Argumenten! Schlachtparolen wie
"Hängt solche Schweine auf!" werden dann
genutzt, um vermeintlich viel Zustimmung zu bekommen.
Und wer sich wagt, diesen Parolen zu widersprechen,
wird an den gleichen Pranger wie die Pädophilen
gestellt.

Obwohl ich mich frage, warum.... weil ich persönlich
gegen die Todesstrafe für Pädophile wie für alle
Verbrecher bin und das aus mehreren Gründen? Deswegen
bin ich selbst ja noch lange nicht auf der gleichen
Stufe, oder? Ich finde, Leute, die Halbwissen über
Pädophilie haben und solche Schlachtparolen von sich
geben, haben den Sinn des Rechtssystems eh nicht
verstanden. Ich habe kein Psychologiestudium hinter
mir, schon gar keins in Kriminalpsychologie, also würde
ich mich hüten, mich über Verbrecher und deren Geist
oder deren Motivation und mögliche Bestrafung
auszulassen.
Dies sollte auch für alle anderen hier im wkw gelten,
die nicht das Fach studiert oder langjährige Kenntniss
über solche Verbrechen haben. Leider tun sie es nicht
und vergiften mit ihrer Pöbelatmosphäre auch die
Gesellschaft insgesamt.

Was allerdings meiner Meinung nach das Schlimmste an
solchen Fällen ist wie dem Aktuellen: ich habe das
Gefühl, die Leute treten in solche Gruppen nur ein,
weil es gerade "in" ist! Und DAS finde ich
menschlich gesehen fast noch grausiger als das
Verbrechen an sich. Ein paar Wochen nach dem Auffinden
von Kardelen, wenn der Fall wieder aus der Presse
verschwunden ist, wird es auch keine Parolen gegen
Kinderschänder mehr geben! Es wird keinen mehr
interessieren, diese Brotkrume ist dann auch durch den
Tellerrand jedes Einzelnen nicht mehr sichtbar. Das
getötete Kind verschwindet aus unseren Gedanken, der
Täter (wenn er nicht geschnappt wird) auch und alles
geht wieder seinen gewohnten Gang.

Dann werden diese ganzen Anti-Kinderschänder-Gruppen
von der 15% in die 85% Kategorie herübergereicht.
Keiner sagt mehr was, keinen interessiert es mehr,
keiner setzt sich mit der komplexen Thematik
auseinander.

Erst, wenn der nächste Fall in den Nachrichten
auftaucht, beschließt der Pöbel der Gesellschaft, mit
einfach herausgebrüllten Hassparolen den Kampf gegen
die Pädophilen wieder aufzunehmen. (Und, so schlimm es
auch ist, die Meisten dieser Leute können das Wort
"Pädophile" nicht mal schreiben!
Zwangskastrieren oder öffentlich töten wollen sie sie
trotzdem!)

Tut mir leid, Leute! Ich bin Pazifist. So sehr ich für
Gerechtigkeit bin, ich kann nicht im Namen des Rechts
töten (oder durch den Staat im Ende töten lassen). Es
gibt auch weitaus effektivere Strafen als die
Todesstrafe, die viel mehr Leid versprechen würden.

Aber sicher: kurze Parolen, die möglichst radikal
klingen, haben schon zu allen Zeiten einen wahnsinnig
großen Effekt erzielt!

Hoffentlich werden sich die "Nervenkriege" in
wkw und ihren Gruppen irgendwann mal ändern - und
hoffentlich werden die Anti-Kinderschändergruppen auch
mal mehr Zivilcourage zum Ausdruck bringen, statt immer
die eigene Schuld von sich zu weisen! Hoffentlich
werden die Leute, die hier surfen und schnell mal platt
ihre Meinung in Populismusform darbieten begreifen,
dass es auch anders geht.

Mit dieser Hoffnung gehe ich nun schnurstracks durch
die zweite Hälfte im nicht mehr wirklich sibirisch
kalten Januar.

Wünsche allen eine schöne Woche :-)

LG Gene

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